Grippeimpfung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Winterzeit ist Grippezeit. Auch wenn die echte Grippe wegen ihrer Verwechslung mit dem wesentlich ungefährlicheren grippalen Infekt etwas an Brisanz verloren hat, so gehört sie immer noch zu den gefährlichsten Krankheiten, die jedes Jahr wiederkommen und tödlich enden können. Einen sicheren Schutz bietet die Grippeimpfung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Grippeimpfung?

Gerade den Risikogruppen der über 50-Jährigen, Kindern bis zu sieben Jahren, Schwangeren, chronisch Kranken sowie Menschen mit einer Immunschwäche empfehlen Ärzte sich rechtzeitig mit einer Grippeimpfung zu schützen.

Jedes Jahr bitten Ärzte Patienten in ihre Praxen, um ihnen die alljährliche Grippeimpfung zu verabreichen. Hintergrund dieser Maßnahme ist, Patienten vor der Influenza zu schützen, die im Volksmund auch als Grippe bezeichnet wird.

Insofern bedarf es einer Abgrenzung zur gewöhnlichen (grippalen) Erkältung, die oftmals mit der echten Influenzagrippe verwechselt wird. Der Unterschied liegt nicht nur darin, dass bei der gewöhnlichen Grippe andere Viren eine Rolle spielen als die Influenzaviren, sondern auch in dem Umstand, dass die echte Influenza bei Weitem gefährlicher für den Menschen ist, wenn nicht sogar lebensbedrohlich sein kann.

Selbst gesunde Erwachsene können im Falle einer Infektion mit der Influenza schwerste Symptome entwickeln. Für einige Risikogruppen mit einem grundsätzlich geschwächten Immunsystem können die Viren, sofern das Immunsystem sie nicht rechtzeitig erkennen und erfolgreich bekämpfen kann, den Organismus dergestalt schwächen, dass der Tod einhergeht. Allein in Österreich sterben statistisch gesehen jährlich 1.000 Menschen an der Influenza.

Dabei wäre ein Schutz denkbar einfach. Mit einer Grippeimpfung können sich selbst dann keine Symptome entwickeln, wenn der Erreger bereits in den Körper gelangt ist. Gerade wegen der Gefährlichkeit der Grippe auslösenden Viren empfehlen Ärzte vor allen Dingen den Risikogruppen der über 50-Jährigen, Kindern bis zu sieben Jahren, Schwangeren, chronisch Kranken sowie Menschen mit einer Immunschwäche (zum Beispiel HIV-Positive), sich rechtzeitig mit einer Grippeimpfung gegen die saisonale Influenza zu schützen.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung der Grippeimpfung hat ihre Wurzeln im frühen 20. Jahrhundert. Die ersten bedeutenden Fortschritte wurden in den 1930er Jahren erzielt, als Forscher wie Richard Shope das Influenzavirus identifizierten, das Grippe verursacht. Diese Entdeckung ermöglichte die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Virus.

Der erste experimentelle Grippeimpfstoff wurde in den 1940er Jahren entwickelt. 1938 gelang es Thomas Francis Jr. und Jonas Salk, einen inaktivierten Influenzavirus-Impfstoff herzustellen, der bei klinischen Versuchen erfolgreich getestet wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde dieser Impfstoff erstmals bei Militärangehörigen eingesetzt, um Grippeausbrüche in den Streitkräften zu verhindern.

In den 1950er Jahren führte Maurice Hilleman bedeutende Verbesserungen in der Impfstoffproduktion ein. Er entwickelte Methoden zur Massenproduktion von Grippeimpfstoffen und optimierte die Zusammensetzung des Impfstoffs, um gegen verschiedene Influenza-Stämme wirksam zu sein.

Die 1960er Jahre brachten weitere Fortschritte, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein weltweites Netzwerk zur Überwachung der Influenza-Viren etablierte. Dies ermöglichte die jährliche Aktualisierung der Grippeimpfstoffe basierend auf den vorherrschenden Virussträngen, wodurch die Wirksamkeit der Impfungen erheblich verbessert wurde.

In den letzten Jahrzehnten hat die Technologie der Grippeimpfung weiter fortgeschritten. Moderne Grippeimpfstoffe umfassen sowohl inaktivierte als auch lebend-attenuierte Virusimpfstoffe. Neue Produktionstechnologien, wie die Zellkultur-basierte Impfstoffherstellung, haben die Effizienz und Geschwindigkeit der Impfstoffproduktion erhöht.

Heute ist die Grippeimpfung eine zentrale Maßnahme im öffentlichen Gesundheitswesen, um jährlich Millionen von Menschen weltweit vor den schweren Auswirkungen der Influenza zu schützen.

Einsatz & Indikation

Eine Grippeimpfung wird in der Regel jährlich im Herbst durchgeführt, vorzugsweise von Oktober bis November, bevor die Grippesaison beginnt. Die Impfung wird notwendig, um die Ausbreitung der Influenza zu verhindern und schwere Erkrankungen zu vermeiden, insbesondere bei Personen mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen.

Besonders wichtig ist die Grippeimpfung für bestimmte Risikogruppen. Dazu gehören ältere Erwachsene ab 60 Jahren, da ihr Immunsystem oft geschwächt ist. Auch Personen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Immunschwäche profitieren besonders von der Impfung, da sie anfälliger für schwere Krankheitsverläufe sind.

Schwangere Frauen sollten sich ebenfalls impfen lassen, da sie während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für schwere Grippeverläufe haben. Die Impfung schützt zudem das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten, wenn es selbst noch nicht geimpft werden kann.

Gesundheitspersonal und Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen arbeiten, sollten sich impfen lassen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern und die besonders gefährdeten Bewohner zu schützen.

Auch Kinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren werden zunehmend zur Impfung empfohlen, da sie ein höheres Risiko für Komplikationen haben und oft als Überträger des Virus fungieren.

Die jährliche Aktualisierung des Impfstoffs ist notwendig, weil sich die Influenzaviren ständig verändern. Der Impfstoff wird auf Basis der vorherrschenden Virusstränge der vorhergehenden Grippesaison zusammengestellt, um den bestmöglichen Schutz zu bieten. Daher ist eine jährliche Auffrischung der Grippeimpfung erforderlich, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten.

Vorteile & Nutzen

Die Grippeimpfung bietet mehrere entscheidende Vorteile gegenüber anderen Behandlungsmethoden. Ein wesentlicher Vorteil ist die Prävention. Im Gegensatz zu antiviralen Medikamenten, die erst nach Ausbruch der Krankheit eingesetzt werden, verhindert die Grippeimpfung eine Infektion von vornherein. Dies reduziert das Risiko schwerer Komplikationen wie Lungenentzündung, Herzinfarkt oder gar Tod, die insbesondere bei Risikogruppen wie älteren Menschen, chronisch Kranken und Schwangeren häufig auftreten.

Ein weiterer Vorteil ist die Reduktion der Krankheitsübertragung in der Gemeinschaft. Durch eine hohe Impfquote wird die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung minimiert, was besonders wichtig für den Schutz vulnerabler Gruppen ist, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Dies trägt zur sogenannten Herdenimmunität bei und schützt somit auch Ungeimpfte indirekt.

Die Grippeimpfung ist zudem kosteneffektiv. Sie senkt die Notwendigkeit für Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und die Anwendung von teuren antiviralen Medikamenten. Dies entlastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Wirtschaft insgesamt, indem Arbeitsausfälle und verminderte Produktivität reduziert werden.

Die Anwendung der Grippeimpfung ist auch unkompliziert und gut verträglich. In der Regel verursacht sie nur geringe Nebenwirkungen wie leichte Schmerzen an der Injektionsstelle oder kurzfristige grippeähnliche Symptome. Dies steht im Gegensatz zu den potenziell schwereren Nebenwirkungen und Komplikationen, die mit der Grippe selbst oder deren Behandlung verbunden sein können.

Darüber hinaus bietet die Grippeimpfung jedes Jahr eine Anpassung an die aktuell zirkulierenden Virusstämme, was eine spezifischere und wirksamere Prävention ermöglicht. Dies macht sie zu einer dynamischen und anpassungsfähigen Methode im Kampf gegen die Influenza.

Funktion, Wirkung & Ziele

Ziel der Grippeimpfung ist, das Immunsystem auf eine mögliche Infektion vorzubereiten. Hierzu beinhaltet der Impfstoff "tote" Viruspartikel, weshalb der Wirkstoff der Grippeimpfung auch als "Totimpfstoff" bezeichnet wird. Das Immunsystem lernt auf diese Weise den Erreger kennen und löst Immunreaktionen aus.

Bezweckt wird damit, dass das Immunsystem durch das Kennenlernen des Virus sich dessen Gestalt merkt. Wenn es später zu einem Ernstfall kommt, das heißt zu einer Ansteckung mit einem echten Grippevirus, dann erinnert sich das Immunsystem schneller an dessen Gestalt. Durch das schnellere Erkennen kann die Bekämpfung des Erregers schneller erfolgen, ehe das Virus sich im Körper des Betroffenen verbreiten und Symptome auslösen kann.

Aufgrund der präventiven Natur der Grippeimpfung schützt sich der Patient nicht nur selbst, sondern auch andere, da er selbst als Virusträger nicht mehr infrage kommt.

Die Grippeimpfung muss jährlich aufgefrischt werden. Der Grund dafür ist, dass der Virus sich im Laufe des Jahres durch natürliche Mutation ständig verändert. Damit das Immunsystem stets auf dem "neuesten Stand" bleibt, muss er die Virusgestalt jedes Jahr aufs Neue durch eine Grippeimpfung kennenlernen.

Der Impfstoff selbst wird mittels einer Spritze in die Deltamuskeln des Oberarms gespritzt. Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen kann alternativ der Impfstoff anstelle in den Muskeln unter die Haut gespritzt werden. In jedem Fall erreicht die Vakzine ihre volle Wirksamkeit erst zwei bis drei Wochen nach der Injektion. Ferner müssen Kinder bei ihrer erstmaligen Grippeimpfung zwei Injektionen mit einem Abstand von einem Monat erhalten, während für Erwachsene eine einzige Spritze ausreichend ist.


Durchführung & Ablauf

Eine Grippeimpfung ist ein relativ einfacher und schneller Vorgang, der in der Regel in einer Arztpraxis, einer Klinik oder einem Impfzentrum durchgeführt wird. Der Ablauf beginnt mit der Anmeldung und einer kurzen Gesundheitsprüfung, um sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen wie akute Erkrankungen oder Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffs vorliegen.

Der Patient wird gebeten, einen Oberarm freizumachen, da die Impfung in den Deltamuskel des Oberarms injiziert wird. Die Haut an der Injektionsstelle wird zunächst desinfiziert, um Infektionen zu vermeiden. Anschließend zieht der Arzt oder die Pflegekraft den Impfstoff mit einer sterilen Spritze auf und injiziert ihn in den Muskel. Der gesamte Injektionsvorgang dauert nur wenige Sekunden und verursacht in der Regel nur geringe Schmerzen oder ein leichtes Unbehagen.

Nach der Injektion wird die Einstichstelle eventuell mit einem Pflaster abgedeckt, und der Patient wird gebeten, noch einige Minuten vor Ort zu bleiben. Dies dient dazu, sofort reagieren zu können, falls unerwartete Nebenwirkungen auftreten sollten, wie Schwindel oder allergische Reaktionen.

Die häufigsten Nebenwirkungen der Grippeimpfung sind leichte Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Injektionsstelle sowie gelegentlich grippeähnliche Symptome wie leichtes Fieber oder Müdigkeit, die normalerweise innerhalb weniger Tage von selbst abklingen.

Der gesamte Prozess der Grippeimpfung ist schnell, sicher und effektiv und kann jährlich wiederholt werden, um optimalen Schutz gegen die jeweils aktuellen Grippeviren zu gewährleisten.

Risiken & Gefahren

Nebenwirkungen sind für Erwachsene bei einer Grippeimpfung für gewöhnlich nicht zu befürchten bis auf leichte Rötungen an der Einstichstelle der Spritze. Je nach konkreter Konstitution des Immunsystems fällt die Immunreaktion unterschiedlich aus.

Bei besonders starken Immunreaktionen können dafür typische Beschwerden wie Fieber und Kopfschmerzen als Nebenwirkungen der Grippeimpfung in Erscheinung treten. Trotz ihrer grundsätzlichen Unbedenklichkeit gibt es eine Reihe von Risikogruppen, denen eine Grippeimpfung nicht empfohlen wird.

Hauptsächlich handelt es sich hierbei um Menschen, die auf Hühnereiweiß, einem Bestandteil der Grippeimpfung, allergisch reagieren. Ebenso wird Personen mit akutem Fieber empfohlen, die Grippeimpfung zumindest bis zum Abklingen der (Fieber-)Symptome zu verschieben.

Alternativen

Wenn eine Grippeimpfung nicht möglich ist, gibt es mehrere alternative Verfahren, um die Influenza zu verhindern oder zu behandeln. Diese Alternativen können besonders wichtig sein für Personen, die allergisch auf Impfstoffbestandteile reagieren oder bei denen andere medizinische Kontraindikationen vorliegen.

Antivirale Medikamente wie Oseltamivir (Tamiflu) und Zanamivir (Relenza) können zur Behandlung und in einigen Fällen zur Prävention der Grippe eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken am besten, wenn sie innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingenommen werden. Sie können die Schwere und Dauer der Grippe reduzieren und Komplikationen verhindern.

Eine weitere präventive Maßnahme ist die gute Hygiene. Regelmäßiges Händewaschen, die Verwendung von Handdesinfektionsmitteln und das Vermeiden von Kontakt mit infizierten Personen können die Verbreitung des Virus reduzieren. Das Tragen von Masken, insbesondere in der Grippesaison oder in Epidemiezeiten, kann ebenfalls dazu beitragen, die Übertragung zu verringern.

Stärkung des Immunsystems durch einen gesunden Lebensstil ist eine weitere wichtige Maßnahme. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichender Schlaf, regelmäßige körperliche Aktivität und das Vermeiden von Stress können das Immunsystem stärken und die allgemeine Widerstandsfähigkeit gegen Infektionen erhöhen.

In einigen Fällen können prophylaktische Maßnahmen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Pflegeheimen ergriffen werden. Dies kann die Implementierung von Hygieneregeln, regelmäßige Desinfektion von Oberflächen und das Management von Ausbrüchen durch Quarantäne umfassen.

Schließlich kann die passive Immunisierung eine Alternative sein. Dabei werden Immunglobuline verabreicht, um einen sofortigen, aber kurzzeitigen Schutz gegen das Grippevirus zu bieten. Diese Methode wird jedoch selten angewendet und ist in der Regel auf spezifische Situationen beschränkt.

Zusammen bieten diese Alternativen eine Kombination aus pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Ansätzen, um das Risiko einer Grippeinfektion zu minimieren und ihre Auswirkungen zu mildern.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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