Leberzirrhose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Leberzirrhose oder Leberschrumpfung ist eine chronisch-progrediente Erkrankung der Leber. Man spricht auch von einer Zerstörung der Leber die zumeist ganzheitlich betroffen ist. Dabei werden im Besonderen die Leberläppchen zerstört und zu Bindegewebe umgewandelt. Weiterhin kann eine Leberzirrhose ein Endstadium anderer Lebererkranungen sein. Zumeist sind Männer zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr betroffen. Bei Frauen kommt diese Krankheit seltener vor, da diese statistisch gesehen weniger zu Alkoholmissbrauch tendieren.
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Was ist Leberzirrhose?
Leberzirrhose ist eine Erkrankung der Leber. Dabei sind vor allem die Gefäße und das Gewebe der Leber nachhaltig zerstört. Hauptsächlich kommt es bei einer Leberzirrhose zu einer Schrumpfung der Leber. Außerdem verhätet sich das Organ zusehens. Das Bindegewebe der Leber verändert sich bei einer Leberzirrhose im Verlauf in eine narbige Struktur.
Durch diese Zerstörung der Leber, die auch als Schrumpfleber bekannt ist, kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen. Medizinisch kann man die Leber bei einer Leberzirrhose in drei Formen unterscheiden. Es gibt eine großknotige Leber, eine kleinknotige Leber und eine Mischform aus den ersten beiden. Tritt ein übermäßiger Alkoholkonsum auf, so entsteht oft eine kleinknotige Leber, wohingegen eine großknotige Leber eher bei einer Hepatitiserkrankung in Erscheinung treten kann.
Ursachen
- Alkoholmissbrauch, 1/2 aller Fälle
- Hepatitis, B, C, D, 1/4 aller Fälle
- Erkrankung des Eisen-, Kupfer- oder Fettstoffwechsels
- Gallenwegserkrankungen mit Gallenstau
- kardiovaskuläre Krankheiten, z.B. Stauungsleber bei chronischer Rechtsherzinsuffizienz
- Gifte oder Medikamente
Eine Leberzirrhose ist die Folge verschiedener Lebererkrankungen, denen die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen. Mit über 60 Prozent sind die meisten aller Fälle von Leberzirrhose in Deutschland auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Bei 20-30 Prozent aller Betroffenen verursacht eine Hepatitis B, Hepatitis C oder Hepatitis D die Leberzirrhose.
Zu den selteneren Ursachen einer Leberzirrhose gehören diverse erbliche Stoffwechselkrankheiten. Ebenso können auch tropische Krankheiten, Cholera, Medikamente und Chemiekalien als Ursache in Betracht kommen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Leberzirrhose kann jahrelang bestehen, ohne dass merkliche Symptome auftreten. Mit dem Schwund des Lebergewebes nimmt die Leistungsfähigkeit des Organs ab, woraus verschiedene Beschwerden hervorgehen. Zunächst treten meist Stoffwechselstörungen auf. Die Betroffenen verspüren dann regelmäßig Magen-Darm-Beschwerden oder entwickeln eine Gelbsucht.
Anschließend verschlechtert sich die Blutgerinnung, woraus Durchblutungsstörungen, Schmerzen und Herz-Kreislauf-Beschwerden resultieren können. Die kranke Leber hat zudem negative Auswirkungen auf den Hormonhaushalt. Dadurch können hormonelle Beschwerden auftreten, die sich in Form von Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit, aber auch durch körperliche Veränderungen (zum Beispiel die Entstehung männlicher Brüste bei der Frau) zeigen.
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung treten außerdem Symptome wie Mattigkeit und ein Gewichtsverlust auf. Zudem schwitzen die Erkrankten übermäßig häufig und leiden an Schmerzen im Oberbauch. Die Haut ist meist grau bis gelblich und von sichtbaren Gefäßspinnen durchzogen.
Begleitend dazu können Juckreiz und Rötungen, insbesondere im Bereich der Handballen, bemerkt werden. Charakteristisch sind auch die Lacklippen, also rote, glatte und übermäßig trockene Lippen. Die Symptome nehmen einen schleichenden Verlauf und sind nur bei einer frühzeitigen Behandlung umkehrbar. Etwaige Organschäden können jedoch langfristige Folgen haben und die Lebensqualität der Patienten sehr beeinträchtigen.
Krankheitsverlauf
Die Symptome der Leberzirrhose können auch auf Gallenblasenentzündung oder Gallensteine hindeuten. Weiterhin sind auch Gastritiserkrankungen auszuschließen. Im weiteren verlauf einer Leberzirrhose kann es auch zu Leberkrebs kommen, sodass auch auf diese Krankheit einzugehen ist.
Insgesamt ist die Leberzirrhose aber abhänig von der Ursache der Erkrankung. Auf jeden Fall sollte Leberzirrhose nicht selbst therapiert werden, sondern von einem ausgebildeten Mediziner. Besonders wenn die Leberzirrhose rechtzeitig erkannt wird, lassen sich gravierende Komplikationen vermeiden. Sind die Schäden jedoch erst einmal irreversibel vorhanden, so ist eine vollständige Genesung nicht mehr möglich.
Bleibt die Leberzirrhose ohne Behandlung, so wird ihre Funktion mit hoher Wahrscheinlichkeit immer weiter verringert, was zu einem Verlust von Lebensqualität oder gar zum Tod führen kann. Hierbei können dann folgende Komplikationen und Schädigungen auftreten: Wasseransammlung im Bauch, Stoffwechselstörungen, innere Blutung im Magen, Speiseröhre oder Darm, sowie Hirnerkrankungen aufgrund von mangelnder Entgiftung des Körpers durch die Leber.
Komplikationen
Weil toxische Abbauprodukte, die dem Eiweißstoffwechsel entstammen, im Blut verbleiben, kommt es zu einer Schädigung des Gehirns. Zunächst bleibt die Enzephalopathie meist ohne Symptome. Im weiteren Verlauf treten zumeist Stimmungsschwankungen, Konzentrationsprobleme, verlängerte Reaktionszeiten, Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen, krankhafte Müdigkeit sowie der Verlust des Bewusstseins auf. Schließlich droht ein Leberausfallkoma.
Zu den weiteren Komplikationen zählt die Bauchwassersucht (Aszites). Dabei sammelt sich in der Bauchhöhle Flüssigkeit an und der Erkrankte leidet unter Beschwerden wie Atemproblemen und Bauchschmerzen. Kommt es zu Nierenversagen oder einer Infektion des Bauchfells (Peritonitis), können die Komplikationen lebensbedrohliche Folgen haben.
Als bedenklich gilt zudem die portale Hypertension (Pfortaderhochdruck). Bei dieser Folgeerscheinung der Leberzirrhose staut sich das Blut vor dem vernarbten Leberbereich, was wiederum zum Anstieg des Pfortaderdrucks führt. Dadurch bilden sich neue Blutgefäße wie Krampfadern, die Blutungen aus Hämorrhoiden oder aus Ösophagusvarizen in der Speiseröhre auslösen. Letztere gelten als lebensgefährlich.
Durch die Leberzirrhose steigt auch das Risiko von Leberkrebs an. Besonders betroffen davon sind Personen, bei denen die Lebererkrankung aus einer Hämochromatose oder einer chronischen Hepatitis B hervorgeht.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die über einen langen Zeitraum regelmäßig Alkohol konsumieren, wird angeraten, sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Leidet der Betroffene ohne die Zufuhr von Alkohol unter Entzugserscheinungen, einer inneren Unruhe oder körperlichen Schmerzen, ist ein Arztbesuch notwendig. Kommt es zu einem Druckschmerz im Oberbauch oder unterhalb der Rippen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Störungen der Verdauung, ein Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit sind Anzeichen für eine Unregelmäßigkeit. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit die Ursache für die Beschwerden ermittelt werden kann. Bei einer erhöhten Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen oder Veränderungen der Persönlichkeit wird ärztliche Hilfe benötigt.
Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus, Veränderungen des Hautbildes, eine mangelnde Körperhygiene sowie ein Juckreiz auf der Haut gelten als Anzeichen für eine vorliegende Erkrankung. Eine Gelbfärbung der Augen oder der Haut sind Hinweise für Störungen der Lebertätigkeit. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine medizinische Versorgung stattfinden kann. Da die Leberzirrhose zu einem Organversagen und damit zu einem frühzeitigen Ableben des Betroffenen führen kann, ist ein Arzt bereits bei den ersten Beschwerden aufzusuchen. Ein Abfall der üblichen Leistungsfähigkeit, ein Krankheitsgefühl oder ein allgemeines Unwohlsein sind einem Arzt vorzustellen. Kommt es über mehrere Wochen oder Monate zu einer erhöhten Müdigkeit oder zu Schlafstörungen, wird ebenfalls ein Arzt benötigt.
Behandlung & Therapie
Zunächst wird die Ursache für eine Leberzirrhose beim Arzt untersucht. Zumeist sind diese ein erhöhter Alkohlkonsum oder eine Hepatitis-Infektion. Daher sind hier zuerst diese Ursachen zu bekämpfen. Alkohol oder andere giftige Stoffe sind sofort zu meiden. Bei Hepatitis ist diese zuerst zu behandeln. Die Schäden, die durch eine Leberzirrhose entstanden sind, sind nicht mehr zu heilen.
Dennoch kann eine rechtzeitige Behandlung weitere Komplikationen und Beschwerden lindern. Je nach Ursache kann eine medikamentöse Therapie, z.B. durch harntreibende Medikamente oder eine Transplantation der Leber bei alkoholkranken Patienten erfolgreich sein.
Aussicht & Prognose
Die Prognose einer diagnostizierten Leberzirrhose ist ungünstig. Es handelt sich um eine Erkrankung, die zu irreparablen Schäden des Organs führt. Mediziner legen ihr Hauptaugenmerk in einer Behandlung auf die Eindämmung des Krankheitsfortschritts. In vielen Fällen ist jedoch zwingend die Mitarbeit des Patienten notwendig. Liegt eine Alkoholerkrankung vor, kann nur der vollständige Verzicht auf den Konsum von Alkohol zu einer Linderung der Beschwerden führen.
Ohne eine medizinische Versorgung kommt es im Normalfall zu einer Ausbreitung der Störung und damit zu einem schrittweisen Zerfall der Leber. Mit einer Spontanheilung ist nicht zu rechnen. Ebenso greifen keine alternativen Heilmethoden. Die Funktionstätigkeit der Leber ist maßgeblich gestört, so das es letztlich zu einem Organausfall und damit zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommt. Bei vielen Patienten kann einzig eine Transplantation eines Spenderorgans eine Verbesserung oder Linderung der Leberzirrhose bewirken.
Die Organtransplantation ist mit zahlreichen Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen verbunden. Verläuft der operative Eingriff ohne weitere Auffälligkeiten und wird das neue Organ vom Organismus gut angenommen, kann eine Genesung stattfinden. Lebenslang ist der Betroffene dennoch auf eine medikamentöse Behandlung angewiesen und erlebt Beeinträchtigungen bei der Bewältigung des Alltags. Dennoch hat er mit einem Spenderorgan eine Aussicht auf die Verlängerung seiner durchschnittlich erwartbaren Lebenszeit.
Vorbeugung
Der Verzicht auf Alkohol ist bisher die beste Vorbeugung gegen Leberzirrhose. Weiterhin kann eine Impfung gegen Hepatitis vorbeugend wirken. Auch der Schutz vor diversen Giften, wie Lösungsmitteln, sollte primär Gegenstand jeder Verbeugungsmaßnamhem sein. Allgemeine Hygieneregeln können ebenso vor Ursachen einer Leberzirrhose schützen.
Nachsorge
In welcher Form bei Leberzirrhose Nachbehandlungen möglich sind, richtet sich nach der Ursache, die zur Zirrhose führte. Die schädigenden Einflüsse sind in jedem Fall zu behandeln und zu vermeiden. Die Ausprägung der Erkrankung wird durch Nachsorgeuntersuchungen einem bestimmten Stadium zugeordnet. Dementsprechend können Folgeerkrankungen abgelesen werden.
Ist die Leberzirrhose auf langjährigen Alkoholmissbrauch zurückzuführen, ist der erste wichtigste Ansatzpunkt die lebenslange, absolute Alkoholabstinenz. Neben der chronischen Hepatitiserkrankungen ist bei Autoimmunerkrankungen eine Medikamenteneinnahme eine sinnvolle, weiterführende Behandlung. Allerdings können diese Medikamente die Leberzirrhose nicht zurückbilden, sondern nur eindämmen und das Fortschreiten weitestgehend stoppen.
Somit führt die Erkrankung immer zu einer irreversiblen Schädigung der Leber. Im Allgemeinen gilt für alle Patienten mit Leberzirrhose auf Lebenszeit ein uneingeschränkter Alkoholverzicht, gesunde Ernährung und regelmäßige, körperliche Aktivitäten und sportliche Betätigungen. Die Umstellung auf eine gesunde Ernährung kann dabei nur erfolgreich sein, wenn sie langfristig angelegt ist. Die Stärkung des Immunsystems spielt hier eine tragende Rolle, um Folgeerkrankungen einzugrenzen und zu unterdrücken.
Werden durch die Erkrankung bereits Funktionen des Gehirns beeinträchtigt, ist dies auf den Anteil der Giftstoffe im Blut zurückzuführen, die die Leber aufgrund der Schädigung nicht mehr filtern kann. Hier muss eine Verringerung der Giftstoffe durch medikamentöse Behandlung erfolgen. Treten im Laufe der Zeit Folgeerkrankungen wie beispielsweise Bauchwassersucht auf, müssen diese zeitnah behandelt werden, um Komplikationen weitestgehend auszuschließen.
Das können Sie selbst tun
Da eine Leberzirrhose in etwa der Hälfte der Fälle auf übermäßigen Alkoholkonsum und in etwa 20 Prozent der Fälle auf eine meist nicht richtig behandelte oder verschleppte Hepatitis zurückzuführen ist, kann der Patient auch selbst dazu beitragen seinen Gesundheitszustand zu verbessern. Sobald eine alkoholbedingte Leberzirrhose festgestellt wird, muss der Betroffene seinen Alkoholkonsum sofort einstellen oder zumindest drastisch reduzieren. Da die Mehrheit der Patienten alkoholabhängig ist, reicht die Unterstützung eines Arztes dazu in der Regel nicht aus. Betroffene machen am besten eine Entziehungskur und beginnen anschließend eine Psychotherapie, um einen Rückfall zu vermeiden. Vielen Betroffenen hilft auch die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe. Für Alkoholkranke gibt es in fast jeder größeren Stadt sowie im Internet entsprechende Hilfsangebote, die kostenlos sind.
Sofern die Leberzirrhose auf eine Hepatitis zurückzuführen ist, muss diese Grunderkrankung unbedingt austherapiert werden. Der Betroffene befolgt am besten alle Anordnungen des behandelnden Arztes. Darüber hinaus kann er die Therapie durch eine gesunde Lebensweise, insbesondere durch den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten sowie fettes Essen, unterstützen.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013