Herzinfarktrisiko bei Frauen und Männern
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Herzinfarkt nimmt zahlenmäßig zu, so wird in den Fachzeitschriften aus aller Welt seit geraumer Zeit berichtet. Blättert man daraufhin einmal in medizinischen Statistiken, so findet man die Bestätigung dafür im exakten Zahlenmaterial. Es ist unbestritten, dass der gesamte Komplex der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu denen ja auch der Herzinfarkt gehört, in allen hochindustrialisierten Ländern in der Todesursachenstatistik an erster Stelle steht.
Häufigkeit von Herzinfarkt
Diese statistische Aussage darf uns aber nicht gleich in Panikstimmung versetzen, denn man darf nicht unberücksichtigt lassen, dass durch die bessere medizinische Behandlung und die Maßnahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes andere Krankheiten, wie die Tuberkulose oder auch die Kinderlähmung, die in früherer Zeit überwiegend zum Tod geführt haben, die Statistik in dieser Hinsicht heute gar nicht oder nur sehr unwesentlich belasten.
Das hat im Laufe der Jahre zu einer allgemeinen Verschiebung in der Bedeutung der einzelnen Krankheiten innerhalb des Gesamtgeschehens geführt. Aber auch die Lebenserwartung, das heißt das durchschnittliche Lebensalter, das von den Menschen eines bestimmten Landes erreicht wird, beeinflusst das Ergebnis der Krankheits- und Todesursachenstatistik im positiven oder negativen Sinne. Krankheiten, die besonders den älteren Menschen befallen, wozu auch der Komplex der Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehört, nehmen danach doch ganz zwangsläufig zu, je älter die Menschen werden, aber auch bei der Erhöhung des Anteils alter Menschen an der Gesamtzahl der Bevölkerung.
Dadurch kann es zu einem zahlenmäßigen Anstieg einiger Krankheitsgruppen kommen, ohne dass man es als absolute Zunahme bezeichnen darf. Die Beurteilung eines Krankheitsgeschehens in seiner Veränderung ist doch nur dann im statistischen Sinne exakt, wenn sich die Zu- bzw. Abnahme an altersmäßig gleich zusammengesetzten Gruppen nachweisen lässt. Galt der Herzinfarkt früher ausschließlich als eine Krankheit des alten Menschen, die im Gefolge einer altersbedingten Arterienverkalkung auftrat, so ist im Gegensatz dazu das Infarktgeschehen heute zum Ende des vierten Lebensjahrzehnts schon keine Seltenheit mehr.
Damit tauchen natürlich die Fragen auf: Sind heute alle Menschen mehr denn je durch diese Krankheit gefährdet oder besteht die erhöhte Infarktgefahr nur für einen besonderen Personenkreis? Spielt die Art der Arbeitsbelastung und Stress eine Rolle, und welche Rolle spielt sie? Es ergibt sich also eine Fülle von Fragen, deren Beantwortung wegen der Kompliziertheit des Geschehens nicht ganz einfach ist.
Die altersbedingten Veränderungen am Herzen und an den Gefäßen als Ursache für das Auftreten des Herzinfarktes zugrunde zu legen, ist zwar sehr einfach, erklärt aber in keiner Weise das doch gehäufte Auftreten des Infarktgeschehens schon in den jüngeren Lebensjahren. Hier ist doch nur im Einzelfall die Arterienverkalkung schon so ausgeprägt, dass sie als Ursache für das Entstehen eines Herzinfarktes angesehen werden kann.
In den letzten Jahren hat sich der Begriff der Managerkrankheit zu einem unmißverständlichen Schlagwort herausgebildet. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass ziemlich viele Menschen, die ein unruhvolles, gehetztes, stressiges, zugleich einseitiges Leben führen, da sie sich körperlich wenig betätigen, übermäßig Nahrung und Genußgifte zu sich nehmen und keine Zeit für ausgleichende Interessen finden, von erheblichen nervösen Störungen befallen werden.
Diese äußern sich überwiegend in allgemeiner Mattigkeit, Lustlosigkeit, depressiver Stimmung, innerer Unruhe, hochgradigen Schlafstörungen, gesteigerter Erregbarkeit sowie Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Störungen. Zunächst treten nur einzelne Erscheinungen auf. Werden sie jedoch nicht durch eine sinnvolle Erholungsphase wieder ausgeglichen, so können sie zu ernsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und sich bis zum Herzinfarkt steigern.
Herzinfarktrisiko bei Männern
Vergleiche über den Anteil verschiedener Berufsgruppen beim Mann an diesem krankhaften Geschehen ergaben, dass die, die eine körperlich belastende, sogar schwer belastende Arbeit haben, weniger vom Herzinfarkt betroffen werden als solche, die durch eine meist verantwortliche und leitende Tätigkeit einen ungeordneten Tagesablauf haben, bei denen der normale Wechsel von Anspannung und Entspannung nicht mehr gewährleistet ist und Ermüdungserscheinungen sowie zeitweilige Leistungsabfälle während des Tages häufig jahrelang durch Genußgifte, wie Nikotin und [Kaffee|Koffein]], überdecken. Körperfüllige Menschen, deren Kreislauf allein dadurch schon mehr belastet wird, neigen ebenfalls mehr zum Infarkt als schlanke.
Vielfach treten Krankheiten, beispielsweise der Lungenkrebs, bei Männern und Frauen zahlenmäßig sehr unterschiedlich auf. Wie sieht das nun beim Herzinfarkt aus? Bei einer Differenzierung der aufgetretenen Infarktfälle nach dem Geschlecht kam man zu allen Zeiten, und auch heute, zu dem Ergebnis, dass Männer mehr zum Infarkt neigen als Frauen. Das Verhältnis liegt etwa bei 3:1. Kommt es jedoch bei einer Frau zu einem Herzinfarkt, so hat sie weniger Chancen als der Mann, die Krankheit zu überstehen und ihre spätere Leistungsfähigkeit bleibt meist in größerem Maße eingeschränkt.
Überdenkt man noch einmal, welcher Personenkreis bei den Männern hinsichtlich des Infarktgeschehens besonders gefährdet ist, drängen sich doch gewisse Zweifel auf, ob die Frau wirklich weniger vom Herzinfarkt bedroht ist. Können die bisherigen Ergebnisse nicht darauf beruhen, dass viel weniger Frauen als Männer in leitenden Stellungen tätig waren und noch sind, und das Ganze ein Trugschluss ist, weil die Frau bisher viel weniger die Möglichkeit hatte, über die nervliche Belastung der Arbeit zu einem Herzinfarkt zu kommen?
Herzinfarktrisiko bei Frauen
Die "Managerkrankheit der Frau" äußert sich danach vielmehr neben nervösen Störungen, wie stärkere Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und Herzklopfen, besonders durch eine starke Schlaflosigkeit. Die Frau leidet mehr als der Mann unter dem Übermaß an Arbeit, weil sie meist noch mit zusätzlicher Verantwortung ihrer Familie gegenüber belastet ist.
Sie versucht dann mit viel Ehrgeiz und Ausdauer - teilweise auch in anstrengender Nachtarbeit - die auftretenden Probleme von Beruf und Familie zu lösen. Das geht natürlich nur auf Kosten ihrer sonstigen Freizeit und Erholungsphasen, die sie wieder auf Kosten ihres Nachtschlafes opfern wird.
Anregende Wirkstoffe, in Form von Kaffee oder speziellen Medikamenten, sollen ihr deshalb meist die Leistungsfähigkeit über das normale Maß hinaus erhalten, damit sie alle anfallende Arbeit bewältigen kann. In den wenigen Stunden, die ihr dann noch für den Schlaf bleiben, befindet sich das gesamte Nervensystem noch in einem so starken Erregungszustand, dass der Schlaf weder tief noch erholsam sein kann. Zu einem wirklich erholsamen Schlaf würde es erst dann kommen, wenn bereits der Wecker zur Erfüllung der morgendlichen Pflichten vor Arbeitsbeginn ruft und ein neuer Tag mit all seinen Belastungen zu bewältigen ist.
Damit soll keineswegs zum Ausdruck gebracht werden, dass wir auch in punkto Herzinfarkt zur Gleichberechtigung mit dem Mann kommen wollen. Im Gegenteil, wenn Frauen oder Männer, wo sie auch immer arbeiten mögen, die Anforderungen, die an sie gestellt werden, auf Grund ihrer Ausbildung und Erziehung bewältigen, ihren Organismus nicht einseitig belasten, sich durch übermäßige Ernährung nicht selbst "mästen" und damit die Regulation des Kreislaufs psychisch und statisch durcheinanderbringen, dann wird die Infarkthäufigkeit bei Männern und Frauen nicht steigen, sondern in der Zukunft immer mehr sinken.