McCune-Albright-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das McCune-Albright-Syndrom ist ein neurokutanes Syndrom, das sich durch Café-au-lait-Flecken und Störungen im Knochenstoffwechsel manifestiert. Die Ursache der hereditären Erkrankung ist eine genetische Mutation im GNAS1-Gen, das für einen Regulator von cAMP codiert. Die Behandlung konzentriert sich auf die Gabe von Bisphosphonaten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das McCune-Albright-Syndrom?

Bei der Hälfte aller Patienten wurde eine Mutation des GNAS1-Gens festgestellt. Dieses Gen codiert in der DNA für bestimmte Polypeptide und liegt auf Chromosom 20 im Gen-Locus 20q13.2.
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Die neurokutanen Syndrome sind hereditäre Erkrankungen, deren Leitsymptome neuroektodermal mesenchymale Dysplasien sind. Zur Krankheitsgruppe zählen die klassischen Phakomatosen. Von diesen Erkrankungen abgesehen, zählen eine Reihe von Syndromen zu der Gruppe, die dermal und gleichzeitig im zentralen Nervensystem zur Manifestation gelangen. Auch das McCune-Albright-Syndrom ist ein neurokutanes Syndrom.

Diese extrem seltene Krankheit ist symptomatisch von Café-au-lait-Flecken geprägt, die mit Störungen im Knochenstoffwechsel vergesellschaftet sind. Der US-amerikanische Pädiater Donovan James McCune und der Endokrinologe Fuller Albright haben die Erkrankung im 20. Jahrhundert erstmals beschrieben. Im weitesten Sinne zählt auch der österreichische Pathologe Carl Sternberg zu den Erstbeschreibern der Erkrankung.

Aus diesem Grund ist bei dem Symptomkomplex zuweilen auch vom McCune-Albright-Sternberg-Syndrom die Rede. Weitere Synonyme sind die Bezeichnungen Osteitis fibrosa cystica, Leontiasis ossea, Weil-Albright-Syndrom und Osteodystrophia fibrosa.

Ursachen

Die Prävalenz des McCune-Albright-Syndroms wird mit zwischen einem bis neun Patienten in 1000000 Menschen angegeben. Mädchen sind häufiger betroffen als Knaben. An den bisher dokumentierten Fällen konnte eine familiäre Häufung beobachtet werden. Das Syndrom scheint also nicht sporadisch aufzutreten. Über den Erbgang ist bislang nicht bekannt. Die Ursache für das McCune-Albright-Syndrom ist offenbar eine genetische Mutation.

Bei der Hälfte aller Patienten wurde eine Mutation des GNAS1-Gens festgestellt. Dieses Gen codiert in der DNA für bestimmte Polypeptide und liegt auf Chromosom 20 im Gen-Locus 20q13.2. Das Gen codiert unter anderem für das Protein Gs-alpha, das als cAMP-regulierendes Protein gilt. Die genetische Veränderung hat einen Funktionsverlust des Proteins zur Folge und resultiert damit in eine fehlende Regulierung.

Die Veränderung ist eine postzygotische Mutation und aus diesem Grund nur inform eines Mosaiks zu finden. Die spontane Mutation des Gens schaltet die Adenylylcyclase an und erhöht damit konsekutiv den cAMP-Spiegel der Patienten. Diese Vorgänge akivieren steuerungsunabhängig Mechanismen der Signaltransduktion. Ein autonomer Regelkreis entsteht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten des MAS zeigen isolierte Symptome oder Symptome an mehreren Bereichen des Skeletts. Oft stellt sich ein Hinken ein, das von Schmerzen begleitet wird. Zuweilen manifestiert sich die Erkrankung auch inform von pathologischen Frakturen. In vielen Fällen leiden die Patienten an einer progredient fortschreitenden Skoliose.

Bei Frauen kommen vaginale Blutungen vor. Die Brustdrüsen entwickeln sich ungewöhnlich früh. Bei Männern liegen teils Hodenvergrößerungen oder Penisvergrößerungen vor, die früh eine sexuelle Aktivität zur Folge haben. Diese Symptome entsprechen einer Endokrinopathie mit Überfunktionen. Endokrinopathien können sich ebenso als Hyperthyreosen manifestieren und mit der vermehrten Ausschüttung von Wachstumshormonen einhergehen.

Neben Symptomen des Cushing-Syndroms tritt oft ein Phosphatverlust über die Nieren ein. Das Syndrom manifestiert sich in Form von Café-au-lait-Flecken meist schon im Neugeborenenalter. Der Schädel der Patienten ist oft von Anomalien betroffen. Dasselbe kann für das gesamte Skelett gelten. So liegt besonders oft eine Pseudopubertas praecox inklusive Akromegalie oder Minderwuchs vor. Teilweise leiden die Betroffenen an einer fortschreitenden Visusverschlechterung und entwickeln im Verlauf außerdem Malignome.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Das jeweilige Ausmaß des McCune-Albright-Syndroms hängt von der Proliferation, der Migration und der Überlebensfähigkeit der mutierten Zellen ab. Die Diagnose wird vom Arzt auf Basis des klinischen Erscheinungsbilds gestellt. Röntgenbilder sind oft genug für eine Diagnostik. Im Zweifelsfall können Biopsien stattfinden, um die Diagnose zu sichern. Bei der Untersuchung und Diagnostik der Patienten berücksichtigen spezifische Tests jedes Organ, das beim MAS beteiligt sein könnte.

Zur Diagnosesicherung ist bislang keine molekulare Analyse zum Nachweise der GNAS-Mutation verfügbar. Trotzdem wird eine genetische Beratung empfohlen. Bei der Diagnostik müssen Neurofibromatosen, osteofibröse Dysplasien und nicht-verknöchernde Fibrome ausgeschlossen werden. Differentialdiagnostisch abzugrenzen sind außerdem die idiopathisch zentrale Pubertas praecox und die Ovar-Neoplasie. Die Behandlung und Prognose hängen von den betroffenen Geweben und dem Schweregrad der Beteiligung ab.

Komplikationen

Das McCune-Albright-Syndrom führt beim Patienten zu einer Reihe verschiedener Beschwerden und Symptome. In den meisten Fällen wird durch dieses Syndrom die Bewegung des Betroffenen deutlich eingeschränkt und es kommt zu einem Hinken und zu weiteren Bewegungsstörungen. Ebenso leiden viele Frauen durch das Syndrom an verstärkten vaginalen Blutungen und damit an Schmerzen.

Nicht selten kommt es dabei auch zu Stimmungsschwankungen und damit zu einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität des Patienten. Die Haut der Betroffenen weist braune Flecken auf, die sich sehr negativ auf die Ästhetik des Patienten auswirken. Somit kommt es zu einem verringerten Selbstwertgefühl und oft zu einem Schamgefühl. Ebenso können Kinder aufgrund der Beschwerden des McCune-Albright-Syndroms gehänselt oder gemobbt werden.

Weiterhin tritt ein Minderwuchs ein und die Betroffenen leiden an Sehbeschwerden, die den Alltag zusätzlich einschränken können. Die einzelnen Beschwerden des McCune-Albright-Syndroms können durch verschiedene Therapien gelindert werden. Eine vollständige Heilung tritt dabei allerdings nicht ein. Weiterhin ist der Betroffene auch auf einen hohen Sonnenschutz angewiesen, um die Haut zu schützen. Die Lebenserwartung wird durch die Erkrankung in der Regel nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Auffälligkeiten des Skelettsystems oder Störungen der Mobilität sind einem Arzt vorzustellen. Kommt es zu Unregelmäßigkeiten der Bewegungsabläufe, Einschränkungen der Gelenktätigkeit oder einer Unstimmigkeit bei der Fortbewegung, wird ein Arzt benötigt. Eine Fehl- oder Schiefhaltung, Schmerzen bei der Bewegung oder eine gekrümmte Haltung des Körpers sind Anzeichen einer bestehenden gesundheitlichen Störung. Eine Untersuchung ist notwendig, damit eine Diagnosestellung und Behandlung erfolgen kann.

Frauen erleiden bei dem McCune-Albright-Syndrom oftmals unwillkürliche vaginale Blutungen. Sie sollten sich in ärztliche Behandlung begeben. Zusätzlich sollten sie besondere Sorgfalt walten lassen, damit keine weiteren Komplikationen innerhalb der Planung einer möglichen Fortpflanzung auftreten können. Betroffene Jungen und Männer zeigen bei einer Erkrankung vergrößerte äußere Geschlechtsmerkmale. Ein Arztbesuch ist anzuraten, damit es zu einer Klärung der Ursache kommt und sich keine sexuellen Funktionsstörungen entwickeln. Treten aufgrund der optischen Veränderungen von Hoden und Penis seelische Probleme auf, wird ebenfalls ein Arzt benötigt.

Bei Wachstumsstörungen, einem Minderwuchs oder einem anderen optischen Makel ist ein Arzt aufzusuchen. Charakteristisch für das McCune-Albright-Syndrom ist eine Veränderung der Kopfform. Treten Veränderungen oder Auffälligkeiten des allgemeinen Hautbildes auf, benötigt der Betroffene einen Arzt. Eine Fleckenbildung oder andere Verfärbungen der Haut sind einem Arzt vorzustellen, da sie ein Hinweis für eine vorliegende Erkrankung sind.

Behandlung & Therapie

Für Patienten des McCune-Albright-Syndroms steht bislang keine kausale Therapie zur Verfügung. Damit gilt das Syndrom bis heute als unheilbare Erkrankung. Eine kausale Therapie wird erst dann zur Verfügung stehen, wenn gentherapeutische Ansätze die klinische Phase erreichen. Die Behandlung erfolgt vorwiegend symptomatisch und beinhaltet zudem regelmäßig supportive Kontrollen. Eine konsequente Vermeidung von UV-Exposition wird in Anbetracht der eventuell auftretenden Malignome als Vorbeugemaßnahme empfohlen.

Dasselbe gilt für die konsequente Verwendung von Lichtschutzmitteln. Neben diesen vorbeugenden Schritten erhalten die Patienten teilweise eine kosmetische Versorgung ihrer Hyperpigmentierungen. Die Therapie ihrer fibrösen Dysplasie hat eine Stabilisierung zum Ziel. Eine konservativ medikamentöse Therapie bietet sich zu diesem Zweck an. Häufig werden zum Beispiel Bisphosphonate eingesetzt.

Die MAS-assoziierten Endokrinopathien bedürfen gegebenenfalls eines chirurgischen Eingriffs. Dasselbe gilt auch für Malignome. Meist werden den Patienten zusätzlich Kraftübungen empfohlen, die die Muskulatur in unmittelbarer Nachbarschaft der Knochen stärken und damit das allgemeine Risiko für Frakturen senken. Die Kraftübungen finden meist in physiotherapeutischer Betreuung statt. Abhängig von der jeweiligen Organbeteiligung können die genannten Behandlungsschritte um organspezifische Behandlungsmaßnahmen ergänzt werden.


Aussicht & Prognose

Das McCune-Albright-Syndrom hat eine ungünstige Prognose. Der Erkrankung liegt eine genetische Disposition zugrunde. Bisher gibt es keine Therapiemöglichkeit, die eine Heilung der gesundheitlichen Störung vorsieht. Wissenschaftlern ist es nicht gestattet, die Genetik des Menschen zu verändern. Dies führt dazu, dass keine ursächliche Behandlung stattfinden kann. Die rechtlichen Vorgaben bewirken, dass sich Ärzte in einer Behandlung auf die Linderung der vorhandenen Beschwerden konzentrieren.

Eine Langzeittherapie ist notwendig, da mit einer Beendigung der eingeleiteten Maßnahmen ein Rückfall der Beschwerden verbunden ist. Es kommt zu einer Gabe von Arzneien, damit dem Organismus genügend Bisphosphonate zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wird der Bewegungsapparat des Betroffenen mit physiotherapeutischen Maßnahmen unterstützt.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind notwendig, um Veränderungen des Hautbildes frühzeitig zu dokumentieren. Sobald sich Auffälligkeiten zeigen, werden weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig. Bei der Entstehung eines Hautkrebses, droht dem Patienten das vorzeitige Ableben.

Die weitere Entwicklung verbessert sich, wenn der Betroffene Maßnahmen der Vorsorge ergreift. Ein ausreichender Schutz vor Lichteinflüssen ist ebenso erforderlich, wie eine eigenverantwortliche Ausführung der physiotherapeutischen Übungseinheiten.

Aufgrund der optischen Auffälligkeiten der Erkrankung sowie dem Beeinträchtigungen der Bewegungsabläufe ist bei dieser Störung mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen zu rechnen. Emotionale Belastung im Alltag ist für einige Betroffene so stark, dass sich psychische Folgestörungen ausbilden können.

Vorbeugung

Dem McCune-Albright-Syndrom lässt sich bislang nicht erfolgsversprechend vorbeugen, da es sich um eine genetisch spontane Mutation handelt. Allenfalls eine genetische Beratung kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein.

Nachsorge

Da die Behandlung des McCune-Albright-Syndroms relativ komplex und langwierig ist, konzentriert sich die Nachsorge auf einen sicheren Umgang mit der Erkrankung. Betroffenen sollten versuchen, sich trotz der Widrigkeiten auf einen positiven Heilungsprozess zu konzentrieren. Um die entsprechende Haltung aufzubauen, können Entspannungsübungen und Meditation helfen, den durch die Strapazen der Erkrankungen gereizten Geist zu beruhigen und zu fokussieren. Meditative Übungen können sich positiv auf die starken Stimmungsschwankungen auswirken. Sofern sich bei dem betroffenen Patienten oder dem familiären Umfeld Depressionen oder andere psychische Verstimmungen entwickelt haben, sollte dies mit einem Psychologen besprochen werden. Eine Therapie kann helfen, das mentale Gleichgewicht wieder herzustellen und eine positivere Haltung aufzubauen, die den Umgang mit der Erkrankung erleichtert. Auf diese Weise kann die Lebensqualität trotz der Umstände gesteigert werden.

Das können Sie selbst tun

Die einzelnen Symptome des McCune-Albright-Syndroms können von den Betroffenen oft selbst gelindert werden. Zunächst muss das Syndrom allerdings ärztlich abgeklärt und behandelt werden, um einen schweren Verlauf und ernste Komplikationen auszuschließen.

Nach der Diagnose ist eine strikte Körperhygiene wichtig, um Entzündungen im Bereich der Blutungen zu vermeiden. Frauen, die unter vaginalen Blutungen leiden, sollten mit ihrem Gynäkologen sprechen. Kommt es zu Wachstumsstörungen sollte der Betroffene oder dessen Eltern therapeutische Hilfe hinzuziehen. Wichtig ist auch die Vermeidung von UV-Strahlung, denn diese kann einzelne Symptome verstärken und unter Umständen auch Langzeitschäden hervorrufen. Auch Lichtschutzmittel und ähnliche Produkte sollten vermieden bzw. nur in Rücksprache mit dem zuständigen Arzt verwendet werden. Begleitend dazu empfiehlt sich ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung und der Vermeidung von Stress. Dadurch und durch vorbeugende Maßnahmen können schwerwiegenden Folgen in vielen Fällen vermieden werden.

Sollten die genannten Selbsthilfe-Maßnahmen keine Wirkung zeigen oder neue Symptome hinzukommen, muss auf jeden Fall der Arzt konsultiert werden. Womöglich liegt neben dem McCune-Albright-Syndrom noch eine andere Erkrankung vor, die abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Murken, J., Grimm, T., Holinski-Feder, E., Zerres, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Humangenetik. Thieme, Stuttgart 2011
  • Witkowski R., Prokop O., Ullrich E.: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen. Springer, Berlin 2003

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