Halsfistel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Halsfistel wird eine Fehlentwicklung des Halseingeweides verstanden. Dabei handelt es sich um eine angeborene Schädigung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Halsfistel?

Halsfisteln gehen mit Halszysten einher. Mediziner unterscheiden zwischen lateralen und medianen Halsfisteln oder Halszysten. Während sich laterale Fisteln im Seitenbereich des Halses ausprägen, entstehen mediane Halsfisteln an der Halsmittellinie. Darüber hinaus gibt es Halszysten am Kiemenbogen.

Ursachen

Halsfisteln oder Halszysten sind angeboren, zeigen sich aber bei der lateralen Form häufig erst im Erwachsenenalter. Die mediane Halsfistel ist normalerweise zwischen dem Zungenbein und der Schilddrüse angesiedelt. Sie wächst im Rahmen der Embryonalentwicklung aus Teilen des Ductus thyreoglossus, die sich nicht zurückbilden.

Kommt es zum Abstieg der Schilddrüsenanlage vom Zungengrund, der später entsteht, in die kaudale Richtung, führt dies zur Bildung einer Verbindung in Richtung Schlunddarm. Dabei handelt es sich um den Ductus thyreoglossus. Kann sich dieser Gang nicht komplett wieder verschließen, hat dies das Verbleiben einer medianen Halszyste zur Folge. Führt eine Infektion zum Durchbruch einer medianen Halszyste in die äußere Richtung, zieht dies die Bildung einer medianen Halsfistel nach sich.

Die Fehlentwicklungen entstehen in erster Linie in der Region des Zungenbeins. Es wird vermutet, dass das Zungenbein sich behindernd auf den Abstieg auswirkt. Infolgedessen führt der Verbindungsgang entweder vor oder hinter dem Zungenbein entlang. Ebenso ist auch ein Verlauf durch das Zungenbein hindurch möglich.

Bei lateralen Halsfisteln oder Halszysten handelt es sich um die Reste der Kiemenfurchen beziehungsweise Kiemenbögen. Aus diesem Grund tragen sie auch die Bezeichnungen branchiogene Halsfisteln. Zur Entstehung der Kiemenbögen kommt es zwischen der 4. und 8. Woche der Entwicklung des Embryos in der Schlunddarmregion.

In den meisten Fällen bleibt ein Rest des zweiten Kiemenbogens zurück. Bei der Halsentwicklung findet das Wachsen des zweiten Kiemenbogens über den dritten sowie den vierten Bogen statt. Durch diesen Prozess entsteht der Sinus cervicalis, ein Hohlraum, der sich im weiteren Verlauf in der Regel wieder komplett zurückbildet.

Ist dies jedoch nicht der Fall, bleiben Teile oder ein vollständiger Gang übrig. Dabei kann sich dieser Gang von der Mandelregion über Halsweichteile an der Schlagader des Halses entlang bis zur Außenhaut erstrecken. Zumeist endet er im unteren Abschnitt des Musculus sternocleidomastoideus.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Mediziner unterscheiden zwischen lateralen und medianen Halsfisteln oder Halszysten. Während sich laterale Fisteln im Seitenbereich des Halses ausprägen, entstehen mediane Halsfisteln an der Halsmittellinie.
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Zu finden ist eine Halsfistel oder Halszyste bei den meisten Betroffenen am Zungenbein, das einen bogenförmigen Knochen im vorderen Halsabschnitt bildet. Bemerkbar macht sich eine seitliche Halsfistel zumeist erst bei erwachsenen Menschen in Form einer Halsverdickung. Als Zyste liegt sie oftmals allein vor, während sie als Fistel über Ausläufer verfügt.

Diese erstrecken sich in unterschiedliche Richtungen. Dazu können die Mandeln (Tonsillen) oder die Region des Schlüsselbeins gehören. Abgesehen von der Schwellung sind bei einer Halsfistel oder Halszyste meist keine Beschwerden zu verspüren. Bei manchen Patienten ist allerdings eine Entzündung möglich, die sich im schlimmsten Fall sogar zu einem eitrigen Abszess ausprägt. Sehr selten entsteht auf dem Boden der Fistel sogar ein bösartiger Tumor.

Diagnose & Verlauf

Sucht der Patient mit seiner Halsfistel einen Arzt auf, befasst dieser sich zuerst mit der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Außerdem nimmt er eine körperliche Untersuchung vor. Eine mediane Halsfistel lässt sich in der Regel als prallelastische Schwellung in der Mitte des Halses ertasten. Außerdem kommt es beim Schluckvorgang zu Auf- und Abbewegungen.

75 Prozent aller medianen Halsfisteln oder Halszysten können bereits vor dem 6. Lebensjahr festgestellt werden. Im Rahmen einer Sonographie (Ultraschalluntersuchung) ist es möglich, einen Hohlraum zu erkennen, in dem sich Flüssigkeit befindet. Aus der medianen Halsfistel kann unter Umständen aus ihrer Öffnung auch Eitersekret austreten.

Eine laterale Halsfistel ist durch eine kleine Öffnung diagnostizierbar, die sich am vorderen Rand des Musculus sternocleidomastoideus am seitlichen Halsabschnitt befindet. Dabei tritt eitriges oder milchiges Sekret hervor. Bei unklaren Fällen werden weiterführende Untersuchungen wie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.

Weil sich eine laterale Halszyste oder Halsfistel mit einem gutartigen beziehungsweise bösartigen Tumor verwechseln lässt, ist eine präzise Differentialdiagnose wichtig. In den meisten Fällen lässt sich die Halsfistel durch einen operativen Eingriff komplett beseitigen. Allerdings ist das erneute Auftreten einer Fistel oder Zyste nicht auszuschließen. Dies gilt besonders dann, wenn ein einzelner Fistelabschnitt nicht herausoperiert wurde.

Komplikationen

In den meisten Fällen führt die Halsfistel erst im Erwachsenenalter zu Beschwerden. Sie ist allerdings in der Regel schon angeboren und wird nicht im Laufe des Lebens erworben. Durch die Halsfistel kommt es in erster Linie zu einer Verdickung des Halses. Die Zysten können sich dabei in verschiedene Richtungen erstrecken und führen damit zu einer starken Schwellung.

Neben der Schwellung treten allerdings meistens keine weiteren Komplikationen oder Beschwerden auf. In diesen Fällen ist auch keine direkte Behandlung der Halsfistel notwendig, falls sie den Patienten nicht stört. Nicht selten kommt es allerdings zu einem Abszess, welcher auch eitrig sein kann. Aus diesem Abszess können sich Infekte und Entzündungen ausbilden, weswegen in diesem Falle eine Behandlung notwendig ist.

Selten kommt es dabei zur Ausbildung eines Tumors. Die Behandlung der Halsfistel erfolgt operativ und führt nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden. In der Regel wird dabei die komplette Fistel entfernt, sodass der Betroffene auch nach der Operation nicht an Einschränkungen leidet. Die Lebenserwartung wird durch die Halsfistel nicht eingeschränkt. Dies gilt auch dann, wenn die Halsfistel nicht behandelt wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel sollte bei einer Halsfistel dann eine Untersuchung und eine Behandlung stattfinden, wenn diese zu Beschwerden führt. Eine Halsfistel ohne Beschwerden muss nicht behandelt werden, da sie sich nicht negativ auf die Gesundheit des Betroffenen auswirkt. Da eine Halsfistel allerdings auch die Ästhetik des Patienten deutlich verringern kann, kann sie durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Hierzu sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.

Auch regelmäßige Untersuchungen sind bei dieser Erkrankung zu empfehlen, um eine Entartung und damit einen Tumor frühzeitig zu erkennen und zu entfernen. Der Arzt sollte auch im Allgemeinen aufgesucht werden, wenn es am Hals zu einer Schwellung kommt, die nicht mit äußerlichen Faktoren erklärt werden kann. Besondere Komplikationen treten bei der Behandlung nicht ein und die Halsfistel kann einfach entfernt werden. Nach der Operation sollte der Arzt dann aufgesucht werden, wenn es an der Wunde zu Juckreiz oder einer Nachblutung kommt. Auch starke Schmerzen sind eher ungewöhnlich und sollten ebenso kontrolliert werden.

Behandlung & Therapie

In der Regel werden eine Halsfistel oder eine Halszyste operativ behandelt. Eine konservative Therapie ist zwar möglich, gilt jedoch nicht als erfolgversprechend. Darüber hinaus verschwinden die Fehlbildungen nicht von selbst wieder, sodass sie sich durch eine konservative Behandlung nicht beheben lassen. Zu Beginn der Operation erhält der Patient entweder eine lokale Betäubung oder eine Vollnarkose.

Handelt es sich um eine mediane Halsfistel, führt der Chirurg einen Hautschnitt über dem Zungenbein durch. Dann entfernt er die Zyste zusammen mit einem Teilabschnitt des Zungenbeins. Liegt eine Halsfistel in die äußere Richtung vor, erfolgt ihr Herausschneiden in Spindelform. Da eine vollständige Entfernung der Fistel erforderlich ist, muss oft eine Operation bis zum Anfangsabschnitt der Zunge stattfinden.

Liegt eine laterale Halszyste vor, schneidet der Operateur die Haut an den Spannungslinien ein. Den dort befindlichen Kopfnickermuskel schiebt er beiseite, um die Zyste sowie eventuelle Fisteln entfernen zu können. Zu diesem Zweck sind nicht selten mehrere Hauteinschnitte notwendig.

Aussicht & Prognose

Unbehandelt führt die Halsfistel mit zunehmendem Alter des Patienten zu Beschwerden und Unannehmlichkeiten. In schweren Fällen kommt es zu Folgeerscheinungen und weiteren Erkrankungen. Neben einem Engegefühl im Hals und Schwellungen, kann es zu einem Wachstum der Halsfistel kommen. Es besteht im Laufe der Zeit das Risiko, dass die Fistel mutiert und sich ein Tumor entwickelt. Bei einer malignen Tumorerkrankung besteht potentiell Lebensgefahr für den Betroffenen.

Wird eine Behandlung in Anspruch genommen, ist die Prognose günstig. Die Halsfistel wird in einem operativen Eingriff entfernt. Da der Bereich des Halses für den Chirurgen gut zugänglich ist, kommt es nur selten zu Komplikationen. Im Normalfall wird der Patient kurze Zeit nach dem chirurgischen Eingriff als beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen.

Die Halsfistel kann bereits unmittelbar nach der Geburt diagnostiziert werden. Dennoch wird nur selten innerhalb der ersten Lebenstage eine Operation eingeleitet. Der Zeitpunkt des Eingriffs wird nach der Notwendigkeit sowie der Größe der Fistel bestimmt. Bei einer kleinen Halsfistel ist eine lokale Betäubung ausreichend, während eine große Halsfistel nur unter Vollnarkose entfernt wird. In beiden Fällen sollte sich der Patient in einem stabilen Gesundheitszustand befinden, damit der Heilungsprozess schnellstmöglich stattfinden kann. Mit einer Wiederkehr der Halsfistel ist im weiteren Verlauf nicht zu rechnen.


Vorbeugung

Bei Halsfisteln handelt es sich um angeborene Beeinträchtigungen. Aus diesem Grund gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen.

Nachsorge

Die Nachsorge kann nicht darauf zielen, ein erneutes Auftreten der Halsfistel zu verhindern. Entweder sie liegt bei der Geburt vor oder nicht. Es findet meist ein operativer Eingriff statt, bei dem die Fehlbildung entfernt wird. Dadurch stellt sich meist eine abschließende Genesung ein. Der Patient kann ein unbeschwertes Leben führen und muss an keiner Nachsorge teilnehmen.

In seltenen Fällen glückt eine Operation hingegen nicht oder nicht vollständig. Dann kann eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte und Entzündungen vorliegen. Betroffene müssen bei etwaigen akuten Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Auch bildet sich manchmal ein Tumor aus, was sich als lebensbedrohlich erweisen kann.

Einige Ärzte raten dazu, bei Beschwerdefreiheit auf einen Eingriff unter Vollnarkose oder lokaler Betäubung zu verzichten. Betroffene können meist über Jahrzehnte symptomfrei weiterleben. Eine Unterstützung im Alltag, die die Nachsorge anvisiert, ist nicht notwendig. Erst im Alter treten öfter Beschwerden auf, die ein Arzt dann akut behandelt.

Die Nachsorge spielt bei einer diagnostizierten Halsfistel somit keine wesentliche Rolle. Patienten entscheiden sich entweder für ein anzeichenfreies Leben mit dem Fremdkörper oder eine operative Entfernung. Nur bei akuten Beschwerden raten Mediziner zu einer Vorstellung.

Das können Sie selbst tun

Die ärztliche Behandlung einer Halsfistel kann durch eine Reihe von Maßnahmen gefördert werden. Zunächst gilt für die Betroffenen Bettruhe und Schonung. Der Körper ist nach dem operativen Eingriff besonders geschwächt, weshalb übermäßige Anstrengung zunächst vermieden werden sollte.

Daneben müssen diätetische Schritte ergriffen werden, die von der jeweiligen Operation abhängen und recht unterschiedlich ausfallen können. Der operierende Arzt wird dem Patienten für die Zeit vor und nach der Operation eine geeignete Ernährung vorschlagen und weitere Tipps für eine rasche Genesung geben. Der Patient muss vor allem die Wunde beobachten und gut versorgen. Auffälligkeiten wie plötzlich auftretender Juckreiz, Nachblutungen oder Schmerzen sollten umgehend abgeklärt werden.

Bei mehreren Halsfisteln ist unter Umständen Unterstützung bei der Nachsorge vonnöten. Es empfiehlt sich, frühzeitig eine Vertrauensperson oder fachliches Pflegepersonal hinzuzuziehen, um Komplikationen in der Heilungsphase zu vermeiden. Unterstützend bieten sich einige Mittel aus der Homöopathie an. Darunter das Präparat Apis D200 oder das Mittel Apis mellifica, welches bei Schwellungen und Rötungen hilft. Ein geeignetes Schüßler Salz ist das Präparat Nummer 4, Kalium Chloratum. Die Anwendung dieser Präparate sollte immer in Rücksprache mit dem zuständigen Mediziner erfolgen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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