Kopfverletzungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kopfverletzungen entstehen durch Gewalteinwirkung von außen auf den Schädel. Dabei kann immer auch das Gehirn betroffen sein. Kopfverletzungen sollten, auch wenn sie oberflächlich betrachtet harmlos aussehen, ärztlich untersucht werden, damit schwere und vielleicht irreversible Schäden am Gehirn ausgeschlossen oder durch frühzeitige Behandlung verhindert werden können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Kopfverletzungen?

Kopfverletzungen können in unterschiedlichen Formen und Schweregraden auftreten, sodass auftretende Symptome sehr unterschiedlich sein können. Platzwunden am Kopf sind in der Regel mit starken Blutungen verbunden, die zeitnah gestillt werden sollten.
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Durch Einwirkung einer Kraft von außen auf den Schädelknochen kann es zu Kopfverletzungen kommen. Dabei werden verschiedene Arten und Schwergrade unterschieden.

Ist nur der Schädelknochen betroffen, so handelt es sich entweder um eine Schädelprellung oder eine Schädelfraktur (Bruch des Schädelknochens). War die Krafteinwirkung so stark, dass auch das Gehirn verletzt wurde, so spricht man von Schädel-Hirn-Trauma.

Hirnverletzungen teilt man in drei Stufen ein. Die Gehirnerschütterung (commotio cerebri)ist die leichteste Form, sie heilt ohne Folgen aus. Bei der Gehirnprellung (contusio cerebri) kann eine Verletzung des Hirngewebes vorliegen, eventuelle Spätfolgen sind möglich.

Die schwerste Form der Kopfverletzung ist die Gehirnquetschung (compressio cerebri), bei der Hirnblutungen und dauerhafte Schäden nicht ausgeschlossen sind.

Ursachen

Besonders oft ereignen sich Kopfverletzungen bei sportlichen Aktivitäten. Aber auch der Straßenverkehr, der Haushalt und die Arbeit gehören zu den Orten, an welchen häufig Kopfverletzungen passieren. Die Gewalteinwirkung auf den Schädel findet meist durch einen Schlag oder einen Stoß statt. Die eine Möglichkeit ist, dass der Kopf sich in Ruhe befindet und ein Schlag von außen auf ihn trifft. Dies passiert beispielsweise beim Sport durch einen Schläger oder Tritt.

Die andere Variante ist, dass der Kopf sich bewegt und durch einen festen Gegenstand plötzlich und hart gestoppt wird. Das kann eine Wand sein, gegen die man geschleudert wird oder der Fußboden, auf dem der Kopf nach einem Sturz aufschlägt. In beiden Fällen wird das Gehirn von innen gegen den Schädelknochen geschlagen, weil es wegen der Schwerkraft der plötzlichen Bewegungsänderung nicht folgen kann.

Eine andere Art von Kopfverletzungen entsteht, wenn die Gewalteinwirkung so stark ist, dass der Knochen des Schädels der Kraft nicht entgegenwirken kann und bricht. Sind die Hirnhäute dabei gerissen, spricht man von offener Schädel-Hirn-Verletzung, welche eine der schwersten Kopfverletzungen ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Kopfverletzungen können in unterschiedlichen Formen und Schweregraden auftreten, sodass auftretende Symptome sehr unterschiedlich sein können. Platzwunden am Kopf sind in der Regel mit starken Blutungen verbunden, die zeitnah gestillt werden sollten. Andernfalls kommt es zu einem erheblichen Blutverlust. Wurde die Kopfverletzung durch eine Prellung beziehungsweise durch eine starke äußere Gewalteinwirkung hervorgerufen, dann kommt es sehr häufig zu langanhaltenden Kopfschmerzen.

Nicht selten klagen betroffene Personen auch über eine starke Übelkeit, die unter Umständen sogar mehrere Tage anhalten kann. Kopfverletzungen können außerdem auch durch allergische Reaktionen ausgelöst werden. Durch ständiges Kratzen können offene Wunden entstehen, die sich sehr leicht entzünden. Eine solche Infektion macht sich in der Regel durch starke Schmerzen und einer sichtbaren Eiterproduktion bemerkbar.

Wer an dieser Stelle auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, der muss mit einer erheblichen Verschlimmerung der auftretenden Symptome rechnen. Wer sich allerdings für eine ärztliche und medikamentöse Behandlung entscheidet, der kann mit einer schnellen und vollständigen Genesung rechnen. Kopfverletzungen können sehr vielseitig sein, sodass auch die möglichen Symptome in unterschiedlichsten Schweregraden auftreten können. Eine schnelle Versorgung gewährleistet jedoch eine reibungslose Heilung ohne mögliche Komplikationen.

Diagnose & Verlauf

Erste Hilfe bei Schädel-Hirn-Trauma sowie die typischen Symptome. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Die Diagnose ist einer der wichtigsten Faktoren bei Kopfverletzungen. Der Arzt muss Schweregrad und Ausmaß abklären, in dem Kopf und Gehirn betroffen sind, um die richtige Behandlung einzuleiten. Kopfverletzungen können auf den ersten Blick harmlos erscheinen und sich später als schwerwiegend herausstellen.

Umgekehrt wirken Kopfverletzungen manchmal dramatischer als sie sind, wenn beispielsweise die Kopfschwarte verletzt ist. Da die Kopfhaut von vielen Blutgefäßen durchzogen wird, blutet eine Schnitt- oder Platzwunde am Kopf relativ stark und erscheint dem Laien als schwere Verletzung.

Welches Ausmaß eine Kopfverletzung hat und ob das Gehirn betroffen ist oder nicht, erkennt der Arzt anhand der Symptome und durch verschiedene Untersuchungen.

Die Beschwerden beginnen bei leichter Übelkeit und reichen bis zu schweren Bewusstseinsstörungen, Störungen der Nervenfunktionen, Bewusstlosigkeit oder sogar Koma. Röntgenaufnahmen, eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) machen bei Kopfverletzungen sichtbar, inwieweit Knochen und Gehirn geschädigt sind.

Komplikationen

Kopfverletzungen können natürlich sehr vielseitig sein und in verschiedenen Schweregraden auftreten. Oberflächige Kopfverletzungen verheilen in der Regel völlig ohne Komplikationen. Wichtig ist jedoch: Eine offene Wunde am Kopf sollte stets sauber und rein gehalten werden. Wird die Hygiene an dieser Stelle vernachlässigt, dann besteht die Gefahr einer Entzündung.

In diesem Zusammenhang sind weitere Komplikationen möglich, wenn der Gang zum Arzt auf die lange Bank geschoben wird. Wird auch bei einer Eiterbildung auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, dann kann dies sogar zu einer Blutvergiftung führen. Liegt eine Blutvergiftung vor, besteht akute Lebensgefahr. Bei kleineren und nicht zu tiefen Verletzungen an der Kopfoberfläche ist ein Kleben oder Nähen der Wunde nicht notwendig.

Die Wunde sollte ohne jegliche Komplikationen heilen, sofern auf eine strenge Hygiene geachtet wird. Wenn jedoch eine tiefere Kopfverletzung vorliegt, dann ist mit schwerwiegenden Komplikationen zu rechnen, die in der Regel immer von einem Arzt begutachtet werden sollten. In besonders schlimmen Fällen ist das Nähen der bestehenden Wunde unausweichlich.

Auch hier gilt: Es besteht eine hohe Gefahr der Entzündung. Besonders bei tiefen Wunden sollte noch strenger auf Sauberkeit und Reinheit geachtet werden. So können nämlich diverse Komplikationen vermieden werden, die den Heilungsverlauf erheblich hemmen können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kopfverletzungen müssen ernst genommen und beobachtet werden. Nach einem schweren Sturz oder Zusammenstoß ist in jedem Fall ärztlicher Rat gefragt. Bei einem Bewusstseinsverlust muss sofort der Notarzt alarmiert werden. Bereits leichte Verletzungen müssen abgeklärt werden, wenn sich Schmerzen, Blutungen oder andere Symptome einstellen. Da die Symptome eines Schädel-Hirn-Traumas oft erst Stunden später auftreten, muss der Betroffene gut im Blick behalten werden. Sollte er über fehlende Erinnerungen, Schwindelgefühle, Orientierungsstörungen oder Übelkeit klagen, muss ein Arzt konsultiert werden. Ein Verlust des Bewusstseins deutet auf eine ernste Verletzung hin, die umgehend behandelt werden muss.

Bei Atem- oder Herzstillstand muss sofort mit lebenserhaltenden Maßnahmen begonnen werden. Begleitend dazu ist ein Rettungsdienst zu alarmieren. Der Patient muss anschließend einige Tage im Krankenhaus verbringen und sollte auch nach Abschluss der initialen Behandlung regelmäßige Kontrolluntersuchungen in Anspruch nehmen. Mit Kindern sollte bei jeder Kopfverletzung zum Kinderarzt gegangen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Kind erbricht oder über zunehmende Kopfschmerzen und Schwindel klagt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Kopfverletzungen hängt vom Schweregrad ab. Eine Platzwunde sollte zunächst steril verbunden werden, damit keine Keime eindringen. Eine schnelle Versorgung durch einen Arzt, der die Wunde nähen oder klammern wird, ist nötig. Ist äußerlich keine Verletzung erkennbar, ist der Betroffene aber benommen oder sogar bewusstlos, so sollte er sofort in die stabile Seitenlage gebracht werden.

Damit wird verhindert, dass Erbrochenes die Atemwege verschließt oder die Zunge in den Rachen fällt, was zur Erstickung führen könnte. Zur weiteren Behandlung sollte man Personen mit Kopfverletzungen immer in die Klinik bringen. Dort werden sie überwacht, um Hirnverletzungen mit Spätfolgen auszuschließen oder zu verhindern. Besteht nur eine leichte Gehirnerschütterung, so genügen ein paar Tage Bettruhe.

Liegen schwere Kopfverletzungen mit Hirnblutungen vor, so wird operativ für Druckentlastung gesorgt und eine Drainage (Abflussschlauch für Blut und Wundwasser) gelegt. Der Schädel bleibt offen, bis die Schwellung zurückgegangen ist und die Wunde nicht mehr blutet. Ist der Gesichtsschädel gebrochen, so wird dies ebenfalls operativ behandelt.

Eine Schädelbasisfraktur benötigt meist keine Operation, sie wird mit Bettruhe und antibiotisch therapiert, um eine Gehirninfektion zu vermeiden. Patienten mit Kopfverletzungen bleiben in der Regel stationär unter Beobachtung.

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Aussicht & Prognose

Die Prognose bei Kopfverletzungen hängt sehr stark von den Symptomen ab. Grundsätzlich lassen sich nach der Art der Beschwerden leichte und schwere Verlaufsformen unterscheiden. Bei einer leichten Kopfverletzung besteht eine gute Aussicht auf eine vollständige Heilung. Beschwerden sind meist nach der zweiten Woche abgeklungen. Nur in sehr seltenen Fällen dauern sie Monate oder gar Jahre an. Patienten mit einmaliger Kopfverletzung sind statistisch gesehen anfällig für eine zweite. Es ist ratsam, Wunden vollständig auszukurieren, bevor man sich neuen Belastungen aussetzt.

Anders verhält es sich bei schweren Kopfverletzungen. Die Prognose ist durchwachsen. Gerade ältere Personen besitzen nicht mehr ausreichende Regenerationskräfte. Für sie ergibt sich die mitunter schlechteste Aussicht. Patienten benötigen mindestens sechs Monate, bis eine Genesung frühestens möglich ist. Je nach schwere der Verletzung kann der Heilungsprozess auch Jahre in Anspruch nehmen. Einige Betroffene müssen anschließend mit Langzeitproblemen leben. Grundlegende Fähigkeiten können sie nicht mehr richtig ausüben. Bleibende Störungen bedingen dann eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit. Als belegt gilt, dass Bewusstlose ihre Chancen auf eine Genesung verbessern, wenn sie in der ersten Woche wieder aufwachen.

Vorbeugung

Um Kopfverletzungen vorzubeugen empfiehlt es sich bei sportlichen Aktivitäten oder bei Tätigkeiten mit potentieller Sturzgefahr einen Helm zu tragen. Viele Kopfverletzungen könnten durch das Tragen eines Helmes vermieden werden.

Nachsorge

Inwiefern eine Nachsorge notwendig wird, hängt vom Ausmaß der Kopfverletzung ab. Sind die Gehirnfunktionen nicht beeinträchtigt, kommt es zu einer vollständigen Genesung. Eine Nachsorge ist dann nicht notwendig. Allerdings können Kopfverletzungen jederzeit erneut auftreten. Die Gründe dafür sind allerdings so vielfältig, dass sie sich nicht abschließend benennen lassen. Ein gewisses Maß an Vorsicht und Achtsamkeit ist den Menschen einprogrammiert.

Selbstüberschätzung oder eine falsche Sicht auf das Risiko machen das Wiederauftreten einer Kopfverletzung allerdings unkalkulierbar. Bei der Ausübung bestimmter Sportarten, wie Skifahren, Motorradfahren oder Fahrradfahren, sollten Personen unbedingt einen Helm als Schutzausrüstung tragen. Verbleiben dauerhafte Schädigungen am Gehirn, kann die Nachsorge nur in einer medizinischen Alltagsbegleitung liegen.

Hilfsangebote wie Therapien und eine Medikation erhalten Bedeutung – auch um Komplikationen zu verhindern. Das Ausmaß der ärztlichen Behandlung hängt unter anderem von der Schädigung ab. Auch die Untersuchung des Nervensystems im Gehirn gibt einen Rückschluss über neurologische Störungen. Grundsätzlich ist mit häufigeren Untersuchungen zu rechnen, wenn sich Ärzte eine Besserung der Beschwerden versprechen. Existieren Schädigungen über Jahre hinweg, ist tendenziell mit keiner Genesung mehr zu rechnen.

Das können Sie selbst tun

Bei ernsthaften Kopfverletzungen, insbesondere bei schweren Schlägen oder heftigen Stürzen, sollte immer sofort ein Arzt aufgesucht werden, da die Gefahr einer Gehirnerschütterung oder eines Schädelbruchs besteht. Bei kleinen Kindern sollte bei Schlägen oder Stürzen auf dem Kopf vorsorglich immer ein Arzt zugezogen werden, da hier die Schädelknochen noch nicht vollständig ausgebildet sind.

Bei gesunden Erwachsenen können leichte Kopfverletzungen zunächst auch selbst behandelt werden. Kleine Schnitt- oder Platzwunden nach einem Sturz mit dem Fahrrad oder einem anderen Unfall sollten gesäubert und desinfiziert werden. Anschließend wird am besten eine antibakterielle Heilsalbe aufgetragen und die Wunde mit einem Pflaster geschützt. Alternativ kann auch ein Sprühverband verwendet werden.

Bei stumpfen Verletzungen, die mit Gewebeschwellungen oder Hämatomen einhergehen, hilft am besten sofortige Kühlung. Dazu kann ein in kaltes Wasser getauchter Waschlappen oder ein Eisbeutel verwandt werden. Hilfreich sind auch kalte Kompressen, die es in Apotheken und Drogerien zu kaufen gibt. Um das Abschwellen des Gewebes zu fördern, können Umschläge mit Heilerde oder essigsaurer Tonerde eingesetzt werden. Gegen leichte Kopfschmerzen helfen rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke.

Sofern sich nach der Kopfverletzung bestimmte Symptome einstellen, insbesondere Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen oder schwere Kopfschmerzen, muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch dann, wenn die Verletzung harmlos wirkt, da bei einer verschleppten Gehirnerschütterung oder anderen ersthaften Störungen schwere Komplikationen drohen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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