Kolposkopie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Kolposkopie ist die Untersuchung der Rückwand des Gebärmutterhalses mit einem speziellen Gerät (Kolposkop). Abnormale Zellen werden hier identifiziert, evtl. eine Biopsie durchgeführt und ggf. gleich behandelt. Das primäre Ziel einer Kolposkopie ist die frühe Prävention von Gebärmutterhalskrebs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kolposkopie?

Eine Kolposkopie ist die Untersuchung der Rückwand des Gebärmutterhalses. Das primäre Ziel einer Kolposkopie ist die frühe Prävention von Gebärmutterhalskrebs.

Eine Kolposkopie folgt in der Regel nach einem abnormal ausgefallenen Zervixabstrich oder einer ähnlichen Untersuchung. Die Kolposkopie beinhaltet eine genaue Untersuchung des Gebärmutterhalses mit einem speziellen Gerät (Kolposkop).

Dieses erlaubt dem Arzt oder der dafür ausgebildeten Schwester den Grad der Ausbildung an abnormalen Zellen festzustellen. Hierfür werden die Wände des Gebärmutterhalses in der Regel mit einer speziellen Flüssigkeit benetzt. Anschließend erfolgt eine Reaktion der Zellen. Während der Untersuchung wird ggf. eine Biopsie durchgeführt.

Das bedeutet, dass eine kleine Probe des Gewebes zu genaueren Analyse entfernt wird. Falls die Ursache der Abnormalität direkt ersichtlich ist, kann in einigen Fällen bereits während der Kolposkopie mit der Behandlung begonnen werden.

Geschichte & Entwicklung

Die Kolposkopie, eine diagnostische Methode zur Untersuchung des Gebärmutterhalses, wurde erstmals 1925 vom deutschen Gynäkologen Hans Hinselmann entwickelt. Hinselmann erkannte die Notwendigkeit einer detaillierten visuellen Inspektion des Gebärmutterhalses, um präkanzeröse Veränderungen und frühe Stadien von Gebärmutterhalskrebs zu identifizieren. Zu diesem Zweck erfand er das Kolposkop, ein binokulares Mikroskop, das mit einer Lichtquelle ausgestattet ist und eine starke Vergrößerung ermöglicht.

In den folgenden Jahrzehnten gewann die Kolposkopie an Bedeutung, insbesondere durch die Integration von Färbetechniken wie der Anwendung von Essigsäure und Lugolscher Lösung, die es ermöglichten, abnormale Zellveränderungen deutlicher sichtbar zu machen. Die Essigsäure bewirkt, dass abnormales Gewebe weiß erscheint, während die Lugolsche Lösung gesunde Zellen braun färbt, was die Kontrastierung von verdächtigen Bereichen erleichtert.

In den 1960er und 1970er Jahren erlebte die Kolposkopie einen weiteren Aufschwung durch die Verbesserung der Kolposkope und die Verbreitung des Verfahrens in gynäkologischen Praxen weltweit. Gleichzeitig wurde die Technik zunehmend in Screening-Programme integriert, um Gebärmutterhalskrebs frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Heute ist die Kolposkopie ein fester Bestandteil der gynäkologischen Diagnostik. Sie wird häufig nach einem auffälligen Pap-Abstrich durchgeführt, um genauere Informationen über den Zustand des Gebärmutterhalses zu gewinnen und gegebenenfalls gezielte Biopsien zu entnehmen. Moderne Kolposkope sind mit fortschrittlichen optischen und digitalen Technologien ausgestattet, die eine noch präzisere Diagnostik ermöglichen.

Einsatz & Indikation

Eine Kolposkopie wird in der Regel durchgeführt, wenn bei einer gynäkologischen Untersuchung oder einem Pap-Abstrich abnormale Ergebnisse festgestellt wurden. Diese Untersuchung ermöglicht es, den Gebärmutterhals, die Vagina und die Vulva unter Vergrößerung genauer zu betrachten und mögliche präkanzeröse Veränderungen oder frühe Anzeichen von Krebs zu identifizieren.

Ein häufiges Indiz für die Notwendigkeit einer Kolposkopie ist ein auffälliger Pap-Test, der Zellveränderungen oder Dysplasien zeigt. Weitere Indikationen umfassen das Vorhandensein von HPV (Humanes Papillomavirus), das mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung steht, sowie sichtbare Läsionen oder anormale Blutungen, die während einer gynäkologischen Untersuchung entdeckt wurden.

Die Kolposkopie wird auch bei Symptomen wie anhaltendem vaginalen Ausfluss, unerklärlichen Blutungen oder Schmerzen im Beckenbereich empfohlen, um die Ursache dieser Symptome genauer zu bestimmen. Darüber hinaus kann die Untersuchung zur Nachkontrolle von bereits behandelten zervikalen Veränderungen oder zur Überwachung von Frauen mit einem hohen Risiko für Gebärmutterhalskrebs eingesetzt werden.

Während der Kolposkopie kann der Arzt auch gezielt Biopsien entnehmen, um Gewebeproben histologisch zu untersuchen. Dies hilft, die Diagnose zu präzisieren und die geeignete Behandlung festzulegen. Insgesamt dient die Kolposkopie der Früherkennung und genauen Diagnostik von zervikalen Veränderungen, um rechtzeitig geeignete therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können.

Vorteile & Nutzen

Eine Kolposkopie bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden bei der Diagnose von Gebärmutterhalsanomalien.

Genauigkeit und Detailtiefe: Die Kolposkopie ermöglicht eine detaillierte und vergrößerte Betrachtung des Gebärmutterhalses, der Vagina und der Vulva, was präzise Diagnosen ermöglicht. Mit dem Kolposkop können Ärzte kleine Läsionen und Veränderungen erkennen, die mit bloßem Auge oder durch weniger detaillierte Untersuchungen, wie dem Pap-Test, nicht sichtbar wären.

Gezielte Biopsien: Während einer Kolposkopie können gezielt Biopsien von verdächtigen Bereichen entnommen werden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, pathologische Veränderungen frühzeitig zu entdecken und spezifisch zu behandeln. Die Biopsieproben werden histologisch untersucht, um präzise Diagnosen zu stellen.

Früherkennung von Krebsvorstufen: Durch die frühzeitige Identifikation von präkanzerösen Veränderungen (wie CIN - zervikale intraepitheliale Neoplasie) können präventive Maßnahmen ergriffen werden, bevor sich Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Dies verbessert die Behandlungsergebnisse und verringert die Morbidität.

Nicht-invasive Natur: Im Vergleich zu invasiveren Verfahren ist die Kolposkopie minimalinvasiv und kann in einer ambulanten Umgebung durchgeführt werden. Der Eingriff ist relativ schmerzfrei und erfordert keine längere Erholungszeit.

Ergänzung zu anderen Tests: Die Kolposkopie dient als wertvolle Ergänzung zu Pap-Tests und HPV-Tests. Wenn diese Tests abnormale Ergebnisse liefern, bietet die Kolposkopie eine Methode zur weiteren Untersuchung und Klärung der Befunde.

Behandlungsplanung: Die Kolposkopie liefert detaillierte Informationen, die für die Planung weiterer Behandlungen notwendig sind, wie z.B. Lasertherapie, Kältetherapie oder chirurgische Eingriffe. Dies trägt zur individuellen Anpassung der Behandlung an die spezifischen Bedürfnisse des Patienten bei.

Diese Vorteile machen die Kolposkopie zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der gynäkologischen Diagnostik und Behandlung von zervikalen Anomalien.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Empfehlung des Arztes eine Kolposkopie durchzuführen, die meist auf einen ungewöhnlichen Abstrich-Test folgt, ist jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung. Ungewöhnliche Testergebnisse sind recht häufig und können viele Gründe haben.

Die Ergebnisse können vom Normalwert abweichen, wenn sich zum Test zu viel Blut oder Schleim in der Region befunden hat. Auch der durch Sex weitergegebene humanes Papillomavirus ist eine häufige Ursache. Die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs stehen mit diesem Virus in Verbindung. Bei 9 von 10 Fällen entwickelt sich der Virus aber innerhalb von zwei Jahren vollständig aus dem Körper zurück.

Eine durchschnittliche Kolposkopie dauert ungefähr eine halbe Stunde, kann sich aber auch länger hinziehen. Eine Stunde Zeit sollte man also mit einrechnen. Der Arzt oder eine Schwester wird zu Beginn eine Reihe von Fragen stellen, die sich meist auf Einzelheiten der Periode, der Verhütung und dem allgemeinen Gesundheitszustand beziehen. Anschließend folgt wie bei einer normalen Untersuchung die Einführung des Spekulums. Mit dem Kolposkop wird ein genauer Einblick in den Gebärmutterhals ermöglicht.

Das Kolposkop selbst wird nicht in die Vagina eingeführt. Es ähnelt einem großen Fernglas mit starkem Licht und, in einigen Fällen, einiger Videokamera. Mit einem langen Tupfer wird eine Flüssigkeit aufgetragen, um die abnormalen Zellen identifizieren zu können. Ggf. wird ein kleines Stück Gewebe zur Analyse entfernt. Dies kann unangenehm sein und es erfolgt eine lokale Betäubung. Nach der Kolposkopie kann es noch einige Tage zu Blutungen und der Ausscheidung einer blau-grünen Flüssigkeit komme.

Der maßgebliche Zweck der Kolposkopie ist die Prävention von Gebärmutterhalskrebs. Wenn durch die Kolposkopie abnormale Zellentwicklungen in einem frühen Stadium entdeckt werden, kann durch eine Behandlung eine weitere Fehlentwicklung verhindert werden. An diesem Zeitpunkt existiert noch kein Krebs, doch eine Abnormalität kann, wenn unbehandelt, sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln.

Falls die Untersuchung nur eine milde Veränderung feststellt, wird evtl. keinerlei Behandlung durchgeführt und ein nächster Termin zur Kontrolle vereinbart. Falls eine Behandlung nötig ist, beinhaltet diese die Entfernung oder Zerstörung der abnormalen Zellen durch verschiedene Verfahren (Entfernung, Laser, Hitze, Kälte).


Durchführung & Ablauf

Eine Kolposkopie ist ein diagnostisches Verfahren, das in der Regel von einem Gynäkologen durchgeführt wird, um den Gebärmutterhals, die Vagina und die Vulva unter Vergrößerung zu untersuchen. Hier ist der Ablauf der Kolposkopie in mehreren Schritten beschrieben:

1. Vorbereitung: Der Patient wird gebeten, auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl Platz zu nehmen. Der Arzt erklärt den Ablauf der Untersuchung und beantwortet eventuelle Fragen. Es wird empfohlen, die Blase vor der Untersuchung zu entleeren, um den Komfort zu erhöhen.

2. Spekulum-Einführung: Ein Spekulum wird vorsichtig in die Vagina eingeführt, um den Gebärmutterhals freizulegen. Dies ermöglicht eine klare Sicht auf das Untersuchungsgebiet.

3. Anwendung von Lösungen: Der Gebärmutterhals wird mit einer Essigsäurelösung oder einer Lugolschen Lösung behandelt. Die Essigsäure lässt abnormales Gewebe weiß erscheinen, während die Lugolsche Lösung gesunde Zellen braun färbt. Dies hilft, abnormale Bereiche besser sichtbar zu machen.

4. Untersuchung mit dem Kolposkop: Der Arzt untersucht den Gebärmutterhals durch das Kolposkop, ein spezielles Mikroskop, das eine starke Vergrößerung bietet. Der Kolposkop selbst berührt den Körper nicht. Der Arzt sucht nach Anomalien wie weißen Flecken, atypischen Blutgefäßen oder anderen verdächtigen Bereichen.

5. Biopsie (falls erforderlich): Wenn verdächtige Bereiche gefunden werden, kann der Arzt eine oder mehrere Biopsien entnehmen. Dazu wird ein kleines Stück Gewebe mit einer speziellen Zange entfernt. Die Biopsie wird zur histologischen Untersuchung in ein Labor geschickt, um präzise Diagnosen zu stellen.

6. Nachsorge: Nach der Untersuchung kann der Patient leichte Blutungen oder Ausfluss haben, besonders wenn eine Biopsie durchgeführt wurde. Es wird geraten, auf Tampons und Geschlechtsverkehr für einige Tage zu verzichten, um Infektionen zu vermeiden.

7. Ergebnisse und Weiteres Vorgehen: Der Arzt wird die Ergebnisse der Kolposkopie und eventueller Biopsien mit dem Patienten besprechen und das weitere Vorgehen planen, falls Behandlungen notwendig sind.

Risiken & Gefahren

Die Kolposkopie ist in der Regel eine sehr sichere Prozedur. Einige Frauen empfinden die Behandlung eventuell als etwas unangenehm. Nur sehr selten treten während der Behandlung Komplikationen auf. Diese beinhalten starkes Bluten oder Infektionen.

Falls sich nach der Kolposkopie starkes Bluten oder unangenehmer Geruch einstellt, sollte der Arzt zügig erneut aufgesucht werden. Risiken und Nebenwirkungen, die durch die Behandlung entstehen können, werden normalerweise auf einem Schreiben ausgeführt, dass die Patientin zur Unterzeichnung erhält.

Eine genaue Lektüre ist erforderlich und eventuelle Gegenfragen bei Unverständnis. Nach der Kolposkopie sollte sich die Patientin an eine Reihe von Regeln halten, um Komplikationen zu vermeiden. Auch diese werden in schriftlicher Form mitgegeben. Sie beinhalten zumeist: Kein Sex für einen bestimmten Zeitraum; keine Tampons; kein schweres Heben; keine Bäder für mindestens 24 Stunden.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Kolposkopie, die eingesetzt werden können, wenn eine Kolposkopie nicht möglich oder nicht angezeigt ist.

Pap-Test: Der Pap-Abstrich ist eine grundlegende Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Dabei werden Zellen vom Gebärmutterhals entnommen und auf Anzeichen von Dysplasie oder Krebs untersucht. Dieser Test ist weniger invasiv als eine Kolposkopie, kann aber weniger detaillierte Informationen liefern.

HPV-Test: Ein HPV-Test untersucht das Vorhandensein von humanen Papillomaviren, die häufig Gebärmutterhalskrebs verursachen. Dieser Test kann in Kombination mit dem Pap-Test durchgeführt werden, um das Risiko einer HPV-Infektion zu bestimmen und die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu bewerten.

Endozervikale Kürettage (ECC): Bei dieser Methode wird Gewebe aus dem Gebärmutterhalskanal mit einem kleinen Instrument abgeschabt. Dies kann in Fällen nützlich sein, in denen eine Kolposkopie nicht möglich ist, um Gewebeproben zur weiteren Untersuchung zu gewinnen.

Biopsie ohne Kolposkop: Wenn eine Kolposkopie nicht durchgeführt werden kann, kann der Arzt direkt eine Biopsie des Gebärmutterhalses vornehmen. Diese Methode liefert Gewebeproben zur histologischen Untersuchung, kann jedoch ohne die visuelle Unterstützung des Kolposkops weniger gezielt sein.

Zervikale Ultraschalluntersuchung: Ein transvaginaler Ultraschall kann zur Beurteilung des Gebärmutterhalses und der umliegenden Strukturen eingesetzt werden. Diese Methode ist weniger invasiv und kann Informationen über strukturelle Anomalien liefern.

Liquid-based Zytologie (LBC): Dies ist eine verbesserte Form des Pap-Tests, bei der die Zellen in einer Flüssigkeit gesammelt und aufbereitet werden. Dies ermöglicht eine genauere und effektivere Zelluntersuchung.

Diese Alternativen bieten verschiedene Ansätze zur Untersuchung und Diagnose von zervikalen Anomalien und können basierend auf den individuellen Bedürfnissen und Bedingungen des Patienten ausgewählt werden.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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