Parasiten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einem Parasit handelt es sich der Definition nach um einen Organismus, welcher zum Überleben ein anderes Lebewesen befällt und zumeist schadet. Darüber hinaus wird der befallene Organismus zu eignen Fortpflanzungszwecken genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Parasiten?

Zahlreiche Infektionskrankheiten werden durch Parasiten verursacht. Unter anderem lässt sich eine Malariaerkrankung auf einen vorherigen Parasitenbefall zurückführen.

Sofern ein Körper von Parasiten befallen ist, kann es zu einer erheblichen Beeinträchtigung in Bezug auf die Funktion von einzelnen Organen kommen. Grundsätzlich ernährt sich ein Parasit von den Zellen seines Wirts und entzieht ihm somit lebenswichtige Nährstoffe.

In der modernen Medizin werden die Parasiten hinsichtlich ihrer Lebensräume differenziert. Die Parasiten, welche sich beispielsweise im Organismus der Betroffenen aufhalten werden, als Endoparasit bezeichnet. Hingegen werden die Parasiten als Ektoparasit bezeichnet, sofern sie sich außerhalb des Körpers aufhalten.

So werden beispielsweise die Endoparasiten besonders häufig im Blut oder im Darm der Betroffenen gefunden. Die Ektoparasiten finden sowohl in den Haaren der Betroffenen als auch auf deren Haut einen geeigneten Lebensraum vor. Parasiten befallen jedoch nicht nur den menschlichen Körper. So kann auch der Organismus von Tieren durch einen Befall mit Parasiten einen erheblichen Schaden nehmen.

Bedeutung & Funktion

Grundsätzlich genießen Parasiten ein relativ geringes Ansehen in der modernen Gesellschaft. Lange Zeit wurden lediglich die potenziellen Risiken eines Befalls mit Parasiten einer näheren Betrachtung unterzogen. Führende Wissenschaftler haben nun jedoch den Nutzen von Parasiten erkannt.

Der potenzielle Nutzen von Parasiten lässt sich besonders deutlich am Beispiel der Bandwürmer erkennen. Im Rahmen einer aktuellen Studie wurden mehr als 16 Weißwangenhaie obduziert. Während der Obduktion wurden die Bandwürmer aus den Haifischen entfernt. Erstaunlicherweise konnten die Wissenschaftler im Gewebe der Bandwürmer eine besonders hohe Konzentration an giftigen Schwermetallen feststellen. Hingegen wurde im Gewebe der Haie nur eine geringe Konzentration an Kadmium und Blei festgestellt.

Die Parasiten erweisen ihre nützlichen Dienste jedoch nicht nur in den Organismen von Tieren. So wagte John Turton bereits im Jahre 1970 einen atemberaubenden Selbstversuch. Der unter zahlreichen Allergien leidende John Turton infizierte sich selbst mit einer besonders aggressiven Bandwurmart.

Seinen Thesen zufolge sollte sich die Zahl der allergischen Reaktionen durch die Aktivität der Parasiten deutlich mindern. Bereits zwei Jahre später berichtete John Turton in einem medizinischen Fachjournal von seinen bahnbrechenden Erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt war der Wissenschaftler bereits frei von Allergien.

Biologische Eigenschaften

Parasiten sind Organismen, die auf Kosten eines Wirts leben und dessen Ressourcen nutzen, um zu überleben, zu wachsen und sich zu vermehren. Sie gehören zu verschiedenen taxonomischen Gruppen, darunter Protozoen, Helminthen (Würmer) und Arthropoden (wie Zecken und Läuse).

Klassifikatorisch werden Parasiten nach ihrem Lebenszyklus und ihrer Abhängigkeit vom Wirt eingeteilt. Obligat parasitische Organismen sind vollständig auf ihren Wirt angewiesen, während fakultative Parasiten auch außerhalb eines Wirts überleben können.

Morphologisch variieren Parasiten stark, je nach ihrer Klassifikation. Protozoen sind einzellige Organismen, oft mit speziellen Organellen wie Flagellen oder Zilien zur Fortbewegung. Helminthen sind vielzellige Würmer mit komplexen Körperstrukturen, einschließlich Verdauungssystemen und Fortpflanzungsorganen. Arthropoden sind Gliederfüßer mit segmentierten Körpern und chitinösen Exoskeletten.

Das Wachstum von Parasiten hängt vom Zugang zu Nährstoffen ab, die sie aus dem Wirt entziehen. Viele Parasiten durchlaufen komplexe Lebenszyklen mit verschiedenen Entwicklungsstadien, die oft unterschiedliche Wirte erfordern.

Genetisch besitzen Parasiten vielfältige Anpassungen, die es ihnen ermöglichen, das Immunsystem des Wirts zu umgehen. Ihr Genom zeigt oft eine hohe Variabilität, die es ihnen ermöglicht, sich schnell an wechselnde Umgebungen oder Wirtsabwehrmechanismen anzupassen. Einige Parasiten haben auch genetische Mechanismen entwickelt, um die Immunantwort des Wirts zu modulieren und so ihre Überlebensfähigkeit zu erhöhen.

Vorkommen & Verbreitung

Parasiten kommen weltweit in nahezu allen Umgebungen und Ökosystemen vor. Sie können in terrestrischen, aquatischen und sogar extremen Lebensräumen wie Wüsten oder tiefen Ozeanen leben. Viele Parasiten, wie Darmparasiten, sind spezifisch auf bestimmte Wirte spezialisiert und kommen natürlich in deren Darmflora vor, wo sie Nahrung aufnehmen und sich vermehren.

Die Übertragungswege von Parasiten sind vielfältig und umfassen direkten Kontakt, Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser, sowie durch Vektoren wie Mücken oder Zecken. Einige Parasiten, wie Plasmodium (Malaria-Erreger), werden durch Insektenstiche übertragen, während andere, wie Giardia, durch verunreinigtes Wasser aufgenommen werden.

Parasiten spielen eine wesentliche Rolle in verschiedenen Ökosystemen, indem sie die Populationsdynamik ihrer Wirte beeinflussen und als Regulatoren für Tierbestände fungieren. In natürlichen Umgebungen helfen sie, die Vielfalt zu erhalten, indem sie übermäßiges Wachstum bestimmter Arten verhindern. In landwirtschaftlichen Systemen hingegen können sie erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen, indem sie Nutztiere und Pflanzen infizieren.

Die Verbreitung von Parasiten wird stark von Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und der Verfügbarkeit von Wirten beeinflusst. Klimawandel und menschliche Aktivitäten, wie die Zerstörung von Lebensräumen und Globalisierung, haben zu einer Veränderung der Verbreitungsmuster vieler Parasiten geführt, was neue gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringt.

Krankheiten

Neben dem potenziellen Nutzen von Parasiten sollten vor allem die möglichen Risiken einer näheren Betrachtung unterzogen werden. So werden beispielsweise zahlreiche Infektionskrankheiten durch Parasiten verursacht.

Unter anderem lässt sich eine Malariaerkrankung auf einen vorherigen Parasitenbefall zurückführen. Je nach Parasitenart können unterschiedliche Symptome in Erscheinung treten. Da eine Vielzahl der Parasiten oral aufgenommen wird, gehört vor allem der Darm zu den gefährdetsten Organen. Im Anschluss an ihren Weg durch den Körper durchdringen die Parasiten die Wände des Dünndarms. Somit können sie sich ungehindert in den Lymphgefäßen sowie in den Blutgefäßen ausbreiten.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung werden zahlreiche Organe von den Parasiten befallen. Zu den weiteren gefährdeten Organen gehören unter anderem die Lunge sowie die Leber. Das Gewebe der einzelnen Organe wird oftmals vollständig zerstört. Eine Entzündung des Dünndarms ist oftmals ein erstes Anzeichen auf einen Befall mit Parasiten. Nicht selten geht der Parasitenbefall mit blutigen Ausscheidungen einher.

Resultierend aus einer mangelnden Gewinnung von Nährstoffen wird bei den Betroffenen ein deutlicher Gewichtsverlust sichtbar. Eine besondere Gefahr stellen die einzelnen Parasitenarten vor allem für schwangere Frauen dar. Bereits in mehreren Fällen konnten die Parasiten die diversen Schutzmechanismen der Plazenta außer Betrieb setzen. Hieraus resultierend kam es bei den ungeborenen Babys zu zerebralen Störungen.

Zu den weniger schweren Folgen der zerebralen Störungen zählt unter anderem eine Störung des zentralen Sprachzentrums. In besonders schlimmen Fällen gehen die zerebralen Störungen mit einem relativ hohen Druckanstieg im Gehirn einher. Sofern der Schädel des Babys nicht direkt nach der Geburt geöffnet wird, kann der Parasit lebensnotwendige Funktionen spürbar beeinträchtigen.


Typische & häufige Krankheiten

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Parasiteninfektionen variiert je nach Art des Parasiten und dem betroffenen Organismus. Standardtherapien umfassen spezifische Antiparasitika, die darauf abzielen, den Parasiten direkt zu töten oder dessen Fortpflanzung zu verhindern. Zum Beispiel werden Protozoen-Infektionen wie Malaria häufig mit Medikamenten wie Chloroquin oder Artemisinin behandelt, während Wurminfektionen, wie durch Ascaris oder Fadenwürmer, oft mit Albendazol oder Mebendazol therapiert werden.

Eine Herausforderung bei der Behandlung von Parasiten ist die zunehmende Resistenz gegenüber gängigen Medikamenten. Dies betrifft insbesondere Malaria-Erreger, aber auch andere Parasiten wie Leishmania. Resistente Stämme erfordern alternative Behandlungsstrategien, die oft komplexer und teurer sind. Dazu gehören Kombinationstherapien, bei denen mehrere Wirkstoffe gleichzeitig eingesetzt werden, um die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern.

Neue und experimentelle Therapieansätze konzentrieren sich auf die Entwicklung von Impfstoffen und gentechnisch basierten Therapien. Zum Beispiel wird an Impfstoffen gegen Malaria und andere schwere parasitäre Erkrankungen geforscht, die eine präventive Wirkung haben könnten. Zudem werden innovative Wirkstoffe entwickelt, die spezifische molekulare Mechanismen der Parasiten angreifen, um Resistenzen zu umgehen.

Auch die Nutzung von endosymbiotischen Bakterien zur Manipulation der Parasitenbiologie und die Anwendung von CRISPR-Technologien zur Genomveränderung der Parasiten sind vielversprechende Ansätze in der Forschung. Diese neuen Methoden könnten zukünftig die Behandlungsmöglichkeiten erweitern und die Bekämpfung parasitärer Infektionen effektiver machen.

Parasitismus und seine Auswirkungen auf das Immunsystem

Parasiten sind mehr als nur schädliche Eindringlinge; sie haben eine komplexe und oft tiefgreifende Beziehung zum Immunsystem ihrer Wirte. Diese Beziehung ist sowohl faszinierend als auch alarmierend, da sie die Fähigkeit von Parasiten zeigt, das Immunsystem zu manipulieren, um ihr eigenes Überleben zu sichern.

Parasiten und Immunmodulation

Ein bemerkenswertes Merkmal vieler Parasiten ist ihre Fähigkeit, das Immunsystem ihres Wirts zu modulieren oder zu unterdrücken. Dies hilft ihnen, in einem Wirt zu überleben, ohne sofort von der Immunabwehr zerstört zu werden. Parasiten wie Plasmodium, der Erreger von Malaria, nutzen spezifische Mechanismen, um die Immunantwort zu dämpfen und die Produktion von entzündungshemmenden Zytokinen zu fördern. Dies kann verhindern, dass das Immunsystem effektiv gegen den Parasiten vorgeht, und ermöglicht es dem Erreger, sich ungestört zu vermehren.

Ein weiteres Beispiel ist der Helminth Schistosoma, der Proteine freisetzt, die regulatorische T-Zellen des Immunsystems aktivieren. Diese Zellen wirken entzündungshemmend und können dazu führen, dass das Immunsystem nicht mehr so aggressiv gegen den Parasiten vorgeht. Während dies dem Parasiten zugutekommt, kann es den Wirt anfälliger für andere Infektionen machen.

Immunsystem und chronische Infektionen

Ein anhaltender Parasitismus kann zu chronischen Infektionen führen, bei denen das Immunsystem ständig aktiv ist, aber den Parasiten nicht vollständig eliminieren kann. Diese chronische Immunaktivierung kann zu Entzündungen und Gewebeschäden führen. Beispiele hierfür sind Leishmaniose und chronische Wurminfektionen, die langfristige gesundheitliche Probleme wie Anämie, Wachstumsstörungen und Organschäden verursachen können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die anhaltende Präsenz von Parasiten das Immunsystem dazu bringen kann, gegen körpereigene Zellen zu reagieren, was Autoimmunerkrankungen auslösen kann. Dies geschieht, wenn Parasiten Antigene präsentieren, die den körpereigenen Molekülen ähneln, und das Immunsystem verwirren.

Hygienehypothese und Parasiteneffekte

Interessanterweise hat die Forschung gezeigt, dass die Abwesenheit von Parasiten in hoch entwickelten Ländern möglicherweise zu einem Anstieg von Autoimmunerkrankungen und Allergien beigetragen hat, ein Konzept, das als "Hygienehypothese" bekannt ist. In Regionen, in denen Menschen weniger mit Parasiten in Kontakt kommen, scheint das Immunsystem überreagierend zu sein, was zu allergischen Reaktionen und Autoimmunerkrankungen führt.

Experimente haben gezeigt, dass eine kontrollierte Exposition gegenüber bestimmten Parasiten oder deren Molekülen helfen kann, das Immunsystem zu beruhigen und die Symptome von Autoimmunerkrankungen zu lindern. Einige Studien haben zum Beispiel den Einsatz von Helminthentherapie untersucht, bei der Patienten mit chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa absichtlich mit harmlosen Würmern infiziert werden, um die Entzündungsreaktionen zu mildern.

Parasitismus und Impfstoffentwicklung

Die Interaktion von Parasiten mit dem Immunsystem hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung von Impfstoffen. Da Parasiten in der Lage sind, das Immunsystem zu umgehen, ist es eine Herausforderung, wirksame Impfstoffe zu entwickeln. Einige der Fortschritte in der Immunologie und Genetik könnten jedoch dazu beitragen, bessere Impfstoffe zu entwickeln, die das Immunsystem in die Lage versetzen, Parasiten effektiver zu bekämpfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Studium der Interaktionen zwischen Parasiten und dem Immunsystem ein faszinierendes und komplexes Feld ist, das tiefe Einblicke in die Funktionsweise unseres Immunsystems bietet und neue Ansätze zur Behandlung und Prävention von Krankheiten eröffnet.

Quellen

  • Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015

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