Nosokomiale Infektion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Um zu verstehen, was eine nosokomiale Infektion bedeutet, muss sich der Laie zuerst die Wortbedeutung aus dem Altgriechischen vor Augen führen. "Nosos" heißt dabei "Krankheit" und "komein" bedeutet "Pflegen" und das Wort "Nosokomeion" steht für die altgriechischen Räumlichkeiten von Heilstätten. Eine nosokomiale Infektion bedeutet also nichts anderes als eine Krankenhausinfektion.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine nosokomiale Infektion?

Eine nosokomiale Infektion löst die unterschiedlichsten Krankheitsbilder aus. Auf Intensivstationen fällt besonders die sogenannte "Beatmungs-assoziierte Pneumonie" auf, an der in Deutschland jährlich 30.000 Menschen auf Intensivpflegestationen erkranken.
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Nosokomiale Infektionen stellen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ein zunehmendes Problem dar und machen einen Großteil aller schwerwiegenden Komplikationen dort aus.

Die Qualität der pflegerischen und medizinischen Versorgung für den Patienten leidet stark unter der Zunahme von nosokomialen Infektionen und die Liegezeit der Patienten verlängert sich im Durchschnitt um bis zu vier Tage, was zu großen finanziellen Einbußen in den Kliniken führt, die nach "Fallpauschalen" abrechnen müssen.

In Deutschland sterben jedes Jahr schätzungsweise 20.000 Menschen an nosokomialen Infektionen und weitere 500.000 Menschen infizieren sich mit Erregern, die zu einem großen Teil bereits gegen viele gängige Antibiotika resistent sind. Dazu gehören multiresistente Staphylococcus aureus- oder besonders schwer behandelbare E.coli- und Klebsiella-Stämme.

Ursachen

Obwohl in Deutschland das Infektionsschutzgesetz vorsieht, dass Krankenhäuser, Dialyseeinrichtungen, Arztpraxen und Tageskliniken nach den neuesten medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen eine nosokomiale Infektion zu verhüten haben, wird dies nicht zwingend überprüft.

Es existieren für diesen Zweck Leitlinien der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention vom Robert-Koch-Institut, sowie Empfehlungen für Resistenzen und Therapien, die von Krankenhäusern beachtet werden müssen, um die Verteilung von resistenten Krankheitserregern durch eine nosokomiale Infektion zu verhindern.

Die Verbreitung von Krankenhauskeimen erfolgt in vielen Fällen durch menschlichen Kontakt, weswegen die Händedesinfektion beim Betreten und Verlassen des Raums zwingend ist. Auch die qualifizierte Reinigung und Desinfektion aller Räumlichkeiten ist unbedingt notwendig, besonders im OP-Bereich, um eine nosokomiale Infektion zu vermeiden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Nosokomiale Infektionen können je nach befallenem Körperbereich unterschiedliche Symptome hervorrufen. Zu den häufigsten allgemeinen Symptomen zählen Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Schmerzen und Eiterbildung an Gelenken oder Operationswunden.

Vor allem Infektionen mit multiresistenten Keimen (MRSA) sprechen auf herkömmliche Antibiotika nicht an und verursachen daher Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl. Im schlimmsten Fall können diese Erreger in die Blutbahn gelangen und eine lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung) hervorrufen.

Patienten, die mit einem Blasenkatheter versorgt werden, erleiden vielfach eine Blasenentzündung, da Infekterreger über den Katheterschlauch in die Blase aufsteigen können. Der Infekt kann sich durch Fieber oder Schmerzen im Rücken äußern. Eine der häufigsten Komplikationen während einem Krankenhausaufenthalt ist eine katheterassoziierte Infektion.

Bakterien oder Pilze wandern von der Haut entlang eines Gefäßkatheters in das Gefäß und lösen dort Entzündungen aus. Nosokomiale Infektionen äußern sich auch durch Husten, Fieber, Schmerzen in der Brust und Atemnot. Dies sind fast immer Anzeichen für eine Lungenentzündung. Schmerzen, Schwellungen, Rötungen, Wärme und vor allem Eiterbildung, deuten auf eine Wundinfektion nach einer Operation hin.

Diagnose & Verlauf

Eine nosokomiale Infektion löst die unterschiedlichsten Krankheitsbilder aus. Auf Intensivstationen fällt besonders die sogenannte "Beatmungs-assoziierte Pneumonie" auf, an der in Deutschland jährlich 30.000 Menschen auf Intensivpflegestationen erkranken.

Eine weitere nosokomiale Infektion ist die "Katheter-assoziierte Harnwegsinfektion". Statistisch gesehen ist dies wohl die häufigste nosokomiale Infektion überhaupt. Eine gefürchtete Komplikation von solchen Harnwegsinfektionen ist eine Generalisierung der Keime von den Harnwegen in den ganzen Körper, was zu einer Sepsis, beziehungsweise einem septischen Schock führen kann.

Eine weitere Möglichkeit, sich eine nosokomiale Infektion zuzuziehen, sind Venenkatheter, die bei vielen Patienten jedoch unabdingbar sind — sei es für eine parenterale Nährstoffzufuhr oder die Gabe von Medikamenten. Sehr häufig anzutreffen sind auch Wundinfektionen, die nach Operationen auftreten, weil Keime in die ungeschützte Stelle eindringen.

Komplikationen

Die Komplikationen und der weitere Verlauf bei dieser Krankheit hängen in der Regel sehr stark von der genauen Infektion ab. Aus diesem Grund kann keine allgemeine Voraussage über den Verlauf gegeben werden. Allerdings kann es bei schweren Infektion oder bei Blutvergiftungen zum Tode des Betroffenen kommen, wenn keine Behandlung der Infektion eingeleitet wird. Allerdings lassen sich die Infektionen mit Maßnahmen der Hygiene relativ gut vermeiden, sodass es nur selten zum Tode des Patienten kommt.

Dabei leiden die Betroffenen in vielen Fällen auch an Infekten der Harnwege, sodass es zu brennenden Schmerzen beim Wasser lassen kommt. Auch Infekte und Entzündungen an Wunden treten häufig auf und können dabei die Wundheilung verzögern. Allerdings können all diese Beschwerden durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung gut eingeschränkt und behandelt werden, sodass es zu keinen weiteren Komplikationen kommt.

Auch die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer richtigen Behandlung in der Regel nicht verringert. Die Behandlung selbst erfolgt meistens mit Hilfe von Antibiotika und führt dabei relativ schnell zu einem Erfolg. Weiterhin ist der Patient allerdings auf einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus ausgewiesen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine nosokomiale Infektion ist eine gefährliche Infektion, da der Körper des Patienten wahrscheinlich durch die bestehende Erkrankung geschwächt ist, die ihn initial ins Krankenhaus gebracht hat. Weiterhin ist das Immunsystem je nach Erreger in der Bekämpfung auf sich alleine gestellt, da die Krankheitserreger gegen bekannte Wirkstoffe immun sein können. Dennoch gehört eine nosokomiale Infektion in die Hände eines Arztes, was aber meistens schon dadurch gegeben ist, dass sich Symptome der Infektion zeigen, während der Patient noch im Krankenhaus ist. Das ist der bestmögliche Fall, denn dadurch wird die Infektion zeitnah erkannt und eine Behandlung kann in die Wege geleitet werden. Außerdem steht der Betroffene unter ständiger ärztlicher Aufsicht und somit kann bei einer Verschlechterung seines Zustandes schnell eingegriffen werden.

Treten hingegen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus Anzeichen einer Infektion auf, sollte sich der Patient umgehend an den Arzt wenden. Insbesondere bei Symptomen unmittelbar nach einer Operation spricht auch nichts dagegen, sich deswegen in die Notaufnahme zu begeben. Es kann sich zwar um eine nosokomiale Infektion handeln, aber auch um eine Infektion der OP-Wunden mit einem Krankheitserreger, der keine Immunität gegen gängige Wirkstoffe entwickelt hat. In jedem Fall muss der Arzt die Ursache abklären und die Infektion schnell behandeln, da der Körper des Patienten jetzt noch sehr schwach ist.

Behandlung & Therapie

Um eine nosokomiale Infektion effektiv mit den richtigen Antibiotika behandeln zu können, sind mikrobiologische Untersuchungen unabdingbar. Hierfür werden die geeigneten Proben entnommen, auf Nährmedien aufgebracht und auf die Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika untersucht.

Die nosokomiale Infektion wird nach dem sogenannten "Antibiogramm" behandelt, wobei in dringenden Fällen bereits vorbeugend Antibiotikakombinationen verabreicht werden. Beim Verdacht auf eine Lungenentzündung spült der Arzt die Lunge mit Kochsalzlösung aus und saugt das gewonnene Sekret wieder ab, er gewinnt damit die sogenannte "Bronchiallavage", in der sich im positiven Falle die krankheitsauslösenden Bakterien befinden.

Um Harnwegsinfektionen festzustellen, bedarf es einer Urinprobe, die sofort auf einen Nährboden aufgebracht und bebrütet wird. "Katheter-assoziierte Veneninfektionen" können schnell zu einer Sepsis führen, die mittels einer "Blutkultur" nachweisbar ist.

Besonders gefährlich ist hier eine nosokomiale Infektion mit Candida Species oder Staphylococcus aureus, die eine hohe Letalität zur Folge hat. Die typische Wundinfektion nach Operationen lässt sich mit einem Abstrich von der betreffenden Stelle nachweisen, besonders oft siedeln hier Staphylococcus aureus und die multiresistenten Vertreter dieser Art.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Krankenhausinfektion muss nach den individuellen Gegebenheiten bewertet werden. Die Ursache des Infekts sowie die Krankheitserreger müssen geklärt sein, um den weiteren Verlauf einschätzen zu können. Darüber hinaus ist der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen bei der Stellung der Gesamtprognose ebenfalls zu berücksichtigen.

Naturgemäß befinden sich Menschen in einem Krankenhaus, auf Pflegestationen oder unter intensivmedizinische Betreuung, da sie bereits eine Grunderkrankung erlitten haben und ein geschwächtes Immunsystem aufweisen. Dies erschwert oftmals die Behandlungsmöglichkeiten und verschlechtert den weiteren Verlauf. Bei Risikopatienten können daher bereits zumeist harmlose Keime zu schweren gesundheitlichen Folgen führen. Es ist daher möglich, dass sich bei einer nosokomialen Infektion ein lebensbedrohlicher Zustand entwickelt. Die Zahl derer Menschen, die aufgrund einer Krankenhausinfektion jährlich sterben, liegt bei 30.000 Personen. Oftmals ist der Organismus derart geschwächt, dass er sich gegen Infektionen aller Art nicht mehr ausreichend zur Wehr setzen kann.

Die Prognose ist erheblich verbessert, wenn der Betroffene ein grundsätzlich gesundes und stabiles Immunsystem hat und seine Grunderkrankung als wenig besorgniserregend eingestuft werden kann. Bei einem gesunden Lebenswandel, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Schonung kann eine Genesung erreicht werden. Notwendig ist dafür darüber hinaus die Klärung des erlangten Keimes sowie eine ausreichende medikamentöse Therapie.

Vorbeugung

Da es nicht die eine nosokomiale Infektion gibt, wird jedem Krankheitsbild speziell vorgebeugt. Die "Beatmungs-assoziierte Pneumonie" erfordert eine strenge Händehygiene vor jeder Tätigkeit am Beatmungssystem sowie eine halbaufrechte Liegeposition des Patienten im 30°-Winkel.

Da bei Venenkathetern oft eine außenseitige Kolonisation der Katheterspitze die nosokomiale Infektion auslöst, gibt es Katheter, die mit Antibiotika imprägniert sind. Eine nosokomiale Infektion der Harnwege entsteht manchmal gar nicht erst, wenn statt einer Langzeiturinableitung Einmalkatheter verwendet werden. Ziel ist es, nosokomiale Infektionen wie in den Niederlanden so weit wie möglich auch in Deutschland zurückzudrängen und ein besseres Verständnis für Hygiene beim Krankenhauspersonal zu schaffen.

Nachsorge

Bei der nosokomialen Infektion handelt es sich um eine Infektion, die durch so genannte Krankenhauskeime entsteht. Häufig sind diese Erreger gegenüber Antibiotika multiresistent. Die Akuttherapie gestaltet sich schwierig und es können je nach Infektion Langzeitfolgen für den Patienten nicht ausgeschlossen werden. Die Nachsorge der nosokomialen Infektion gestaltet sich daher schwierig.

Einerseits muss abgeklärt werden, ob die akute Erkrankung ausgeheilt werden konnte und mit bestimmten starken Medikamenten die Erreger nachhaltig aus dem Körper des Patienten verschwunden sind. Andererseits müssen Spätfolgen an Organen oder im Stoffwechsel berücksichtigt werden. Auch sind langfristig bestehende Nachwirkungen durch die eingesetzten Medikamente zu behandeln und in der Nachsorge zu versorgen.

Der behandelnde Facharzt wird in regelmäßigen Abständen die Blutparameter und vitalen Funktionen sowie auch die Organfunktion des von der Infektion betroffen gewesenen Organs beziehungsweise der Organe sichern. Bei der nosokomialen Infektion kann es zu Spätfolgen kommen, beispielsweise der Beeinträchtigung der Herz- oder Lungenfunktion. Diese Komplikationen müssen ausgeschlossen werden und bedürfen einer strengen Überwachung im Bereich der Nachsorge.

Auch ist eine gewisse Erholungszeit nach der akuten Behandlung für den Patienten unabdingbar- Hier sollte der Facharzt entsprechend beraten und sich für den Patienten und dessen Fragen genügend Zeit nehmen.

Das können Sie selbst tun

Abhängig von der Art und Ausprägung der nosokomialen Infektion können die Patienten selbst einiges tun, um die Symptome und Beschwerden zu lindern. Zunächst benötigt der Körper viel Ruhe. Betroffene sollten sich einige Tage frei nehmen und während der Krankheit vor allem Schonkost verzehren.

Allgemeinmaßnahmen wie viel trinken und auf Alkohol und Zigaretten verzichten helfen bei der Genesung. Zudem sollten andere Leute für eine gewisse Zeit gemieden werden, um eine Ansteckung zu vermeiden. Bei Halsschmerzen helfen Lutschtabletten oder Salzwasserlösungen zum Inhalieren. Das Naturheilmittel Echinacea stärkt die Immunabwehr und kann entweder als Tee oder als Pflanzensaft eingenommen werden. Bei einem bakteriellen Infekt hilft außerdem eine strikte Körperhygiene.

Sollten die Beschwerden trotz allem nicht abklingen, muss der Hausarzt konsultiert werden. Es gilt, den auslösenden Erreger zu ermitteln, etwa durch Nachforschungen in dem Krankenhaus, in welchem die Erreger für die nosokomiale Infektion aufgenommen wurden. Womöglich liegt eine schwere Infektion vor, die zusätzlich zur Selbstbehandlung auch medikamentös behandelt werden muss. Die Patienten sollten mit dem Hausarzt besprechen, welche Maßnahmen am besten gegen die individuellen Beschwerden helfen.

Quellen

  • Daschner, F. et al.: Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz. Springer, Heidelberg 2006
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003

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