Speichel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Speichel handelt es sich um ein Sekret, dass in der Mundhöhle durch Speicheldrüsen produziert wird. Es besteht zu 99 Prozent aus Wasser, weist jedoch sehr wichtige Funktionen auf. Eine geringe Speichelbildung kann sich somit nicht nur unangenehm anfühlen, gleichzeitig resultieren aus einem solchen Zustand gesundheitliche Nachteile.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Speichel?

Der Speichel ist in sämtliche Prozesse verwickelt, in denen er eine wichtige Rolle spielt. Somit ist er bereits für die Verdauung ausschlaggebend.
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Jeden Tag stellt der menschliche Körper etwa 1 bis 2 Liter Speichel her. Die genaue Menge hängt von der individuellen Nahrungsaufnahme ab. Generell gelten 500 Milliliter jedoch als Basalsekretion. Dabei gilt das Blutplasma als Grundlage für die Produktion der Flüssigkeit.

Die Speicheldrüsen entziehen dem Blutplasma im Verlauf der Verarbeitung bestimmte Stoffe und ergänzen wiederum andere. Menschen verfügen dabei über drei große Speicheldrüsen und eine hohe Anzahl an kleinen. Dabei handelt es sich bei den großen Speicheldrüsen um die Ohrspeichel-, Unterkiefer- und Unterzungendrüse. In diesen drei Speicheldrüsen entsteht etwa 90 Prozent des Speichels.

Zudem wird der Speichel in zwei Formen differenziert. Die Kategorisierung ist von der Beschaffenheit des Speichels abhängig.

  • munizöser Speichel ist schleimig bis zähflüssig
  • seröser Speichel ist flüssig, wässrig - dieser eignet sich insbesondere für die Verdauung.

Anatomie & Aufbau

Der überwiegende Teil des Speichels besteht aus Wasser. Die weiteren Bestandteile, welche lediglich ein Prozent ausmachen, verleihen ihm jedoch die Fähigkeit, seinen wichtigen Funktionen nachzukommen. Dabei handelt es sich bei den zusätzlichen Stoffen vor allem um Proteine.

Wichtig für die Konsistenz des Speichels ist Muzin. Muzin ist ein bestimmter Schleimstoff, welcher dazu beiträgt, die Schleimhäute vor Reizen zu beschützen. Darüber hinaus ist er dafür verantwortlich, dass die zerkleinerte Nahrung durch die Verarbeitung im Mund gleitfähig wird.

Weitere Proteine, die im Speichel vorkommen, sind Amylasen und Ptyalin. Diese unterstützen zudem den Verdauungsprozess. Neben Proteine finden sich in der Flüssigkeit jedoch auch noch andere Stoffe, beispielsweise Bestandteile des Abwehrsystems.

Wichtig sind zudem bestimmte Elektrolyte. Hier sind insbesondere Natrium-, Kalium-, Calcium- und Chloridionen zu nennen. Aber auch Harnstoff, Harnsäure und Ammoniak spielen eine Rolle.

Der pH-Wert des Speichels misst etwa 6,0 bis 6,9. Bildet sich durch Nahrungsaufnahme mehr Speichel, so weist dieser einen pH-Wert von bis zu 7,2 auf. Verantwortlich für diesen Prozess sind die Natriumionen. Wenn der Körper keine Zeit hat, diese aus dem Speichel zu entfernen, steigt der pH-Wert an.

Aufgaben & Funktion

Der Speichel ist in sämtliche Prozesse verwickelt, in denen er eine wichtige Rolle spielt. Somit ist er bereits für die Verdauung ausschlaggebend. Nur durch die Vermengung der Nahrung mit der Flüssigkeit, können sich die Bestandteile der Speisen lösen.

Dadurch verwandeln sich die Lebensmittel in einen Brei, welcher problemlos geschluckt werden kann. Darüber hinaus beginnt bereits in der Mundhöhle die Verdauung. Hier stehen vor allem große Kohlenhydrate im Mittelpunkt. Das Enzym Ptyalin, welches im Speichel vorhanden ist, kann die Kohlenhydrate in kleinere Teile zerlegen. Die Verdauung wird also bereits während des Kauens eingeleitet.

Zudem hilft der Speichel dabei, den Geschmack der Speisen richtig wahrzunehmen. Die in der Nahrung enthaltenen Geschmacksstoffe lösen sich im Speichel auf und gelangen in diesem Zustand zu den Geschmacksknospen. Gleichzeitig verfügt die körpereigene Flüssigkeit über schützende Funktionen.

So kann sie durch ihren leicht alkalischen pH-Wert Säure neutralisieren, wodurch diese Zähne und Zahnfleisch weniger angreift. Bis zu einem bestimmten Grad schützt Speichel ebenfalls vor Karies. Speichel enthält Mineralien, die auch in den Zähnen vorkommen. Dadurch kann er den vorhandenen Zahnschmelz erhärten. Dies ist insbesondere im Rahmen einer Demineralisierung wichtig.

Zudem ist es dem Speichel somit möglich, kleinere Schäden an den Zähnen verschwinden zu lassen. Verantwortlich für diese Aufgabe sind vor allem Fluorid und Rhodanid. Auch bei der allgemeinen Gesundheit wirkt Speichel unterstützend.

Er wehrt Keime, Bakterien und Pilze ab, welche ansonsten zu Krankheiten führen könnten. Somit verfügt er über eine reinigende und desinfizierende Wirkung. Ohne Speichel wäre Menschen es nicht möglich, zu sprechen, schmecken oder zu riechen.


Beschwerden & Krankheiten

Beschwerden, die mit der Speichelproduktion einhergehen können, ist vor allem die Herstellung von zu wenig Flüssigkeit. Zum einen fühlt sich der Mundraum trocken an, zum anderen sind die Zähne durch einen solchen Prozess nicht mehr ausreichend vor Karies und anderen Krankheitserregern geschützt.

Eine zu geringe Speichelproduktion tritt vermehrt bei älteren Menschen auf. Das Sprechen, Schlucken und Schmecken fällt betroffenen Personen oft schwer. Hier können unterschiedliche Ursachen vorliegen. Bereits ein zu geringer Konsum von Wasser besitzt das Potenzial, diese Beschwerden auszulösen. Aber auch bestimmte Medikamente bergen das Risiko, solche Symptome hervorzurufen.

Das Vorkommen einer zu geringen Speichelproduktion wird als Hyposalivation bezeichnet. Im Gegenzug dazu ist es ebenfalls möglich, dass zu viel Speichel produziert wird. Diese Beschwerden werden Hypersalivation genannt. Bei der Nahrungsaufnahme wird immer mehr Speichel hergestellt als im Ruhezustand.

Begründet ist dies in der Tatsache, dass der Speichel bei der Verdauung behilflich ist sowie die Speisen gleitfähig macht. Möglich ist das Auftreten eines zu großen Speichelflusses auch durch Erregung. Aber auch hier können Medikamente an den Beschwerden schuld sein. Während zu wenig Speichel Karies begünstigen kann, treten bei einer hohen Produktion sowohl soziale als auch medizinische Nachteile ein.

Zum einen ist eine soziale Ausgrenzung aufgrund einer feuchten Aussprache nicht auszuschließen, zum anderen können ebenfalls Hautreizungen, Husten und Würgen auftreten.

Wenn der Speichel zudem vermehrt in die Atemwege gelangt, liefert er einen Nährboden für die Entstehung von Lungenentzündungen und Infektionen. Deshalb sollte sowohl ein geringer als auch eine übermäßige Produktion von Speichel behandelt werden.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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