Zungenbein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Zungenbein ist ein sehr kleiner und daher zumeist unterschätzter Knochen, der sich unterhalb der Zunge am Mundboden befindet. Die medizinischen Bezeichnungen lauten Os hyoideum beziehungsweise Hyoid.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Zungenbein?

Ohne die Bewegungen des Zungenbeins und die Kontraktionen der mit ihm verbundenen Muskeln sind die Funktionen des Sprechens, Atmens und auch des Schluckens nicht einwandfrei ausführbar.
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Das zwischen Kehlkopf und Unterkiefer liegende Zungenbein ist nur etwa zwei bis drei Zentimeter lang und u-förmig gebogen. In der Regel wird es als Bestandteil des Schädelskeletts angesehen. Dieser Punkt ist jedoch strittig, da das Zungenbein bereits am Übergang zum Hals im Rachenbereich sitzt.

Das Zungenbein ist ein unpaarer Knochen, der sowohl durch die Haut fühlbar ist, als auch mit den üblichen bildgebenden Untersuchungsverfahren, wie Röntgen, Ultraschall oder Computertomografie, dargestellt werden kann. Die Einbindung des Zungenbeins in seine Umgebung ist optimal, vor allem da es nur mit diversen Muskeln und Bändern im Bereich der Schädelbasis fixiert wird. Eine Verbindung zu anderen Knochen und somit zum Skelett besteht nicht. Skelettmodelle sind daher in Bezug auf das Zungenbein oft unvollständig.

Das komplexe Zusammenspiel von Zungenbein, den anliegenden Muskeln und den umgebenen Körperteilen ist die Basis für ein fehlerfreies Schlucken, Atmen und Sprechen. Selbst auf das Husten und verschiedene Bewegungsabläufe hat das Zungenbein einen Einfluss.

Anatomie & Aufbau

Das Zungenbein setzt sich zusammen aus einem Mittelstück, dem Corpus ossis hyoidei, und vier sogenannten Zungenbeinhörnern. Zwei der Hörner, medizinisch Cornu majus, zeigen nach hinten und enden mit einer kleinen Verdickung.

Sie bilden sich in der Embryonalphase zusammen mit dem Mittelstück aus den Knorpeln des dritten Schlundbogens heraus und sind mit dem Kehlkopf verbunden. Die beiden vorderen Hörner, Cornu minus, sind etwas kleiner und entstammen dem zweiten Schlundbogen. Sie sind mit dem Schläfenbein über den Griffelfortsatz verbunden – eine verknöcherte Verbindung, die lediglich beim Menschen und anderen Primaten zu finden ist.

Die das Zungenbein umgebenden Muskeln werden in zwei Gruppen unterteilt, die jeweils äußere und tiefer liegende Muskeln enthalten. Während die suprahyale Muskulatur (Musculus geniohyoideus, Musculus mylohyoideus, Musculus digastricus, Musculus stylohyoideus) in der Lage ist, das Zungenbein nach oben zu ziehen, ermöglicht die infrahyale Muskulatur (Musculus sternohyoideus, Musculus omohyoideus, Musculus thyrohyoideus) das Abwärtsziehen des Zungenbeins. Die Muskeln führen in Richtung Zunge, Hals sowie zum Kiefer. Sogar Verbindungen zur Brust und zu den Schulterblättern sind vorhanden.

Funktion & Aufgaben

Ohne die Bewegungen des Zungenbeins und die Kontraktionen der mit ihm verbundenen Muskeln sind die Funktionen des Sprechens, Atmens und auch des Schluckens nicht einwandfrei ausführbar. Erst durch das Zungenbein sind zum Beispiel die gezielten Bewegungen der Zunge möglich. Diese wird durch den kleinen gebogenen Knochen stabilisiert und lässt erst dann die Formulierung von Wörtern zu.

Unterstützt wird das Zungenbein dabei vom Kehlkopf, der mit ihm durch eine flexible Membran verbunden ist, durch die auch die obere Kehlkopfarterie führt. Neben dem Kehlkopf ist auch die Luftröhre locker am Zungenbein befestigt. Sie kann je nach Bedarf geschlossen oder geöffnet werden. Dabei ziehen die Muskeln beim Schluckvorgang das Zungenbein samt Kehlkopf nach oben und drücken den Kehlkopfdeckel an die Innenseite des Halses und verschließen den Eingang des Kehlkopfes.

Andere Muskelgruppen wiederum ziehen das Zungenbein anschließend nach unten. Die Nahrung wird in die Speiseröhre gedrückt und die Atmung durch die Luftröhre wieder freigegeben. Ein gleichzeitiges Schlucken und Atmen ist demzufolge nicht möglich. Wird jedoch parallel gesprochen, besteht die Gefahr, dass kleine Nahrungsstücke Kehlkopf und Luftröhre berühren und ein Hustenreiz ausgelöst wird.

Doch nicht nur beim Schlucken spielen die Zungenbeinmuskeln eine große Rolle. Sie dienen unter anderem durch die Verbindung zum Mundboden dem Öffnen des Kiefers und der Kaubewegung. Darüber hinaus beteiligen sie sich als Teil der Halsmuskulatur an der Bewegungskoordination der Schultern und des Nackenbereiches – ein Zusammenhang, der häufig vernachlässigt wird.


Krankheiten

Erkrankungen des Zungenbeins selbst sind äußerst selten. Nur sporadisch sind Entzündungen oder Geschwülste an ihm zu beobachten. Gelegentlich ziehen Karzinome der Schilddrüse durch das Zungenbein bis hin zur Zunge. Zysten hingegen bilden sich meist nur in seinem Umfeld und tangieren diesen Knochen nicht.

Durch Einwirkung von Gewalt kann auch das Zungenbein brechen. Hierfür ist allerdings eine große Krafteinwirkung notwendig, die beim Erwürgen eines Menschen oder bei einer Strangulierung erreicht werden kann. Da ein solcher Druck in der Regel unfreiwillig ausgeübt wird, ist der Bruch eines Zungenbeins hauptsächlich in der Gerichtsmedizin ein Thema. Die für den Bruch erforderliche Kraft beschädigt unweigerlich weitere Teile der Halspartie und so wird ein Zungenbeinbruch fast ausnahmslos bei Toten diagnostiziert.

Demgegenüber stehen Beschwerden wie Probleme mit der Atmung oder Fehlhaltungen des Körpers. Sie treten des Öfteren auf, werden aber in vielen Fällen nicht sofort mit dem Zungenbein und den anliegenden Muskeln in Verbindung gebracht. Ein Beispiel hierfür ist die Unterkieferrücklage, bei der das Zungenbein ungewöhnlich locker verankert ist und zu weit nach hinten liegt. Die Folge ist eine Verengung der Luftröhre, die entsprechende Atemprobleme nach sich zieht. Eine Überstreckung des Kopfes bringt Betroffenen zwar eine Erleichterung bei der Atmung, kann aber anderseits zu Verspannungen, Schmerzen, Migräne oder Fehlhaltungen führen.

Auch Verspannungen der Zungenbeinmuskeln können weitreichende Folgen haben. Ist ihre Tätigkeit aufgrund der Unbeweglichkeit eingeschränkt, tauchen angespannte Bewegungen, ein steifer Nacken oder Beschwerden beim Schlucken auf.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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