Hirnerkrankungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das menschliche Gehirn gehört zweifellos zu den komplexesten Organen überhaupt und kann von einer Vielzahl an Erkrankungen betroffen sein. Da es neben dem Rückenmark das zentrale Nervensystem (ZNS) des Körpers bildet, sind bei Hirnerkrankungen in der Regel nicht nur örtlich begrenzte Gehirnstrukturen und -funktionen betroffen, sondern ist dies automatisch auch mit weitreichenden körperlichen und psychischen Auswirkungen verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Hirnerkrankungen?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des Gehirns. Klicken, um zu vergrößern.

Bei Hirnerkrankungen kommt es entweder zu einer Verletzung und in Folge zum Ausfall bzw. dem Tod von Nervenzellen, oder es sind die komplexen Schaltkreise des Gehirns beeinträchtigt oder krankhaft verändert. Beides wirkt sich unmittelbar nicht nur auf die reine Hirnfunktion aus, sondern geht auch mit den jeweils verbundenen körperlichen wie psychischen Symptomen und Veränderungen einher.

Daher reicht das Spektrum an Hirnerkrankungen auch extrem weit – von traumatischen Verletzungen (z.B. Unfall mit schwerer Kopf- und Hirnverletzung) über Schlaganfälle oder Gehirnblutungen bis hin zu Demenz, Multiple Sklerose oder auch dem Wachkoma (sog. Apallisches Syndrom). Dies nur als Beispiele, denn es existieren beinahe unzählig viele Hirnerkrankungen, die dementsprechend auch die verschiedensten Symptombilder hervorrufen können.

Das Gehirn ist die zentrale Steuerungseinheit des Körpers, die nicht nur Informationen und Sinneseindrücke der Umwelt verarbeitet, sondern dementsprechend auch Befehle an jede Zelle ausgibt, um optimal an die Außenwelt angepasst und integriert zu sein. Für diese hochgradig komplexen und energieaufwendigen Aufgaben sorgen etwa (geschätzte) 100 Milliarden Nervenzellen und ebenso viele Gliazellen, die nicht nur untereinander vernetzt sind, sondern auch mit jedem Körperbereich verbunden und maßgeblich auch für dessen Funktionieren und Gesundheit verantwortlich sind.

Das Gehirn ist für die Steuerung vegetativer Abläufe (wie Atmung, Herzfrequenz, Wachheit und Erholungsphasen, Sympathikotonie und Vagotonie) ebenso verantwortlich, wie für kognitive Leistungen, Sinneswahrnehmung oder Emotionen. Dabei arbeiten entwicklungsgeschichtlich ältere Gehirnteile wie das Stammhirn, die Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark) oder auch Teile des Mittelhirns eng mit den jüngeren Systemen (z.B. corticale oder präfrontale Bereiche) zusammen, um ein perfektes körperliches Zusammenspiel zu ermöglichen – und darüber hinaus von motorischen und sensorischen Leistungen bis hin zur Entwicklung von Intelligenz und Persönlichkeit.

Dies ist umso wichtiger zu verstehen, um sich der weitreichenden Rolle und Komplexität von Hirnerkrankungen allgemein zu nähern. Ebenfalls hoch interessant: Das Gehirn verbraucht im Ruhezustand bis zu 20% unserer Energie, um all seine Leistungen und Funktionen zu erbringen.

Ursachen

Daher ist auch das Spektrum der möglichen Hirnerkrankungen allgemein sehr groß und komplex und betrifft sehr viele Bereiche der Medizin. Allgemeine Funktionsstörungen oder Schmerzen, aber auch psychische Veränderungen oder motorische bis hin zu kognitiven Einbußen können Anzeichen für Hirnerkrankungen sein. Aber auch hormonelle Veränderungen können ihren Ursprung im Gehirn haben, hier ist unter Umständen z.B. die Hypophyse mit involviert.

Aus diesem Grund gibt es auch keine einheitliche Ursache oder Definition für Hirnerkrankungen: Diese reichen von exogenen, traumatischen Einflüssen (z.B. Verletzungen) über zirkulatorische Läsionen (wie Durchblutungsstörungen) bis hin zu neoplastischen Veränderungen, d.h. Zellwucherungen im Gehirn (z.B. Tumore, Gliome, Zysten im Gehirn usw.). So wird erkennbar, dass jede Hirnerkrankung selbst der Grund oder Beginn für weitreichende körperliche Veränderungen und Krankheiten ist oder sein kann.

Je nach Hirnerkrankung muss nach der Ursache geforscht werden: Liegt ein exogenes Trauma vor? Sind Durchblutungsstörungen der Grund? Gibt es entzündliche Prozesse im Hirn (wie z.B. Enzephalopathie), die durch Viren, Pilze, Bakterien, ja sogar Würmer hervorgerufen werden können? Ist ein Sauerstoffmangel (z.B. perinatal, d.h. um die Geburt herum) eingetreten, auf den im Besonderen Nervenzellen sehr empfindlich reagieren, die ja zu den Zellen gehören, die bereits nach wenigen Minuten Sauerstoffentzug zugrunde gehen?

Bei sehr vielen Hirnerkrankungen ist die genaue Äthiologie, d.h. sind die konkreten Ursachen und Krankheitsentstehung unbekannt, weshalb es bei Hirnerkrankungen allgemein um die Lokalisation der bestehenden Funktionsstörung bzw. Erkrankung innerhalb des Gehirns, aber auch deren Auswirkungen den ganzen Körper betreffend geht. Viele Hirnerkrankungen sind außerdem nicht nur von ihren Ursachen her noch nicht vollständig erforscht, sondern auch in Folge umso schwieriger (und kaum ursächlich) therapierbar.

Beispielsweise ist die Entstehungsursache der Multiplen Sklerose, einer schweren chronischen, entzündlichen Erkrankung, bisher noch weitgehend unverstanden; bei der MS kommt es zu einer degenerativen Veränderung der Myelinscheiden des zentralen Nervensystems und in Folge zu starken motorischen Lähmungserscheinungen und Dysfunktionen. Auch zu den degenerativen Hirnerkrankungen, deren Ursache weitgehend ungeklärt ist, gehören die Alzheimerkrankheit, eine schwere Form der Demenz, sowie Parkinson (motorische Erkrankung, sog. „Schüttelkrankheit“), Epilepsie oder auch die seltene Krankheit Chorea Huntington (sog. „Veitstanz“) mit unkontrollierten Muskelzuckungen.

Was beim in unseren Breiten verbreiteten Schlaganfall die reproduzierbare Ursache der Gefäßverschlüsse oder der auftretenden Gefäßrisse ist, kann mit letzter Sicherheit ebenfalls noch nicht eindeutig gesagt werden. Der Hirnschlag (Apoplex) gehört jedenfalls zu den häufigeren Hirnerkrankungen, und die unterschiedlich ausgeprägten Symptome (u.a. plötzlich auftretende Bewusstseinsstörungen, meist einseitige Lähmungserscheinungen) sind die Folgen der Mangelversorgung mit Blut und Sauerstoff nach einem Gefäßverschluss und/oder Druck auf motorische oder sensorische Bereiche im Gehirn.

Übrigens: Wenn das Gehirn irreversibel geschädigt ist und ausfällt (d.h. auch keine Hirnströme mehr messbar sind), wird dies als Hirntod bezeichnet und, was ethisch äußerst umstritten ist, auch als allgemeine Todesdefinition anerkannt.

Typische & häufige Erkrankungen

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Anzeichen für eine Hirnerkrankung sind äußerst vielfältig und stark von der Art und Schwere der Erkrankung abhängig. So stehen bei einem Schlaganfall Lähmungen, Schwindel sowie Sprach- und Sehstörungen im Vordergrund, während sich die Epilepsie typischerweise durch Krampfanfälle, Zuckungen von Gliedmaßen und Bewusstseinsstörungen bemerkbar macht. Charakteristisch für eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lichtscheu und Übelkeit, bei einer durch Meningokokken hervorgerufenen Meningitis treten im fortgeschrittenen Stadium kleinste Einblutungen in die Haut (Petechien) auf.

Demenzerkrankungen wie etwa die Alzheimer-Krankheit sind durch einen fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten gekennzeichnet. Zu Beginn der Erkrankung fallen Gedächtnisstörungen, Schwierigkeiten bei der zeitlichen und örtlichen Orientierung und Wortfindungsstörungen auf, im weiteren Verlauf können auch alltägliche Tätigkeiten nicht mehr selbstständig ausgeführt werden. Der geistige und körperliche Verfall geht oftmals mit starken Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen einher.

Ein ähnliches Bild zeigt die Creutzfeld-Jakob-Krankheit, bei der neben den geistigen auch die körperlichen Fähigkeiten zunehmend beeinträchtigt sind: Betroffene leiden unter einer ausgeprägten Vergesslichkeit, Lähmungen, Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen. Im Spätstadium der Erkrankung stellen sich meist eine ausgeprägte Antriebslosigkeit und Depressionen ein. Eine vergleichsweise harmlose, aber dennoch belastende Hirnerkrankung stellt die Migräne dar: Sie äußert sich durch starke, anfallsartige Kopfschmerzen, die im Allgemeinen einseitig auftreten und mit Übelkeit und Lichtempfindlichkeit einhergehen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose von Hirnerkrankungen ist ebenso vielfältig wie die unterschiedlichen und zahlreichen Formen in diesem Zusammenhang. Denn die Symptome reichen von Bewusstseinsveränderungen über Denk- und Leistungseinbußen und psychische Veränderungen bis hin zu mehr oder weniger starken motorischen oder sensorischen Beeinträchtigungen sowie anderen körperlichen Funktionsausfällen, wie z.B. Sehstörungen, oder auch starken Schmerzen.

In der Diagnostik wird häufig noch unterschieden zwischen Hirnerkrankungen mit neurologischer Symptomatik und jenen mit psychiatrischer Symptomatik. Für die jeweilige Diagnose und Abklärung einer Hirnerkrankung sind daher genaue differentialdiagnostische Untersuchungsmethoden, v.a. mittels bildgebender Verfahren, unerlässlich. Anhand dieser kann nicht nur eine eindeutigere Diagnose erstellt werden, auch ein möglicher Verlauf ist – je nach Erkrankung – prognostizierbar, bzw. eine engmaschige Verlaufskontrolle möglich.

Zu den bildgebenden, diagnostischen Möglichkeiten gehören die Kernspintomographie, aber auch die Computertomographie des Gehirns (cerebrale Computertomographie, CCT – mit oder ohne Kontrastmittel). Auch die Messung der Gehirnströme und jeweiligen Aktivität verschiedener Gehirnareale kann in manchen Fällen zur diagnostischen Abklärung hilfreich sein. Dazu wird das Elektroenzephalogramm (EEG) herangezogen.

Wer, wie der Volksmund sagt, etwas „mit den Nerven“ hat, bei dem müssen also nicht zwangsläufig nur die eng umfassten Hirnfunktionen in Mitleidenschaft gezogen sein, auch weit übergeordnete Funktionen können mit eingebunden sein, wie das Bewusstsein, die Stimmung oder auch die kognitiven Fähigkeiten.

Und Hirnerkrankungen sind keine Seltenheit: Schätzungen zufolge sind zwischen 400 und 500 Millionen Menschen weltweit von Hirnerkrankungen betroffen, was diese damit zu einer der zentralen Herausforderungen der modernen Forschung, Diagnostik und auch Therapie macht. In der WHO-Statistik kommen rund die Hälfte der häufigsten Erkrankungen mit vorzeitiger Todesfolge aus dem Bereich Nerven- und Hirnerkrankungen mit den genannten weitreichenden Folgen.

Komplikationen

In der Regel ist es nicht möglich, die gesamten Komplikationen und Beschwerden von Hirnerkrankungen vorauszusagen. Diese können sich allerdings nicht nur auf den physischen, sondern auch auf den psychischen Zustand des Patienten stark negativ auswirken und dabei zu schweren Beschwerden führen. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen an epileptischen Anfällen oder an einem Schlaganfall.

Es kommt zu Gedächtnislücken oder zu Koordinationsschwierigkeiten. Weiterhin kann es zu einer geistigen Rückentwicklung und damit zu einer Retardierung kommen, sodass der Betroffene gegebenenfalls auf die Hilfe von anderen Menschen im Alltag angewiesen ist. Nicht selten führen Hirnerkrankungen auch zu Depressionen und zu anderen psychischen Beschwerden.

Durch einen erhöhten Hirndruck kann es zu Kopfschmerzen kommen, die sich nicht selten auch in andere Bereiche des Körpers ausbreiten. Die Hirnerkrankungen können ebenfalls zu Sehstörungen oder zu einem Hörverlust führen. Im schlimmsten Falle erblindet der Patient vollständig.

Ob eine Behandlung zu einem positiven Krankheitsverlauf führt oder überhaupt möglich ist, kann bei Hirnerkrankungen nicht vorausgesagt werden. Allerdings findet die Behandlung immer kausal statt und richtet sich dabei nach der Grunderkrankung. In einigen Fällen ist keine Behandlung möglich, sodass die Hirnerkrankungen zum vorzeitigen Tode des Patienten führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Veränderungen der Hirnfunktionen ist ein Arztbesuch notwendig. Kommt es zu Erinnerungslücken, Orientierungsproblemen oder Störungen der Merkfähigkeit, wird ein Arzt benötigt. Setzen Störungen des Bewusstseins ein, klagt der Betroffene über ein Druckgefühl im Kopfinnern oder leidet er unter Kopfschmerzen, sollte er einen Arzt aufsuchen. Breiten sich die Beschwerden aus oder nimmt die Intensität der Symptome zu, ist eine Abklärung der Anzeichen notwendig. Vor der Einnahme eines schmerzstillenden Medikamentes ist grundsätzlich zur Vermeidung von Komplikationen eine Rücksprache mit einem Arzt zu suchen.

Bei Schlaf- oder Sprachstörungen, Verwirrtheit, Einschränkungen des Sehens oder einer reduzierten Hörfähigkeit, ist ein Arztbesuch anzuraten. Veränderungen der Persönlichkeit, eine Verhaltensauffälligkeit oder eine plötzliche verminderte Intelligenz sind ungewöhnlich. Ein Arzt ist zu konsultieren, damit eine Untersuchung und Behandlung eingeleitet werden kann. Können motorische Tätigkeiten nicht mehr ausgeführt werden oder setzen Probleme bei der Ausübung alltäglicher Handgriffe ein, benötigt der Betroffene Hilfe.

Eine herabgesetzte Leistungsfähigkeit, Lernprobleme oder Auffälligkeiten bei der kognitiven Verarbeitung, sind untersuchen zu lassen. Kommt es zu Durchblutungsstörungen, einem Ziehen im Kopf oder Veränderungen der Emotionsverarbeitung, wird ein Arzt benötigt. Setzen unerklärliche Ängste ein, sind Erinnerungen offensichtlich falsch oder leidet der Betroffene unter Sensibilitätsstörungen, sollte ein Arzt die Ursache der Beschwerden abklären.

Behandlung & Therapie

Was die Therapie von Hirnerkrankungen allgemein betrifft, so ist dies von der jeweiligen Erkrankung, dem Umfang der betroffenen Hirnareale und dem Alter ebenso wie vom Stadium und der Prognose abhängig. In vielen Fällen kann nur lindernd oder symptomorientiert ärztlich eingegriffen werden, gerade in den Fällen, in denen die Krankheitsursache ungeklärt und damit eine ursächliche Therapie (momentan noch) ausgeschlossen ist.

Bei den Hirnerkrankungen, bei denen Nervenzellen zugrunde gehen (z.B. Parkinson oder Demenz) und damit die motorische Kontrolle und Leistung oder auch die Gedächtnisfunktionen immer mehr leiden und zunehmend gestört sind, ist eine Therapie darauf beschränkt, die z.T. schwere Symptomatik soweit wie möglich medikamentös abzuschwächen bzw. das Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Die Therapie hat hier das Ziel, die Lebensqualität der Patienten so gut und lange es geht, möglichst aufrecht zu erhalten und Schmerzen oder Ausfallerscheinungen zu reduzieren. Ähnlich ist es bei den psychiatrischen Hirnerkrankungen, wie Schizophrenie oder Depression, bei denen die Kommunikation der Nervenzellen gestört ist und es in Folge zu schweren Stimmungsschwankungen bis hin zu Wahnvorstellungen kommen kann. Auch hier ist eine ursächliche Therapie in den meisten Fällen noch nicht möglich und es stehen medikamentöse und psychotherapeutische Optionen zur Verfügung, die die Symptomatik beherrschbar machen sollen.

Aufgrund der Komplexität des Gehirns ist ein unmittelbarer Eingriff nur selten ohne größere Risiken möglich. Wo schon bei medikamentösen Therapien oft schwere Nebenwirkungen (mit z.T. unabsehbaren Langzeitfolgen) auftreten, so sind operative Maßnahmen natürlich mit einem ungleich höheren Risiko verbunden. Bei akuten traumatischen Verletzungen und Unfällen mit Einbezug des Gehirns sind diese jedoch in vielen Fällen lebensrettend. Im Falle eines akuten Schädel-Hirn-Traumas können durch notfallmedizinische Maßnahmen starke Gehirnblutungen oder Ödembildung meist nur mittels einer Operation behandelt werden und so ein lebensbedrohlicher Gehirnüberdruck behandelt werden.

Welche „geringe“ äußerliche Gewalteinwirkung ausreicht, um sich eine akut lebensbedrohliche Gehirnverletzung zuzuführen, dies hat der Unfall von Michael Schumacher gezeigt, der seither weltweit für mediales Aufsehen und Anteilnahme sorgt. Hier reichten schon eine relativ geringe Geschwindigkeit und ein „kleiner“ Stein aus, um einen Hochleistungssportler mit Helm ins Koma zu befördern.

Was die moderne Medizin in solchen Fällen zu leisten im Stande ist, das verdient wirklich höchste Beachtung, denn unbehandelt würde ein derartiges Schädel-Hirn-Trauma mit Sicherheit infolge der Blutungen, Ödem- und Druckbildung innerhalb des Gehirns zum Tode führen. Hier ist die unmittelbare, und vor allem zeitnahe, intensivmedizinische Therapie lebensrettend. Operativ kann auch bei vielen Hirntumoren eingegriffen werden, hier jedoch spielt das Stadium der Krebserkrankung und speziell die Lokalisation des Hirntumors für die Prognose und den therapeutischen Handlungsspielraum eine entscheidende Rolle.

Bei neoplastischen Hirnerkrankungen, d.h. Hirntumoren oder Gliomen, haben die Therapeuten auch noch andere Behandlungsmöglichkeiten, die von medikamentöser (z.B. chemotherapeutischer) Therapie bis hin zur Bestrahlung reicht. Hier ist jedoch immer das Risiko irreversibler Hirnschädigungen (durch invasive oder aggressiv belastende Therapien) mit dem Risiko durch die primäre Erkrankung gegeneinander zum Wohle des Patienten abzuwägen.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei Hirnerkrankungen ist in den meisten Fällen ungünstig. Grundsätzlich ist sie abhängig von der vorliegenden Grunderkrankung und der individuellen Gesamtdiagnose des Patienten. Liegt eine Erkrankung mit einem progredienten Krankheitsverlauf vor, nehmen die Beschwerden allmählich an Intensität zu. Bei Erkrankungen wie Demenz oder Multipler Sklerose ist mit einem langsamen Zerfall des Gewebes oder der Nervenzellen zu rechnen. Nach den derzeitigem wissenschaftlichen und medizinischen Stand kann der Fortschritt einer solchen chronischen Erkrankung nicht verhindert werden.

Kommt es zu einer Schädigung des Hirngewebes infolge eines einmaligen Auslösers, kann unter gewissen Umständen eine Verbesserung der Gesundheit erreicht werden. Dies ist abhängig von dem Zeitpunkt der Erstversorgung und dem Umfang sowie Ort des geschädigten Hirngewebes. Mit einer vollständigen Genesung ist dennoch nicht zu rechnen. Sie tritt nur in Einzelfällen auf. Dennoch kann bei einer optimalen medizinischen Versorgung eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Da beschädigtes Gehirngewebe nicht erneuert werden kann, bleiben vorhandene Beeinträchtigungen bei vielen Patienten lebenslang konstant erhalten. Dies gilt insbesondere, wenn die betroffenen Hirnareale wichtige Schaltstellen bei der Funktionsfähigkeit verschiedener Systeme im Organismus darstellen.

Leidet der Betroffene unter einem Infekt, kann bei einer schnellen und optimalen medizinischen Versorgung eine vollständige Heilung der Hirnerkrankung erreicht werden.

Vorbeugung

Gerade, was die beeinflussbaren Hirnerkrankungen angeht, sprich die unfallbedingten Läsionen und Traumata, ist eine weitgehende Prävention möglich und dringend anzuraten: Das Aufsetzen eines Helmes bei sportlichen Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Schlittschuh- oder Schilaufen, Rodeln etc. sollte – gerade bei Kindern, aber natürlich auch bei Erwachsenen – zur absoluten Pflicht und Selbstverständlichkeit gehören.

Schwere Kopf- und Gehirnverletzungen können schon bei geringer Geschwindigkeit und auf den ersten Blick unspektakulären Unfällen auftreten und zu lebensgefährlichen Hirnerkrankungen und -verletzungen führen. Natürlich gehören im weitesten Sinne auch Sicherheitsmaßnahmen zur Vermeidung von Badeunfällen, v.a. bei Kindern, dazu. Denn durch die Mangelversorgung der Gehirnzellen mit Sauerstoff kann auch hier das Hirn irreversibel geschädigt werden bzw. besteht natürlich unmittelbare Lebensgefahr im Falle des Eintretens von Wasser in die Lunge.

Was die zahlreichen, nicht unfallbedingten Hirnerkrankungen betrifft, so sind vorbeugende Maßnahmen schwer einzugrenzen. Ein gesunder Lebensstil, bewusste Selbstbeobachtung und im Zweifelsfall frühzeitige Abklärung können sicherlich eine sinnvolle Möglichkeit darstellen, potentielle Hirnerkrankungen früh genug zu erkennen und damit gut behandeln zu können. Allerdings können bei sehr vielen Hirnerkrankungen aufgrund der ungeklärten Pathogenese auch keine eindeutig präventiven Maßnahmen empfohlen werden.

Dies auch angesichts der Tatsache, dass einige Hirnerkrankungen genetisch bedingt und daher unter Umständen schwer durch das menschliche Tun beeinflussbar oder zu verhindern sind. Ein allgemein gesunder Lebensstil, genügend Bewegung und Erholung, gesunde Ernährung und die Vermeidung von zu großem Stress, aber auch zu hohen elektromagnetischen Einflüssen (Stichwort: Handystrahlung), sind sicherlich für die Gesundheit des Gehirns maßgeblich und dringend anzuraten.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei Hirnerkrankungen in den meisten Fällen nur sehr wenige oder gar keine Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Die Hirnerkrankungen können dabei nicht immer behandelt werden, sodass es durch eine solche Krankheit eventuell auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt. Dabei wirkt sich eine frühzeitige Diagnose in der Regel immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf dieser Krankheit aus und kann weitere Komplikationen oder eine weitere Verschlechterung der Beschwerden einschränken.

Die Beschwerden können dabei in einigen Fällen durch einen operativen Eingriff gelindert werden. Nach einem solchen Eingriff ist auf jeden Fall Bettruhe einzuhalten. Der Betroffene sollte sich dabei ausruhen und nicht anstrengen. Da die Hirnerkrankungen auch zu psychischen Verstimmungen, zu Depressionen oder zu einer veränderten Persönlichkeit führen können, sind die meisten Patienten auch auf die Unterstützung und die Hilfe der eigenen Familie und der Freunde im Alltag angewiesen.

Dies gilt vor allem dann, wenn einige Körperfunktionen durch die Hirnerkrankungen eingeschränkt sind. Auch bei Tumoren sind die meisten Patienten auf eine mentale Unterstützung der nahestehenden Personen angewiesen. Der weitere Verlauf hängt dabei stark von der genauen Art der Erkrankung ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage erfolgen kann.

Das können Sie selbst tun

Hirnerkrankungen können in unterschiedlichsten Formen auftreten, sodass eigene Maßnahmen zur Besserung abhängig von der bestehenden Grunderkrankung sind.

Häufig liegt ein Gehirntumor vor, der schnellstmöglich eine ärztliche und medikamentöse Behandlung erfordert. Eigene Maßnahmen, die zur einer schnellen und deutlichen Besserung beitragen, können bei einem vorliegenden Gehirntumor nur bedingt ergriffen werden. Einzig und allein der frühe Gang zum Arzt ist hier wichtig und bedeutsam. Hausmittel oder freie Medikamente werden bei einen Gehirntumor keine Besserung herbeiführen. Nur eine frühe Diagnose und Behandlung wirken sich positiv auf den späteren Krankheitsverlauf aus.

Eine andere und auch häufig auftretende Hirnerkrankung ist Demenz. Dabei liegt eine Schädigung des Kurzzeitgedächtnisses vor, sodass kürzlich erhaltene Informationen direkt in Vergessenheit geraten. Personen die unter einer Demenz leiden, können jedoch auch selbst Maßnehmen ergreifen, die zu einer Besserung führen. Das Gehirn sollte nicht immer die gleichen Abläufe verarbeiten müssen. Kleine Denkspiele, das Kennenlernen von neuen Personen oder auch ganz normale Alltagssituationen helfen dabei, eine Demenz deutlich zu verlangsamen.

Somit gilt: Bei bestehenden Hirnerkrankungen gibt es nur bedingt Maßnahmen, die eine betroffene Person selbst ergreifen kann. Wichtig ist der frühe Gang zum Arzt, damit eine geeignete Therapie in die Wege geleitet werden kann.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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