Mekoniumaspiration

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Mekoniumaspiration bezeichnet in der modernen Medizin das sogenannte Atemnotsyndrom bei Neugeborenen. Das Atemnotsyndrom tritt unmittelbar nach der Geburt des Neugeborenen in Erscheinung und beruht stets auf einer beeinträchtigten Lungenfunktion.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mekoniumaspiration?

Bei einer Mekoniumaspiration handelt es sich um eine medizinische Notsituation, die sich durch schwere Atemprobleme, Zyanose und gegebenenfalls Schocksymptomatik äußert.
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In circa 10 bis 15 Prozent aller verzeichneten Geburten kommt es zu einer sogenannten Mekoniumaspiration. Da sich die Lungen des Neugeborenen vor allem im Rahmen einer Frühgeburt nicht vollständig entfalten können, kommt es zu einem sogenannten Atemnotsyndrom.

Bereits im Fruchtwasser kommen die ungeborenen mit den einzelnen Mekoniumpartikeln in Kontakt. Nicht selten kommen die Neugeborenen daher bewusstlos auf die Welt. Dieser Zustand erfordert eine sofortige Wiederbelebung. In den meisten Fällen tritt das sogenannte Atemnotsyndrom jedoch erst nach mehreren Stunden in Erscheinung.

Sofern es im Rahmen einer Mekoniumaspiration zu einer Infektion kommt, besteht für die Neugeborenen eine akute Lebensgefahr. Oftmals entwickelt sich aus der besagten Infektion eine Lungenentzündung, welche im schlimmsten Fall zum Tode führen kann.

Ursachen

Für das Auftreten einer sogenannten Mekoniumaspiration zeichnen sich die sogenannten Mekoniumpartikel maßgeblich verantwortlich. Mit dem Begriff Mekonium bezeichnen die Mediziner in der Regel den ersten Stuhlgang von Ungeborenen.

Bereits ab der sechzehnten Schwangerschaftswoche kann ein Übertritt von Kot in das Fruchtwasser erfolgen. Oftmals erfolgt ein Übertritt von Kot in das Fruchtwasser im Rahmen einer Stresssituation. Resultierend aus diesem Vorgang färbt sich das Fruchtwasser in der Regel grün. Sofern ein Verdacht auf eine Mekoniumaspiration besteht, muss eine umfangreiche Untersuchung in Angriff genommen werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer Mekoniumaspiration handelt es sich um eine medizinische Notsituation, die sich durch schwere Atemprobleme, Zyanose und gegebenenfalls Schocksymptomatik äußert. Das neugeborene Kind erscheint schlaff, da kein oder nur ein stark herabgesetzter Muskeltonus vorhanden ist. Die Atmung des Kindes ist kaum spürbar.

Es schreit nicht wie normale Neugeborene, sondern wimmert nur. Am Zwerchfell, dem Jugulum und den Zwischenrippenräumen werden Einziehungen beobachtet. Haut und Schleimhäute sind aufgrund des Sauerstoffmangels blau gefärbt. Das Fruchtwasser ist bei der Geburt grün gefärbt, da es Mekonium enthält. Die Haut des Kindes ist sichtbar mekoniumverschmiert.

Das Mekonium befindet sich in Hautfalten, in den Ohren, innerhalb der Naseneingänge sowie in Mund und Rachen. Oft sind Haut, Nabelschnur und Nägel grün gefärbt, was auf einen bereits länger zurückliegenden Abgang von Mekonium hindeutet. Der Mekoniumabgang kann aber auch erst kurz vor der Geburt stattgefunden haben. Die Schwere der Herz-Kreislauf-Probleme ist abhängig von der Dauer und Ausprägung der Atemnot.

In besonders schweren Fällen kommt das Kind durch einen erheblichen vorgeburtlichen Sauerstoffmangel bereits bewusstlos zur Welt. Es bedarf dann einer sofortigen Reanimation. Durch eine Ventilwirkung des Mekoniums kommt es zur Überblähung der Lungenflügel und einem Pneumothorax.

Überdehnte Lungenbläschen können zerreißen, wobei die Luft dann ins Lungenbindegewebe unter Ausbildung eines interstitiellen Lungenemphysems gelangt. Dadurch und durch die mögliche Entwicklung einer Lungenentzündung aufgrund der Mekoniumansammlung in den Atemwegen entsteht oft eine akut lebensbedrohliche Situation für das Neugeborene.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer sogenannten Mekoniumaspiration erfolgt im Rahmen einer ersten klinischen Untersuchung des Kindes. Während dieser Untersuchung wird unter anderem die Stimmritze des Kindes untersucht. Sofern hinter der Stimmritze grünes Wasser vorgefunden wird, sprechen die Mediziner von einer Mekoniumaspiration.

Zur Festigung des ersten Verdachts auf eine Mekoniumaspiration wird eine Röntgenaufnahme des Thoraxes in Erwägung gezogen. Durch eine Anwendung des bildgebenden Verfahrens können verdächtige Schatten auf der Lunge aufgedeckt werden. In den meisten Fällen beschränken sich die Schattierungen auf einen konkreten Bereich der Lunge. Sofern die Schattierungen jedoch die gesamte Lunge betreffen, spricht man in der modernen Medizin von einer sogenannten weißen Lunge.

Eine eventuell vorhandene Lungenentzündung lässt sich in diesem Fall nicht mehr eindeutig erkennen. Zur Vermeidung von möglichen Spätfolgen erfordert eine Mekoniumaspiration eine sofortige und umfangreiche Therapie.

Komplikationen

Aufgrund der Mekoniumaspiration leiden die Neugeborenen an verschiedenen Beschwerden. Ohne Behandlung dieser Beschwerden kann es dabei im schlimmsten Falle zum Tod des Kindes kommen. In der Regel zeigt das Kind direkt nach der Geburt keine Lebenszeichen und auch keine gewöhnliche Atmung. Auch die Haut und die Fingernägel werden durch die Atembeschwerden blau gefärbt. Die Kinder können auch nicht schreien, sondern wimmern nur und wirken sehr schwach und abgeschlagen.

In der Regel ist bei der Mekoniumaspiration eine sofortige Behandlung durch einen Arzt notwendig, damit es nicht zum Tod des Patienten oder zu weiteren Folgeschäden im Erwachsenenalter kommt. Vor allem die Eltern oder die Angehörigen des Kindes können aufgrund der Beschwerden der Mekoniumaspiration an starken psychischen Beschwerden oder an Depressionen und Angstzuständen leiden.

Die Behandlung selbst erfolgt mit Hilfe eines operativen Eingriffs. Dieser führt in der Regel zu einem Erfolg, wobei selten Komplikationen auftreten. Eventuell ist der Patient auf eine künstliche Beatmung angewiesen. Psychische Beschwerden der Eltern und Angehörigen müssen ebenfalls behandelt werden, wobei es in den meisten Fällen allerdings zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Atemnot des neugeborenen Kindes muss sofort eine notfallmedizinische Versorgung eingeleitet werden, damit es zu keinem plötzlichen Ableben des Säuglings kommt. Bei einer stationären Geburt übernehmen anwesende Krankenschwestern und Ärzte die Erstversorgung des Kindes. Sie bemerken die Unstimmigkeiten unmittelbar während des Geburtsvorgang und leiten die notwendigen Schritte für eine ausreichende Sauerstoffversorgung selbständig ein. Findet die Geburt in einem Geburtshaus statt oder wird eine Hausgeburt durchgeführt, stellen die Hebamme oder andere Geburtshelfer die Störung der Atemtätigkeit fest. Sie leiten ebenfalls selbständig und ohne weitere Aufforderungen die notwendigen Schritte für eine ausreichende Versorgung des Neugeborenen ein.

Zusätzlich ist ein Rettungsdienst zu alarmieren und Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen ergriffen werden. Die Eltern sollten den Anweisungen des Pflege- und Versorgungspersonals Folge leisten und deren Handlungsaufforderungen nachkommen. Bei einer plötzlichen und ungeplanten Geburt, muss von der Mutter oder anderen anwesenden Personen schnellstmöglich ein Notarzt gerufen werden. Bis zu dessen Eintreffen ist über eine Mund-zu-Mund-Beatmung die Sauerstoffversorgung des Kindes zu sichern. Oftmals kommt das Kind bereits ohnmächtig auf die Welt. Daher besteht akuter Handlungsbedarf und eine Notfallversorgung ist erforderlich. Bei einer Blaufärbung der Haut, besteht Anlass zur Besorgnis. Die Atemtätigkeit muss unverzüglich geprüft werden.

Behandlung & Therapie

Eine Mekoniumaspiration wird stets in einem sogenannten Perinatalzentrum therapiert. Neben der technischen Ausstattung ist vor allem die personelle Ausstattung in einem Perinatalzentrum auf die Therapie einer Mekoniumaspiration ausgelegt.

Je nach Schweregrad wird eine sogenannte ­CPAP-Beatmung über die Nase in Angriff genommen. Im Rahmen dieser Therapiemethode wird das Neugeborene in der Phase des Ausatmens durch eine aktive Druckausübung unterstützt. Sofern es sich um ein schweres Atemnotsyndrom handelt, wird eine endotracheale Intubation in Verbindung mit einer maschinellen Beatmung in Erwägung gezogen. Die maschinelle Beatmung greift sowohl in der Phase des Einatmens als auch in der Phase des Ausatmens unterstützend ein.

Alle erwähnten Maßnahmen erfordern stets eine sogenannte Pulsoximetrie. Im Rahmen der sogenannten Pulsoximetrie wird neben der Sauerstoffsättigung des Blutes vor allem die Herzfrequenz des Kindes überwacht. Eine gleichzeitige Überwachung des Blutdrucks ist hierbei von wesentlicher Bedeutung.

Aussicht & Prognose

Unbehandelt führt die Mekoniumaspiration unweigerlich zum vorzeitigen Ableben des Betroffenen. Die Atemzufuhr des Säuglings ist eingeschränkt und löst dadurch den Tod aus. Die Maßnahmen der Ersten Hilfe müssen angewendet werden, damit eine Überlebenschance besteht. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf kann es auch nach der akuten Zeit zu einem lebensbedrohlichen Zustand und damit zum vorzeitigen Ableben kommen. Es besteht ein erhöhtes Risiko, eine Lungenentzündung zu erleiden.

Diese muss insbesondere bei Neugeborenen medizinisch betreut werden, um das Überleben zu sichern. Eine künstliche Beatmung ist bei dieser Erkrankung zwingend erforderlich. Andernfalls tritt der Tod innerhalb weniger Minuten ein. Daher ist für eine Prognosestellung der allgemeine Gesundheitszustand des Kindes entscheidend. Sie ist verbessert, wenn es keine weiteren gesundheitlichen Einschränkungen gibt. Ebenfalls muss sichergestellt sein, dass innerhalb weniger Minuten eine ausreichende medizinische Versorgung gewährleistet ist. Bei einer spontanen Geburt ohne die Anwesenheit von Geburtshelfern wird eine ungünstige Prognose gegeben.

Die besten Überlebenschancen haben Neugeborene, die in einem stationären Umfeld das Licht der Welt erblicken. Sobald die akute Phase überwunden ist und sich keine Lungenentzündung bildet ist der weitere Verlauf positiv. Es kommt innerhalb kurzer Zeit zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden sowie zu einer Genesung. Dennoch ist das Herz-Kreislaufsystem des Säuglings für eine längere Zeit zu überwachen.

Vorbeugung

Einer Mekoniumaspiration kann grundsätzlich nicht aktiv vorgebeugt werden. Jedoch kann das hieraus resultierende Atemnotsyndrom vor allem bei einer möglichen Frühgeburt präventiv behandelt werden. Sofern eine Frühgeburt erwartet wird, ziehen die Mediziner eine Gabe von Betamethason in Erwägung.

Durch die Gabe des speziellen Präparats soll die Lungenreifung des Ungeborenen aktiv unterstütz werden. Neben Betamethason wird unter anderem das Mittel Tokolyse eingesetzt. Durch die Gabe von Tokolyse kann der Zeitpunkt der Geburt in den meisten Fällen nach hinten verschoben werden.

Die gewonnene Zeit soll aktiv zum Reifeprozess der Lunge beitragen. Darüber hinaus können eine umfangreiche perinatale Betreuung sowie eine sanfte Einleitung der anstehenden Geburt das Risiko für das Auftreten eines Atemnotsyndroms spürbar senken.

Nachsorge

Eine Mekoniumaspiration kann zu einer Reihe verschiedener Beschwerden oder Komplikationen führen, die dabei jedoch sehr stark von der genauen Ursache und auch von der Ausprägung der Krankheit abhängig sind. Da die Behandlung relativ komplex und langwierig ist, konzentriert sich die Nachsorge auch auf einen guten Umgang mit der Erkrankung. Betroffenen sollten versuchen, sich trotz der Widrigkeiten auf einen positiven Heilungsprozess zu konzentrieren. Um die entsprechende Haltung aufzubauen, können Entspannungsübungen und Meditation helfen, den Geist zu beruhigen und zu fokussieren. Dies ist für die Genesung eine grundlegende Voraussetzung und hilft, mit den Strapazen leichter umzugehen. Plötzlich auftretenden Beschwerden sollten unverzüglich mit dem Arzt abgeklärt werden. Sofern eine Genesung weitesgehend erfolgt ist, sollte grundsätzlich Wert auf einen gesunden Lebensstil gelegt werden, der Stress vermeidet, viel Schlaf vorsieht sowie auf eine ausgewogene Ernährung, um das Immunsystem zu stärken.

Das können Sie selbst tun

Nach der initialen Therapie der Mekoniumaspiration können die Eltern verschiedene Maßnahmen ergreifen, um den Heilungsverlauf zu unterstützen und etwaige Folgebeschwerden zu vermeiden. Wichtig ist zunächst eine gute Überwachung des Neugeborenen. Sollten sich ungewöhnliche Symptome zeigen, muss der Hausarzt kontaktiert werden, der gegebenenfalls eine weitere Untersuchung durchführen und dem Kind ein geeignetes Medikament verschreiben wird. Da betroffene Kinder meist auch körperlich angeschlagen sind, sollten Stress und Anstrengung vermieden werden.

Trotz aller Maßnahmen kann das Kind im späteren Leben zu Asthma neigen. Eltern sollten sich frühzeitig über die Atemwegserkrankung informieren und vorbereitende Maßnahmen ergreifen. Ein Asthmaspray und andere Medikamenten werden am besten präventiv organisiert, um dann bei einem etwaigen Erstanfall schnell reagieren zu können.

Sollten im weiteren Verlauf ernste Komplikationen auftreten, ist eine intensivmedizinische Behandlung angezeigt. Bei einem schweren Verlauf benötigen die Eltern unter Umständen therapeutische Unterstützung. Selbsthilfegruppen sind eine gute Möglichkeit, mit anderen betroffenen Eltern zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Welche Maßnahmen im Genauen sinnvoll und notwendig sind, können die Eltern im Gespräch mit dem zuständigen Arzt und einem Therapeuten beantworten.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012

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