Hirnstromwellen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unser Gehirn verarbeitet alles durch Hirnstromwellen, die mit elektrischen Frequenzen vergleichbar sind. Diese Ströme lassen sich messen, wodurch natürliche Spannungsschwankungen auf der Rinde des Hirns ausgewertet werden können. Da diese Auswertungen viel über den psychischen und körperlichen Zustand eines Menschen aussagen können, werden diese Messungen in der Medizin und auch Forschung genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Hirnstromwellen?

Unser Gehirn verarbeitet alles durch Hirnstromwellen, die mit elektrischen Frequenzen vergleichbar sind.

Das Gehirn sendet, ähnlich wie ein Radio oder ein TV-Gerät, Informationen auf verschiedenen Frequenzen, um diese zu übermitteln. Das Hirn sendet dabei unter anderem Informationen an die Körperteile, an die Zellen und an die Organe. Die Wellen, die das Hirn dabei erzeugt, unterscheiden sich jedoch je nach körperlichem und auch psychischem Zustand voneinander.

Das bedeutet, dass sich anhand der Hirnstromwellen unter anderem auswerten lässt, ob ein Patient schläft oder wach ist, ob er lügt oder die Wahrheit sagt oder ob er entspannt oder gestresst ist. Denn das Hirn arbeitet mit vier verschiedenen Hirnstromwellenarten: den Alpha-, den Beta-, den Theta- und den Deltawellen. Und diese Wellen lassen sich heute mittels Elektroenzephalogramm (kurz EEG genannt) messen, darstellen und somit auswerten.

Das EEG misst die Hirnstromwellen und gibt sie grafisch wieder, sodass die elektrischen Signale, die das Hirn sendet, genau ausgewertet werden können. Anhand einer Messung können die Medizin und die Forschung also sehen, welche Vorgänge im Gehirn während der Messphasen vonstattengegangen sind.

Dabei lässt sich bei Weitem nicht nur ermitteln, ob der Patient während der Messung wach war oder nicht, es lassen sich zahlreiche Details in Erfahrung bringen. Etwa, ob das Gehirn während der Messphase Geräusche, Bilder oder Berührungen wahrgenommen und auch umgewandelt hat. Dadurch lässt sich heute unter Umständen beispielsweise der Zustand eines Patienten besser beurteilen, der sich in einem komatösen Tiefschlaf befindet.

Hirnstromwellen können genau gemessen und ausgewertet werden. Dadurch kann ermittelt werden, ob im Körper vorgesehene oder auch nicht vorgesehene Dinge passieren. Viele Krankheiten, etwa Tumore, Verschlüsse von Gefäßen oder Geschwülste hinterlassen auch in den Hirnstromwellen ihre Spuren – vor allem dann, wenn diese in Kopfnähe sind oder das Hirn wenigstens indirekt belasten oder beeinflussen. Aus diesem Grund gehören Hirnstromwellen und das EEG heute zu einem wichtigen Diagnosemittel, etwa auch im vielversprechenden Feld des Neurofeedback.

Funktion & Aufgabe

Jede Information, die das Hirn bekommt, verarbeitet oder sendet, erzeugt elektrische Impulse – auch Denkvorgänge oder Träume. Je nachdem, um welche Art von Information und Vorgang es sich aber handelt, nutzt das Hirn nach aktuellen Erkenntnissen vier unterschiedliche Hirnstromwellen, die grundlegend mit elektrischen Frequenzen verglichen werden können.

Die Hirnstromwellen stellen nur einen kleinen erforschten Teil der Hirntätigkeit dar. Jedoch hat die Möglichkeit diese auszuwerten, in der Medizin und Forschung einen unglaublich großen Fortschritt gebracht. Durch Hirnstromwellenmessungen lassen sich heute zahlreiche Krankheiten früher erkennen, körperliche Zustände besser einordnen und demnach unter Umständen auch besser behandeln.

Ein drastisches Beispiel: Durch ein EEG kann heute in der Regel relativ zuverlässig in Erfahrung gebracht werden, ob ein Mensch hirntod ist oder ob ein komatöser Zustand eventuell nur vorübergehend sein könnte.

Das Gehirn des Menschen nutzt nachweislich vier verschiedene Wellenarten. Diese unterscheiden sich grundlegend in ihren Zyklen, die sie pro Sekunde durchlaufen. Die Betawellen nutzt das Hirn beispielsweise im Wachzustand. Ist der Mensch also bei Bewusstsein, sendet das Hirn seine Informationen in 13 bis zu 15 Zyklen pro Sekunde. Betawellen werden meistens gesendet, wenn der Mensch sehr aufmerksam und aktiv ist und viele Dinge auf einmal tun muss.

Alphawellen bestehen hingegen aus 8 bis 12 Zyklen pro Sekunde. In diesem Zustand ist der Mensch zwar bei Bewusstsein, aber entspannt. Viele kreative Handlungen und Lernprozesse werden durch die Alphawellen koordiniert.

Thetawellen kommen in der Regel beim Tagträumen und während des Schlafens auf. Hier sendet das Hirn in 4 bis 7 Zyklen pro Sekunde, die aber überwiegend für Denkvorgänge genutzt werden. Deshalb ist der Mensch in diesen Phasen geistig kreativer, findet schneller Lösungen für Probleme und hat die besten Eingebungen.

Deltawellen nutzt das Hirn ausschließlich im Tiefschlaf. Es sendet in nur 1 bis 3 Zyklen pro Sekunde, die jedoch in erster Linie für körperliche und organische Vorgänge bestimmt sind. Da in dieser Phase nicht geträumt wird, ist das Hirn sozusagen im Ruhe- und Erholungszustand.

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Krankheiten & Beschwerden

Viele Erkrankungen und körperliche Zustände, etwa Epilepsien und Schlaganfällen, aber auch Tumore und natürlich Hirnerkrankungen, zeigen sich in den Hirnstromwellen. Aus diesem Grund gehört das EEG heute zu einem wichtigen Teil des Diagnosevorgangs, wenn bestimmte Krankheiten ermittelt oder ausgeschlossen werden sollen.

Beim EEG handelt es sich um eine risikolose Untersuchung, die keine Nebenwirkungen mitbringt. Dadurch ist diese Methode auch bei Schwangeren und bei Kindern ohne Bedenken einsetzbar. Um die Hirnstromwellen zu messen, muss der Arzt nur einige Elektroden auf dem Kopf des Patienten verteilen, die vollkommen schmerzlos aufgeklebt und somit auch wieder problemlos entfernt werden können. Zudem dauert ein EEG etwa 30 Minuten – nur selten ist eine 24-stündige Messung der Hirnstromwellen notwendig.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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