Keilbein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Keilbein wird ein Hirnschädelknochen bezeichnet. Es befindet sich in der mittleren Schädelregion.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Keilbein?

Entwicklungsgeschichtlich setzt sich das Keilbein aus zwei Knochen zusammen, bei denen es sich um das vordere und das hintere Keilbein handelt. Bereits vor der Geburt kommt es jedoch zum Verschmelzen der beiden Knochen.
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Beim Keilbein handelt es sich um einen Knochen des Hirnschädels, der verhältnismäßig tief im mittleren Abschnitt des Schädels angesiedelt ist. Der Knochen trägt auch die Bezeichnung Os sphenoidale bzw. Os sphenoides. Gemeinsam mit dem Hinterhauptbein dient das Keilbein zur Formung der Schädelbasis sowie der hinteren Augenhöhlenregion.

Der Begriff Os sphenoidale soll im Mittelalter durch den Schreibfehler eines Mönches zustande gekommen sein. So wurde aus der Bezeichnung Os sphekoidale, dem griechischen Wort für "Wespenbein", Os sphenoidale, die griechische Bezeichnung für "Keilbein". Allerdings ähnelt der Schädelknochen aufgrund seiner Flügel eher einer Wespe.

Anatomie & Aufbau

Die Grundform des Keilbeins ist größtenteils quadratisch. Im Innenbereich gibt es zwei Hohlräume, die durch eine Umzäunung (Septum) voneinander getrennt werden. Diese Räume tragen die Bezeichnung Keilbeinhöhlen (Sinus sphenoidales). Am vorderen Keilbein befinden sich die beidseitigen Flügel, die beim Menschen Ala minor genannt werden.

Sie sind verhältnismäßig klein ausgeprägt und stellen einen Teil der hinteren Augenhöhle dar. Durchzogen werden sie vom Canalis opticus. Durch ihn kann der Nervus opticus, der Sehnerv, durchtreten. Der Verlauf der Flügel erstreckt sich in je einen Fortsatz, der als Processus clinoideus anterior bezeichnet wird. An den Fortsätzen siedelt sich das Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli) an, welches Teil der harten Hirnhaut ist.

Größer ausgeprägt als die Flügel des vorderen Keilbeins sind die Flügel des hinteren Keilbeins (Ala major). In den Flügeln ist das Foramen ovale untergebracht. Es fungiert als Austritt für den Nervus mandibularis, der den Hauptästen des 5. Hirnnervs angehört. Im Foramen rotundum befindet sich hingegen der Nervus maxillaris, ein weiterer Ast des 5. Hirnnervs. Im hinteren Keilbeinflügel kommt das Foramen spinosum vor. Durch das Formen kann die Arteria meningea media in Richtung Schädelhöhle austreten. Zwischen den Keilbeinflügeln positioniert ist die Fissura orbitalis superior, bei der es sich um eine spaltartige Öffnung handelt. Von dieser Öffnung aus verlaufen einige Hirnnerven zur Augenhöhle.

Von den Flügeln des hinteren Keilbeins (Ala magna) wird die mittlere Schädelgrube gebildet, die auch die Bezeichnung Fossa cranii media trägt. In der mittleren Schädelgrube sind das Zwischenhirn sowie das Mittelhirn untergebracht. Vom hinteren Keilbeinkörper wird eine Struktur gebildet, die die Form eines Sattels hat. Aus diesem Grund wird sie auch Türkensattel (Sella turcica) genannt. Kennzeichen des Türkensattels ist eine zentrale Grube. In ihr befindet sich die Hypophyse, auch als Hirnanhangsdrüse bekannt. Sie trägt die Bezeichnung Fossa hypophysialis. Überzogen wird die Fossa hypophysialis von einer Dura-mater-Abspaltung, deren Name Diaphragma sellae lautet. Sie trennt die Hypophyse vom Gehirn.

Vor der Sella turcica befindet sich die Sulcus chiasmatis. Dabei handelt es sich um eine Rinne, die als Kreuzung der Sehnerven fungiert. Ebenfalls Teil des Keilbeins ist die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidales). Sie gehört zu den Nasennebenhöhlen.

Funktion & Aufgaben

Entwicklungsgeschichtlich setzt sich das Keilbein aus zwei Knochen zusammen, bei denen es sich um das vordere und das hintere Keilbein handelt. Bereits vor der Geburt kommt es jedoch zum Verschmelzen der beiden Knochen.

Das Keilbein wird als zentraler Knochen des Craniosacralsystems angesehen. So besitzt es Verbindungen zu beinahe sämtlichen anderen Schädelknochen, was auf seine einzigartige anatomische Struktur zurückzuführen ist. Über die Flügelfortsätze, deren Angrenzung an die Gaumenknochen erfolgt, kommt eine unmittelbare Verbindung zum harten Gaumen zustande. Richtet sich das Keilbein nicht korrekt aus, kann sich dies negativ auf die Gaumenstrukturen und damit auch auf das obere Gebiss und den Kiefer auswirken.

Von besonderer Wichtigkeit ist die Hypophyse, welche direkt auf dem Keilbein aufliegt. Über das endokrine System hat sie großen Einfluss auf zahlreiche physiologische Prozesse. Eine leichte Schaukelbewegung des Keilbeins sorgt dafür, dass das warme Blut von der Hirnanhangsdrüse entfernt wird. Diese Kühlung ist überaus wichtig, da bereits kleinere Temperaturanstiege sich negativ auf die Funktionen der Hypophyse auswirken können.


Krankheiten

Fehlstellungen des Keilbeins beeinträchtigen zahlreiche Bereiche des menschlichen Körpers. Kommt es zu übermäßigem Druck auf die Ganglien, die sich zwischen den Keilbeinflügelfortsätzen und dem Gaumenknochen befinden, hat dies Auswirkungen auf die Nasenschleimhäute, weil sie ebenso wie die Nasenhöhlen und der Nasenrachenraum von den Ganglien innerviert werden. Bemerkbar macht sich dies durch Schnupfen oder Rhinorrhoe. Manche Menschen reagieren dann auch empfindlicher auf Allergene, die sie einatmen.

Störungen des Keilbeins betreffen nicht selten auch die Hypophyse. Zum Beispiel können Fehlausrichtungen des Schädels Folgen für die Kühlung der Hirnanhangsdrüse haben. So ist die Hypophyse außerhalb des Gehirns angesiedelt, da sie eine kühlere Umgebung benötigt als das Hirn. Aber auch das Kiefergelenk kann durch Keilbeinprobleme in Mitleidenschaft gezogen werden. Die äußeren Flügelmuskeln des Keilbeins haben unmittelbare Auswirkungen auf den Unterkiefer. Eine Dysbalance der Muskeln beeinträchtigt die Lage des Keilbeins daher negativ. Verändert sich dessen Position, führt dies zu Störungen der Funktionen und Bewegungen des Os sphenoidale. Als mögliche Folgeerscheinung von Fehlstellungen kommen Sehstörungen in Betracht. So werden vom Os sphenoidale teilweise auch Strukturen der Augenhöhle gebildet. Außerdem durchziehen Hirnnerven, die Einfluss auf die Augenbewegungen sowie die Sehschärfe haben, das Keilbein.

Zu den häufigsten Verletzungen des Keilbeins gehört der Schädelbasisbruch. So ist das Keilbein Teil der Schädelbasis, wodurch es aufgrund einer entsprechenden Fraktur oft geschädigt wird.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007

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