Kleine Bibernelle

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) ist eine nahe Verwandte des hierzulande gern als Gewürz verwendeten Anis. Schon die Menschen des Mittelalters schätzten die Heilpflanze wegen ihres breiten Wirkungsspektrums. Sie setzten die Kleine Bibernelle gegen viele Krankheiten ein, sogar gegen den damals vielerorts wütenden Schwarzen Tod (Pest). In Deutschland ist ihre medizinische Wirkung erstmals 1588 schriftlich belegt.

Vorkommen & Anbau der Kleinen Bibernelle

Die Pimpinelle liebt trockene helle Standorte und nährstoffarme kalkhaltige Böden.
Die Kleine Bibernelle gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und zur Gattung der Bibernellen. Die gegen viele Beschwerden einsetzbare Heilpflanze wird auch Gemeine Bibernelle, Bockskraut, Bockswurz, Pimpinelle und wegen ihres scharfen Nachgeschmacks auf der Zunge Pfefferkraut genannt.

Die krautige mehrjährige Pflanze erreicht eine Höhe von maximal 60 Zentimetern und hat einen unbehaarten, mit Rillen versehenen und hohlen Stängel. Am Stängel befinden sich stiellose, kleine gefiederte Blätter, die gegenständig angeordnet sind. Die großen weißen Blütenstände der Kleinen Bibernelle sind doppeldoldig und 5 bis 15-strahlig. Nach der Blüte der Pflanze (Juni bis Oktober) bilden sich in den Dolden kleine dunkle Samen. Noch während der Blütezeit treiben an den Stängeln neue Blattrosetten aus, die je nach Art borstig, flach behaart oder kahl sind.

Die gelblich graue, etwa fingerdicke Wurzel der Kleinen Bibernelle hat eine spindelartige Form und reicht bis in 20 cm Boden-Tiefe hinab. Die Pimpinelle liebt trockene helle Standorte und nährstoffarme kalkhaltige Böden. Deshalb wächst sie bevorzugt auf Trocken-Rasen, in Zwergstrauch-Heiden, am Wegesrand und in Obstgärten. Die Gemeine Bibernelle kommt in großen Teilen Europas bis Zentralasien vor. Auf dem Balkan, in Portugal und den skandinavischen Ländern ist sie jedoch nicht beheimatet.

Wirkung & Anwendung

Wer die Kleine Bibernelle als Naturheilmittel verwenden möchte, sammelt sie im März/April oder September/Oktober. Wichtig ist, dass sie botanisch eindeutig identifiziert wird, da es andere Doldenblütler gibt, die ihr vom Aussehen her sehr ähnlich und mitunter sogar giftig sind. So wird sie häufig mit dem (zum Glück ungiftigen) Kleinen Wiesenknopf verwechselt, der eine ähnliche Blattform hat. Naturheilkundlich genutzt wird heute nur noch die würzig riechende und scharf schmeckende Wurzel der Pimpinelle. Sie wird sogar als Speisewürze und Geschmacksstoff bei der Herstellung von Magenbitter verwendet.

Nach dem Sammeln wird die Wurzel gereinigt, der Länge nach durchgeschnitten, auf einen Faden gezogen und zum Trocknen aufgehängt. Eine Woche später wird sie dann im Ofen nachgetrocknet. Danach zerhackt der Anwender sie in kleinste Stückchen. Früher wurde auch noch das Kraut medizinal verwendet. Seine Wirksamkeit konnte jedoch nicht bewiesen werden. Daher wurde es in der Folgezeit nicht mehr zur naturmedizinischen Behandlung eingesetzt. Die Wurzel der Kleinen Bibernelle lässt sich je nach zu behandelnder Erkrankung vielseitig nutzen.

Sie wird innerlich als Tee, Gurgelwasser, Tinktur, Lutschpastillen, Hustensaft und homöopathische Globuli angewendet. Allerdings sollte der Nutzer wissen, dass die Homöopathie ihr Pimpinella alba nicht nur aus der Wurzel der Kleinen, sondern auch aus der der Großen Bibernelle (Pimpinella major) herstellt. Verabreicht wird es meist in den Potenzen D1 bis D6. Als Salbe, homöopathische Tinktur und Spray kommt sie äußerlich zum Einsatz.

Wird die alte Naturheilpflanze in der richtigen Dosierung eingenommen oder aufgetragen, sind keine Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln zu befürchten. Da sie sehr mild wirkt, kann sie sogar Kindern verabreicht werden.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

In der Wurzel der Kleinen Bibernelle sind Pimpinellin, Cumarine, Furocumarine, Gerbstoffe, ätherische Öle, Saponine, Polyacetylene, Chinasäure, Kaffeesäure und Sitosterol enthalten. Hauptwirkstoff ist das Pimpinellin, das entzündungshemmend (anti-bakteriell) und bei Atemwegserkrankungen Schleim lösend wirkt. Der Einsatz der Kleinen Bibernelle bei Katarrhen der Atemwege wird sogar von der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte des BGA ausdrücklich empfohlen.

Das Bockskraut wird schon seit Jahrhunderten mit Erfolg zur Behandlung von Bronchitis, Husten und Heiserkeit eingesetzt. Auch entzündliche Halsschmerzen, Kehlkopfentzündungen und Asthma werden mit Bibernellen-Produkten wirkungsvoll bekämpft. Als Hustentee eignet sich folgendes Grundrezept: 1 gehäufter TL Bibernellen Wurzel wird mit 1/4 Liter kaltem Wasser aufgegossen und eine Minute lang gekocht. Nach dem Abseihen trinkt der an Husten oder Erkältung leidende Nutzer dreimal täglich eine mit Honig gesüßte Tasse Kleine Bibernellen-Tee zur Schleim-Lösung.

Zum Gurgeln bei häufig wiederkehrenden Halsentzündungen und Heiserkeit wird der ungesüßte Sud des Tees verwendet. Er kann nach der Anwendung auch getrunken werden. Schmeckt dem Patienten das Gurgelwasser zu bitter, empfiehlt sich eine Mischung aus Bibernellen-Wurzel, Kamillenblüten und Blutwurz im Verhältnis 2:2:1. 30 Tropfen der fertigen Bibernellen-Tinktur werden in ein Glas Wasser geschüttet und ebenfalls zur Hals-Desinfektion bei Angina verwendet. Als Inhaltsstoff von Sprays kann der Kranke Bockskraut gegen sein Asthma einsetzen.

Als äußerlich angewendete Tinktur heilt die Bockswurz eitrige Geschwüre und andere offene Wunden. Außerdem wirkt die Wurzel der Kleinen Bibernelle verdauungsfördernd und lindert Blähungen und Darmentzündungen. Bockskraut Tee und Tinktur regen die Menstruation an und heilen so Zyklusstörungen. Als Tinktur und Salbe wird es zur Behandlung von Hautausschlägen und Ekzemen eingesetzt.

Außerdem wirkt die Kleine Bibernelle noch Harn- und schweißtreibend und Blut verdünnend. Sebastian Kneipp wendete die Arzneipflanze sogar bei Patienten mit Nierenentzündungen und rheumatischen Erkrankungen an. Als homöopathisches Mittel wird es zur Behandlung von Bronchitis, Magen-Darm-Erkrankungen, Ohrgeräuschen, Wirbelsäulen-Beschwerden, Kopfschmerzen und Nasenbluten eingesetzt.


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