Milben

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei den Milben handelt es sich um eine Unterklasse von Spinnentieren. Einige Arten können beim Menschen Erkrankungen hervorrufen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Milben?

Milben kommen in den unterschiedlichsten Lebensräumen vor, da sie über eine ausgeprägte ökologische Potenz verfügen. Ungefähr die Hälfte der Milbenarten siedelt sich im Erdboden an.
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Unter dem Begriff Milben (Acari) wird eine Unterklasse der Spinnentiere (Arachnida) zusammengefasst. Sie zählen zum Stamm der Gliederfüßer. Die insgesamt 546 Milbenfamilien umfassen rund 50.000 bekannte Spezies. Damit bilden die Milben die artenreichste Gruppe unter den Spinnentieren. Es wird davon ausgegangen, dass es noch mehrere unbekannte Arten gibt.

Die Milben verfügen über sechs Ordnungen, die in zwei Überordnungen zusammengefasst werden. Diese tragen die Bezeichnungen Acariformes und Parasitiformes. Die Überordnung Acariformes besteht aus den Ordnungen Trombidiformes und Sarcoptiformes, während sich die Überordnung Parasitiformes in die Ordnungen Zecken (Ixodida), Opilioacarida, Holothyrida und Mesostigmata gliedert.

Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Milbenarten. Zu den bekanntesten zählen die Hausstaubmilbe, die Milzbrandmilbe, die Käsemilbe, die Haarbalgmilbe, die Spinnmilbe, die Mehlmilbe, die Wassermilbe sowie die Grabmilbe.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Milben kommen in den unterschiedlichsten Lebensräumen vor, da sie über eine ausgeprägte ökologische Potenz verfügen. Ungefähr die Hälfte der Milbenarten siedelt sich im Erdboden an. Dabei können auf geeigneten Böden auf jedem Quadratmeter Fläche bis zu 100.000 Exemplare der Spinnentiere zu finden sein.

Von Bedeutung für den Menschen sind Milben, die sich in seinem Körper ansiedeln. So dienen u. a. die Haarwurzeln der Augenwimpern als Lebensraum. Außerdem kommen sie bei Tieren wie Affen in deren Lungen oder bei Vögeln in deren Nasenlöchern vor. Auch bei Insekten sind sie in deren Tracheenausgängen zu finden.

Es gibt sowohl Milbenarten, die sich von Pflanzen oder Pilzen ernähren, als auch fleischfressende Spezies, deren Ernährung aus abgestorbenem Gewebe oder Aas besteht. Eine Vielzahl an Milben führt eine parasitäre Lebensweise.

Die Größe der Spinnentiere schwankt zwischen 0,1 Millimetern und 3 Zentimetern. Als größte Milbenart gelten die Zecken, deren Weibchen es auf bis zu 3 Zentimeter bringen können. Genau wie Webspinnen sind die Milben mit acht Beinen ausgestattet. Im Larvenstadium verfügen sie allerdings nur über sechs Beine.

Milben bewegen sich nicht sehr schnell. Aus diesem Grund dienen ihnen andere Tiere wie Insekten als Fortbewegungsmittel, wodurch sie größere Entfernungen hinter sich bringen. Einige Milbenarten saugen dabei auch die Körpersäfte des betroffenen Wirts.

Zu den stärksten Milben zählt die tropische Hornmilbe, die eine Körpergröße von 0,8 Millimetern erreicht. So ist sie imstande, das 1200-fache Gewicht des eigenen Körpergewichts zu stemmen. Zahlreiche Milbenarten sind blind, sodass sie nicht über die zentralen Augen der Arachniden verfügen. Manche Arten weisen jedoch ein bis fünf Augen auf und sind mit einem Gesichtssinn ausgestattet, den sie zur Jagd gebrauchen.

Besonders bekannt und für den Menschen von Relevanz sind die Hausstaubmilben. Die Achtbeiner erreichen eine Größe zwischen 0,2 und 0,4 Millimetern, wodurch sie sich nicht mit bloßem Auge erkennen lassen. Sie bevorzugen eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent und Temperaturen zwischen 15 und 32 Grad Celsius. Ihre Lebensdauer liegt bei zwei bis vier Monaten.

Die Hausstaubmilben bilden einen natürlichen Bestandteil des Ökosystems von menschlichen Wohnungen. In der Wohnung bevorzugen sie Stellen, an denen sie über Nahrung, Wärme, Feuchtigkeit und Dunkelheit verfügen können. Ihre Ernährung besteht aus menschlichen Hautschuppen. Die besten Lebensbedingungen findet die Hausstaubmilbe im Bett des Menschen vor. Dort kann sie sich in der Matratze, der Bettdecke und den Kissen anreichern. Über den Hausstaub dringt sie bis in die Böden, Teppiche, Sessel und Vorhänge vor.

Die Vermehrung der Milben setzt im Frühjahr ein, sodass sie im Hochsommer und im Herbst ihre höchste Populationszahl erreichen. Mit Beginn der Heizperiode kommt es zum Absterben der meisten Hausstaubmilben.


Krankheiten & Beschwerden

Einige Milbenarten wirken sich gesundheitsschädlich auf den Menschen aus. Mediziner bezeichnen von Milben verursachte Erkrankungen als Acariose. Zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehören Hausstauballergien, die durch die Ausscheidungen der Hausstaubmilben wie Kot und Eiweißpartikel hervorgerufen werden. Ohne Behandlung droht den Betroffenen im Laufe der Zeit Asthma bronchiale.

Ebenfalls zu den Erkrankungen durch Milben zählt die Krätze (Scabies). Dabei tritt eine allergische Reaktion auf der menschlichen Haut auf, die durch die Ausscheidungen der Parasiten entsteht. Der Begriff Krätze geht auf „sich kratzen müssen“ zurück. Grund dafür ist der nahezu unerträgliche Juckreiz, den die Patienten durch die Parasiten erleiden. Die Krätze-Symptome zeigen sich in der Regel 2 bis 5 Wochen nach der ersten Infektion. Kommt es zu einer weiteren Infektion, setzen die Beschwerden schon nach wenigen Tagen ein.

Verbreitet ist die Krätze besonders in Entwicklungsländern, wo bis zu 30 Prozent der Bevölkerung unter ihr leiden. In mitteleuropäischen Ländern ist Scabies nur noch selten zu verzeichnen und kommt dort vorwiegend in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten oder Altenheimen vor. Verursacht wird die Erkrankung von der Milbenart Sarcoptes scabiei variatio Hominis, die eine Größe von 0,3 bis 0,5 Millimetern erreicht.

Als Sonderform der Krätze gilt die Erntekrätze. Sie wird von der Erntemilbe, auch Herbstmilbe genannt, verursacht, die zur Familie der Laufmilben gehört. Neben Menschen können außerdem Hunde, Katzen und Mäuse von ihr befallen werden. Die Betroffenen leiden unter Hautrötungen und juckenden Quaddeln, die Mückenstichen ähneln. Nach 10 bis 14 Tagen gehen die Beschwerden jedoch wieder zurück.

Quellen

  • Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015

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