Medikamente in der Schwangerschaft

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schwangerschaft ist eine schöne und aufregende Zeit, in der die werdenden Mütter sich in vielerlei Hinsicht umstellen müssen. Auch die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft sollte überdacht werden. War früher bei Kopfschmerzen der Griff zur Schmerztablette normal, sollten die angehenden Mütter heute die Packungsbeilage vor dem Einnehmen sehr genau studieren. Doch nicht nur Schmerztabletten können das Kindeswohl gefährden. Selbst scheinbar harmlose Hustensäfte bergen ein Risiko für das ungeborene Kind.

Inhaltsverzeichnis

Medikamente in der Schwangerschaft: Je weniger, desto besser!

Grundsätzlich sollten Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit mit Medikamenten zurückhaltend sein und sich über eventuelle Nebenwirkungen genau informieren.
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Wenn sich Nachwuchs ankündigt, werden viele Gewohnheiten erneut auf den Prüfstand gestellt: so auch die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft. Insbesondere in der Frühschwangerschaft, wenn die Organe des Kindes angelegt werden, sollte auf Medikamente möglichst verzichtet werden. Die Einnahme von schädlichen Stoffen kann für das ungeborene Kind schwere Folgen haben. Im schlimmsten Fall resultiert aus der unüberlegten Medikamenteneinnahme eine geistige Behinderung oder eine Fehlbildung von Organen und Körperstrukturen.

Doch nicht nur in den ersten Wochen und Monaten der Schwangerschaft besteht dieses Risiko. Zwar ist das Risiko für Behinderungen und Fehlbildungen nicht mehr so hoch wie im ersten Drittel der Schwangerschaft, verschiedene Arzneimittel können aber dennoch die Gesundheit des Babys beeinträchtigen und zudem Wehen auslösen. Generell empfiehlt es sich also, auf möglichst viele Medikamente zu verzichten.

Je weniger Medikamente eingenommen werden, desto geringer ist das Risiko für das Kind. Insbesondere für chronisch kranke Schwangere ist diese Regel nicht so einfach einzuhalten. Beispielsweise können Frauen mit Asthma oder Epilepsie nicht einfach auf ihre Medikamente verzichten. Hier wäre der Verzicht vermutlich noch gefährlicher. Bei Schwangeren mit chronischen Erkrankungen sollte deshalb möglichst vor der Schwangerschaft schon eine ausführliche Beratung stattfinden.

Nasenspray in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft dauert neun Monate, sodass die Wahrscheinlichkeit während dieser Zeit an einer Erkältung zu erkranken recht groß ist. Wenn die Nase verstopft ist, ist es naheliegend, auf ein Nasenspray zurückzugreifen. Doch hier ist Vorsicht geboten. Die abschwellende Wirkung vieler Nasensprays beruht auf einer Verengung der Gefäße.

Diese Gefäßverengung begrenzt sich aber nicht nur auf die Blutgefäße in der Nase, sondern wirkt sich auf alle Gefäße des Körpers aus. Dazu gehören auch die Blutgefäße der Plazenta, die für die Versorgung des Babys zuständig ist. Eine Überdosierung von Nasenspray könnte somit die Blutversorgung des Ungeborenen beeinträchtigen. Der Einsatz von Nasensprays in der Schwangerschaft sollte deshalb möglichst vermieden oder zumindest zeitlich stark begrenzt werden. Allerdings sollten Nasensprays während der Schwangerschaft generell nur nach Absprache mit dem Arzt genutzt werden.

Antibiotika in der Schwangerschaft

Bakterielle Infektionen, die während der Schwangerschaft auftreten, können das Wohl des Kindes und der Mutter gefährden. Sie müssen deshalb auch in der Schwangerschaft konsequent behandelt werden. Dafür stehen Antibiotika bereit, die auch in der Schwangerschaft genutzt werden können.

Mittel der Wahl sind insbesondere ß-Lactam-Antibiotika. Auch Cephalosporine und Penicilline können in der Regel genutzt werden. Trotzdem sollte vor der Antibiotikatherapie in der Schwangerschaft eine ausführliche Risiko-Nutzen-Analyse durchgeführt werden.

Vorsicht mit Schmerzmitteln

Frauen sollten in der Schwangerschaft nur in absoluten Notfällen und immer in Absprache mit dem Arzt Schmerzmittel einnehmen. Auch in frei verkäuflichen Schmerzmitteln stecken Wirkstoffe, die das Ungeborene schwer schädigen können. Acetylsalicylsäure, ein bekannter Wirkstoff von frei verkäuflichen Arzneimitteln, kann die Blutgerinnung hemmen und dadurch Blutungen auslösen.

Auch Fehlbildungen des ungeborenen Kindes sind möglich. Im letzten Schwangerschaftsdrittel kann der Wirkstoff zudem die Wehentätigkeit hemmen. NSAR, die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika, erhöhen im letzten Schwangerschaftsdrittel das Risiko für Herzfehlbildungen beim Kind. Paracetamol kann in der Schwangerschaft unter Vorsicht genutzt werden.

Dabei sollte jedoch eine Tagesdosis von 2000 bis 3000 Milligramm pro Tag nicht überschritten werden. Die Einnahme darf nie ohne die Erlaubnis des Arztes erfolgen. Besondere Vorsicht ist bei verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln geboten. Opioide können beim Kind zu Abhängigkeit führen, sodass das Neugeborene unter schweren Entzugserscheinungen leiden würde.

Grippeschutzimpfung in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kann eine Grippeinfektion Mutter und Kind gefährden. Die STIKO des Robert-Koch-Instituts empfiehlt deshalb Schwangeren, die sich während der Grippesaison in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Schwangerschaft befinden, eine Grippeschutzimpfung. Frauen mit chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Asthma wird die Grippeschutzimpfung schon im ersten Schwangerschaftsdrittel empfohlen.

Die Sicherheit des Grippeimpfstoffes ist gut belegt. Es liegen derzeit keine Hinweise vor, dass die Impfung sich negativ auf den Verlauf der Schwangerschaft oder auf die Gesundheit des Kindes auswirkt. Die Immunisierung in der Schwangerschaft soll zudem das Neugeborene nach der Geburt schützen. Die Mutter entwickelt durch die Impfung Antikörper, die sie über die Plazenta an das Ungeborene weitergibt.

Dadurch verfügt das Neugeborene in den ersten Monaten nach der Geburt über eine Art Nestschutz. Für die jährliche Grippe-Impfung ist nur eine Injektion nötig. Der Impfschutz tritt in der Regel nach ein bis zwei Wochen ein und hält sechs bis zwölf Monate.


Medikamente während der Schwangerschaft: Nie ohne Rücksprache mit dem Arzt!

Zusammengefasst sollten Schwangere bei der Einnahme von Arzneimitteln extrem zurückhaltend sein. Wenn die Frauen durch die Beschwerden aber stark beeinträchtigt werden oder wenn gar das Kindeswohl gefährdet ist, lässt sich eine Medikamenteneinnahme oft nicht verhindern.

Vor jeder Einnahme sollten sich die Frauen jedoch bewusst sein, dass sie das ungeborene Kind mitbehandeln. Um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden, sollte eine Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft nie ohne Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

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