HIV Infektion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine HIV-Infektion ist nicht das Gleiche wie AIDS. Eine Infektion durch das HI-Virus (HIV) ist zunächst nur die Infektion durch das auslösende Virus, welches in Folge zu AIDS führen kann.
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Was ist eine HIV-Infektion?
Das menschliche Immunschwächevirus ist im Englischen unter der Bezeichnung humane deficiency virus, kurz HIV, bekannt. Bei der Ansteckung mit solchen Viren spricht man nicht sofort von einer AIDS-Erkrankung, denn AIDS beschreibt erst das Auftreten der ersten Symptome und nicht die Infektion mit diesem Krankheitserreger an sich.
Erkennbare Symptome aufgrund einer Infektion beschreiben das Endstadium des HIV, man spricht nun von einer Erkrankung, dem erworbenen Immunschwächesyndrom - AIDS. Die HIV-Infektion wurde in den achziger Jahren erstmals in den USA beschrieben und ist bis heute eine behandelbare, jedoch nicht heilbare und meist tödlich verlaufende Krankheit.
Ursachen
Der häufigste Übertragungsweg bei einer HIV Infektion ist der ungeschützte Sexualverkehr. Über kleinste Schleimhautverletzungen infizieren sich die Partner hierbei unbemerkt. Das Risiko für eine HIV-Infektion ist ebenso bei der Übertragung von HIV-infiziertem Blut sehr hoch, oftmals geschieht dies im Drogenmilieu, wenn abhängige Menschen Spritzen und Nadeln anderer Abhängiger benutzen. Ein sehr geringer Anteil der Infizierten wurde bei der Schwangerschaft oder durch das Stillen einer kranken Mutter angesteckt.
Generell ist eine bestimmte Menge an Virusmaterial für eine Übertragung nötig und diese erfolgt über Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Scheidensekret und Muttermilch. Eine Tröpfcheninfektion ist allerdings nicht möglich. Eine unzureichende Aufklärung der Bevölkerung über diese Krankheit und ein geringes Wissen über die Ansteckungsrisiken verhindern ein Eindämmen dieser Infektionskrankheit, vor allem in Südafrika ist die Prävalenz besonders hoch.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine HIV-Infektion zeigt in der akuten Phase nach der Ansteckung oftmals Symptome. Diese treten dann binnen einiger Tage oder Wochen auf. Sie umfassen Ausschlag am Oberkörper, starken Nachtschweiß, wunde Stellen im Mund, Fieber, Abgeschlagenheit und Kopf- und Nackenschmerzen. Darüber hinaus kommen auch Gelenkschmerzen, geschwollene Lymphknoten und geschwollene Mandeln vor. Insgesamt kann das Symptombild dem einer Grippe sehr ähnlich sein.
Gelegentlich kommt es vor, dass Infizierte überhaupt keine Symptome zeigen. Auch kommen fast nie alle Symptome gleichzeitig vor, sondern nur einige oder nur eines davon. Dadurch, dass die meisten Symptome eher unspezifisch sind, lässt sich hieraus noch keine HIV-Infektion ableiten.
Ist die akute Phase der HIV-Infektion vorüber und hat der Körper Antikörper gebildet, klingen die Symptome ab. Es kommt zu einer langen und symtomlosen Latenzphase. Schließlich, wenn das Immunsystem durch HIV ausreichend geschädigt ist, können opportunistische Infektionen auftreten, deren Art und Menge auch darüber entscheiden, ob schließlich AIDS diagnostiziert wird. Der Übergang von einer HIV-Infektion mit ernsthaften Symptomen zu AIDS ist in diesem Falle fließend. Die opportunistischen Infektionen umfassen Pilzinfektionen, bakterielle und virale Infektionen sowie diverse andere Leiden, die bei immunsupprimierten Menschen auftreten können.
Verlauf
HIV gehört zu den Retroviren und es braucht zur Vermehrung den Zellkern einer Wirtszelle. Innerhalb des Krankheitsverlaufs einer HIV-Infektion lassen sich verschiedene Erkrankungsstadien unterscheiden. Nach der Infektion treten oft einige Wochen später Symptome auf, die einer Grippe sehr ähnlich sind und dadurch unbeachtet bleiben können: Fieber, Durchfall, Kopfschmerzen, Lymphknotenschwellung, Gliederschmerzen.
In den nachfolgenden Jahren sind HIV-Antikörper beim Patienten nachweisbar, doch können die Infizierten ohne auftretende Symptome leben. Beim sogenannten Lymphadenopathiesyndrom können über mehrere Monate an verschiedensten Körperstellen Lymphknotenschwellungen auftreten und beim AIDS-relatet Komplex ist eine Gewichtsabnahme, Nachtschweiß und Fieber erkennbar. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt allerdings beim Ausbruch des Vollbildes AIDS nur noch bei zwei Jahren; es kommt zu opportunistischen Infektionen und bösartige Tumore können entstehen.
Komplikationen
Eine HIV-Infektion hängt mit vielen Komplikationen zusammen. Zum einen ist der Gedanke daran, an einer HIV-Infektion zu erleiden eine schwere Belastung für den Betroffenen, da diese nachdem momentanen medizinischen Stand nicht heilbar ist. Dieser kann so eine Depression entwickeln. Dies kann wiederum ein geschwächtes Selbstwertgefühl hervorrufen und mit Schlafstörungen, Müdigkeit und Leistungsabfall einhergehen.
In einigen Fällen wird das Suchtverhalten in Hinsicht auf Alkohol und Drogen verstärkt, was schwerwiegende Folgen haben kann. Bei den schlimmsten Fällen können die Betroffenen einen Gedanken an Suizid haben, welchen sie dann anschließend ausführen. Des Weiteren kann eine HIV-Infektion unbehandelt sich ausbreiten und das Endstadium AIDS kann sich entwickeln.
Betroffene sind sehr stark anfällig gegenüber Infektionen und anderen Erkrankungen, so dass diese schneller krank werden. Auch eher ungewöhnliche Erkrankungen wie eine Pilzerkrankung (zum Beispiel Candidasoor) oder atypische Pneumonien treten nun gehäuft auf. Harmlose Infektionen, die bei Gesunden normalerweise spontan verheilen, sind für den AIDS-Patienten lebensgefährlich.
Seltene Tumorerkrankungen wie das Kaposi-Sarkom können vor allem bei AIDS-Erkrankten auftreten. Die Lebenserwartung ist zudem geringer. AIDS-Erkrankte haben mit Therapie eine weitere Lebenserwartung von zehn Jahren, ohne Therapie von nur einem Jahr. Daneben besteht auch die Gefahr, dass HIV-Infizierte weitere Menschen infizieren können, wenn diese ungeschützten Geschlechtsverkehr ausüben.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da eine HIV Infektion im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen kann, muss diese Erkrankung immer von einem Arzt untersucht werden. Obwohl eine direkte Behandlung nicht möglich ist, sind Besuche und regelmäßige Untersuchungen bei einem Arzt sehr sinnvoll. In der Regel kann eine dauerhafte Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf eine HIV Infektion hindeuten. Auch starke Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen treten auf und werden von Durchfall oder Erbrechen begleitet.
Viele Patienten leiden durch die HIV Infektion auch an Fieber oder an Appetitlosigkeit. Sollten diese Beschwerden daher über einen längeren Zeitraum auftreten, ist ein Besuch bei einem Arzt notwendig. Weiterhin leiden viele Betroffene auch an starkem Juckreiz oder an einem Ausschlag auf der Haut. Auch die Infektanfälligkeit steigt durch die HIV Infektion deutlich an, sodass die Betroffenen häufiger an Entzündungen und an Infektionen leiden.
Auch Einschränkungen und Beschwerden an den Nerven können auf die HIV Infektion verweisen. Sollte ein Verdacht bestehen, so kann die HIV Infektion von einem Allgemeinarzt untersucht werden. Die weitere Behandlung der Krankheit richtet sich nach den Symptomen.
Behandlung & Therapie
Grundsätzlich ist die Erkrankung mit AIDS noch nicht heilbar, der Verlauf der HIV-Infektion kann bestenfalls verzögert werden. Eine wirksame Therapiemethode ist die hochaktive-antiretrovirale Therapie, kurz HAART. Hierbei werden mindestens drei verschiedene antiretrovirale Medikamente miteinander kombiniert, die die HI-Virusreplikation hemmen sollen, wodurch das Immunsystem gestärkt und auftretende Symptome rückgebildet werden können.
Diese Therapie erfordert eine gute Mitarbeit des Patienten. Die Einnahme dieser hemmenden Medikamente führt allerdings zu enormen Nebenwirkungen. Bei einer lebenslangen Behandlung sind schwerwiegende Schädigungen des Darms, der Leber, der Nerven oder des Herz-Kreislauf-Systems möglich.
Diese Kombinationstherapie muss manchmal abgeändert oder gar abgebrochen werden, aufgrund der auftretenden unerwünschten Wirkungen. Wichtig ist, dass die Medikamente bei der Kombinationstherapie zur Behandlung einer HIV-Infektion nicht zu einer Resistenz führen und dadurch nicht mehr hemmend wirksam werden können.
AIDS ist eine Multisystemerkrankung, was bedeutet, dass neben der medizinischen Behandlung und Beratung auch eine psychosoziale Betreuung sehr wichtig ist. Das soziale System eines Patienten wird beeinflusst, es können sich notwendige Änderungen in beruflicher Hinsicht ergeben und ein sozialer Rückzug ist häufig die Folge von anhaltenden Depressionen, Ängsten oder Schuldgefühlen eines infizierten Menschen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einer HIV-Infektion hängt von dem Zeitpunkt des Beginns einer medikamentösen Behandlung nach der Infektion ab. Weiterhin spielt das Auftreten von weiteren chronischen Krankheiten bei der Prognose eine Rolle.
Unbehandelt ist nach einer HIV Infektion zu erwarten, dass binnen 8 bis 15 Jahren das Immunsystem der Betroffenen so weit zerstört ist, dass es zum Ausbruch von AIDS kommt und der Tod aufgrund der auftretenden Krankheiten eintritt. Diese Prognose kann von Einzelfall zu Einzelfall sehr unterschiedlich sein. In wenigen Fällen bleibt das Virus auch lebenslang inaktiv und die Betroffenen haben ein kaum unterdrücktes Immunsystem.
Die Prognose bei einer konsequenten antiretroviralen Behandlung ist hingegen deutlich besser. So kann der Ausbruch von AIDS in den allermeisten Fällen dank der medikamentösen Kombinationstherapie verhindert werden. Die Lebenserwartung von Menschen, die zum Zeitpunkt des Therapiebeginns 25 Jahre alt oder jünger sind und an keinen weiteren Krankheiten leiden, gilt als nicht verringert.
Anders sieht dies in den Fällen aus, in denen noch weitere Krankheiten, wie etwa Hepatitis C oder eine Suchterkrankung, das Leben der Betroffenen einschränken. Die Lebenserwartungen kann hier um mehrere Jahre verkürzt sein.
Zudem können die Medikamente zu Langzeitschäden an beispielsweise den Nieren oder bezüglich der Fettverteilung führen. Diese Folgen lassen sich allerdings durch eine rechtzeitige Umstellung der Medikamente gut kontrollieren. Insgesamt ist die Prognose bei einer HIV-Infektion allerdings gut und es ist aufgrund neuer Medikamente auch zu erwarten, dass die Nebenwirkungen weniger stark ausfallen werden.
Nachsorge
HIV ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nicht heilbar. Betroffene müssen daher ein Leben lang mit den Folgen klarkommen. Die Nachsorge zielt darauf, den Übergang zur AIDS-Erkrankung zu verhindern und etwaige Beschwerden zu lindern. Neben einer Eigenverantwortung, die unter anderem durch geschützten Sexualverkehr gewahrt wird, ist eine medikamentöse Begleitung notwendig.
Da eine Kombination von Mitteln vorliegt, sind regelmäßige Nachuntersuchungen angezeigt. Dabei wird der gegenwärtige Stand vor allem über Blutuntersuchungen festgestellt. Veränderungen der Medikation sind nicht unüblich. Nicht selten berichten Patienten von Nebenwirkungen. Die Wirkstoffe hemmen das Andocken der Viren an die Immunzellen, blockieren bestimmte Virusenzyme oder wirken störend auf ein anderes Enzym.
Geeignet sind etwa Entry-Inhibitoren, Integrase-Hemmer, Protease-Hemmer und Reverse-Transkriptase-Hemmer. Problematisch erscheint, dass nach einiger Zeit das HI-Virus mutiert. Dieses bedingt eine engmaschige Kontrolle. Patienten sollten den vorgeschlagenen Rhythmus des behandelnden Arztes unbedingt einhalten.
Treten akute Beschwerden auf, sollte angesichts der dauerhaften Schwächung des Körpers sofort ein Allgemeinmediziner konsultiert werden. Im sozialen Bereich sollte das engste Umfeld über die Erkrankung informiert werden. Absprachen für den Ausbruch von AIDS sind wichtig. Manchmal führt eine HIV-Infektion auch zu existentiellen Ängsten. Gegebenenfalls wird eine psychologische oder seelsorgerische Begleitung notwendig.
Das können Sie selbst tun
Die Infektion mit HIV stellt für die Betroffenen in der Regel eine psychische Belastung dar, was insbesondere unmittelbar nach einer Diagnose zu spüren ist. Die Möglichkeiten für Betroffene, im Alltag besser mit ihrer Krankheit - also der eigentlichen Infektion - zu leben, erübrigen sich dennoch durch die medikamentöse Therapie. HIV-Positive müssen bei guter medikamentöser Einstellung keinen einschneidenden Lebenswandel vollziehen.
Die Maßnahmen zur Selbsthilfe beschäftigen sich vielmehr damit, über die Krankheit alles Wissenswerte zu erfahren, die Therapie und die Effekte derselben zu verstehen und so auch das Gefühl der Kontrolle zurück zu erlangen. Schließlich stellt eine Infektion mit HIV kein Todesurteil mehr dar. Zwecks Informationsbeschaffung und Austausch stehen in vielen Städten Selbsthilfegruppen, AIDS-Hilfen und ähnliche Organisationen zur Verfügung.
Betroffene müssen sich ihr gutes Lebensgefühl häufig wieder aufbauen. Dabei ist auch das Umfeld mit einzubeziehen, wobei HIV-Positive selbst entscheiden müssen, wer von der Infektion erfährt und wer nicht. Es ist nicht auszuschließen, dass im Alltag dadurch unangenehme Situationen ausgelöst werden können, die durch Nichtkenntnis oder Vorurteile anderer entstehen. Aufklärung zu betreiben und selbstbewusst mit der Situation umzugehen, kann helfen.
Zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems sollte dennoch eine gesunde und ausgewogene Kost erfolgen - vor allem dann, wenn kleinere Krankheiten häufig auftreten. Auch Sport stärkt und kann gleichzeitig positiv für die Psyche sein.
Quellen
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
- Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003
- Thomas, C. (Hrsg.): Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer, Stuttgart 2010