Freie Radikale

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Freie Radikale haben eine positive Wirkung auf unseren Körper und sind deswegen unverzichtbar. Wenn sie allerdings vermehrt in unserem Körper vorkommen, kehrt sich diese positive Wirkung ins Negative um. Entfalten zu viele freie Radikale ihre schädliche Wirkung in unserem Körper, kann dies dazu führen, dass wichtige Proteine des Stoffwechsels und sogar das Erbgut angegriffen werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind freie Radikale?

Freie Radikale nimmt unser Körper vermehrt durch Umweltbelastungen, Alkohol, UV-Strahlen, Rauchen auf. Bei einem gesunden Menschen besteht ein sogenanntes „oxidatives Gleichgewicht“.
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Den freien Radikalen fehlt in der chemischen Struktur ein Elektron. Deswegen sind sie ständig bemüht, ihre chemische Struktur zu vervollständigen und greifen andere Moleküle an, um diese um ein Elektron zu berauben.

Die angegriffenen und um ein Elektron beraubten Moleküle werden auf diese Weise auch zu freien Radikalen. Es entsteht ein Teufelskreis! Betroffen ist jedes Gewebe und jedes Organ des menschlichen Körpers.

Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

Ohne Sauerstoff kann der menschliche Körper nicht funktionieren, da wichtige Stoffwechselvorgänge nicht möglich wären. Der Mensch wäre nicht lebensfähig.

Freie Radikale sind unvermeidbare Zwischenprodukte, die in unserem Körper bei der Weiterverarbeitung von Sauerstoff in jeder Zelle entstehen und sehr reaktionsfreudig sind. Sie sind aber auch unvermeidlich, was ihre Aufgaben im menschlichen Körper betrifft. Denn freie Radikale helfen bei der Weiterverarbeitung von Sauerstoff für die Energiegewinnung, außerdem spielen sie eine entscheidende Rolle bei Prozessen der Immunabwehr. Zum Beispiel bei der Bekämpfung von Viren und Bakterien.

Die verheerende Auswirkung von zu vielen freien Radikalen im menschlichen Körper auf den Alterungsprozess kann man am besten bei Menschen, die unter vorzeitiger Vergreisung (Hutchinson-Gilford-Syndrom) leiden, verfolgen. Sie altern schon ab der Kindheit sichtlich, denn ihr Körper hat keinen funktionierenden Schutzmechanismus gegen freie Radikale und ist ihnen daher schutzlos ausgeliefert.

Aber wir alle können irgendwann an Hautfältchen, herunterhängenden Augenlidern, dünner werdender Haut etc. im Spiegel sehen, was freie Radikale anrichten: Sie beschleunigen den Alterungsprozess. Außerdem stehen freie Radikale mit vielen Krankheiten, wie beispielsweise Herzkreislauf-Krankheiten, Morbus Alzheimer, Krebs, Rheuma, Diabetes mellitus etc. in Verbindung.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Freie Radikale nimmt unser Körper vermehrt durch Umweltbelastungen, Alkohol, UV-Strahlen, Rauchen auf. Bei einem gesunden Menschen besteht ein sogenanntes „oxidatives Gleichgewicht“. Das ist ein Zustand, in dem sich die Entstehung von freien Radikalen und die Aufnahme von Antioxidantien im Gleichgewicht halten. Von oxidativem Stress dagegen spricht man, wenn sich das Gleichgewicht zugunsten des oxidativen Prozesses verschiebt. Wie bereits erwähnt, greifen freie Radikale dann Zellmembranen an oder können das Erbgut schädigen sowie den Alterungsprozess erheblich beschleunigen. Antioxidantien wie Vitamin E, C und sekundäre Pflanzenstoffe sind in der Lage, freie Radikale zu neutralisieren.

Ein gesundes Gewebe kann sich also leicht gegen den zerstörerischen Einfluss von freien Radikalen schützen. Trotzdem wird es immer wichtiger, täglich ausreichend Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. Wer dies nicht kann, der sollte durch Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr wichtiger Radikalfänger (Antioxidantien) sorgen. Allerdings fehlen wissenschaftliche Beweise bezüglich der Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln, in denen Antioxidantien in der Regel isoliert und nicht zusammen mit natürlichen Begleitstoffen vorkommen, gegen freie Radikale. Es ist also nicht erwiesen, ob die zusätzliche Einnahme von Antioxidantien mittels Nahrungsergänzungsmitteln gesundheitlich von Vorteil ist.

Grundsätzlich gilt Folgendes: Es wird immer wichtiger, sich vor freien Radikalen zu schützen. Einerseits entstehen sie vermehrt durch Umweltbelastungen, Stress, Rauchen etc. Auf der anderen Seite ernähren wir uns schon lange nicht mehr so ausgewogen, wie noch vor fünfzig oder hundert Jahren. Des Weiteren gilt, dass Obst und Gemüse heute nicht mehr so viele wichtige Inhaltsstoffe besitzen, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Nach einer amerikanischen Studie kommt heutzutage der mit Abstand größte Teil der mit der täglichen Nahrungsaufnahme zugeführten Antioxidantien aus dem Kaffee.

Das liegt aber weniger daran, dass das Genussmittel große Mengen an Radikalfängern enthält, als vielmehr an den heutigen Ernährungsgewohnheiten der Menschen, zumindest in den USA und Europa. Die meisten Menschen in diesen Regionen nehmen zu wenig Gemüse und Obst zu sich, aber konsumieren dafür umso mehr Kaffee.


Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Thiemann, F., Cullen, P., Klein, H.-G.: Molekulare Diagnostik. Grundlagen der Molekularbiologie, Genetik und Analytik. Wiley-VCH, Weinheim 2014

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