Haftkissen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Haftkissen gehören zu den Haftmitteln und stellen Materialien dar, welche den Halt einer Zahnprothese verbessern sollen. Sie helfen dabei, die Beißkraft von Prothesenträgern zu erhöhen und typische Abnutzungserscheinungen des Kieferknochens einzuschränken. Bei schlecht sitzenden Zahnprothesen bewirken jedoch auch Haftkissen keine Verbesserung des Halts.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Haftkissen?

Bevor ein Haftkissen auf die Prothese gedrückt wird, muss diese gereinigt und getrocknet sein. Beim Kontakt mit dem Kiefer wird die Folie weich und anschmiegsam.

Haftkissen stellen elastische Plastikfolien dar, welche sich am Kiefer festsaugen und bis zu drei Wochen halten können. Sie werden als Unterfütterung für Prothesen am Kiefer eingesetzt, um deren Halt zu verbessern.

Bevor ein Haftkissen auf die Prothese gedrückt wird, muss diese gereinigt und getrocknet sein. Beim Kontakt mit dem Kiefer wird die Folie weich und anschmiegsam.

Vor dem Auftragen auf die Prothese ist es notwendig, zunächst die Luftblasen aus dem Haftmaterial herauszustreichen und es passend zurechtzuschneiden. Auch während der Gebissreinigung brauchen die Haftkissen nicht von der Prothese entfernt werden.

Haftkissen wirken nicht wie Klebstoffe, sondern funktionieren auf der Basis von Saugkräften. Die physikalischen Grundlagen für die Saugkräfte sind Adhäsion und Kohäsion. Zwischen Kiefer und Haftkissen ist bei richtigem Sitz keine Luft mehr vorhanden, sodass die Kräfte zwischen den Molekülen des Speichels, der Materialien des Haftkissens und des Kiefers Bindungen hervorrufen, die einen besseren Halt der Prothese am Kiefer gewährleisten. Außerdem wirken auch Kräfte zwischen dem Haftkissen und der Prothese.

Haftkissen gehören zu den Haftmitteln. Diese gibt es auch in Pulver-, Creme-, Streifen- oder Gelform.

Formen, Arten & Typen

Neben den Haftkissen üben auch alle anderen Haftmittel die gleiche Funktion aus. Auf die Prothesen werden unter anderem Pulver, Cremes, Gels oder Streifen aufgetragen. Über eine Änderung der Eigenschaften des Speichels wird auch dessen Konsistenz geändert, sodass sich im Zusammenspiel aller Materialien die Hafteigenschaften der Prothese verbessern. Ohne Haftmittel würde es schnell zur Lockerung der Prothese kommen.

Allgemein bestehen Haftmittel aus Bio- oder Kunststoffpolymeren wie Natriumalginat, Methylcellulose, Carboxymethylzellulosen, Copolymeren aus verschiedenen Monomeren, Paraffin, Vaseline und anderen. Als Zusätze werden Siliziumdioxid, Zink, Titanoxid, Eisenoxidpigment oder auch Menthol, Azurubin oder verschiedene andere Stoffe eingesetzt.

Haftkissen bestehen speziell aus Materialien wie Polybutylen, Methacrylat, Polypropylen Laurat, Eisenoxidpigment und Titanoxid. Polybutylen, Methacrylat und Polypropylen Laurat sind polymere Kunststoffe, die mit Zusätzen wie Eisenoxid und Titanoxid versetzt sind.

Aufbau & Funktionsweise

Grundsätzlich wird eine Zahnprothese durch Saugkräfte (Adhäsion und Kohäsion) am Kiefer befestigt. Der Prothesenrand muss dabei individuell genau angepasst werden, um die Prothese abzudichten. Allerdings wirken verschiedene Faktoren ein, welche den Halt der Prothese verringern und eine zusätzliche Unterfütterung in Form von Haftkissen und anderen Haftmitteln erforderlich machen.

Bei den verschiedenen Zungen- und Mundbewegungen kann es beispielsweise zur Lockerung und Abhebelung der Prothese kommen. Zwischen Ober- und Unterkiefer gibt es erhebliche Unterschiede im Halt. So kann sich durch die kleinere Auflagefläche, die Bewegung der Zunge und eine verringerte Saugwirkung die Prothese am Unterkiefer schneller lockern als am Oberkiefer. Auch andere Faktoren wie die Kieferform, die statische Gestaltung der Prothese oder die Kaugewohnheiten spielen eine Rolle für den Halt der Zahnprothese.

Innerhalb von ca. 20 Jahren Prothesentragedauer wird der Unterkiefer beispielsweise abgenutzt, sodass er schließlich kaum mehr vorhanden ist. Damit es erst nicht so weit kommt, müssen regelmäßig Knochenaufbauarbeiten vorgenommen werden, um den Kiefer wieder zu rekonstruieren. Zur Verlangsamung des Kiefernabbaus ist eine gut aufliegende Prothese erforderlich. Das wiederum kann nur durch die Unterfütterung mit Haftmitteln oder Haftkissen erreicht werden.

Die Wirkung der Haftmittel beruht auf den chemischen und physikalischen Eigenschaften der Inhaltsstoffe. Sie enthalten Stoffe, die im Speichel aufquellen und dadurch eine gewisse Zähigkeit des Schleims erzeugen. Dadurch bildet sich ein Film auf der Prothese, welcher die Adhäsionskräfte verstärkt.

Normalerweise müssen die Haftmittel täglich während der Reinigung der Prothese entfernt und neu aufgetragen werden. Haftkissen können jedoch auch während der Reinigung an der Prothese bleiben. Ein Haftkissen kann bis zu drei Wochen verwendet werden.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Der medizinische Nutzen eines Haftkissens ist sehr hoch einzuschätzen, unter der Prämisse, dass eine fehlende Unterfütterung der Prothese zu einem völligen Abbau der Kieferknochens führen kann. Mithilfe der Unterfütterung durch Haftkissen kann der Abnutzungsprozess verzögert werden, was einem erheblichen gesundheitlichen Gewinn für den Prothesenträger darstellt. Des Weiteren können die Kosten für den Kieferaufbau und den Zahnersatz erheblich reduziert werden.

Eine Unterfütterung der Prothesen mit Haftkissen ist auch sinnvoll, da so schmerzhafte Druckstellen vermieden werden können. Wenn der Kieferknochenkamm beispielsweise kantig verläuft, entstehen beim Kauen größere Belastungen. Es können sich schmerzhafte Druckstellen herausbilden, die langfristig zu Geschwüren führen. Diese Druckstellen sind prädestiniert für Infektionen und schlimmstenfalls bösartige Entartung. Eine Unterfütterung mit Haftkissen kann diesen Prozess verhindern. Auch das Abheilen von Druckstellen wird durch die Verwendung von Haftmitteln beschleunigt. Da sich der Kieferknochen in ständigem Wandel befindet, sollte die Unterfütterung der Prothese in einem ein- bis zweijährigen Abstand regelmäßig aufgepolstert werden.

Des Weiteren erhöht sich durch eine festsitzende Prothese auch die Beißkraft des Gebisses. Allerdings kann die Beißkraft eines vollbezahnten Gebisses, welche maximal 50 kp beträgt, nicht erreicht werden. Es werden jedoch bis zu 5 kp Beißkraft bei Verwendung eines Haftmittels ermöglicht, was sich wiederum auch auf die Verbesserung der Lebensqualität auswirkt. Zur Entfaltung der positiven Effekte sollte das Haftkissen jedoch erst nach Anpassung der Zahnprothese an den Kieferknochen aufgebracht werden.

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