Kaninchenhunger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Kaninchenhunger, auch als Kaninchenauszehrung bekannt, ist eine heute nicht mehr weit verbreitete Art der Mangelernährung. Hauptsächlich trat sie bei den jagenden Ureinwohnern Nordamerikas, aber auch bei frühen Naturforschern auf, die über längere Zeit hinweg auf die gejagten Tiere als Nahrungsquelle angewiesen waren. In der modernen Gesellschaft stellen einige Diäten, die auf einem hohen Anteil an Proteinen an der Nahrung beruhen, ein Risiko dar, am Kaninchenhunger zu erkranken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kaninchenhunger?

Typische Symptome für den Kaninchenhunger sind Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein. Das Herz-Kreislauf-System ist von der Mangelerkrankung häufig ebenfalls betroffen.
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Der Kaninchenhunger ist eine durch unangemessene Ernährung hervorgerufene Krankheit. Die Ursache liegt in einer Ernährung mit ausschließlich magerem Fleisch über einen längeren Zeitraum hinweg. Zudem müssen für die Entstehung der Krankheit Umweltfaktoren wie Kälte und Trockenheit als Stressfaktoren vorhanden sein. Beobachtet wurde die Krankheit zuerst bei den Indianern Nordamerikas, die sich überwiegend durch die Jagd ernährten.

War nicht genügend Beute vorhanden, mussten die mageren Kaninchen als Nahrung ausreichen, was zu gesundheitlichen Problemen führte. Diese traten speziell in den Wintermonaten auf, wenn die Stressfaktoren Kälte und Trockenheit hinzukamen und durch fehlendes Obst und Gemüse weitere Nahrungsgrundlagen fehlten. Heute stellen die Low-Carb- sowie die Paläo-Ernährung bei Nichtbeachtung der für den Körper notwendigen Nährstoffe ein Risiko für das Auftreten der Krankheit dar.

Ursachen

Die genaue Ursache ist bisher ungeklärt, es werden mehrere mögliche Wirkungsweisen in Betracht gezogen. Sicher geklärt ist lediglich, dass die langfristige Ernährung mit magerem Fleisch zu den Symptomen führt. Eine der möglichen Ursachen besteht darin, dass für den Kalorienbedarf eine große Menge des mageren und somit kalorienarmen Fleisches verzehrt werden muss.

Auch die Innereien werden zur Energieversorgung mit verzehrt. Dabei hat speziell die Leber einen hohen Anteil an Vitamin A. Diese Theorie besagt, dass ein zu hoher Vitamin-A-Anteil der Nahrung zu den gesundheitlichen Beschwerden führt.

Eine zweite Theorie besagt, dass das magere Fleisch nicht zur Deckung des Kalorienbedarfes ausreicht und durch den Kalorienmangel körperliche Beschwerden ausgelöst werden. Wahrscheinlich erscheint dies dadurch, dass ein Erwachsener selbst bei geringer körperlicher Anstrengung täglich acht mittelgroße Kaninchen zur Deckung des Kalorienbedarfes verzehren müsste.

Nimmt man die Indianer als Beispiel, ist davon auszugehen, dass die körperliche Anstrengung bei der Jagd weitaus mehr Kalorien verbrauchte, als durch das magere Fleisch aufgenommen werden konnte. Betrachtet man die heutige Lebensweise, erscheint diese Theorie zunächst unwahrscheinlich. Allerdings ist auch der Energieverbrauch des Körpers bei geistiger Arbeit nicht zu unterschätzen.

Die dritte Theorie besagt, dass ein Überschuss an Proteinen für die Entstehung der Krankheit verantwortlich ist. Durch den hohen Eiweißgehalt werden die Nieren stark belastet, zudem sind sie nicht mehr in der Lage, den anfallenden Harnstoff aus dem Blut zu filtern. Dieser reichert sich im Körper an und führt zu Vergiftungserscheinungen. So unterschiedlich die möglichen Erklärungen auch sind, erscheinen alle schlüssig.

Möglicherweise führt auch eine Kombination der verschiedenen Wirkungsweisen zum Auftreten der Krankheit. Gesichert ist lediglich, dass der übermäßige Verzehr von kalorienarmem Fleisch zu den beschriebenen gesundheitlichen Beschwerden führt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typische Symptome für den Kaninchenhunger sind Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein. Das Herz-Kreislauf-System ist von der Mangelerkrankung häufig ebenfalls betroffen. Patienten, die unter Kaninchenhunger leiden, können einen niedrigen Blutdruck aufweisen. Die Medizin spricht von Hypotonie, wenn der Blutdruck eines Erwachsenen unter 100/60 mmHg liegt. Der Blutdruck wird üblicherweise mithilfe einer speziellen Manschette am Oberarm gemessen.

Ein niedriger Blutdruck kann zu weiteren Beschwerden führen. Zu den charakteristischen Symptomen gehören Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Herzrasen. Die Patienten sind häufig blass und zittern. Schwindel und Schwächegefühl sind ebenfalls möglich, wobei ein Kreislaufkollaps mit kurzer Bewusstlosigkeit möglich ist. Ärzte bezeichnen einen solchen Zusammenbruch des Kreislaufs auch als Synkope.

Patienten mit Kaninchenhunger können darüber hinaus eine verringerte Herzschlagfrequenz aufweisen. Dieses Symptom ist als Bradykardie bekannt. Als grober Durchschnitt für eine normale Herzfrequenz wird häufig ein Wert von 60 Schlägen pro Minute angegeben. Je nach Alter, Fitness und anderen Faktoren kann der individuelle Normalwert davon abweichen.

Ein weiteres Symptom des Kaninchenhungers ist Durchfall (Diarrhö), bei dem der Stuhl flüssiger als gewöhnlich ist. Der Darm entleert sich mehr als dreimal pro Tag, wodurch der Körper viel Flüssigkeit verliert. Indirekt kann der Kaninchenhunger deshalb zu einer Dehydrierung führen. Auch Elektrolyte gehen durch den Durchfall möglicherweise vermehrt gehen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose kann nur anhand der Anamnese der Symptome und der Ernährungsgewohnheiten erfolgen. Bei Auftreten der Symptome sollte die Ernährung genauer betrachtet werden. Mitunter treten die Symptome auch auf, wenn die Ernährung nicht ausschließlich, sondern nur überwiegend aus magerem Fleisch besteht. Ab einem von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Anteil an Proteinen an der täglichen Ernährung können diese vom Körper nicht mehr optimal verwertet werden und es entstehen gesundheitliche Probleme.

Bei Beachtung der körperlichen Warnzeichen verläuft die Krankheit in der Regel nicht tödlich und heilt ohne weitere Spätfolgen aus. So sind zum Beispiel von den Indianern keine Fälle bekannt, in denen die Krankheit bei entsprechender Umstellung der Ernährung nicht wieder abgeklungen wäre. Für moderne Kulturen fehlen aufgrund der Seltenheit des Auftretens der Krankheit in diesem Kulturkreis gesicherte Studien über den Krankheitsverlauf.

Jedoch ist auch hier davon auszugehen, dass die Erkrankung bei entsprechender Ernährungsumstellung auch hier keine Spätfolgen zeigt. Lediglich bei einer Nichtbeachtung der Symptome und einer Fortführung der ungesunden Ernährungsweise ist von Spätfolgen auszugehen. Werden die Symptome über einen langen Zeitraum nicht beachtet, kann die Krankheit zu einer Proteinvergiftung führen und tödlich verlaufen.

Komplikationen

Heutzutage zählt Kaninchenhunger zu den selten vorkommenden Erkrankungen, sodass sich folglich auch Komplikationen in Grenzen halten. Sollte die Beschwerde allerdings doch auftreten und länger anhalten, kann es zu irreversiblen Schädigungen des Organismus kommen. Die Betroffenen leiden dabei in den meisten Fällen an relativ starken Kopfschmerzen und an Durchfall. Auch Kreislaufprobleme stellen sich weiterhin ein und die Betroffenen klagen dabei über einen niedrigen Blutdruck.

Sie können ebenso das Bewusstsein verlieren und klagen dabei über eine Müdigkeit. Diese kann dabei in der Regel nicht mit Schlaf ausgeglichen werden. Ebenso kann auch der niedrige Puls zu einem Bewusstseinsverlust führen. Die allgemeine Belastbarkeit des Patienten sinkt deutlich ab und es kommt zu einem allgemeinen Unwohlsein.

In der Regel kann der Kaninchenhunger relativ gut und schnell mit Hilfe einer Ernährungsumstellung bekämpft werden. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und die Beschwerden verschwinden wieder. Komplikationen können dann auftreten, wenn der Kaninchenhunger über einen langen Zeitraum anhält und dadurch möglicherweise Organe beschädigt wurden. Die Lebenserwartung ist möglicherweise eingeschränkt und verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die sich in erster Linie langfristig von sehr magerem Fleisch ernähren und zu deren Hauptnahrung Kaninchen gehören, sollten sich in regelmäßigen Abständen zu einer Kontrolluntersuchung bei einem Arzt begeben. Der Kaninchenhunger deutet auf eine Mangelernährung hin, die durch gezielte Tests auch ohne das Vorliegen von bestimmten Symptomen schnell diagnostiziert werden kann. Kommt es Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder zu Magenschmerzen, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei wiederkehrenden Kopfschmerzen, einer anhaltenden Müdigkeit trotz ausreichendem Nachtschlaf oder einem geringen Blutdruck sollte ein Arztbesuch erfolgen.

Leidet der Betroffene unter einem allgemeinen Unwohlsein, einer Abgeschlagenheit oder einer verminderten Leistungsfähigkeit, ist zur Abklärung der Ursache ein Arzt aufzusuchen. Bei einem permanenten Hungergefühl, starken Veränderungen des Gewichts und einem kontinuierlich anhaltendem Kälteempfinden wird ein Arzt benötigt. Ohne eine ausreichende medizinische Versorgung kann der Betroffene dauerhafte Schäden des Organismus erleiden. Die Unterversorgung führt zu Organschäden und in schweren Fällen zum Verlust des Bewusstseins.

In akuten Fällen muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Bis zu dessen Eintreffen sind von anwesenden Personen Erste-Hilfe-Maßnahmen anzuwenden, damit das Überleben des Betroffenen sichergestellt ist. Ein Abfall des gewohnten Leistungsniveaus, verminderter Antrieb oder ein erhöhter Schlafbedarf sind Anzeichen von vorhandenen Unregelmäßigkeiten. Ein Arztbesuch ist erforderlich bei einer Reizbarkeit, einem Krankheitsgefühl sowie einem Heißhunger auf fetthaltige Lebensmittel.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung besteht in der Regel aus einer Ernährungsumstellung. So wird der Verzehr kalorienreicherer Speisen zur Behandlung der Krankheit empfohlen. Bei rechtzeitiger entsprechender Umstellung der Ernährung verschwinden die Symptome in der Regel innerhalb kurzer Zeit. Spätfolgen sind dagegen zu befürchten, wenn die Symptome nicht ernst genommen und nicht entsprechend behandelt werden.


Aussicht & Prognose

Die Prognose beim Kaninchenhunger ist im Normalfall günstig. Sobald der Patient zur Mitarbeit bereit ist, wird eine Umstellung der Ernährungsweise vorgenommen. Einige Zeit später zeigen sich bereits erste Änderungen der aufgetretenen Beschwerden. Unter optimalen Bedingungen wird innerhalb einer Woche eine deutliche Linderung der Unregelmäßigkeiten beobachtet. Bei einer dauerhaften Umstellung der Nahrungsmittelzufuhr tritt eine Genesung ein.

Der Kaninchenhunger basiert auf einer Mangelernährung. Eine medizinische Behandlung ist aus diesem Grund nicht immer notwendig. Die Zufuhr der Lebensmittel kann eigenverantwortlich umgestellt und optimiert werden. Dabei sollten die natürlichen Bedürfnisse des menschlichen Organismus berücksichtigt werden. Genügen die ergriffenen Maßnahmen nicht aus, sollte die Unterstützung eines Arztes oder Ernährungsexperten in Anspruch genommen werden. Häufig genügt eine Beratung durch einen Arzt, der die Notwendigkeit bestimmter Vitamine, Nährstoffe und Spurenelemente aufzeigt.

Ist der Betroffene nicht bereit, die Zufuhr seiner Lebensmittel zu optimieren, drohen ihm Spätfolgen. Damit kommt es zu einer Verschlechterung der sonst sehr günstigen Prognose. Die Spätfolgen haben einen negativen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden sowie die Lebensqualität. Zudem kann es bei einem Kreislaufkollaps oder einer Bewusstlosigkeit zu weiteren Folgeerkrankungen kommen. Die Funktionsfähigkeit des Herzens steht dabei im Mittelpunkt und kann beschädigt werden. In besonders schweren Fällen droht dem Patienten das plötzliche Ableben.

Vorbeugung

Die beste und einfachste Möglichkeit der Vorbeugung besteht in der Vermeidung der Ursachen. Eine ausgewogene Ernährung unter Beachtung der vom Körper benötigten Nährstoffe stellt die beste Vorbeugungsmöglichkeit gegen den Kaninchenhunger dar. Auch sollten Warnsignale des Körpers ernst genommen werden. Sollte bei einer Ernährung mit magerem Fleisch ein Heißhunger auf Fettiges oder Süßes auftreten, ist dies als erstes Warnsignal zu deuten und die Ernährung umzustellen bevor weitere, ernsthafte Symptome auftreten.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen dem Betroffenen beim Kaninchenhunger keine besonderen oder direkten Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. In der Regel sind die Maßnahmen nicht wirklich notwendig, da die Krankheit selbst in der heutigen Zeit kaum mehr auftritt und daher auch nicht behandelt werden muss. Allerdings wirkt sich beim Kaninchenhunger im Allgemeinen immer eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Krankheit sehr positiv auf ihren weiteren Verlauf aus.

Auf diese Weise können so Komplikationen oder eine weitere Verschlechterung der Beschwerden verhindert werden. In den meisten Fällen wird der Kaninchenhunger durch eine richtige Umstellung der Ernährung behandelt. Dabei kann der Arzt dem Betroffenen einen einstreichenden Ernährungsplan erstellen, welcher auf jeden Fall eingehalten werden muss. Bei Kindern müssen vor allem die Eltern diesen Plan richtig umsetzen und auch das Kind beim Essen kontrollieren.

In der Regel kann der Kaninchenhunger dadurch vollständig behandelt werden, sodass es zu keinen besonderen Komplikationen kommt. Falls die Krankheit über einen längeren Zeitraum aufgetreten ist, so müssen eventuell die inneren Organe untersucht und kontrolliert werden. Dabei ist auch die Einnahme von verschiedenen Ergänzungsmitteln häufig notwendig, wobei auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme zu achten ist.

Das können Sie selbst tun

Ausgehend davon, wie der Kaninchenhunger entsteht, ist die beste Form der Selbstbehandlung eine Ernährungsumstellung, die ausreichend Kalorien und Fett bereithält. Dafür ist es lediglich nötig, dass der Betroffene sich mehr oder minder ausgewogen ernährt, wobei der Anteil an Fettem vorübergehend erhöht werden sollte, um den Stoffwechsel zu regulieren und das Verlangen nach Fett zu stillen.

Gegen die Symptome, die im Zuge eines Kaninchenhungers auftauchen können, gibt es zudem zahlreiche Mittel. Es ist zu empfehlen, Bewegungen auf ein Minimum zu reduzieren, da der Körper durch die Mangelernährung kaum noch Energie hat. Gegen das Schwindelgefühl hilft Bettruhe. Aufgrund des Durchfalls, der besonders häufig auftritt, ist eine größere Trinkmenge empfohlen. Es ist weiterhin von Betroffenen zu beachten, dass ihr Puls und Blutdruck stark abgesunken sein können. Ruckartiges Aufstehen und ähnliche Bewegungen, sollten daher zum Schutz vor einem Kollaps unterlassen werden.

Die Ernährungsumstellung muss dabei meist nur einen bis wenige Tage anhalten, damit der Körper sich wieder erholt. Die Ernährung sollte anschließend dennoch nicht wieder zu einer Mangelernährung werden, sondern für die Zukunft sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Fetten und Kohlenhydraten geachtet werden.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hg.) Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße 2015
  • Suter, P.M.: Checkliste Ernährung. Thieme, Stuttgart 2008

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