Hydronephrose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hydronephrose stellt eine krankhafte Erweiterung des Nierenbeckens und des Nierenkelchsystems dar. Sie wird auch als Wassersackniere bezeichnet und entsteht durch eine chronische Harnstauung. Langfristig kann die Druckerhöhung im Nierenhohlsystem zu einer Zerstörung des Nierengewebes führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hydronephrose?

Die Hydronephrose muss nicht unmittelbar zu einer prägnanten Symptomatik führen. Eine akute Harnstauungsniere kann Beschwerden ähnlich einer Nierenkolik hervorrufen: starke, kolikartige Schmerzen im Flanken-, Unterleibs- und Rückenbereich, möglicherweise verbunden mit Krämpfen.
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Als Hydronephrose wird eine „sackartige“ Erweiterung (Dilatation) des Urin-Sammelbeckens bzw. Nierenhohlsystems bezeichnet. Die Erkrankung ist Folge einer Harnabflussbehinderung mit daraus resultierender Beeinträchtigung bzw. Zerstörung des Nierengewebes. Daher wird sie auch als Harnstauungsniere oder Wassersackniere bezeichnet.

Das Problem liegt dabei in einer mangelnden Ableitung des Urins, was eine fortschreitende Ausweitung der Nieren zur Folge hat. Je nach Lokalisation kommt es dann nicht nur zu einer sackartigen Ausdehnung des Nierenhohlsystems, sondern auch der Harnleiter. Die Hydronephrose ist somit die Folge eines Harnüberdrucks. Nur in etwa 10% der Fälle sind beide Nieren betroffen. Bei voranschreitender Erkrankung kommt es zu einer deutlichen Verringerung der Nierenfunktion.

Wenn die Hydronephrose chronisch wird, kann es zur dauerhaften Schädigung des Nierenparenchyms kommen, d.h. einer Funktionseinbuße des Nierengewebes. Verringerte Filterleistung und im schlimmsten Falle eine Niereninsuffizienz können die langfristigen Folgen sein. Die Hydronephrose muss nicht zwangsläufig sofort mit Symptomen einhergehen, mögliche erste Anzeichen können Flanken-, Rücken- oder Unterleibsschmerzen sein, aber auch Schwindel, Erbrechen oder Krämpfe.

Ursachen

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen der Harnstauungsniere. Die Einteilung derselben erfolgt grundsätzlich nach der Lokalisation ihres Auftretens; entscheidend ist auch, ob sie außerhalb oder innerhalb des Urin-Sammelbeckens liegen. Zu den häufigsten Gründen zählen mechanische Beengungen, z.B. aufgrund von Nierensteinen im Harnsystem.

Dadurch kommt es zu einer Verengung der Harnleiter und einem Urinstau. Diese Abflussbehinderung führt beispielsweise zur Nierenbeckenabgangsstenose. Zum Kreis der mechanischen Ursachen der Hydronephrose zählen auch Blasenkrebs, Blasensteine oder eine Einengung des Blasenhalses. Außerhalb des Harnsystems lokalisierte Ursachen können Tumore sein, die die Harnleiter einengen und dadurch den Harnabfluss beeinträchtigen, z.B. Prostata- oder Gebärmutterkrebs.

Weitere Auslöser der Hydronephrose können Fehlbildungen sein, die zu einem Rückfluss des Harns in die Nieren führen: Bei diesem sogenannten vesicoureterorenalen Reflux schließt sich der Harnleiter nach dem Urinieren nicht (mehr richtig) und es kommt zum Rückfluss.

Seltener entsteht die Harnstauungsniere auch durch neuromuskuläre Erkrankungen und dadurch entstehende Blasenentleerungsstörungen. Dies kann bei Multiple Sklerose, Tetraplegie oder anderen neurogenen Erkrankungen (insbesondere Lähmungen) vorkommen. In seltenen Fällen kann auch Medikamentenmissbrauch in kausalem Zusammenhang mit der Hydronephrose stehen.

Typische Symptome & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Die Hydronephrose muss nicht unmittelbar zu einer prägnanten Symptomatik führen. Eine akute Harnstauungsniere kann Beschwerden ähnlich einer Nierenkolik hervorrufen: starke, kolikartige Schmerzen im Flanken-, Unterleibs- und Rückenbereich, möglicherweise verbunden mit Krämpfen.

Auch Blut im Urin ist ein mögliches Symptom im Akutverlauf der Erkrankung. Die chronische Entwicklung der Hydronephrose vollzieht sich eher schleichend – hier können die Symptome ebenso von Schmerzen begleitet, aber auch einem Nierenversagen ähnlich sein: Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Schwächegefühl, Muskelspasmen und örtliches Druckgefühl sowie Störungen im Verdauungstrakt sind möglich.

Als bildgebende Verfahren ist eine Sonographie des Abdomens, der Harnwege und der Blase notwendig. Dadurch lässt sich auch das Ausmaß der Hydronephrose abschätzen. Zur weiteren Ursachenabklärung notwendige bildgebende Verfahren sind die Computertomographie des Abdomens ebenso wie eine Urethroskopie möglich, darüber hinaus die Angiografie sowie die Ausscheidungsurographie.

Durch Laboruntersuchungen kann nicht nur Blut im Urin gemessen werden, auch der Kreatininwert ist entscheidend; er gibt Auskunft u.a. über die Filterleistung der Niere. Wenn die Hydronephrose lange Zeit unerkannt bleibt und das Krankheitsgeschehen fortschreitet, hat dies als Spätfolgen Bluthochdruck (Hypertonie) und eine Niereninsuffizienz sowie die dauerhafte Schädigung der Niere zur Folge.

Komplikationen

Durch die Hydronephrose kann auf lange Sicht das Gewebe an den Nieren stark und irreversibel beschädigt werden. Der Betroffene leidet dabei in erster Linie an verschiedenen Schmerzen, die allerdings im Bereich der Nieren und des Rückens auftreten. In den meisten Fällen breiten sich diese Schmerzen auch in andere Regionen des Körpers aus.

Die Muskeln verkrampfen und es kann zu epileptischen Anfällen kommen. Weiterhin klagen die Patienten über Erbrechen und Schwindel. Nicht selten führen diese Beschwerden zu einer Panikattacke oder zu Schweißausbrüchen. Durch die ständigen Schmerzen sind viele Patienten gereizt und können den Alltag nicht mehr genießen.

Sie ziehen sich aus dem aktiven Leben zurück und die Belastbarkeit des Patienten sinkt deutlich. Es können auch Störungen des Verdauungstraktes auftreten. Im schlimmsten Falle erleidet der Betroffene ein Nierenversagen, sodass er auf eine Spenderniere oder auf die Dialyse angewiesen ist. Ohne Behandlung kommt es durch die Niereninsuffizienz zum Tode des Patienten.

Die Behandlung führt zu keinen weiteren Komplikationen. Allerdings hängt ihr Erfolg stark von der Ausprägung der Hydronephrose ab und führt nicht in jedem Fall zu einem positiven Krankheitsverlauf. Auch die Lebenserwartung kann durch die Hydronephrose verringert sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Symptome wie Unterleibsschmerzen oder Muskelkrämpfe bemerkt werden, liegt womöglich eine Hydronephrose vor. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Anzeichen einer Erkrankung zunehmen oder nach spätestens drei bis vier Tagen nicht abgeklungen sind. Sollten weitere Symptome hinzukommen, muss ein Arzt konsultiert werden. Insbesondere intensive Rückenschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen sind deutliche Warnzeichen, die untersucht werden müssen. Handelt es sich tatsächlich um eine Harnstauungsniere, ist eine sofortige Behandlung notwendig.

Patienten, die Blut im Urin bemerken oder Probleme beim Wasserlassen haben, sollten mit dem Hausarzt sprechen. Dies gilt insbesondere dann, wenn bereits eine andere Erkrankung vorliegt. Typische Ursachen einer Hydronephrose sind Nierensteine, Blasensteine oder Blasenkrebs. Auch Fehlbildungen oder neuromuskuläre Erkrankungen können eine Hydronephrose auslösen. Liegt eines dieser Leiden vor, muss mit ungewöhnlichen Symptomen noch am selben Tag zum Arzt gegangen werden. Die Erstuntersuchung kann durch den Hausarzt erfolgen. Anschließend sollte ein Urologe oder ein Nephrologe hinzugezogen werden, abhängig von der Art und Ausprägung der Beschwerden. Mit starken Beschwerden sollte ins Krankenhaus gegangen werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Hydronephrose ist zwangsläufig abhängig von der jeweiligen Ursache. Wichtigstes Ziel ist natürlich, den Urindurchfluss von der Niere zur Blase dauerhaft wiederherzustellen und im Akutfall die Schmerzen des Patienten wirksam zu behandeln.

Bei einer mechanischen Ursache der Harnstauungsniere steht die Beseitigung des Durchflusshindernisses an erster Stelle. Dies kann durch eine endoskopische oder operative Beseitigung geschehen. Wichtig ist in jedem Fall, Infektionen im Harnsystem zu verhindern. Im Falle von Nierensteinen als Ursache der Wassersackniere erfolgt nicht nur eine Schmerztherapie, sondern es kommen auch Maßnahmen zum Einsatz, um die Nierensteine aus dem Harnsystem zu entfernen.

Wenn diese nicht auf natürlichem Wege ausgeschieden werden können, erfolgt die Zertrümmerung der Nierensteine im Harnsystem mittels Schockwellen. Falls dies nicht möglich ist, stehen alternativ diverse Methoden der Nierenbeckenplastik zur Auswahl. Je nach Fortschritt der Hydronephrose kann eine operative Neuverlegung (Rekanalisation) der Harnwege erfolgen.

Hier hat der behandelnde Arzt mehrere Optionen: Es kann ein Stent (Gefäßprothese) implantiert und dadurch, einem Bypass ähnlich, ein „neuer“ Harnleiter gelegt werden. Oder er entscheidet sich, den Ureter intraperitoneal, d.h. innerhalb des Bauchraumes, operativ zu verlagern. Wenn diese Möglichkeiten nicht umsetzbar sind, kann auch die Anlage eines künstlichen Blasenausgangs (Urostoma) eine therapeutische Alternative sein.

All diese Maßnahmen haben zum Ziel, den essentiellen Harnabfluss und das Ausscheiden von harnpflichtigen Substanzen in ausreichendem Maße wiederherzustellen und dauerhaft zu gewährleisten. Wenn die genannten therapeutischen Maßnahmen nicht mehr möglich sind und der Krankheitsverlauf bzw. die Schädigung der Niere zu weit fortgeschritten ist, kann auch eine Nierenentfernung notwendig sein.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Hydronephrose ist von deren Ursache sowie der schnellen Behandlung abhängig. Bei erfolgreicher Therapie innerhalb weniger Tage oder Wochen kann sich das Nierengewebe wieder vollständig erholen. Es bleiben keine Nierenschäden zurück.

Ohne Behandlung kann es jedoch zu einer Niereninsuffizienz kommen, die nicht mehr vollständig heilbar ist. In sehr schweren Fällen droht sogar der totale Verlust der Nierenfunktion. So selten ist die Hydronephrose aber gar nicht. Neugeborene und Säuglinge entwickeln sie bereits häufig durch angeborene Störungen. Bei Schwangeren tritt sie oft auf, wenn die Gebärmutter einen Druck auf die Harnröhre ausübt und bei Männern entsteht die sogenannte Wassersackniere aufgrund von Erkrankungen der Prostata. Daher sind neben schwangeren Frauen meist auch ältere Männer betroffen.

Für Frauen ist die Prognose der Hydronephrose im Gegensatz zu den Männern in der Regel sehr gut. Bei fast allen Frauen normalisiert sich die Niere nach der Schwangerschaft ganz ohne Behandlung wieder. Sehr oft wird die Erkrankung zunächst auch gar nicht bemerkt, weil sich die Nieren nur langsam erweitern. Selten entwickelt sich im Rahmen einer Hydronephrose aber auch Bluthochdruck. In manchen Fällen ist auch der Ausfall der Harnproduktion und wie bereits erwähnt die Schädigung der Nieren möglich. Die Behandlung der Hydronephrose richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Wenn die Harnabflussstörung schnell beseitigt wird, sind in der Regel auch keine Folgeschäden zu befürchten.

Vorbeugung

Da bei der Hydronephrose ein sehr breites Spektrum an Ursachen in Frage kommt, ist eine unmittelbare Prävention sehr schwierig. Jedenfalls kann auf die allgemeine Gesundheit der Nieren und Blase insofern Einfluss genommen werden, indem auf eine ausreichende Wasserzufuhr geachtet wird – und zwar von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter.

Der Konsum von Alkohol in nur geringem Maße ist in diesem Zusammenhang als ebenso förderlich zu betrachten. Ein gesunder Lebensstil und ausreichender Genuss von Wasser sind hinsichtlich dieser Erkrankung sicherlich die beste vorbeugende Maßnahme.

Nachsorge

Bei der Hydronephrose sind die Maßnahmen oder die Möglichkeiten einer Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt oder gar nicht vorhanden. Dabei ist der Betroffene in erster Linie auf eine frühe Erkennung und Behandlung der Krankheit angewiesen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Auch eine weitere Verschlechterung der Beschwerden wird dadurch verhindert.

Im schlimmsten Fall kommt es durch die Hydronephrose jedoch zu einer vollständigen Zerstörung der Nieren, wodurch es auch zum Tode des Betroffenen kommen kann. Die Behandlung selbst richtet sich dabei immer nach der genauen Ursache dieser Krankheit, sodass dabei auch keine allgemeine Voraussage gegeben werden kann. In einigen Fällen können dabei auch Medikamente eingenommen werden, die die Beschwerden lindern können.

Dabei ist auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine Dosierung zu achten. Bei Unklarheiten oder Fragen sollte dabei zuerst ein Arzt konsultiert werden. Auch bei Fragen zu Nebenwirkungen oder zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sollte immer zuerst ein Arzt gefragt werden. In einigen Fällen ist durch die Hydronephrose auch eine psychologische Behandlung sinnvoll. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit kann dabei sinnvoll sein, da es dadurch zu einem Austausch an Informationen kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Eine Hydronehphrose bedarf einer sofortigen ärztlichen Untersuchung bzw. Versorgung. Sollte die ursächliche Nierenstauung noch nicht weit fortgeschritten sein, können alternative Mittel eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern und die Stauung zu lösen.

Ein wirksames Mittel aus dem Haushalt ist Apfelessig. Mit Akazienhonig und Mineralwasser vermischt, löst er Nierensteine auf und kann eine Hydronephrose verhindern. Die Homöopathie bietet das Mittel „Berberis vulgaris“, welches bei verschiedenen Leiden der Ausscheidungsorgane eingesetzt wird. Auch Matricaria chamomilla oder Echte Kamille helfen bei Nierenschmerzen. Harnsteine lassen sich mit Lycopodium behandeln. Darüber hinaus bieten sich Schüssler-Salze an, insbesondere Natrium Phosphoricum sowie Lithium chloratum. Die Verwendung homöopathischer Mittel sollte zunächst mit einem Arzt abgesprochen werden.

Hat sich bereits eine Hydronephrose gebildet, ist eine ärztliche Behandlung erforderlich. Der Patient kann die Schmerztherapie oder die Behandlung mittels Schockwellen unterstützen, indem er sich schont und die Niere nicht weiter belastet. Welche Maßnahmen im Genauen zu ergreifen sind, wird der zuständige Mediziner beantworten. Im Allgemeinen werden unter anderem eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und leichte körperliche Bewegung empfohlen.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010

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