Lymphom im Gehirn (zerebrales Lymphom)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Lymphom im Gehirn hat eine Sonderstellung bei den Hirntumoren. Dies liegt daran, dass es aus Zellen besteht, welche nicht hirneigen sind. Im Vergleich zu anderen Hirntumoren treten Hirnlymphome relativ selten auf. Lediglich drei Prozent der Gehirntumore sind Lymphome.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Lymphom im Gehirn?

In der Regel stellt ein Lymphom im Gehirn eine sehr schwerwiegende Beschwerde dar. Falls der Tumor nicht behandelt oder entfernt wird, kommt es in den meisten Fällen zum Tode des Patienten.
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Als Lymphom im Gehirn werden entartete Zellen des Immunsystems bezeichnet. Genauer gesagt handelt es sich im Lymphozyten, welche zu den weißen Blutkörperchen gehören. Diese bilden eine Geschwulst.

Im Normalfall siedeln sich Lymphome innerhalb der lymphatischen Organe an. Hierzu zählen Lymphknoten, Leber, Milz und die Schleimhäute von Magen und Darm. Das Lymphom kann sich jedoch von diesen Organen aus bis in das Gehirn ausbreiten und so zu einem so genannten sekundären Gehirnlymphom werden.

Allerdings ist es ebenfalls möglich, dass ein Lymphom im Gehirn selbst entsteht. Ein solches Lymphom heißt primäres Hirnlymphom. Dieses Lymphom im Gehirn hat seinen Ursprung in entarteten lymphatischen Zellen.

Ursachen

Für das Lymphom im Gehirn sind die Ursachen bisher leider noch nicht bekannt. Der Auslöser für die Entratung der weißen Blutkörperchen und die damit verbundene Bildung einer Geschwulst im menschlichen Gehirn bleibt somit ein Rätsel.

Es kann jedoch gesagt werden, dass das Risiko an einem Lymphom im Gehirn zu erkranken bei Personen mit einem intakten Immunsystem relativ gering ist. Bei Menschen, die über eine geschwächte Immunabwehr verfügen, steigt das Risiko jedoch gewaltig an.

So konnte festgestellt werden, dass bei etwa einem Prozent, der an AIDS erkrankten Personen, ein Lymphom im Gehirn auftritt. Grundsätzlich gilt, je kürzer die Dauer der Grunderkrankung, desto niedriger das Risiko an einem Lymphom im Gehirn zu erkranken.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Lymphom im Gehirn kann verschiedene Symptome hervorrufen. Diese sind unter anderem von der Lage und der Größe des zerebralen Lymphoms abhängig. Als erste Krankheitszeichen treten häufig Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auf. Diese Symptome machen sich besonders bei einem erhöhten Hirndruck bemerkbar, welcher annähernd bei der Hälfte der Betroffenen vorkommt.

Zur Hirndruckerhöhung kommt es, wenn sich das zerebrale Lymphom auf die Hirnhäute ausweitet. Dabei entstehen oft Flüssigkeitsansammlungen (Hirnwasser, Liquor) in den Hirnwasserkammern. Manchmal werden Lähmungserscheinungen beobachtet, die nur eine Körperhälfte betreffen. Dabei wird von einer sogenannten Hemiparese gesprochen. Oft sind auch die Augen betroffen, wenn bestimmte Zellbestandteile in den Glaskörper und die mittlere Augenhaut eindringen.

Es kommt dann zu Gesichtsfeldausfällen oder Visusminderungen, die durch partielle Abschwächung des Gesichtsfeldes und Minderung der Sehschärfe charakterisiert sind. Die Hälfte aller Patienten mit einem zerebralen Lymphom entwickeln neuropsychologische Symptome wie Gedächtnisstörungen, Persönlichkeitsveränderungen und Verwirrtheitszustände.

Auch Aphasien (Sprachstörungen) können auftreten. Die Sprachstörungen machen sich unter anderem durch Beeinträchtigungen der Sprachbildung und des Sprachverständnisses bemerkbar. Wenn sich das Lymphom im Temporallappen befindet, kann es auch zu ]]Epilepsie|epileptischen Anfällen]] kommen. Das ist jedoch nur selten der Fall. Die Prognose der Erkrankung reicht von vollständiger Heilung bis zu tödlichen Verläufen und ist von der Art, der Größe, der Lage und des Zeitpunktes des Behandlungsbeginns abhängig.

Diagnose & Verlauf

Schematische Darstellung zur Lage eines Gehirntumores im Gehirn. Klicken, um zu vergrößern.

Für die Diagnose von einem Lymphom im Gehirn spielt das moderne Schnittbildverfahren eine bedeutende Rolle. So ist es möglich mithilfe der Magnetresonanztomographie und der Computertomographie die betroffen Regionen sichtbar zu machen. Eine sichere Diagnose bietet das Schnittbildverfahren jedoch nicht.

Grund hierfür ist die Vielgestaltigkeit von einem Lymphom im Gehirn. Zusätzliche Untersuchungen sind erforderlich. In diesem Zusammenhang muss die Untersuchung des Gehirnwassers genannt werden. Endgültige Sicherheit in Bezug auf die Diagnose gibt jedoch erst die feingewebliche Untersuchung.

Ein Lymphom im Gehirn erfordert eine möglichst rasche Diagnose und Behandlung, da der Tumor in der Regel sehr schnell wächst. Für den Verlauf der Krankheit ist die Therapieform sehr entscheidend. Sie wird deshalb von den Ärzten mit Bedacht gewählt. In der Regel reagiert das Lymphom im Gehirn sehr gut auf eine Strahlentherapie.

Allerdings genügt dies allein nicht und die Therapie ist mit einem großen Risiko verbunden. Aus diesem Grund ist eine kombinierte Version aus Chemo- und Strahlentherapie zu empfehlen. In einem solchen Fall besteht bei einem Lymphom im Gehirn eine 5-Jahres-Überlebensrate von bis zu 70 Prozent.

Komplikationen

In der Regel stellt ein Lymphom im Gehirn eine sehr schwerwiegende Beschwerde dar. Falls der Tumor nicht behandelt oder entfernt wird, kommt es in den meisten Fällen zum Tode des Patienten. Aus diesem Grund ist dabei auf jeden Fall eine Behandlung durch einen Arzt notwendig. Die Patienten leiden in erster Linie an Kopfschmerzen, die in der Regel nicht mit Hilfe von Schmerzmitteln eingeschränkt werden können.

Ebenso kommt es nicht selten zu Erbrechen oder zu einer Übelkeit. Die Betroffenen können auch Sehstörungen aufweisen und sind dadurch in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt. Auch Lähmungen und Störungen der Sensibilität können durch das Lymphom im Gehirn an verschiedenen Körperregionen auftreten und die Lebensqualität des Patienten erheblich verringern.

Nicht selten kommt es zu einer Versiertheit oder zu Gedächtnislücken, sodass der Alltag für die Betroffenen deutlich erschwert wird. Auch Störungen der Persönlichkeit oder psychische Beschwerden können durch das Lymphom im Gehirn auftreten. Die Behandlung dieser Beschwerde ist durch eine Strahlentherapie und durch eine Chemotherapie möglich.

Damit kann der Tumor eventuell vollständig entfernt werden. Ob es allerdings zu einem vollständigen positiven Krankheitsverlauf kommt, kann in der Regel nicht universell vorausgesagt werden. Eventuell wird die Lebenserwartung des Patienten durch das Lymphom im Gehirn verringert und eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Anzeichen eines Lymphoms im Gehirn ist ärztlicher Rat gefragt. Wenn sich neurologische Ausfallerscheinungen, Krämpfe, wiederkehrende Migräne, Magen-Darm-Beschwerden und andere Symptome zeigen, wird am besten umgehend der Hausarzt aufgesucht. Bei starken oder rasch zunehmenden Beschwerden, die das Wohlbefinden beeinträchtigen, ist ein Neurologe aufzusuchen. Wenn die Beschwerden im Zusammenhang mit einer Virusinfektion, der Einnahme bestimmter Chemikalien oder Röntgen- bzw. Gammastrahlung auftreten, muss ebenfalls der zuständige Arzt informiert werden.

Betroffene Personen sollten außerdem ärztlichen Rat suchen, wenn starke Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder Gedächtnisstörungen auftreten. Bei wiederkehrenden epileptischen Anfällen wird am besten der Notarzt gerufen. Die eigentliche Diagnose wird von einem Neurologen gestellt, der meist auch die Behandlung einleitet.

Weitere Anlaufstellen sind Internisten und Physiotherapeuten. Da die Erkrankung auch Auswirkungen auf die Psyche haben kann, ist eine begleitend stattfindende Psychotherapie sinnvoll. Nach Abschluss der Behandlung muss sich der Erkrankte regelmäßig untersuchen lassen, um etwaige Rezidive auszuschließen bzw. umgehend behandeln zu können.

Behandlung & Therapie

Bei einem Lymphom im Gehirn richtet sich die Behandlung nach der Geschwulst. Liegt ein isoliertes Lymphom vor, so wird meist eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie angewendet. Für den Erfolg der Behandlung ist eine frühe Diagnose jedoch die Basis.

Um zu vermeiden, dass sich das Lymphom über das Hirnwasser ausbreitet, wird häufig ein zusätzliches Medikament gegeben. Die Verabreichung erfolgt über eine Punktion des Spinalkanals. Die Bestrahlung bei einem Lymphom im Gehirn wird in Einzeldosen vorgenommen und erfolgt im Zeitraum von bis zu fünf Wochen. Die Behandlung in Form einer Operation kommt bei einem Lymphom im Gehirn nicht infrage. Grund ist die Tatsache, dass zerebrale Lymphome im Fall von einem Lymphom im Gehirn nicht komplett entfernt werden können.


Aussicht & Prognose

Unbehandelt hat das Lymphom im Gehirn das vorzeitige Ableben des Betroffenen zur Folge. Es kommt zu einer stetigen Zunahme von Schmerzen oder Funktionsstörungen, da sich das Lymphom ungehindert weiter im Kopfinneren ausbreiten kann. Letztlich ist der Organismus des Patienten derart geschwächt, dass der Tod eintritt. Die Prognose verbessert sich, wenn die Diagnosestellung frühzeitig stattfindet und eine medizinische Behandlung eingeleitet werden kann. Das Wachstum des Lymphoms muss schnellstmöglich eingedämmt werden, damit eine Heilungsaussicht vorhanden ist.

Es wird eine klassische Krebstherapie eingeleitet, um die Überlebenschancen des Patienten zu erhöhen. Mit einer Chemotherapie und Strahlentherapie soll das erkrankte Gewebe daran gehindert werden, eine Zellteilung vorzunehmen. Die Aussicht auf eine Besserung ist bei Menschen gegeben, die grundsätzlich über ein gesundes Immunsystem verfügen. Es hat sich gezeigt, dass diese Personen bei der Bewältigung der Erkrankung die besseren Voraussetzungen haben.

Trotz einer Zurückbildung des Lymphoms kann es im Verlauf des Lebens jederzeit zu einer Wiederkehr der Beschwerden kommen. In diesen Fällen werden die gleichen Behandlungsmaßnahme ergriffen wie bei der Ersterkrankung. Auch hier gilt, je geschwächter das Immunsystem ist, desto ungünstiger sind die Aussichten auf eine Linderung der Beschwerden. Menschen mit einem Lymphom erleben Zeiten der Beschwerdefreiheit. Eine Genesung tritt dennoch nicht ein.

Vorbeugung

Für ein Lymphom im Gehirn gibt es keine allgemeingültigen vorbeugenden Maßnahmen. Grundsätzlich ist es jedoch empfehlenswert Chemikalien und unnötige Strahlung zu vermeiden. Zudem sollte die Immunabwehr gestärkt werden. Eine fettarme und abwechslungsreiche Ernährung, sowie viel Sport und wenig Alkohol sind deshalb die Basis für die Senkung des Risikos an einem Lymphom im Gehirn zu erkranken.

Nachsorge

Wie bei allen tumorösen Erkrankungen steht nach erfolgter Behandlung eine zunächst engmaschige Nachsorge an. Diese hat das Ziel, eventuell neu auftretende Tumore oder Metastasen sehr frühzeitig zu erkennen. Bei einem Hirntumor finden deswegen in der Nachsorge Kontrollen mehrmals im Jahr im Abstand von einigen Monaten statt. Werden hierbei keine Auffälligkeiten gefunden, vergrößern sich die Abstände zur nächsten Kontrolle.

Ob es eventuelle neue Wucherungen gibt, wird meistens via MRT oder CT überprüft. Gerade weil bösartige Hirntumoren oft trotz zunächst erfolgreicher Behandlung ein hohes Risiko eines Rezidivs aufweisen, ist es wichtig, dass Betroffene ihre Termine zur Nachsorge regelmäßig wahrnehmen. Die Prognose bei neuen Tumoren ist umso günstiger, je früher diese entdeckt werden.

Nicht immer führen neue Hirntumore sofort zu Symptomen, die den Patienten warnen sollten. Oftmals werden behandlungsbedürftige Befunde eher zufällig bei der Nachsorge entdeckt. Fallen außerhalb der Kontrollen zur Nachsorge aber ungewöhnliche Schmerzen auf, ist dies immer ein Grund, sich zeitnah beim behandelnden Arzt vorzustellen. Dieser kann entscheiden, ob der nächste Termin zur Nachsorge vorgezogen werden sollte, um zeitnah ausschließen zu können, dass sich neue Tumore gebildet haben.

Das können Sie selbst tun

Eine Behandlung durch Mittel der Selbsthilfe ist bei dieser Krankheit nicht möglich. Die Patienten sind bei dieser Erkrankung in jedem Falle auf eine Strahlentherapie oder auf eine Chemotherapie angewiesen, um das Lymphom im Gehirn zu bekämpfen. Weiterhin ist auch auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu achten, um eine Ausbreitung über das Hirnwasser zu vermeiden. Eine operative Behandlung ist hierbei nicht möglich.

Wie auch bei anderen Krebserkrankungen, sind die Betroffenen auch bei dieser auf eine ständige Unterstützung von Freunden und der Familie angewiesen. Diese Unterstützung sollte dabei nicht auf physischer, sondern auch auf psychischer Ebene stattfinden. Im Falle von Depressionen oder anderen psychischen Verstimmungen helfen immer Gespräche mit der Familie oder mit anderen vertrauten Personen.

Der Betroffene sollte in seinem Alltag entlastet werden, vor allem, wenn dieser eine Chemotherapie durchführen muss. Unnötige Belastungen sind dabei auf jeden Fall zu vermeiden. Bei Kindern sollte immer eine Aufklärung über die möglichen Folgen und Komplikationen durch ein Lymphom im Gehirn erfolgen. Weiterhin kann sich bei dieser Erkrankung der Kontakt zu anderen Patienten positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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