Kutane Leishmaniose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wer viel reist, kann sich mit der kutanen Leishmaniose, einer Erkrankung von Haut und Schleimhäuten anstecken, gegen die es keinen Impfstoff gibt und die schwerwiegend mit einer Reihe von Komplikationen verlaufen kann. Im Volksmund ist sie auch als Orientbeule bekannt. Urlauber sollten daher so gut es geht vorbeugen und bei den typischen Symptomen für kutane Leishmaniose einen Mediziner aufsuchen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist kutane Leishmaniose?

Die kutane Leishmaniose tritt vorwiegend nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet auf und schreitet rasch voran. Darum sollte nach Reisen in asiatische Länder grundsätzlich eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
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Die kutane Leishmaniose ist eine infektiöse Hauterkrankung. Ihr Name stammt von den Erregern, die die Krankheit auslösen.

Hierbei handelt es sich um verschiedene Parasiten, die allesamt zur Gattung Leishmania gehören. Je nachdem, in welchem Gebiet der Erde man sich mit der Krankheit ansteckt, ist die Erkrankung auf jeweils eine andere Art der Parasiten zurückzuführen. Aus diesem Grund werden bei der Erkrankung verschiedene Typen unterschieden, die man entweder zu der kutanen Leishmaniose der „Alten Welt“ oder der kutanen Leishmaniose der „Neuen Welt“ zählt.

Letztere stellt meist eine schwerwiegendere Erkrankung dar und kann auch als spezielle Sonderform auftreten, als sogenannte mukokutane Leishmaniose, bei der anstelle der Oberhaut vorwiegend die Schleimhäute befallen sind. Besonders verbreitet ist die kutane Leishmaniose in Südeuropa, in Asien, in Teilen des Orients sowie in Mittel- und Südamerika.

Ursachen

Die Ursachen für eine Erkrankung mit der kutanen Leishmaniose sind, wie bereits erwähnt, parasitär. Die sogenannte Sand- oder Schmetterlingsmücke überträgt die Parasiten üblicherweise, indem sie einen Menschen stechen.

Die Parasiten, die in der Biologie zu den geißeltragenden Protozoen gehören, (auch Geißeltierchen genannt) gelangen dabei durch die Einstichstelle in die Haut des Menschen. Dort vermehren sie sich und sorgen für eine Reizung der Haut in Form von Knoten oder Geschwüren. Die Erreger überleben nur, indem sie sich in einen Wirts einnisten. Die Wirte können sowohl Tiere als auch Menschen sein.

Aus diesem Grund ist es neben der typischen Übertragung von einer Mücke auf einen Menschen auch möglich, dass sich ein Mensch über den Kontakt zu einem größeren Tier ansteckt, etwa einem Hund oder auch einem Nagetier. In seltenen Fällen ist ebenfalls eine direkte Übertagung von Mensch zu Mensch möglich, beispielsweise durch Hautkontakt oder die Spende von Blut und Organen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine kutane Leishmaniose kann abhängig von ihrer Art und Ausprägung verschiedene Symptome bedingen. Die kutane Leishmaniose der „Alten Welt“ äußert sich hauptsächlich durch Hautveränderungen. Einige Wochen nach dem Stich entzündet sich die Einstichstelle und schwillt an. Anschließend bildet sich ein flacher, meist schmerzloser und rötlich verfärbter Knoten, der einen Durchmesser von zwei bis vier Zentimetern erreicht.

Gelegentlich entsteht eine gelbliche Kruste, die sich leicht abkratzen lässt. Die Hautveränderung bleibt mehrere Monate bestehen, bevor sie spontan abheilt. Meist bleibt eine Narbe zurück, die mit Sensibilitätsstörungen einhergehen kann. Die kutane Leishmaniose tritt überwiegend an unbekleideten Hautarealen wie Hals, Armen und Knöcheln auf. In Einzelfällen bilden sich an der Einstichstelle mehrere Geschwüre und Knoten, die über Jahre bestehen bleiben können und sich im Verlauf auf weitere Hautareale ausbreiten.

Die kutane Leishmaniose der „Neuen Welt“ ist meist aggressiver – es bilden sich tiefe Hautschäden bis hin zu großflächigen Geschwüren. Die mukokutane Form äußert sich durch ein Geschwür, und im weiteren Verlauf durch einen parasitären Befall der Schleimhäute. Betroffen sind vor allem die Nasenschleimhaut und die Mundschleimhaut, woraus eine behinderte Atmung, Nasenbluten und Schmerzen resultieren können. In schweren Fällen breiten sich die Parasiten über die Blut- und Lymphgefäße aus und rufen weitere Beschwerden hervor.

Diagnose & Verlauf

Die kutane Leishmaniose ist für einen Mediziner leicht anhand der Krankheitssymptome zu erkennen. Diese sind üblicherweise gerötete und geschwollene Hautstellen, an denen sich ein flacher Knoten oder ein bis zu fünf Zentimetern großes Geschwür bildet.

Wenn ein Patient innerhalb der letzten Monate (teilweise auch Jahre) ein Risikogebiet bereist hat, kann bereits eine erste Vermutung angestellt werden, um welchen potentiellen Parasit es sich handeln könnte. Um den Erreger nachweisen zu können und damit die Vermutung abzusichern, führt der Mediziner anschließend eine Gewebeuntersuchung des Geschwürs durch und verordnet eine spezifische Therapie.

Wird eine kutane Leishmaniose der „Alten Welt“ nicht behandelt, heilt sie in der Regel dennoch nach einiger Zeit spontan wieder ab. Da die spezifischen Hautreizungen meist vergleichsweise schwach ausgeprägt sind, bleiben üblicherweise nicht einmal Narben zurück. Dennoch sollte bei Verdacht auf kutane Leishmaniose immer ein Arzt aufgesucht werden, der die Art der Leishmaniose bestimmt.

Wird nämlich eine kutane Leishmaniose der "Neuen Welt" nicht behandelt, kann dies zum Teil fatale Folgen haben. Beispielsweise kann es zu einer Zerstörung der Schleimhäute oder einem Zerfall des umliegenden Gewebes kommen. Erhebliche optische Entstellungen sind oft die Folge. Bei der mukokutanen Leishmaniose kommt es nicht selten zu Folgeerkrankungen, wie Lungenentzündung oder Tuberkulose, die auf das geschwächte Immunsystem zurückzuführen sind und im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen können.

Mit jeder Form der kutanen Leishmaniose kann man sich nur einmal im Leben anstecken, da die Erkrankung gegen den jeweiligen Erreger immun macht. Eine erneute Erkrankung mit kutaner Leishmaniose durch einen anderen Erreger ist jedoch noch möglich.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen an verschiedenen Beschwerden und Komplikationen, die allerdings alle die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verringern. In der Regel kommt es dabei zu Rötungen auf der Haut und zu Schwellungen. Nicht selten sind diese Beschwerden auch mit einem Juckreiz verbunden, wobei es auch zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem verringerten Selbstwertgefühl kommt.

Mitunter schämen sich viele Betroffene für die Beschwerden und fühlen sich mit diesen unwohl. Dadurch kann es möglicherweise auch zu psychischen Verstimmungen oder sogar zu Depressionen kommen. Auch Narben können auf der Haut zurückbleiben. Nicht selten führt die Krankheit auch zu Nasenbluten oder zu einer verstopften Nase. Dadurch sinkt auch die Belastbarkeit des Patienten und es tritt eine dauerhafte Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf.

Weiterhin kommt es zur Schwächung des Immunsystems und auch zu einer Lungenentzündung. Diese kann im schlimmsten Falle auch tödlich verlaufen. Die Behandlung der Krankheit erfolgt mit Hilfe von Medikamenten und Cremes. Die meisten Beschwerden können dadurch relativ gut gelindert werden. In der Regel kommt es dabei nicht zu besonderen Komplikationen. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht verändert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Hautveränderungen im Gesicht oder an den Armen bemerkt werden, empfiehlt sich ein Besuch in der Arztpraxis. Die kutane Leishmaniose tritt vorwiegend nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet auf und schreitet rasch voran. Darum sollte nach Reisen in asiatische Länder grundsätzlich eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Notwendig ist dies vor allem bei eindeutigen Symptomen einer Erkrankung. So müssen auffällige Knoten, Fieber und ein allgemeines Unwohlsein umgehend untersucht und behandelt werden.

Sollten sich bereits größere Veränderungen auf der Haut entwickelt haben, muss man sich noch am selben Tag zum Arzt begeben. Dies gilt insbesondere bei einem konkreten Verdacht, also dann, wenn die Beschwerden unmittelbar nach einer Reise in die Risikogebiete der kutanen Leishmaniose auftreten. Personen, die an einer Immunschwäche oder an Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden, sollten aufgrund der erhöhten Gefahr für gesundheitliche Komplikationen direkt mit einem Arzt sprechen und notfalls eine Fachklinik aufsuchen. Die tropische Infektionskrankheit wird von dem Hausarzt, einem HNO-Arzt oder einem Internisten behandelt.

Behandlung & Therapie

Eine Erkrankung mit kutaner Leishmaniose erfolgt in Abhängigkeit des Erregers und des Schweregrades der Krankheit. In vielen Fällen sind antibiotische Salben hilfreich, die lokal angewendet werden. In anderen Fällen werden Wirkstoffe injiziert.

In leichten Fällen reicht teilweise auch eine Vereisung der betroffenen Hautstellen aus. Besonders die kutane Leishmaniose der „Alten Welt“ kann häufig mit einem äußerlich anwendbaren Medikament behandelt werden. Da es sich bei der kutanen Leishmaniose der „Neuen Welt“ um eine aggressivere Form der kutanen Leishmaniose handelt, reicht eine Behandlung wie bei der kutanen Leishmaniose der „Alten Welt“ häufig nicht aus.

Dies gilt insbesondere für die mukokutane Leishmaniose, da hier meist die Schleimhäute erkrankt sind. Zum Einsatz kommen hierbei daher in der Regel keine lokal anwendbaren Salben. Stattdessen müssen die Patienten häufig über einen längeren Zeitraum sogenannte Antimonpräparate oder ähnliche Medikamente einnehmen, um die Krankheit von innen heraus zu bekämpfen.


Aussicht & Prognose

Bei der Kutanen Leishmaniose ist der Verlauf in der Regel wesentlich leichter als bei anderen Leishmaniose-Formen. Lediglich Narben müssen als Nachwirkung hingenommen werden. Die mukokutane und die viszerale Leishmaniose bedürfen einer umfassenderen Behandlung. Bei ihnen ist die Prognose wesentlich schlechter. Die viszerale Leishmaniose kann sogar tödlich verlaufen. Das ist bei der kutanen Leishmaniose meist nicht der Fall.

Der Subtyp des auslösenden Insekts entscheidet ebenso über das Entstehen einer der genannten Leishmaniose-Arten, wie die Immunqualität des Betroffenen. Typisch für den kutanen Leishmaniose-Typus sind Aleppo-Beulen genannte Hautveränderungen. Auch wenn die an sich milder verlaufende kutane Leishmaniose eine gute Prognose hat, kann diese sich durch einem schlechten Immunstatus ändern. Patienten, die eine Chemotherapie absolvieren oder HIV haben, haben eine bedeutend schlechtere Prognose.

Weitere Risikofaktoren für eine schlechtere Prognose können Mangelernährung, Armut und prekäre Wohnverhältnisse darstellen. Mangelernährung kann aus einer kutanen sogar eine viszerale Leishmaniose machen. Das verschlechtert die Prognose für den Betroffenen erheblich. Der Klimawandel begünstigt die Entstehung einer kutanen Leishmaniose durch die weitere Verbreitung der auslösenden Sandmückenart.

Bei steigenden Durchschnittstemperaturen und höheren Feuchtigkeitsgraden wird die Krankheit sich vermutlich weltweit verbreiten. Die Abheilung der Aleppo-Beulen kann bis zu zwei Jahren dauern. Gegen die damit verbundene Narbenbildung hat die Medizin bisher keine Strategie gefunden.

Vorbeugung

Wer der kutanen Leishmaniose vorbeugen möchte, muss sich im Urlaub mit entsprechender Kleidung oder Moskitonetzen gegen Stiche von Insekten schützen, die die Krankheit übertragen könnten, da bislang kein Impfstoff gegen die Erkrankung entwickelt werden konnte.

Nachsorge

Bei dieser Krankheit stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung, da dabei in erster Linie eine schnelle Diagnose mit einer anschließenden Behandlung erfolgen muss. Nur so können weitere Komplikationen verhindert werden, wobei sich die Beschwerden des Betroffenen in der Regel weiterhin verstärken, falls keine Behandlung eingeleitet wird.

Eine Selbstheilung kann dabei nicht eintreten, sodass der Betroffene bei dieser Erkrankung immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Während der Behandlung sollte der Kontakt zu anderen Menschen möglichst vermieden werden, damit es nicht zu einer weiteren Ansteckung kommt. Dabei sollte sich der Betroffene in der Regel in ein Krankenhaus begeben, damit die Krankheit richtig behandelt wird. Während der Behandlung sollte ebenso auf strikte Bettruhe geachtet werden.

Auch nach der Therapie sollten Anstrengungen oder körperliche und stressige Tätigkeiten nicht durchgeführt werden. Es sind dabei regelmäßige Kontrollen notwendig, um den Zustand der inneren Organe dauerhaft zu kontrollieren und mögliche Schäden schon früh zu erkennen. Da der Betroffene nach der Erkrankung nicht immun gegen die Infektion ist, sollte der Kontakt zu den jeweiligen Tieren vermieden werden, damit es nicht zu einer erneuten Infektion kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Wie stark die von der Kutanen Leishmaniose betroffenen Patienten im Alltag von der Erkrankung eingeschränkt sind, hängt wesentlich vom individuellen Schweregrad der Infektionskrankheit ab. Grundsätzlich sind alle Maßnahmen zur Selbsthilfe vorher mit dem behandelnden Facharzt abzusprechen, damit das Risiko für Komplikationen sinkt. Häufig kommen zur Behandlung Medikamente zum Einsatz, sowohl in Form von Salben mit antibiotischer Wirkung als auch von systemisch wirkenden Arzneimitteln.

Um die Therapie der Kutanen Leishmaniose zu unterstützen, achten die Patienten zu Hause besonders auf Körperhygiene. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein Kontakt der erkrankten Hautstellen mit Kosmetika unbedingt zu vermeiden ist. Auch Wasserkontakt ist kritisch und unbedingt im Vorfeld ärztlich abzuklären. Zudem achten die Patienten darauf, keine riskanten Aktivitäten auszuüben, die womöglich die Läsionen an der Haut verletzen und deren Genesung gefährden. Dies ist beispielsweise beim Kochen der Fall, wobei heiße Fett- oder Wasserspritzer rasch an die erkrankten Hautbereiche gelangen.

Um die Lebensqualität während der Behandlung der Kutanen Leishmaniose so hoch wie möglich zu halten, achten die Patienten verstärkt auf ihr Wohlbefinden und mögliche Nebenwirkungen durch die verschriebenen Medikamente. In solchen Fällen wenden sich Betroffene umgehend an den Facharzt oder einen Notarzt.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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