Opioide

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Opioide werden stark wirkende Schmerzmittel zusammengefasst. Sie können bei übermäßigem Gebrauch zu Abhängigkeit führen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Opioide?

Unter dem Begriff Opioide werden stark wirkende Schmerzmittel zusammengefasst. Sie können bei übermäßigem Gebrauch zu Abhängigkeit führen.

Opioide, die als Schmerzmittel Verwendung finden, tragen auch die Bezeichnung Opioid-Analgetika. Diese Mittel entfalten eine stark schmerzlindernde Wirkung an den Opioidrezeptoren. Zu den bekanntesten Opioiden gehört das Morphin. Es kommt bereits seit dem 19. Jahrhundert im Rahmen von Schmerzbehandlungen zum Einsatz. Gewonnen wird das Morphin aus dem Schlafmohn. In der heutigen Zeit gelangen auch synthetische sowie halbsynthetische Opioide zur Anwendung.

Es wird zwischen therapeutisch wirkenden und missbräuchlich zugeführten Opioiden unterschieden. Während therapeutische Opioide in der Medizin als Mittel zur Behandlung von Schmerzen zum Einsatz gelangen, dienen missbräuchlich zugeführte Opioide als Rauschmittel. Bei den therapeutisch zugeführten Opioiden handelt es sich zumeist um Derivate von natürlichen Alkaloiden. Diese können einer chemischen Modifikation unterliegen und wirken als Agonisten an Untertypen der Opiatrezeptoren.

Bekannte Opioid-Vertreter sind u. a. Tramadol, Tilidin, Oxycodon, Fentanyl, Alfentanil, Meptazinol, Sufentanil, Pethidin sowie Diamorphin, das auch die Bezeichnung Heroin trägt. Ebenso wie alle anderen Opioid-Analgetika fallen sie zumeist unter das Betäubungsmittelgesetz.

Als Grundsubstanz der Opioid-Analgetika dient Opium. Dabei handelt es sich um den Milchsaft der Pflanzenart Schlafmohn (Papaver somniferum), der unterschiedliche Alkaloid-Arten enthält. Sie dienen Phenatrenen wie Morphin, Thebain und Codein sowie Benzylisochinoline wie Noscapin, Narcein und Papaverin.

Pharmakologische Wirkung

Opioide entfalten ihre Wirkung unmittelbar am Zentralnervensystem (ZNS). Dabei werden die Schaltstellen der Nervenzellen gezielt abgeblockt, was das Weiterleiten der Schmerzsignale unterbindet. Die schmerzlindernden Effekte der Opioid-Analgetika ergeben sich durch µ-Rezeptoren, bei denen es sich um Unterformen der Opioidrezeptoren handelt.

Leidet der Mensch unter physischem oder psychischem Stress, werden vom Gehirn körpereigene Stoffe wie Enkephaline und Endorphine ausgeschüttet. Diese haben die Eigenschaft, sich an die Opioid-Rezeptoren zu binden, was das Wahrnehmen von Schmerzen für kurze Zeit ausschaltet. Aus diesem Grund können zum Beispiel Opfer von Unfällen ihre Verletzungsschmerzen oftmals zunächst nicht wahrnehmen. Erst im weiteren Verlauf sind die Schmerzen spürbar. Durch diese Reaktion unterdrückt der Körper lähmende Schmerzreaktionen, damit der Mensch weiterhin handlungsfähig bleibt.

An diesen Rezeptoren setzen auch die Opioide an. Sie unterdrücken die Schmerzen, vermindern Angstzustände, hemmen die Atmung, blockieren das Hustenzentrum und schwächen die Konzentrationsfähigkeit ab. Außerdem treten eine Verengung der Pupillen, eine Verminderung der Urinausscheidung, das Versteifen der Skelettmuskeln, das Erweitern der Blutgefäße sowie das Freisetzen des Hormons Histamin ein. Da sich auch der Darm langsamer entleert, führt dies zu Verstopfung. Einige dieser Effekte gelten als unerwünscht, weshalb sie als Nebenwirkungen eingestuft werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zum Einsatz gelangen Opioide bei besonders starken Schmerzen. Sie stellen einen wichtigen Bestandteil der medizinischen Schmerztherapie dar. Bei den Schmerzen handelt es sich in der Regel um Schmerzen bei Krebserkrankungen, Kolik-Schmerzen, unfallbedingte Schmerzen oder Schmerzen bei operativen Eingriffen. Eine weitere Indikation sind Schmerzen am Bewegungsapparat wie bei rheumatoider Arthritis, Osteoporose (Knochenschwund) oder Arthrose.

Darreichen lassen sich Opioide auf unterschiedliche Weise. So können sie in Form von Tabletten eingenommen, per Spritze injiziert oder als Zäpfchen zugeführt werden. Außerdem stehen auch Pflaster mit transdermaler Wirkung zur Verfügung.

Eine berüchtigte Wirkung der Opioide sind ihre stimmungsaufhellenden Eigenschaften. So verwenden manche Menschen opioidhaltige Substanzen, um sich in Euphorie zu versetzen, was unter den Drogenmissbrauch fällt. Opioid-Analgetika dürfen deswegen nur auf Rezept verordnet werden und unterliegen strenger ärztlicher Kontrolle.

Grundsätzlich bilden Opioide die wirksamsten Schmerzmittel, die in der Medizin zur Anwendung kommen. Dabei ist zwischen schwachen Opioiden wie Tramadol sowie starken Mitteln wie Morphin und Fentanyl zu unterscheiden.


Risiken & Nebenwirkungen

Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials stehen manche Ärzte und Patienten Opioiden mit großer Skepsis gegenüber. Bei richtiger Anwendung sorgen sie jedoch für eine optimale Schmerzbehandlung und sind normalerweise gut verträglich. Eine häufig vorkommende Nebenwirkung bildet allerdings die Verstopfung. In solchen Fällen kann der Patient seine Darmtätigkeit durch natürlich wirkende Mittel wie Leinsamen oder Dörrpflaumen anregen. Aber auch abführende Medikamente können Hilfe leisten.

Weitere unerwünschte Nebenwirkungen bei der Opioideinnahme stellen Übelkeit und Erbrechen dar, die jedoch nach ein bis zwei Wochen wieder zurückgehen. Alternativ ist die Gabe von Antiemetika möglich, die den Brechreiz abmildern. Nicht selten leiden die Patienten auch unter Schwindelgefühlen und Müdigkeit. Diese Nebeneffekte zeigen sich besonders in der Anfangsphase der Opioid-Therapie und verschwinden schon bald darauf wieder.

Als eher seltene Nebenwirkungen gelten Probleme beim Wasserlassen, Mundtrockenheit, Juckreiz sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden. Diese Symptome lassen sich nur schwer behandeln.

Im Falle einer Überdosierung der Opioid-Analgetika droht eine gefürchtete Atemdepression. Diese kann im schlimmsten Fall sogar einen lebensgefährlichen Atemstillstand zur Folge haben.

Ein weiteres Problem der Opioide ist ihr großes Abhängigkeitspotential. Tritt eine Abhängigkeit auf, verspüren die Betroffenen körperliche Entzugserscheinungen wie motorische Unruhe, Gänsehaut, Beschleunigung der Atmung, Niesen, starken Tränenfluss, kalten Schweiß, erhöhten Blutdruck und Schmerzen. Nach einigen Wochen bilden sich die Entzugserscheinungen in der Regel wieder zurück.

Auch eine psychische Abhängigkeit ist für einen gewissen Zeitraum möglich. Diese kommt durch die euphorisierenden Effekte der Opioide zustande. Die betroffenen Personen weisen dann das unstillbare Verlangen nach Opioidkonsum auf. Zu den bekanntesten Formen der Opiat-Abhängigkeit zählt die Heroinsucht.

Gelangen die Opioide jedoch ausschließlich in der Schmerzbehandlung zur Anwendung, gilt das Abhängigkeitsrisiko bei fachgerechter Therapie als gering.

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