Ginkgo

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Arznei-Extrakte aus dem asiatischen Ginkgo -Baum galten einige Jahre als „natürliche Wundermittel“ gegen eine Vielzahl von Beschwerden. Insbesondere der angepriesene positive Einfluss bei neurodegenerativen Erkrankungen und nachlassender kognitiver Leistungsfähigkeit sorgte für großes Aufsehen. Neue Erkenntnisse ziehen die tatsächliche Wirksamkeit des Naturheilmittels jedoch in Zweifel.

Vorkommen & Anbau von Ginkgo

Berichten zufolge war der Ginkgo die erste Baumart, die sich nach der Atomkatastrophe in Hiroshima wieder erholen und verbreiten konnte.
Ginkgo (ginkgo biloba) ist eine in China und Japan heimische Baumart. Durch seine zunehmende Verwendung als Heilpflanze und seine geschätzte Funktion als robuster Zierbaum in Parkanlagen wurde der Ginkgo zunehmend auch in anderen Teilen der Welt angepflanzt. 1750 brachte der deutsche Arzt Engelbert Kaempfer den Ginkgo nach Europa. Ginkgo-Bäume gehören zur Gruppe der Samenpflanzen (Ginkgoaceae), einer der ältesten Pflanzenarten überhaupt, deren entwicklungsgeschichtliche Wurzeln circa 300 Millionen Jahre zurückreichen. Der Ginkgo wird deswegen – als letzter existierender Vertreter dieser Art – häufig als „lebendiges Fossil“ bezeichnet. Fossile Funde deuten darauf hin, dass der Ginkgo früher natürlicherweise auch in anderen Teilen der Welt verbreitet war, bevor sich sein Lebensraum auf den asiatischen Raum konzentrierte.

Ginkgo Bäume zeichnen sich durch starke Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Umweltreizen aus, sie sind somit anpassungsfähig an unterschiedliche klimatische Verhältnisse und können mehrere hundert Jahre alt werden. Berichten zufolge war der Ginkgo die erste Baumart, die sich nach der Atomkatastrophe in Hiroshima wieder erholen und verbreiten konnte.

Ihre Langlebigkeit, Robustheit und imposante Erscheinung führte im fernen Osten zur Verehrung und Kultivierung der Ginkgo-Bäume als „Tempelbäume“. Auch aus botanischer Sicht handelt es sich um ungewöhnliche Pflanzen: optisch gleichen die sommergrünen Ginkgo-Bäume mit ihren fächerartigen, fein gekerbten Blättern eher Laubbäumen oder Farnen, zählen aber aufgrund anderer botanischer Merkmale tatsächlich zu den Nadelhölzern.

Wirkung & Anwendung

Bereits seit Jahrhunderten wird der Ginkgo in China, Japan und Indonesien als Heilpflanze eingesetzt. Durch die Verbreitung fernöstlicher Medizin im Rahmen moderner ganzheitlicher Medizinansätze hielt die Heilpflanze auch in westlichen Ländern Einzug. Medizinische Verwendung finden sowohl Samen, Blätter als auch Rinde des Baumes. Einsatzgebiete der gewonnenen Extrakte sind unter anderem Infekte und chronische Erkrankungen der Atemwege (Bronchitis, Asthma), Hauterkrankungen und die Förderung von Durchblutung und Kreislauf. Heute ist der Ginkgo vor allem als Phyto-Therapeutikum bei Symptomen nachlassender kognitiver Leistungsfähigkeit bekannt – insbesondere bei Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bis hin zum demenziellen Syndrom.

Zum Einsatz kommen dabei aufwendig hergestellte Extrakte aus den Blättern des Baumes. Diese enthalten die wirksamen Inhaltsstoffe der Pflanze (insbesondere sogenannte Terpenoide, Flavonoide und Ginkgolide) in konzentrierter Form, zugleich werden potentiell gesundheitsschädliche Stoffe (Ginkgolsäuren) im Herstellungsprozess eliminiert. Die Ginkgolsäuren stehen im Verdacht, Allergien auszulösen und verändern möglicherweise das Erbgut.

Den Inhaltsstoffen des Ginkgos werden durchblutungsfördernde und zellschützende Eigenschaften nachgesagt. Aufgrund ihres komplexen Aufbaus konnten die Ginkgo-Wirkstoffe bisher noch nicht vollständig synthetisch nachgeahmt werden. Insbesondere die Blutzirkulation in kleinen Blutgefäßen (Mikrozirkulation) soll durch die gefäßerweiternde Wirkung des Ginkgos verbessert werden. Dieser durchblutungsfördernde Effekt soll sich unter anderem positiv auf unspezifische, schwer behandelbare Symptome wie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Tinnitus auswirken.

Darüber hinaus verfügt der Pflanzenextrakt angeblich über antioxidative Wirkungen und bietet somit Schutz vor freien Radikalen, hemmt den Abbau von Nervenzellen und fördert deren Leistungsfähigkeit. Auch eine positive Beeinflussung von Signalüberträgerstoffen im Gehirn, die für kognitive Fähigkeiten wichtig sind, wird vermutet. Auf diese Weise soll Ginkgo dem altersbedingten Abbau von Denk- und Merkfähigkeit entgegenwirken und auch bei jungen Menschen generell die Lernfähigkeit unterstützen. Auch ein positiver Einfluss bei depressiven Verstimmungen wird diskutiert.

Bedeutung für Gesundheit, Vorbeugung & Behandlung

Die Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten wurde bereits in zahlreichen Studien überprüft – mit teils sehr widersprüchlichen Resultaten. Kritische Studien, die vielversprechende Ergebnisse früherer wissenschaftlicher Tests in Frage stellen, häufen sich. Groß angelegte Placebo kontrollierte Studien dementieren Wirkungsversprechen der Arzneimittelhersteller, werden jedoch ihrerseits von der Pharmaindustrie angezweifelt, die methodische Schwächen der Studien kritisiert.

Die Heilwirkungen des Ginkgos – immerhin eines der umsatzstärksten Phytotherapeutika überhaupt – können nach heutigem Kenntnisstand demnach weder als wissenschaftlich gesichert noch als eindeutig widerlegt gelten. Befürworter der Ginkgo-Therapie berufen sich häufig auf die Tradition des Naturheilmittels. Jahrhundertelange, überlieferte Anwendungen legen in der Tat zumindest eine gewisse Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten nahe.

Aufgrund der relativen Nebenwirkungsarmut und der vielen positiven Erfahrungsberichten von Ginkgo-Konsumenten kann ein Selbstversuch mit den frei verkäuflichen Präparaten in Erwägung gezogen werden. Erhältlich sind Ginkgo-Extrakte unter anderem als Tabletten, Kapseln und Tropfen. Tee-Zubereitungen aus Ginkgoblättern werden hingegen nicht empfohlen, da die Wirkstoffdichte bei wässrigen Auszügen unzureichend ist und die potentiell gesundheitsschädlichen Ginkgolsäuren aus den Blättern mit herausgelöst werden.

Welche Darreichungsform und Wirkstoffkonzentration im Einzelfall die sinnvollste ist, sollte mit dem Arzt oder Apotheker abgesprochen werden. Meist erfolgt eine Behandlung kurmäßig über mehrere Wochen bis Monate, da eine Wirkung sich ohnehin erst nach längerer Einnahme einstellen kann. Bei Patienten, die unter Gerinnungsstörungen leiden, beziehungsweise prophylaktisch blutverdünnende Medikamente einnehmen müssen, muss vor Behandlungsbeginn unbedingt eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Einige Studienbefunde weisen auf Wechselwirkungen mit Blutverdünnern und damit einhergehender erhöhter Blutungsneigung und gesteigertem Herzinfarktrisiko hin. Abgesehen davon wurden nur geringfügige und selten auftretende Nebenwirkungen registriert – darunter leichte Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen. Aufgrund noch unzureichender Datenlage sollten während Schwangerschaft und Stillzeit keine Ginkgo-Präparate eingenommen werden.


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