Neurofeedback

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Neurofeedback handelt es sich um eine spezielle Variante des Biofeedbacks. Dabei analysiert ein Computer die Gehirnstromkurven des Menschen und stellt sie bildlich auf einem Monitor dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Neurofeedback?

Unter einem Neurofeedback wird ein Biofeedback der Gehirnaktivität verstanden. Bei diesem Verfahren kommen Enzephalogramme zum Einsatz, von denen die Gehirnaktivität gemessen wird. Der Patient erhält dann über einen angeschlossenen Computerbildschirm eine Rückmeldung.

Diese Rückmeldungen ermöglichen dem Menschen eine effektivere Regulierung seiner Hirnaktivitäten. So gelten Fehlregulierungen der Gehirnaktivitäten häufig als Auslöser von nicht gewollten Verhaltensweisen oder zahlreichen Erkrankungen. Durch das Neurofeedback kann der Mensch jedoch lernen, seine Fehlregulierungen auszugleichen.

Die Bezeichnung Feedback stammt aus dem Englischen und bedeutet „Rückkopplung“. Eine solche Rückkopplung muss zwischen dem bestehen, was der Mensch will und was er erreicht. So könnte der Mensch nicht Radfahren, wenn er nicht in der Lage wäre, die Schräglage zu spüren. Allerdings nimmt der Mensch die meisten Funktionen von Geist und Körper nicht wahr. Da sie automatisch gesteuert werden, lassen sie sich kaum beeinflussen. Kommt es zum Ausfall einer solchen Funktion, bestehen daher nur wenige Trainingsmöglichkeiten. In solchen Fällen kann ein Biofeedback Abhilfe schaffen. Das Biofeedback misst eine zu trainierende Größe mithilfe von speziellen Geräten. Dabei gelangen akustische oder optische Feedbacksignale zur Anwendung.

Funktion, Wirkung & Ziele

Ein Biofeedback für das Gehirn stellt das Neurofeedback dar. Die zahlreichen Hirnfunktionen kann der Mensch weder unmittelbar spüren noch beeinflussen. Zu diesem Zweck eignet sich das Neurofeedback. Eine sehr simple aber direkte Methode bildet dabei das Elektroenzephalogramm (EEG), mit dem sich die Gehirnströme messen lassen, um Informationen über die Vorgänge im Gehirn zu erhalten.

Die Informationen, die der Mensch bei diesem Vorgang erhält, genügen, um das Gehirn in einen Biofeedback-Kreislauf zu versetzen. Um zum Beispiel die Aufmerksamkeit eines Menschen zu erhöhen, erfasst das EEG kurze Unaufmerksamkeitsphasen und meldet sie. Im Rahmen eines Neurofeedback-Trainings kann dies bis zu zweitausend Mal geschehen. Im Laufe der Zeit erlernt das Gehirn, einen Zustand der Aufmerksamkeit zu erreichen.

Sinn eines Neurofeedback-Trainings ist das Erzielen eines angemessenen Zustands des Gehirns, der dann auch erhalten bleibt. Auf diese Weise steigert das Neurofeedback die Selbstregulierungseigenschaften des Gehirns. Das Neurofeedback kommt zur Behandlung zahlreicher Erkrankungen und Beschwerden zur Anwendung. Dazu gehören das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), Autismus, Panikattacken, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, stressbedingte Erkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Epilepsie, Angststörungen, Depressionen, Tic-Störungen, Schizophrenie und Schlaganfälle.

Darüber hinaus dient das spezielle Biofeedback zur Förderung der Gesundheit, weil es die Bewältigung und Verminderung von Stress trainiert und im Alter die geistige Flexibilität erhält. Auch in Schule und Erziehung lässt sich das Neurofeedback nutzen, indem es die schulischen Leistungen steigert und Instabilität ausgleicht. Außerdem eignet es sich im Berufsleben, um mentale Spitzenleistungen zu erbringen.

Vor der Anwendung eines Neurofeedbacks führt der Therapeut ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Dabei befasst er sich mit dessen Krankengeschichte, den Beschwerden sowie den Zielen der Behandlung. Je nachdem, um welches Anwendungsgebiet es sich handelt, lassen sich unterschiedliche Testverfahren wie ein Reiz-Reaktions-Test vornehmen. Nach dem Gespräch entscheidet der Therapeut, ob ein Neurofeedback auch sinnvoll ist und erstellt anschließend einen Therapieplan.

Durchgeführt wird ein Neurofeedback ein bis drei Mal in der Woche. Nach 20 Sitzungen folgt ein weiteres Gespräch mit dem Therapeuten, der dann anhand der erreichten Ziele entscheidet, ob die Behandlung fortgesetzt wird. Für optimale Neurofeedback-Sitzungen ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Patienten und Therapeuten notwendig.

Zu Beginn des Neurofeedbacks klebt der Arzt dem Patienten drei Elektroden mit einer Paste auf die Kopfhaut. Die Elektroden erfüllen die Aufgabe, die Schwankungen des elektrischen Potentials zu messen, die durch das Gehirn entstehen. An welchen Gehirnabschnitten die Elektroden befestigt werden, legt der Therapeut fest. Gleiches gilt für die aus den elektrischen Signalen herauszufilternden Frequenzen, die der Patient zur Rückmeldung erhält.

Dargestellt werden die Gehirnströme in Form von Wellen. Weil der Patient diese jedoch nur schwer interpretieren kann, erhält er stattdessen eine Grafiksequenz. Dabei handelt es sich zumeist um ein Flugzeug, das je nach Veränderung der Hirnaktivität aufsteigt oder absinkt. Durch diese vereinfachte Darstellung lernt der Patient gezielt Einfluss auf seine elektrischen Gehirnaktivitäten zu nehmen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Um die Aktivitäten des Gehirns im Alltag sinnvoll beeinflussen zu können, benötigt der Patient reichlich Übung. Nicht selten erhält er vom Therapeuten deshalb einen Trainingsbildschirm, den er zuhause benutzt. Kinder, die unter ADHS leiden, können den Bildschirm auch mit in die Schule nehmen und positiv verwenden.

Zeigen sich die erreichten Ziele stabil oder wurde eine nachhaltige Besserung der Symptome erreicht, kann das Neurofeedback beendet werden. Risiken bestehen durch das Neurofeedback nicht. Bei einer unkorrekten Durchführung des Verfahrens können mitunter jedoch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören vor allem Benommenheit, Erregung, Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen sowie epileptische Anfälle. Diese Nebeneffekte halten jedoch nur kurze Zeit an, sofern das falsche Training nicht über einen längeren Zeitraum erfolgt. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Beschwerden durch das falsche Training noch verstärkt anstatt vermindert werden. Aus diesem Grund wird empfohlen, eine Neurofeedback-Therapie stets von ausgebildeten Fachleuten durchführen zu lassen.

Die beim Neurofeedback angebrachten Elektroden versetzen dem Patienten keine Stromstöße, wie oft fälschlicherweise behauptet wird, sondern messen ausschließlich die Hirnaktivitäten. Dieser Vorgang bringt keinerlei Gefahren mit sich.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Diener, H.-C., et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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