Megaureter

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Megaureter wird eine Missbildung des Harnleiters verstanden. Dabei kommt es zu einer Auftreibung des Ureters, die die Nieren schädigen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Megaureter?

Zu einem Megaureter kommt es, wenn sich der Harnröhrendurchmesser auf mindestens zehn Millimeter erweitert. In vielen Fällen verspüren die betroffenen Personen bei einer Erweiterung des Harnleiters keine Beschwerden.
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Bei einem Megaureter, der auch als Megaloureter bezeichnet wird, handelt es sich um eine Fehlbildung des Ureters, die zumeist bereits angeboren ist. Die Missbildung ist sowohl auf einer Seite als auch auf beiden Seiten des Körpers möglich.

Durch den Harnleiter (Ureter) wird die anatomische Struktur gebildet, durch die der Abfluss des Harns aus der Niere erfolgt. Außerdem sorgt der Ureter für eine Verbindung zur Harnblase. Kommt es durch eine Fehlbildung zu einer Engstelle (Stenose) des Harnleiters, führt dies zu einem Rückfluss des Harns aus der Blase, der wiederum für Harnwegsinfektionen oder Schädigungen der Niere verantwortlich ist.

Ursachen

Verursacht wird ein Megaureter durch verschiedene Störungen. Dabei gilt es, zwischen unterschiedlichen Typen des Megaureters wie einem primären sowie einem sekundären Megaureter zu differenzieren. Von einem primären Megaureter ist in der Medizin die Rede, wenn die Erweiterung des Harnleiters bereits angeboren ist. Ein sekundärer Megaureter wird dagegen durch Auslöser außerhalb des Ureters hervorgerufen.

Allerdings gibt es auch zahlreiche Fälle eines Megaureters, bei denen sich keine konkrete Ursache wie ein Urinrückfluss oder eine Engstelle feststellen lässt. Ärzte sprechen dann von einem idiopathischen Megaureter. Der primäre obstruktive Megaureter entsteht durch eine Engstelle, die sich vor dem Durchlass zur Harnblase bildet. Zustande kommt diese Stenose, weil die Entwicklung des Harnleiters bereits vor der Geburt nur unzureichend erfolgte.

Über oder vor der Verengung bildet sich hoher Urindruck, was eine starke Dehnung des Ureters zur Folge hat. Eine weitere Subform stellt der primäre refluxive Megaureter dar. Verursacht wird er durch einen Urinrückfluss aus der Harnblase in den Ureter hinein. Die Ursachen für einen sekundären oder erworbenen Megaureter sind unterschiedlich.

Zum Beispiel können verschiedene Erkrankungen der Harnblase für einen sekundären obstruktiven Megaureter verantwortlich sein und die Mündung des Harnleiters in die Blase verengen. Ein Grund dafür sind Aufstauungen des Urins, die durch eine verstärkte Wandspannung der Blase entstehen. Als mögliche Ursachen kommen durch Nerven bedingte Störungen der Harnblase oder der Harnröhrenklappen infrage.

Für einen sekundären refluxiven Megaureter ist dagegen ein Urinrückfluss ursächlich, der zumeist durch Verlegungen oder Verengungen auf der Unterseite der Harnblase entsteht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu einem Megaureter kommt es, wenn sich der Harnröhrendurchmesser auf mindestens zehn Millimeter erweitert. In vielen Fällen verspüren die betroffenen Personen bei einer Erweiterung des Harnleiters keine Beschwerden. Aus diesem Grund erfolgt die Entdeckung des Problems erst im Rahmen von Routineuntersuchungen.

Manche Menschen können aber durchaus unter Symptomen leiden. Dazu zählen Auffälligkeiten oder Schmerzen beim Wasserlassen. Komplikationen sind bei einem Megaureter eher selten zu verzeichnen. Dabei kommt es mitunter zu einer Harnwegsinfektion oder Entzündung der Niere, die mit Fieber einhergeht.

Im schlimmsten Fall breiten sich die Krankheitserreger weiter über den Körper aus und verursachen eine Blutvergiftung (Sepsis). Möglich ist außerdem eine Erweiterung der Nierenhohlräume (Hydronephrose), durch die langfristig das Nierengewebe in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Folge davon sind Einschränkungen der Nierenfunktionen oder eine Niereninsuffizienz.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Ein Megaureter lässt sich oftmals bereits im Rahmen der pränatalen Diagnostik ermitteln. Dabei wird im Fötus durch eine pränatale Ultraschalluntersuchung (Sonographie) eine Störung des Urintransports aufgezeigt. Genaue und regelmäßige Kontrollen sind erforderlich, weil es durch den Megaureter zu Harnwegsinfektionen oder Nierenschäden kommen kann.

Weil ein Megaureter nur selten Beschwerden verursacht, fällt er in den meisten Fällen erst durch Routinekontrollen auf. Um weitere Untersuchungen des Harnleiters vorzunehmen, können unterschiedliche Spezialverfahren stattfinden. Dazu gehören zum Beispiel eine Miktionsurethrographie (MCU) oder ein Miktionsurethrogramm. Durch diese Verfahren lässt sich ein Rückfluss des Urins als Auslöser entweder widerlegen oder bestätigen.

Weitere Aufschlüsse über den Urinabfluss und die Nierenfunktionen lassen sich durch eine nuklearmedizinische Szintigraphie erhalten. Eine Darstellung des Harnleiters ist außerdem mit einer Ausscheidungsurographie möglich. Während des Wachstums des ungeborenen Kindes im Mutterleib stellt sich oftmals eine Besserung des Megaureters ein.

So kann sich der Harnleiter strecken, was wiederum das Reduzieren der Erweiterung zur Folge hat. In manchen Fällen muss jedoch ein operativer Eingriff vorgenommen werden, wodurch die Patienten im Anschluss keine gesundheitlichen Probleme mehr haben.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es durch den Megaureter nicht zu besonderen Beschwerden oder Komplikationen. Die Behandlung der Krankheit wird in vielen Fällen erst spät eingeleitet, da diese bei Kontrolluntersuchungen oftmals eher zufällig diagnostiziert wird. In einigen Fällen kann sich die Krankheit auch auf das Wasserlassen negativ auswirken, sodass es dabei zu stechenden oder zu brennenden Schmerzen kommt.

Diese Schmerzen wirken sich sehr negativ auf die Lebensqualität aus und können dabei auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen führen. Nicht selten kommt es auch zu einer Entzündung an den Nieren und weiterhin auch zu Fieber. Die Betroffenen wirken abgeschlagen und leiden an einer verringerten Belastbarkeit. Ebenso kann es zu einer Blutvergiftung kommen, wenn keine Behandlung der Krankheit eingeleitet wird.

Im schlimmsten Falle erleiden die Betroffenen eine Niereninsuffizienz und versterben an dieser. Dabei sind die Betroffenen auf eine Spenderniere oder auf die Dialyse angewiesen, um weiterhin zu überleben. In den meisten Fällen kann die Grunderkrankung relativ gut behandelt werden, sodass es nicht zu besonderen Komplikationen oder Einschränkungen kommt. Bei einer erfolgreichen Behandlung der Krankheit kommt es auch nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung des Patienten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da der Megaureter oftmals über längere Zeit symptomfrei bleibt, wird die Teilnahme an angebotenen Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. Insbesondere Kinder und Erwachsene im mittleren Alter sollten das Angebot der kassenärztlich unterstützten Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Dadurch wird eine Früherkennung ermöglicht und ein Behandlungsplan kann bereits vor dem Einsetzen möglicher Beschwerden erstellt sowie angewendet werden.

Erlebt der Betroffene Besonderheiten und Veränderungen während des Toilettengangs, sollte ein Arztbesuch stattfinden. Löst das Wasserlassen ein Schmerzempfinden aus, empfiehlt sich die Abklärung durch einen Arzt. Die Einnahme eines Schmerzmedikaments sollte bis zur Rücksprache mit einem Mediziner vermieden werden, damit es zu keinen weiteren Unregelmäßigkeiten oder Komplikationen kommt. Fieber, ein allgemeines Unwohlsein oder Entzündungen von Blase, Harnleitern und Nieren sind mit einem Arzt zu besprechen. Kommt es wiederholt zu den Beschwerden oder nehmen sie an Intensität zu, wird eine umfangreiche Untersuchung empfohlen.

Unbehandelt kann es zu einer Ausbreitung von Keimen im Organismus kommen. Dem Betroffenen droht eine Blutvergiftung und damit ein lebensgefährlicher Zustand. Daher sollte bei anhaltenden Beschwerden oder einer häufigen Wiederkehr von Entzündungserkrankungen ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu einer Veränderung der Urinmenge, der Farbe des Urins oder des Geruchs der Ausscheidung, wird ein Arzt benötigt. Es liegt eine Funktionsstörung der Niere vor, bei der Behandlungsbedarf besteht.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines Megaureters richtet sich nach dessen auslösender Ursache. Handelt es sich um einen sekundären Megaureter, steht die Behandlung der ursächlichen Grunderkrankung im Mittelpunkt, um eine Besserung zu erreichen. Wird ein Megaureter durch einen Urinrückfluss hervorgerufen, genügt meist eine konservative Therapie. Gleiches gilt für eine Verengung des Harnleiters, sofern keine Einschränkungen der Nierenfunktion bestehen.

In den meisten Fällen lässt sich bereits im ersten Lebensjahr der Harnleiterbefund des Kindes bessern. In diesem Zeitraum erhalten die Kinder oft Antibiotika, die zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen dienen. Liegt eine ausgeprägte Engstelle am Harnleiter vor, der den Megaureter hervorruft, findet in der Regel eine Operation statt.

Besonders bei einer Verschlechterung der Nierenfunktion ist ein chirurgischer Eingriff nötig. Dabei wird das verengte Harnleitersegment, das sich vor der Harnblase befindet, entfernt, der Harnleiter modelliert und eine neue Verbindung zwischen Blase und Harnleiter angelegt.


Aussicht & Prognose

Die Prognose des Megaureter ist günstig. Es handelt sich um eine angeborene Fehlbildung des Harnleiters, die nach der Geburt des Betroffenen durch operative Einsätze verändert werden kann. Liegen keine weiteren Störungen der Organtätigkeit vor, ist eine gute Heilungsaussicht gegeben. Das Ziel einer Behandlung ist eine Verbesserung der Funktionalität des Harnleiters sowie eine Linderung der vorhandenen Beschwerden. Dies kann konservativ sowie durch die Gabe von Medikamenten erfolgen.

Dadurch soll die Nierenfunktion des Patienten optimiert werden und das Risiko für Folgeerkrankungen gelindert werden. In den meisten Fällen erlangen die Betroffenen nach den notwendigen Korrektureingriffen eine Beschwerdefreiheit. Häufig können Sie innerhalb einiger Monate genesen aus der Behandlung entlassen werden. Zusätzlich sollten im Anschluss Kontrolluntersuchungen stattfinden, damit bei möglichen Veränderungen unverzüglich reagiert werden kann. Eine lebenslange Therapie ist dennoch nicht notwendig.

Ohne die Inanspruchnahme einer medizinischen Behandlung kann es hingegen zu der Entwicklung von lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Prognose ist in diesen Fällen erheblich verschlechtert. Die Funktionsfähigkeit des Organismus ist eingeschränkt und organische Schäden entwickeln sich. Die Arbeitsweise der Niere ist dadurch eingeschränkt und kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Zudem ist das Risiko erhöht, dass es zu Entstehungen von Infektionen kommt. Diese bewirken eine weitere Verschlechterung der Gesundheit.

Vorbeugung

Einem angeborenen Megaureter vorzubeugen, ist nicht möglich. Um einen sekundären Megaureter zu verhindern, empfiehlt es sich, auslösende Grunderkrankungen rechtzeitig behandeln zu lassen.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einem Megaureter gleicht in vielerlei Hinsicht der einer Blasenentzündung, sofern die Grunderkrankung nicht komplett ausgeheilt ist. Zum Ausschluss eines Rezidivs und/oder einer Ausweitung der Bakterien sollte der Patient nach der Behandlung einen Nachsorge-Termin wahrnehmen. Die Nachsorge kann beim behandelndem Hausarzt oder einem Urologen erfolgen.

In der Regel wird dabei in regelmäßigen Abständen ein Schnelltest des Urins durchgeführt, um abzuklären, ob Blut und/oder Bakterien im Harn sind. Ist dies der Fall, muss die Therapie eventuell verlängert werden. Der Patient selbst sollte sich schonen und den Nierenbereich vor Zug schützen. Aktivitäten, die die Harnleiter zusätzlich reizen könnten, wie etwa Schwimmen, sollte daher zunächst vermieden werden.

Auch einer Unterkühlung an den Füßen sollte durch das Tragen dicker Socken entgegengewirkt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Patient nach viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Dies ist für die Nieren essenziell, damit sie Schadstoffe und Bakterien mit dem Urin ausscheiden können. Harnwegsinfekte müssen häufig mit Antibiotikum behandelt werden.

Dieses tötet meist nicht nur die Bakterien ab, die für den Harnwegsinfekt verantwortlich sind, sondern auch positiv gesinnte Darmbewohner, die für das Immunsystem essenziell sind. Einige Patienten klagen nach einer Antibiotika-Therapie über Durchfall und Magenkrämpfe. In diesem Fall kann eine Darmsanierung Abhilfe schaffen.

Das können Sie selbst tun

In vielen Fällen muss ein Megaureter nicht behandelt werden. Eine schwach ausgeprägte Missbildung des Harnleiters ruft in der Regel keine größeren Beschwerden hervor und ist dementsprechend harmlos. Sollten sich allerdings Symptome wie Schmerzen beim Wasserlassen oder Flankenschmerzen einstellen, muss dies ärztlich abgeklärt werden.

Begleitend zur medizinischen Behandlung können einige Maßnahmen ergriffen werden, um die Beschwerden zu lindern. Ein bewährtes Hausmittel sind kühlende Auflagen. Auch Quarkwickel und ähnliche Mittel können Schmerzen im Bereich des Unterleibs und der Niere reduzieren. Bei Fieber gelten Schonung und Bettruhe. Begleitend dazu ist immer auch eine ärztliche Untersuchung vonnöten, um etwaige Komplikationen frühzeitig erkennen zu können. Bei einer Verschlechterung der Nierenfunktion ist eine operative Behandlung angezeigt. Der Patient muss sich anschließend schonen und im Bereich der Operationswunde auf eine gesteigerte Hygiene achten, damit es nicht zu Wundheilstörungen und ähnlichen Leiden kommt. Sollten sich ungewöhnliche Symptome einstellen, muss ein Arzt informiert werden.

Da ein Megaureter oft auch eine seelische Belastung darstellt, sollte der Patient begleitend zur ärztlichen Behandlung einen Therapeuten aufsuchen. Bei chronischen Leiden ist es umso wichtiger, einen positiven Umgang mit der Erkrankung und ihren Folgen zu erlernen.

Quellen

  • Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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