Kapselfibrose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Kapselfibrose handelt es sich um eine Komplikation, die bei Brustvergrößerungen auftreten kann. Durch eine natürliche, aber übermäßige Immunreaktion des Körpers bildet sich dabei eine harte Gewebekapsel um das Brustimplantat. Durch verbesserte Implantate und schonendere Operationstechniken lässt sich das Risiko einer Kapselfibrose deutlich senken.
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Was ist eine Kapselfibrose?
Eine Kapselfibrose bezeichnet die Bildung einer harten Hülle, die ein Brustimplantat umschließt. Sie besteht aus einer Bindegewebsschicht, die im Zuge der normalen Immunabwehr um jeden Fremdkörper im menschlichen Gewebe herum gebildet.
Wenn sich diese Schicht unnatürlich verdickt und verhärtet, kann dies starke Schmerzen sowie eine Verhärtung der Brust zur Folge haben. Auch sichtbare Deformationen können auftreten. Darüber hinaus besteht bei einer Kapselfibrose die Gefahr, dass das Implantat reißt.
Ursachen
Die Ursache für die Entstehung einer Kapselfibrose ist bislang noch unbekannt. Die Entstehung einer dünnen umhüllenden Schicht aus Bindegewebe ist eine reguläre Reaktion des Körpers auf körperfremdes Material.
Diese dient als Abgrenzung zwischen gesundem Gewebe und möglicherweise schädlichen Stoffen. Warum diese Bindegewebsschicht in manchen Fällen ihre Elastizität verliert und an Dicke zunimmt, konnte noch nicht festgestellt werden. Es scheint allerdings einige Faktoren zu geben, die die Entstehung einer Kapselfibrose begünstigen.
Dazu zählt die Verwendung glattwandiger Brustimplantate, bei denen in bis zu 30 Prozent der Fälle nach der Brustvergrößerung eine Kapselfibrose auftritt. Die Art der Operation scheint ebenfalls einen Einfluss zu haben. So treten Kapselfibrosen deutlich häufiger auf, wenn das Implantat oberhalb des Brustmuskels platziert wird als wenn es in eine Tasche unter dem Brustmuskel eingebracht wird.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Kapselfibrose kann fast symptomfrei verlaufen. Meist ruft die Erkrankung jedoch starke Schmerzen und sichtbare Veränderungen im Brustbereich hervor. Im ersten Stadium der Krankheit ist die Brust nur leicht verhärtet und es treten meist keine Symptome oder Beschwerden auf. Die Betroffenen verspüren gelegentlich ein leichtes Unwohlsein, welches allerdings meist wieder abklingt.
Im zweiten Stadium ruft die Kapselfibrose ein merkliches Spannungsgefühl in der Brust hervor, das von Schmerzen und einem wachsenden Unwohlsein begleitet wird. Im dritten Stadium kann die Verhärtung äußerlich festgestellt werden. Das Spannungsgefühl nimmt zu und die Schmerzen intensivieren sich. Des Weiteren kann es in diesem Stadium zu Durchblutungsstörungen und einer Überwärmung der Brust kommen.
Im vierten und letzten Stadium hat sich die Brust bereits stark deformiert und ist äußerst berührungsempfindlich. Die Verhärtung kann äußerlich festgestellt werden. Zudem können sich Entzündungen entwickeln, welche die Krankheitszeichen noch verstärken und oft zu Fieber führen. Die Beschwerden können zu Folgesymptomen wie Schlafbeschwerden oder seelischen Problemen führen. Betroffene sind in der Folge häufig gereizt, müde oder schlecht gelaunt. Die Symptome der Kapselfibrose entwickeln sich schleichend und klingen bei einer frühzeitigen Behandlung wieder ab.
Diagnose & Verlauf
Eine Kapselfibrose kann nahezu unbemerkt verlaufen, kann aber auch zu starken Schmerzen und sichtbaren Veränderungen an der Brust führen. Es werden vier Stufen der Kapselfibrose unterschieden.
Bei Stufe 1 ist die Brust nur sehr leicht verhärtet und es treten keine bis nur äußerst leichte Beschwerden auf. Die Diagnose erfolgt durch Abtasten und durch Ultraschall.
Dies gilt auch für Stufe zwei, bei der die Kapselfibrose bereits leichte Schmerzen und ein Spannungsgefühl in der Brust verursachen kann. Bei Stufe 3 ist die Kapselfibrose bereits durch äußeren Anschein diagnostizierbar, da es durch die Verhärtung der Bindegewebshülle zu sichtbaren Veränderungen der Brust kommt.
Darüber hinaus können starke Schmerzen auftreten. Wenn eine Kapselfibrose Stufe 4 erreicht hat, ist die gesamte Brust hart, deformiert und äußerst berührungsempfindlich. Ob die Kapselfibrose mit der Silikonkrankheit nach Brustimplantationen in Zusammenhang steht, ist wissenschaftlich bislang noch ungeklärt.
Komplikationen
Nicht selten führen Ruheschmerzen nachts zu Schlafbeschwerden und können damit die Lebensqualität des Patienten deutlich verringern. Ebenso spannen die Brüste. Die Implantate selbst verrutschen nicht selten, sodass es auch zu ästhetischen Beschwerden kommen kann. Dabei leiden viele Betroffene auch an einem verringerten Selbstwertgefühl und schämen sich für das Aussehen der Brüste.
Diese wirken oft asymmetrisch und weisen Falten auf. Die Behandlung der Kapselfibrose findet in der Regel symptomatisch statt. Sollte es nur zu Schmerzen kommen, so können diese mit Hilfe von Medikamenten eingeschränkt werden. Mögliche Entzündungen werden ebenfalls mit Hilfe von Medikamenten eingeschränkt.
Sollten die Beschwerden schwerwiegend sein oder zu einer stark verringerten Optik führen, sind in den meisten Fällen weitere operative Eingriffe notwendig. Dabei kommt es meistens nicht zu Komplikationen. Die Kapselfibrose führt nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Frauen, die sich einer Brustvergrößerung unterzogen haben, sollten in regelmäßigen Abständen das Brustimplantat von einem Mediziner kontrollieren lassen. Stellen sich Auffälligkeiten oder Besonderheiten ein, ist ein Arztbesuch zur Klärung der Umstände notwendig. Bei Verhärtungen in unmittelbarer Nähe des Implantats ist eine besondere Vorsicht geboten. Daher sollte die Brust mehrmals monatlich eigenverantwortlich abgetastet werden. Sobald Knoten oder Schwellungen bemerkt werden, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, damit über bildgebende Verfahren eine Diagnosestellung erfolgen kann.
Bei Schmerzen oder einem Spannungsgefühl in der Brust, sollte ein Arztbesuch stattfinden. Werden Unregelmäßigkeiten bei einer Drehung oder bei der Fortbewegung bemerkt, ist einem Arzt davon zu berichten. Die Schmerzen weisen auf eine Unstimmigkeit hin, die dringend abgeklärt werden sollte. Plötzliche und nicht nachvollziehbare Verformungen der Brust oder eine Verschiebung des Implantats sind Warnhinweise, die ärztlich kontrolliert werden müssen. Ein Gefühl der Verdrehung oder tastbare strukturelle Veränderungen des Implantats, müssen von einem Facharzt abgeklärt werden.
Da es bei Schäden des Implantats zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen kommen kann, sollte ein Arzt schnellstmöglich aufgesucht werden. Eine Faltenbildung an der Brust gilt ebenfalls als ungewöhnlich und ist näher untersuchen zu lassen. Nehmen die Beschwerden kontinuierlich an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt.
Behandlung & Therapie
Eine Kapselfibrose der Stufe 1 ist meist nicht behandlungsbedürftig. Beim Auftreten von Schmerzen kann eine medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden Mitteln verordnet werden.
Bei leichteren Beschwerden können auch Massagen oder eine Ultraschallbehandlung Erleichterung verschaffen. Ab Stufe 3 ist bei einer Kapselfibrose eine operative Behandlung unumgänglich.
Je nach Schweregrad kommen dabei die Lockerung, die Sprengung oder die Entfernung der Bindegewebskapsel in Frage. Wenn die Kapselfibrose bereits sehr weit fortgeschritten ist, kann die Entfernung des gesamten Brustimplantats notwendig werden.
Aussicht & Prognose
Bei einer Kapselfibrose ist nicht zwingend eine ärztliche Behandlung erforderlich. Vielmehr heilt sie meist komplikationslos ab und kann hierbei durch heiße Bäder und auch Massagen gefördert werden. Durch diese wird die Durchblutung angeregt und damit die Selbstheilung des Körpers gefördert.
Kommt es nach einigen Tagen zu keiner Besserung oder treten Schmerzen auf, ist eine ärztliche Konsultation unumgänglich. Je nach Schweregrad kann dieser zu Akupunktur oder auch Behandlungsmaßnahmen aus dem Bereich der Chinesischen Medizin raten und dies durch entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikation unterstützen. Schlimmstenfalls jedoch ist eine operative Kapselentfernung erforderlich. Ob diese tatsächlich im Einzelfall notwendig ist, richtet sich nach den vorhandenen Schmerzen des Betroffenen.
Betroffene sollten vor einer Operation dem Arzt sämtliche eingenommene Medikamente mitteilen, um mögliche Wechselwirkungen mit Narkosemedikamenten zu verhindern. Nach dem Eingriff ist dann Schonung und eine penible Körperhygiene angezeigt, um Komplikationen wie Wundheilungsstörungen oder Infektionen zu vermeiden. Unter Umständen kann sogar eine Ernährungsumstellung hilfreich sein, bei welcher der Arzt in Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater gerne behilflich sind. Der Körper benötigt ausreichend Eiweiße, Kohlehydrate, Fette, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente um Erreger abzuwehren und neue Haut aufzubauen. Je besser er damit versorgt ist, desto beschwerdefreier gelingt die Wundheilung. Eine gute Sauerstoffzufuhr durch viel frische Luft ist ebenso förderlich.
Vorbeugung
Um einer Kapselfibrose vorzubeugen, kann man verschiedene Maßnahmen ergreifen. Insbesondere sollte bei der Wahl des Brustimplantats auf eine grob texturierte Oberfläche Wert gelegt werden, da diese das Kapselfibrose-Risiko auf unter fünf Prozent senkt.
Auch die Platzierung des Implantats unter statt über dem Brustmuskel verringert das Risiko deutlich. Mit besonders schonenden Operationstechniken kann ebenfalls eine spätere Kapselfibrose vermieden werden. Dazu zählen die Vermeidung eines Kontakts des Implantats mit der Haut, die Verwendung von Drainagen während und nach der Operation sowie eine Umspülung des Implantats mit Antibiotika. Unterstützt werden kann dies noch durch eine Fortführung der Antibiotika-Prophylaxe in den ersten Wochen nach der Operation.
In dieser Zeit sollte auch ein stabiler Kompressions-BH getragen werden, der dafür sorgt, dass das Implantat am vorgesehen Ort bleibt und sich dort gut mit dem umgebenden Gewebe verbindet. Werden all diese Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt, ist das Auftreten einer Kapselfibrose heute im Vergleich zu früheren Brustimplantaten sehr unwahrscheinlich.
Nachsorge
Bei der Kapselfibrose stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen keine oder nur wenige Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Daher sollten Betroffene bei dieser Krankheit schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Eine Selbstheilung kann dabei in der Regel nicht eintreten.
Eine frühzeitige Diagnose kann sich in der Regel immer positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit auswirken. Die Behandlung der Kapselfibrose erfolgt dabei meist durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten. Der Betroffene sollte dabei immer auf eine regelmäßige Einnahme und weiterhin auch auf eine richtige Dosierung der Medikamente achten. Bei Unklarheiten oder bei Fragen sollte dabei immer zuerst ein Arzt kontaktiert werden.
Die Kapselfibrose kann in schwerwiegenden Fällen auch durch einen operativen Eingriff behandelt werden. Hierbei sollte sich der Patient nach dem Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen. Von Anstrengungen oder anderen körperlichen und stressigen Tätigkeiten ist dabei abzusehen. Auch die Unterstützung und die Hilfe von Freunden und der eigenen Familie kann sich positiv auf den weiteren Verlauf der Kapselfibrose auswirken. In der Regel verringert die Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Eine Kapselfibrose bedarf nicht unbedingt einer ärztlichen Behandlung. Meist ruft sie keine Komplikationen hervor und löst sich in vielen Fällen von selbst wieder auf. Sollten allerdings Schmerzen auftreten, ist eine ärztliche Abklärung angezeigt.
Der Patient kann die medizinische Therapie durch verschiedene Selbsthilfe-Maßnahmen unterstützen. Bewährt haben sich zum Beispiel Massagen oder heiße Bäder. In Rücksprache mit dem Arzt können alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur probiert werden. Auch die Chinesische Medizin bietet Alternativmaßnahmen, die eine Kapselfibrose auflösen können. Bei größeren Beschwerden muss die Verhärtung operiert werden. Nach einem Eingriff gelten zunächst Bettruhe und Schonung. Der Betroffene muss unter Umständen auch seine Diät umstellen, um eine beschwerdefreie Abheilung der Operationswunde zu gewährleisten.
Begleitend dazu ist eine engmaschige ärztliche Überwachung angezeigt. Vor allem nach der Entfernung weit fortgeschrittener Kapselfibrosen können verschiedene Komplikationen auftreten, die frühzeitig behandelt werden müssen. Der Betroffene muss auch auf eine ausreichende Körperhygiene achten, um Wundheilstörungen, Infektionen und ähnliche Beschwerden zu vermeiden. Sollten sich trotz dieser Maßnahmen Anzeichen eines schweren Verlaufs oder ernster Komplikationen bemerkbar machen, muss zeitnah mit dem Arzt gesprochen werden.
Quellen
- Bleese, N., Mommsen, U., Schumpelick, V.: Kurzlehrbuch Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2010
- Henne-Bruns, D., Barth, H.: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
- Krams, M., et al.: Kurzlehrbuch Pathologie. Thieme, Stuttgart 2013