Organsystem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Körper des Menschen besteht aus neun verschiedenen Organsystemen, auch Funktionssysteme genannt. Diese Systeme beeinflussen sich gegenseitig. Fällt ein System aus, sind die anderen, oder Teile davon, ebenfalls betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Organsystem?

Alle neun Organsysteme sind für ein funktionierendes Zusammenspiel im menschlichen Organismus zuständig. Das Nervensystem ist für die Wahrnehmung, Verarbeitung und Steuerung von Reizen und Reaktionen zuständig.
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Unter dem Organsystem des Menschen ist eine Gruppe von Organen zu verstehen, die im körperlichen Organismus eine bestimmte Arbeit verrichten und eng zusammenarbeiten. Alle Funktionen, die zum Leben wichtig sind, werden von diesen Systemen gesteuert. Keines dieser Systeme kann unabhängig vom anderen arbeiten, wobei es zahlreiche Wechselwirkungen und Überschneidungen gibt.

Die Leber beispielsweise muss vielfältige Funktionen erfüllen und wird daher auch mehreren Organsystemen zugerechnet. Ebenso die Immunabwehr, die die alles entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern spielt. Hier ist es das Lymphsystem, das die Basis der Immunabwehr stellt und mit sämtlichen Organen in Verbindung steht. Da es keinen Teil des menschlichen Organismus´ gibt, der nicht von Pathogenen befallen werden kann, müssen auch alle Organsysteme in die Arbeit des Immunsystems mit einbezogen werden.

Das Bewegungssystem, zu dem das Skelett und seine Muskulatur gehören, muss ebenfalls zahlreiche Funktionen im Körper koordinieren. Während die Muskulatur einerseits die Aufgabe hat zu stützen, muss sie andererseits im Verdauungssystem bestimmte Bestandteile aus dem Körper abstoßen. Zwei unterschiedliche Funktionen, die vom selben Organsystem wahrgenommen werden.

Anatomie & Aufbau

Das Nervensystem besteht aus zwei Teilen, dem autonomen und dem somatischen Nervensystem, die mit Neuronen und Gliazellen ein engmaschiges Netz bilden. Das Herz-Kreislauf-System setzt sich aus zwei Herzhälften, jeweils mit Vorhof und Kammer, sowie den Blutgefäßen, Venen und Arterien, zusammen.

Das Atmungssystem beginnt, anatomisch betrachtet, in der Nase und endet in den Lungenbläschen. Dazwischen liegen Rachen, Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien. Es wird zwischen den oberen und unteren Atemwegen differenziert. Zu den oberen gehören Nasenhöhle mit den Nebenhöhlen, Mundhöhle und Rachen. Den unteren Atemwegen werden Luftröhre, Bronchien mit ihren Bronchiolen, Kehlkopf und Alveolen zugeordnet. Ähnlich ist es beim Verdauungssystem, das im Mund mit der Speiseaufnahme beginnt, Magen und Darm passiert und im After mit der Kotausscheidung endet.

Trotz ihrer unterschiedlichen Aufgaben werden die Harn- und Geschlechtsorgane unter dem Begriff Urogenitalsystem geführt. Das hängt mit der gemeinsamen embryologischen Entwicklung zusammen, sowie der engen funktionellen und topografischen Verbindung. Das Hormonsystem verteilt sich auf verschiedene Drüsen und Gewebe im Körper, wie etwa der Zirbeldrüse im Gehirn, der Schilddrüse oder der Bauchspeicheldrüse. Innerhalb des Bewegungssystems wird der Körper durch das Skelett geformt, die dazugehörigen Muskeln sichern die Bewegungsfähigkeit.

Die Haut ist ein Flächenorgan mit rund 1,8 Quadratmetern. Ihr Organsystem besteht aus fünf unterschiedlichen Schichten: Epidermis, Dermis, Subcutis, Hautanhangsorgane und Leistenhaut. Das Immunsystem gliedert sich in die unspezifische und spezifische Abwehr. Während die unspezifische angeboren ist, muss die spezifische erst erworben werden.

Funktion & Aufgaben

Alle neun Organsysteme sind für ein funktionierendes Zusammenspiel im menschlichen Organismus zuständig. Das Nervensystem ist für die Wahrnehmung, Verarbeitung und Steuerung von Reizen und Reaktionen zuständig. Sowohl äußere, als auch innere Veränderungen werden von Neuronen und Gliazellen aufgenommen, analysiert und zueinander in Beziehung gesetzt. Das Herz-Kreislauf-System ist als Transportsystem für den Blutkreislauf verantwortlich.

Zu den vielfältigen Aufgaben des Blutes gehören Thermoregulation und Blutgerinnung, der Transport von Sauerstoff aus den Lungen in die Gewebe. Blut ist außerdem ein wichtiges Medium, das die Hormontransporte zwischen den Organsystemen steuert. Einen wichtigen Part im Atmungs-System spielt die Lunge mit ihrem Gasaustausch in den Lungenbläschen. Die luftleitenden Hohlorgane Nase, Rachen, Kehlkopf und Luftröhre sind für die Filterung, Erwärmung und Anfeuchtung der Atemluft zuständig. Das Verdauungssystem ist für Aufnahme und Resorption der Nahrung verantwortlich. Verwertbares aus den Nahrungsbestandteilen wird weiter transportiert, nicht Verwertbares ausgeschieden.

Verschiedene Mikroorganismen und Enzyme sind an der Verdauung beteiligt. Ausscheidung und Fortpflanzung sind die zentralen Aufgaben des Urogenitalsystems mit seinen Harn- und Geschlechtsorganen, die ohne Hormonsystem nicht funktionieren würden. Als chemische Botenstoffe sind Hormone für verschiedene Stoffwechselvorgänge, Fortpflanzung und Wachstum zuständig. Das Stütz- und Bewegungssystem verleiht dem Skelett mit seiner Muskulatur eine feste Form und sorgt gleichzeitig für zielgerichtete Beweglichkeit. Als Verbindungselemente dienen Sehnen, Sehnenscheiden, Bänder, Schleimbeutel und Sesambeine. Die Haut ist sowohl das größte als auch vielseitigste Organsystem und dient als Schutzhülle für innen und außen. Sie sorgt für eine Wärmeregulierung, speichert Energie in Form von Fett, bewahrt vor Umwelteinflüssen und spielt eine Rolle im Stoffwechsel und der Immunologie.

Mit einem fein abgestimmten Netzwerk muss das Immunsystem Krankheitserreger abwehren. Es wird zwischen einem zellulären und humoralen Teil unterschieden. Zur zellulären Immunabwehr gehören spezialisierte Immunzellen, die entweder frei im Blut vorkommen oder fest stationiert in bestimmten Geweben. Der humorale Teil der Abwehr basiert auf Plasmaproteinen, zu denen Interleukine, Antikörper und Komplementfaktoren gehören.


Krankheiten

Ob Allergie, Meningitis oder Arthrose - die Zahl der Krankheiten, die die einzelnen Organsysteme befallen können, ist groß und umfasst das gesamte Spektrum. Durch das enge, fast immer übergreifende Zusammenspiel der Systeme ist es nahezu ausgeschlossen, dass eine Erkrankung nur als singulärer Vorfall auftritt.

Der Schnupfen beschränkt sich nicht nur auf die Nase, sondern beeinträchtigt den Atmungsapparat. Eine Immunschwäche hat Auswirkungen auf den gesamten Körper. Und eine Arthrose spielt sich nicht nur im Knie ab, sondern zieht Knochen, Muskeln und Sehnen in Mitleidenschaft.

Quellen

  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
  • Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018

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