Humane Papillomviren
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Humane Papillomviren treten beim Menschen vor allem in zwei Formen in Erscheinung: Als Warzen auf der Haut kennt man sie als lästige, aber eher harmlose Erkrankung. Als sexuell oder durch sonstigen Intimkontakt übertragene Viren können einige Typen der humanen Papillomviren verschiedene Krebsformen, vor allem Gebärmutterhalskrebs, hervorrufen.
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Was sind humane Papillomviren?
Humane Papillomviren, kurz HPV, bilden eine formenreiche Gruppe der DNA-Viren. Inzwischen wurden mehr als einhundert verschiedene Virentypen für diese Virengruppe beschrieben.
HP-Viren sind hüllenlos und erscheinen unter dem Mikroskop als kugelige Gebilde. Im Inneren der Kugeln befindet sich eine doppelsträngige DNA. HP-Viren gehören zu den sogenannten Onkoviren.
Diese Viren können für eine bösartige Entartung von Geweben sorgen und so zu Krebs führen. Etwa zehn bis 15 Prozent aller Krebserkrankungen weltweit lassen sich auf humane Papillomviren und andere Onkoviren zurückführen.
Bedeutung & Funktion
Kommt ein gesunder Mensch mit einem Wirt humaner Papillomviren in Berührung, werden die Viren auf die Haut oder die Schleimhäute übertragen.
Einige Papillomviren werden dagegen hauptsächlich auf sexuellem Wege in den Vaginal- und Analbereich, aber auch in die Mundhöhle übertragen. HP-Viren gehören zu den häufigsten sexuell weitergegebenen Erregern. Sind die Viren erst einmal mit einem neuen Wirt in Kontakt gekommen, dringen sie in die Epithelzellen der Haut und der Schleimhäute ein. Etwa dreißig der über einhundert Arten haben sich dabei auf die Haut und Schleimhäute des Genital- und Analbereiches spezialisiert.
Sind die Viren einmal in die Zellen eingedrungen, können sie dort Monate oder gar Jahre unbemerkt bleiben. Oft verläuft eine Infektion auch symptomlos und heilt unbemerkt wieder aus. HPV können aber auch ein unkontrolliertes Zellwachstum verursachen. Die Wucherungen sind meist gutartig und zeigen sich in der Form von Warzen auf der betroffenen Hautstelle. Werden intime Zonen befallen, rufen die Viren dort Feigwarzen und andere Genitalwarzen hervor.
Da die Infektion oft unbemerkt verläuft, ist ein hundertprozentiger Schutz vor einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Papillomviren nur durch Enthaltsamkeit möglich. Kondome reduzieren das Ansteckungsrisiko mit HPV stark. HP-Viren werden aber über infektiöse Hautpartien, nicht über Körperflüssigkeiten übertragen. Es kann also zu einer Ansteckung über nicht vom Kondom bedeckte Hautstellen kommen. Andere HPV-Typen können in selteneren Fällen auch über gemeinsam benutzte Tassen, Handtücher und ähnliches übertragen werden.
Seit dem Jahr 2006 ist in Deutschland zur Vorbeugung vor häufigen, gefährlichen Formen des humanen Papillomvirus der Impfstoff Gardasil zugelassen. Er immunisiert gegen die HPV-Typen 16 und 18 sowie elf und sechs. Mit Cervarix steht seit 2007 ein zweiter Impfstoff zur Verfügung, der die Typen 16 und 18 abdeckt. Die Impfung wird Mädchen und jungen Frauen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren vor dem ersten Sexualkontakt empfohlen.
Eine Therapie bei erfolgter Ansteckung mit HPV gibt es nicht. Behandelt werden lediglich die entstehenden Wucherungen. Mögliche Behandlungen der Wucherungen sind die lokale Anwendung von Interferonen und anderen Zytokinen. Bei größeren, von humanen Papillomviren verursachten Wucherungen können auch Verätzungen der Warzen oder ein chirurgischer Eingriff vonnöten werden.
Biologische Eigenschaften
Humane Papillomviren (HPV) sind DNA-Viren, die zur Familie der Papillomaviridae gehören. Es gibt über 200 verschiedene HPV-Typen, die nach ihrer Taxonomie in verschiedene Gattungen und Arten eingeteilt werden. Die meisten HPV-Typen infizieren Haut und Schleimhäute und werden in niedrigrisiko- und hochrisiko-Typen unterteilt. Niedrigrisiko-Typen, wie HPV 6 und 11, verursachen gutartige Wucherungen wie Genitalwarzen, während Hochrisiko-Typen, wie HPV 16 und 18, mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebsarten assoziiert sind.
Morphologisch sind HP-Viren kleine, unbehüllte Viren mit einem ikosaedrischen Kapsid, das aus zwei Proteinen, L1 und L2, besteht. Das Kapsid umhüllt das zirkuläre, doppelsträngige DNA-Genom. Das Genom umfasst etwa 8.000 Basenpaare und enthält Gene, die in zwei Gruppen unterteilt sind: frühe Gene (E), die für die Virusreplikation und Zelltransformation verantwortlich sind, und späte Gene (L), die für die Kapsidproteine kodieren.
HPV infiziert die Basalzellen der Haut oder Schleimhaut durch Mikroläsionen und nutzt den Zellzyklus der Wirtszellen, um sich zu replizieren. Ein besonderes Merkmal von Hochrisiko-HPV-Typen ist die Fähigkeit, die Tumorsuppressorproteine p53 und Rb zu deaktivieren, was zur unkontrollierten Zellproliferation und letztlich zur Entstehung von Tumoren führen kann. Die latente Infektion kann viele Jahre unbemerkt bleiben, bevor sie sich in Form von Warzen oder Krebs manifestiert.
Vorkommen & Verbreitung
Humane Papillomviren (HPV) sind weltweit verbreitet und eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Sie kommen natürlich in der menschlichen Haut und Schleimhaut vor, insbesondere im Genitalbereich, sowie im Mund und Rachen. Die meisten HPV-Infektionen sind symptomlos, viele werden vom Immunsystem eliminiert, bevor sie Schaden anrichten können.
HPV wird hauptsächlich durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen, insbesondere durch sexuelle Aktivitäten wie Vaginal-, Anal- und Oralsex. Die Viren können auch durch infizierte Oberflächen oder Utensilien wie Handtücher indirekt übertragen werden, dies ist jedoch seltener. Hochrisiko-Typen von HPV, wie HPV 16 und 18, sind für die Mehrheit der Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich, während Niedrigrisiko-Typen wie HPV 6 und 11 Genitalwarzen verursachen.
Im Unterschied zu einigen anderen Viren überlebt HPV nicht gut in der Umwelt außerhalb des Wirts, da es keine Hülle besitzt, die es vor äußeren Einflüssen schützt. In Ökosystemen spielt HPV keine große Rolle, da es ein spezifischer menschlicher Krankheitserreger ist und nicht in anderen Organismen vorkommt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass HPV in der Darmflora eine bedeutende Rolle spielt, da das Virus primär die Haut und Schleimhäute infiziert.
Die Verbreitung von HPV ist durch Impfprogramme in vielen Ländern rückläufig, insbesondere in Bezug auf die Hochrisiko-Typen, die mit Krebs assoziiert sind.
Krankheiten
Es war der deutsche Arzt Harald zur Hausen der den Zusammenhang von einer Infektion mit humanen Papillomviren und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs entdeckte. Hervorgerufen wird der im Medizinerdeutsch Zervixkarzinom genannte Krebs von sogenannten Hochrisiko-Typen des HPV.
Dazu gehören die Genotypen 16, 18, 31 und 33. Mindestens einer dieser Hochrisiko-Typen wird bei fast jeder von diesem Krebs betroffenen Frau gefunden. Die sogenannten Niedrigrisiko-Typen verursachen hingegen fast nie direkt die gefährliche Entartung am Muttermund.
Die Hochrisiko-Typen des HPV begünstigen neben dem Zervixkarzinom auch Krebserkrankungen im Bereich der Scheide, am Penis, am Anus oder auch in der Mundhöhle. Vermutet wird außerdem eine Beteiligung humaner Papillomviren an der Entstehung des weißen Hautkrebses.
Weit harmloser sind die durch HP-Viren entstehenden Warzen. Im Genitalbereich können diese jedoch durch Jucken und Brennen unangenehm werden. Besonders häufige Genitalwarzen sind die sogenannten Feigwarzen. Diese können erst Monate oder Jahre nach der Ansteckung auftreten. Die Suche nach dem Infektionsherd und die Vermeidung einer Weitergabe humaner Papillomviren gestaltet sich entsprechend schwierig.
Kann man die Warzen schließlich sehen oder ertasten, ist die Krankheit schon weit fortgeschritten und bedarf einer chirurgischen Behandlung. Bei Verdacht auf Feigwarzen empfiehlt es sich also, frühzeitig einen Proktologen aufzusuchen.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) hat keine direkte antivirale Behandlung, da die meisten Infektionen vom Immunsystem selbst eliminiert werden. Die Behandlung konzentriert sich auf die Symptome der Infektion, wie Warzen oder Krebsveränderungen. Genitalwarzen, die durch Niedrigrisiko-HPV-Typen verursacht werden, können mit topischen Cremes, wie Imiquimod oder Podophyllotoxin, behandelt werden. In schwereren Fällen werden chirurgische Eingriffe, Kryotherapie (Einfrieren) oder Lasertherapie eingesetzt, um die Warzen zu entfernen.
Bei Hochrisiko-HPV-Infektionen, die zu Krebsvorstufen führen können, konzentriert sich die Behandlung auf die Entfernung von betroffenen Gewebebereichen. Bei Gebärmutterhalskrebs werden in der Regel Konisation (Entfernung eines Gewebekegels) oder intensivere Verfahren wie Strahlentherapie oder Chemotherapie angewendet.
Ein Problem bei der Behandlung besteht darin, dass es keine resistenten Stämme im herkömmlichen Sinne gibt, da HPV ein DNA-Virus ist und Antivirenmedikamente auf RNA-Viren wie Grippe oder HIV abzielen. Die Herausforderung liegt eher in der Prävention von Krebs bei persistenten Infektionen.
Neue und experimentelle Therapieansätze beinhalten therapeutische Impfstoffe, die darauf abzielen, das Immunsystem zu aktivieren, um bereits bestehende HPV-Infektionen zu bekämpfen. Ein Beispiel ist der TA-HPV-Impfstoff, der bei Patienten mit Gebärmutterhalskrebs erprobt wird. Immuntherapien und Ansätze zur Genmodifikation bieten ebenfalls Hoffnung, persistente Infektionen und ihre Folgen besser behandeln zu können.
HPV-Impfung: Schutz und gesundheitliche Bedeutung
Die HPV-Impfung stellt einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen durch Humane Papillomviren (HPV) verursachte Krankheiten dar. Insbesondere Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen werden durch bestimmte HPV-Typen hervorgerufen, weshalb die Impfung eine entscheidende Rolle im Krebspräventionsprogramm vieler Länder spielt.
Ziel und Wirkung der HPV-Impfung
Die HPV-Impfung zielt darauf ab, den Körper gegen die am häufigsten vorkommenden und gefährlichsten HPV-Typen zu immunisieren. Zu diesen gehören insbesondere die Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18, die für etwa 70 % der Gebärmutterhalskrebsfälle verantwortlich sind, sowie die Niedrigrisiko-Typen HPV 6 und 11, die Genitalwarzen verursachen. Der Impfstoff besteht aus virusähnlichen Partikeln (VLPs), die das Immunsystem stimulieren, ohne eine tatsächliche Infektion hervorzurufen. Dadurch wird der Körper darauf vorbereitet, echte Infektionen zu bekämpfen.
Zwei Hauptimpfstoffe sind derzeit auf dem Markt: Gardasil und Cervarix. Gardasil schützt vor vier HPV-Typen (6, 11, 16, 18), während Cervarix vor den Hochrisiko-Typen 16 und 18 schützt. Ein weiterentwickelter Impfstoff, Gardasil 9, bietet Schutz vor neun HPV-Typen und erhöht damit die Effektivität der Prävention.
Impfrichtlinien und Zielgruppen
Die HPV-Impfung wird vor allem Jugendlichen empfohlen, da sie am wirksamsten ist, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht wird. Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt die Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren, um sie frühzeitig vor einer möglichen Infektion zu schützen. Jungen werden ebenfalls geimpft, um die Verbreitung des Virus zu reduzieren und vor HPV-bedingten Krebsarten wie Penis- und Analkrebs sowie Kopf-Hals-Tumoren zu schützen.
Die Impfung erfolgt in der Regel in zwei Dosen, bei älteren Jugendlichen oder Erwachsenen können drei Dosen notwendig sein. Obwohl der Impfstoff primär präventiv wirkt, wird er auch für junge Erwachsene empfohlen, die möglicherweise bereits sexuellen Kontakt hatten, da er immer noch vor einer Ansteckung mit nicht erworbenen HPV-Typen schützen kann.
Gesundheitliche Bedeutung und Herausforderungen
Die Einführung der HPV-Impfung hat in Ländern mit hohen Impfquoten zu einem deutlichen Rückgang von HPV-bedingten Erkrankungen geführt. Studien haben gezeigt, dass die Impfung die Rate von Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen und Genitalwarzen signifikant reduziert hat. Langfristig könnte die konsequente Impfung sogar zur Ausrottung bestimmter HPV-Typen führen, ähnlich wie es bei anderen impfpräventablen Krankheiten der Fall ist.
Eine Herausforderung bleibt jedoch die Durchimpfungsrate. In vielen Ländern, insbesondere in Entwicklungsländern, ist der Zugang zur Impfung begrenzt. Zudem gibt es in einigen Bevölkerungsgruppen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Impfung, obwohl zahlreiche Studien belegen, dass die HPV-Impfstoffe sicher und gut verträglich sind.
Zusammenfassend bietet die HPV-Impfung eine wirksame und langfristige Lösung, um die Verbreitung des Virus zu reduzieren und das Risiko von HPV-bedingten Krebserkrankungen erheblich zu senken.
Quellen
- Bachmann, K.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin 1990
- Marre, R. et al: Klinische Infektiologie. Infektionskrankheiten erkennen und behandeln. Urban & Fischer, München 2007
- Schwarzkopf, A.: Multiresistente Erreger im Gesundheitswesen. mhp Verlag, Wiesbaden 2016