Magen-Darm-Erkrankungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Magen-Darm-Trakt ist ein umfangreicher Bestandteil des menschlichen Körpers. Während der Magen einen vergleichsweise kleinen Teil des Verdauungstraktes einnimmt, ist der menschliche Darm mehrere Meter lang und befindet sich in mehreren Schlingen im Unterbauch des Menschen. Dementsprechend können Magen-Darm-Erkrankungen vielfältig sein und bedrohliche Ausmaße annehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Magen-Darm-Erkrankungen?

Magenschmerzen sind ein typisches Symptom bei Magen-Darm-Erkrankungen.

Zu den Magen-Darm-Erkrankungen zählen alle Erkrankungen des Verdauungstraktes mit Ausnahme der oberen Verdauungsorgange, zu denen auch Mund, Rachen und Speiseröhre zählen.

Zum Magen-Darm-Trakt zählen Magen und Darm, der sich in Dünndarm, Dickdarm, Mastdarm und den Anus einteilen lässt, aber auch Organe wie der Zwölffingerdarm, die Leber, die Gallenblase und die hormonbildende Bauchspeicheldrüse.

Zu den Magen-Darm-Erkrankungen zählen also weit mehr Krankheiten, als nur Magenschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall und Erbrechen, zumal dies Symptome und nicht Ursachen sind.

Ursachen

Die Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen sind ebenso vielfältig, wie der Gastrointestinaltrakt selbst. Sowohl im Magen, als auch im Darm können sich Geschwüre, sogenannte Ulcera entwickeln. Meist begünstigt psychischer Stress die Entstehung dieser Geschwüre, insbesondere bei Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren besteht nachweislich ein enger Zusammenhang.

Solche Geschwüre können zunächst akut, aber auch chronisch auftreten. Eine chronisch entzündliche Darmerkrankung ist zum Beispiel der sogenannte Morbus Crohn (Ileitis terminalis, Colitis ulcerosa), der schubweise verläuft und schlimmstenfalls schon in jungen Jahren tödlich enden kann.

Weiter kann es zu "Ausstülpungen" im Darm kommen, in denen sich Stuhl sammelt, dieser verhärtet und schwere gesundheitliche Probleme bereiten kann. Diese Ausbuchtungen nennen sich Divertikel. Solche Erkrankungen können Folge eines schwachen Bindegewebes und häufiger Obstipation (Verstopfung) sein.

Erkrankungen der Leber können bekanntermaßen durch übermäßigen Alkoholkonsum oder Medikamenten- und Drogenabusus (Missbrauch) auftreten. Auch virale Infekte (Hepatitis-Erkrankungen) können die Leber nachhaltig schädigen. Dies sind die häufigsten Ursachen der vielfältigen Erkrankungen des Verdauungstraktes.

Typische & häufige Erkrankungen

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typische Symptome von Magen-Darm-Erkrankungen sind Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall. Welche Beschwerden im Vordergrund stehen, hängt von der Art der Erkrankung ab. Eine akute Magenschleimhautentzündung (Gastritis) äußert sich durch plötzlich auftretende Schmerzen im Oberbauch, die mit Übelkeit, Appetitlosigkeit und gelegentlich auch Erbrechen einhergehen.

Typischerweise bessert sich die Symptomatik nach dem Essen kurzzeitig. Entwickeln sich diese Beschwerden über längere Zeit, kann eine chronische Magenschleimhautentzündung dahinterstecken – diese wird oftmals von einer Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel, Völlegefühl, Durchfall und Blähungen begleitet.

Hinter Bauchschmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit kann sich auch ein Magengeschwür, ein Zwölffingerdarmgeschwür oder Magenkrebs verbergen. Daran muss insbesondere bei einer stetigen Gewichtsabnahme oder schwarz verfärbtem Stuhlgang (Teerstuhl) gedacht werden. Die durch einen Reizmagen ausgelösten Beschwerden variieren stark und reichen von Magenschmerzen über Sodbrennen und Appetitlosigkeit bis hin zu vegetativen Störungen wie Herz-Kreislauf-Problemen und verstärktem Schwitzen.

Oft geht ein Reizmagen mit einem durch Stuhlunregelmäßigkeiten gekennzeichneten Reizdarm einher. Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa machen sich in der Regel durch krampfartige Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme und schleimig-breiige Durchfälle bemerkbar. Es besteht allgemeines Krankheitsgefühl, auch leichtes Fieber, Übelkeit und Appetitlosigkeit sind möglich. Charakteristisch für eine Blinddarmentzündung sind Bauchschmerzen, die sich zunehmend in den rechten Unterbauch verlagern, sowie Fieber, Übelkeit und Erbrechen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose von Magen-Darm-Erkrankungen lässt sich in aller Regel über die Schilderung des Patienten treffen, gesichert wird diese Diagnose zumeist über Magen- bzw. Darmspiegelungen, bei denen eine entsprechende Sonde oral oder rektal, evtl. unter örtlicher Betäubung, eingeführt wird.

Diese Untersuchung liefert direkte, ausführliche Bilder, die einen treffenden Befund erlauben. Auch können Laboruntersuchungen des Blutes oder des Stuhls wichtige Hinweise auf Erkrankungen geben. Magen-Darm-Erkrankungen verursachen grundsätzlich Schmerzen, mit Ausnahme von Erkrankungen der Leber. Hier kommt es lediglich zu einem Kapselschmerz, die Leber selbst schmerzt nicht.

Besonders bei Magenerkrankungen ist es daher wichtig, zu erfahren, um welche Art von Schmerz es sich handelt. Ein sogenannter Frühschmerz, also kurz nach Verzehr der Mahlzeit, kann auf Entzündungen des Mageneingangs schließen lassen. Ein Spätschmerz, also ein auftretender Schmerz längere Zeit nach Verzehr der Mahlzeit, kann darauf hinweisen, dass der Magenausgang entzündet ist.

Der Verlauf von Magen-Darm-Erkrankungen ist ebenso breitgefächert wie die Ursachen. Meist ist aber die Ernährung eingeschränkt, was zu einer rapiden Gewichtsreduktion führen kann. Oder es besteht eine heftige Durchfallerkrankung, die eine Dehydration zur Folge haben kann, was ebenso lebensbedrohlich sein kann.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es durch die Magen-Darm-Erkrankungen nicht zu besonderen Komplikationen und auch nicht zu einem schwerwiegenden Verlauf. Sie können relativ gut behandelt werden, sodass es zu keinen weiteren Folgeschäden kommt. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an Durchfall oder an Verstopfung. Ebenso kommt es nicht selten zu Schmerzen im Bereich des Magens oder des Bauches, die die Lebensqualität erheblich verringern.

Vor allem in der Nacht können dieses Schmerzen zu Schlafbeschwerden und damit auch zu Depressionen führen. Weiterhin leiden viele Betroffene an einer Appetitlosigkeit und auch an einem Gewichtsverlust. Durch den dauerhaften Durchfall kann es dabei auch zu einer starken Dehydrierung kommen. Komplikationen treten in der Regel dann auf, wenn die Magen-Darm-Erkrankungen nicht richtig behandelt werden.

Dabei kann es zur Ausbildung von Polypen oder von anderen Erkrankungen kommen. Die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen führt in den meisten Fällen nicht zu besonderen Komplikationen. Sie können mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden und es kommt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Magen-Darm-Erkrankungen in der Regel nicht verringert oder eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist anzuraten, wenn es wiederholt zu Problemen beim Toilettengang kommt. Bei Durchfall oder Verstopfungen liegt eine Erkrankung vor, die behandelt werden sollte. In vielen Fällen kommt es innerhalb weniger Stunden zu einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands. Bei Mattigkeit, Schmerzen im Unterleib oder einem Unwohlsein wird ein Arzt benötigt. Kommt es zu einer Geräuschentwicklung im Bereich des Magens oder des Darms, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Bei Blähungen, Appetitverlust, Gewichtsabnahme oder einem Druckgefühl im Unterleib ist ein Arzt zu konsultieren. Kommt es zu einer Zunahme der Beschwerden oder breiten sich die Symptome weiter aus, ist schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen. Bei einer Abnahme der Leistungsfähigkeit, Fieber, Schweißausbrüchen oder Blutungen aus dem Darm benötigt der Betroffene Hilfe. Zur Ermittlung der Ursache sollte er sich ärztlichen Tests unterziehen.

Können die alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllt werden oder hat der Betroffene keine Kontrolle mehr über den Schließmuskel, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei einem Gefühl der inneren Trockenheit, Krämpfen im Unterleib oder einer erhöhten Reizbarkeit sollte ein Arzt aufgesucht werden. Beschwerden bei der Fortbewegung oder im Sitzen sind ebenfalls von einem Arzt untersuchen zu lassen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsmöglichkeiten orientieren sich natürlich an der Grunderkrankung. So wird in aller Regel zunächst eine medikamentöse Therapie, ggf. auch eine Psychotherapie oder autogenes Training empfohlen, da der Magen-Darm-Trakt sehr stressempfindlich ist.

Bei Erkrankungen des Darms kann eine Operation notwendig werden, um die betroffenen Teile des Darms zu entfernen oder anderweitig operativ zu versorgen. Oftmals muss auch vorübergehend oder dauerhaft die Ernährung der Erkrankung angepasst werden.


Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Magen-Darm-Erkrankung ist gebunden an die vorliegende Ursache der Störung. Bei einem bakteriellen Infekt oder eine Viruserkrankung kommt es im Normalfall innerhalb weniger Tage oder Wochen zu einer Linderung der Beschwerden sowie eine Genesung. In einigen Fällen kann sich der Organismus einem stabilen und gesunden Immunsystem und ohne das Vorliegen bei der Erkrankung selbst in einem ausreichenden Maß helfen. Nicht immer ist eine medizinische Versorgung für eine Verbesserung der Gesundheit notwendig.

Eine Entzündungserkrankung ist der weitere Verlauf und die Prognosestellung ist abhängig davon, ob sich die Erkrankung chronifiziert. Bei einer chronischen Magen-Darm-Erkrankung kommt es meist über mehrere Jahre trotz aller Bemühungen zu keiner Genesung. Häufig spielen emotionale und psychische Faktoren eine entscheidende Rolle in dem Gesamtprozess. Daher ist neben einer medikamentösen Therapie in diesen Fällen häufig entscheidend, wie der seelische Zustand des Patienten ist. Linderungen sind zu dokumentieren, wenn eine zusätzliche psychotherapeutische Betreuung eingeleitet wird.

In akuten Fällen kann sich ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln. Bei einer Krebserkrankung sowie einem Darmdurchbruch muss unverzüglich gehandelt werden, damit das Überleben des Betroffenen gesichert wird. Je eher eine medizinische Behandlung eingeleitet wird, desto besser gestalten sich die Heilungsaussichten. Bei diesen Patienten ist die Früherkennung der Erkrankung besonders entscheidend für die Stellung der weiteren Prognose.

Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen können in der Regel bei Magen-Darm-Erkrankungen getroffen werden. So kann generell auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und die Vermeidung von Unter- bzw. Übergewicht geachtet werden, um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überfordern.

So können zum Beispiel Durchfall- und Verstopfungserkrankungen vermieden werden. Stressabbau hat unbedingt einen positiven Einfluss auf Magen-Darm-Erkrankungen, autogenes Training und Entspannungsmaßnahmen haben also nicht nur einen heilenden Effekt.

Die regelmäßige Darmkrebsvorsorge sollte eingehalten werden, da Darmkrebs erst sehr spät Schmerzen bereitet. Ansonsten helfen natürlich die üblichen Hygienerichtlinien, Infektionen des Magen-Darm-Traktes zu verhindern. Die individuellen Ratschläge und Informationen hat im Zweifelsfall immer der Arzt Ihres Vertrauens.

Nachsorge

Die Nachsorge von Magen-Darm-Erkrankungen richtet sich vor allem nach der Ursache. Dies sollte der Patient individuell mit seinem behandelndem Arzt entscheiden. Je nach Schweregrad der Erkrankung und Ausprägung . Um die eventuell bösartig entarteten Zellen im Magen frühestmöglich zu erkennen, sollte bei anhaltenden Beschwerden eine endoskopische Kontrolle mit einer Magenspiegelung erfolgen.

Jeder Patient sollte zudem mit seinem Hausarzt besprechen, ob auf gewisse Ernährungsumstellungen geachtet werden soll. Außerdem müssen Symptome wie häufiges Sodbrennen, stechende Magenschmerzen oder Bluterbrechen in Zukunft mit der Vorgeschichte in Verbindung gebracht und abgeklärt werden.

Das können Sie selbst tun

Magen-Darm-Störungen gehen mit einer Vielzahl von Symptomen einher, für die eine ebenso große Zahl an Grunderkrankungen ursächlich ist. Ob und was der Patient selbst tun kann, hängt von der Art der Beschwerden ab.

Häufig kommt es zu diffusen Magen-Darm-Beschwerden, die sich durch saures Aufstoßen, Blähungen, Magenschmerzen oder Durchfall bemerkbar machen. In leichten Fällen können solche Störungen zunächst auch selbst therapiert werden. Bei unbestimmten Magenschmerzen und Reizungen der Magenschleimhaut empfiehlt die Naturheilkunde eine sogenannte Kamillentee-Rollkur. Dazu werden 250 Milliliter Kamillentee zubereitet und getrunken. Anschließend legt sich der Patient zunächst fünf Minuten auf den Rücken und rollt sich danach, mit jeweils fünf Minuten Abstand, auf die linke Seite, dann auf den Bauch und zum Schluss auf die rechte Seite.

Bei regelmäßiger Magenübersäuerung hilft in der Regel bereits der Verzicht auf fettiges Essen und zuviel Alkohol. Bei einer akuten Übersäuerung kann Heilerde, Bullrichsalz oder Natron eingenommen werden. Ein mildes, aber sehr wirksames Heilmittel gegen Durchfälle sind getrocknete Heidelbeeren, die es in Kräuterläden und spezialisierten Apotheken zu kaufen gibt. Von den Früchten werden drei Esslöffel zu beginn der Behandlung und dann im Abstand von etwa vier Stunden jeweils ein Esslöffel eingenommen und gut gekaut.

Wer regelmäßig an nervösen Magenschmerzen leidet, sollte Entspannungstechniken erlernen. Vorübergehend können auch milde Beruhigungsmittel aus der Apotheke oder dem Reformhaus eingenommen werden.

Leiden Betroffene regelmäßig an Magen-Darm-Störungen sollte ein Arzt konsultiert werden um die Ursachen zu klären.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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