Morbus Forestier

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Morbus Forestier wird eine Erkrankung des Skeletts bezeichnet, welche mit einer zunehmenden Versteifung der Wirbelsäule einhergeht. Die Behandlungsmöglichkeiten lassen heutzutage einen positiven Krankheitsverlauf zu; schwere Verlaufsformen sind äußerst selten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Forestier?

Morbus Forestier geht mit einigen eindeutigen Symptomen einher. Dazu gehören in erster Linie Rückenschmerzen und Schmerzen im Bereich der unteren Extremitäten.
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Morbus Forestier ist eine systemische, nichtentzündliche Skeletterkrankung. Benannt ist sie nach dem französischen Internisten Jacques Forestier, welcher sie als „greisenhaft versteifende Hyperostose der Wirbelsäule“ beschrieb. Für die Erkrankung typisch ist eine Ossifikation der Enthesen, also der Stellen am Knochen, die an eine Gelenkkapsel, ein Ligament oder eine Sehne anschließen.

Betroffen ist hauptsächlich die Wirbelsäule, wobei auch die unteren Extremitäten Schaden nehmen. Die Ursache für die Entstehung von Morbus Forestier ist auf die Gene zurückzuführen, wobei der eigentliche Ausbruch durch verschiedene Leiden wie Gicht oder Diabetes begünstigt werden kann. Auch die Therapie-Maßnahmen sind komplex.

Sie reichen von Operationen über die Gabe von Medikamenten bis hin zu Wärmetherapien und Gymnastik. Ähnlich umfangreich sind die möglichen vorbeugenden Maßnahmen, wobei sich ein Ausbruch bei entsprechenden Anlagen nie vollständig verhindern lässt.

Ursachen

Die möglichen Ursachen für die Entstehung von Morbus Forestier sind zahlreich. So haben auffällig viele Patienten Grundleiden wie Durchblutungs- und Fettstoffwechselstörungen, Gicht oder Diabetes. Auch generelle Einschränkungen der Beweglichkeit, wie sie beispielsweise bei Bettlägerigkeit auftreten können, sind ein möglicher Auslöser. Ebenso wenig Bewegung, schwache Muskeln und ein generell ungesunder Lebensstil.

Eindeutig zuordnen lassen sich die möglichen Ursachen jedoch nur schwer, weshalb sich die Behandlung von Morbus Forestier auf die Symptome konzentriert. Zudem wird heute davon ausgegangen, dass auch genetische Faktoren und Wechselwirkungen bestimmter Medikamente und Stoffe die Erkrankung auslösen können. Allen voran Fluoride, Vitamin A (Retinol) und Retinoiden, wie sie in der Therapie eingesetzt werden.

Speziell Isotretinoin und Acitretin können in Verbindung mit bestimmten Stoffwechselbedingungen zu Morbus Forestier führen. Daneben kann die Erkrankung jedoch auch selbstständig und ohne erkennbare Auslöser auftreten. Aufgrund der Vielzahl der möglichen Ursachen erfolgt die Diagnose in der Regel anhand der Symptome.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Morbus Forestier geht mit einigen eindeutigen Symptomen einher. Dazu gehören in erster Linie Rückenschmerzen und Schmerzen im Bereich der unteren Extremitäten. Die Beschwerden können bis in die Beine ausstrahlen und gehen mit weiteren Symptomen wie Sehnenansatzschmerzen im Bereich der Kniescheibe einher. Oft sind auch die Fersen betroffen oder es kommt zu einer Steifigkeit im Rücken und in den Gliedmaßen.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung versteift die Wirbelsäule, wodurch es zu weiteren Symptomen kommen kann. Schluckbeschwerden sind ein weiteres Anzeichen für Morbus Forestier, lassen sich jedoch nur in Verbindung mit anderen Symptomen eindeutig auf die Erkrankung zurückführen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Schmerzen im Bereich des Rückens und der Beine, die erst nur schwach ausgeprägt sind, innerhalb kürzester Zeit jedoch stark zunehmen. Eine schnelle Diagnose und Behandlung ist deshalb unerlässlich.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose von Morbus Forestier erfolgt durch verschiedene Maßnahmen. Zunächst wird eine umfassende Anamnese mit dem Patienten durchgeführt, um die genauen Symptome und deren Ausprägung festzustellen. Geklärt wird innerhalb dieses Gesprächs auch, ob Vorerkrankungen vorliegen und ob es innerhalb der Familie in der Vergangenheit zu ähnlichen Beschwerden gekommen ist.

Der Arzt kann sich auf diese Weise ein erstes Bild machen und anschließend die genaue Diagnose stellen. Hierfür werden Röntgenaufnahmen angefertigt und anhand der sogenannten Resnick-Kriterien ausgewertet. So wird überprüft, ob das Knochenmaterial einen rechtsseitigen Überzug aufweist, was ein eindeutiger Hinweis auf Morbus Forestier ist. Innerhalb der Differenzialdiagnose werden anderweitige Erkrankungen durch weitere Untersuchungen ausgeschlossen.

Der Verlauf der Krankheit ist bei frühzeitiger Behandlung positiv. Werden die Therapie-Maßnahmen schnell eingeleitet, sind keine schweren Verlaufsformen zu erwarten, wobei bleibende Folgeschäden keine Seltenheit sind. So kann es zu steifen Gliedern, Problemen mit den Wirbeln oder in schlimmen Fällen zu einer Erlahmung des Rückens kommen. Eine frühzeitige Behandlung verhindert diese Folgeschäden in den meisten Fällen.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei Morbus Forestier nicht zu besonderen Komplikationen oder zu schwerwiegenden Verläufen. Die Krankheit kann mit verschiedenen Therapien relativ gut eingeschränkt werden, sodass der Alltag der Betroffenen nicht eingeschränkt wird. Die Patienten leiden durch die Krankheit in erster Linie an starken Schmerzen im Rücken. Diese Schmerzen können dabei auch in andere Regionen des Körpers ausstrahlen und dort zu Beschwerden führen.

Ebenso kann es in der Nacht zu Ruheschmerzen kommen, die den Schlaf beeinträchtigen und dabei zu Schlafbeschwerden oder zu Depressionen führen können. Die Lebensqualität des Patienten wird durch den Morbus Forestier deutlich verringert und eingeschränkt. Weiterhin können auch Schluckbeschwerden die Einnahme von Nahrung und Flüssigkeit einschränken, sodass es zu einer Unterernährung oder zu einer Dehydration kommt.

Die Behandlung dieser Krankheit kann mit Hilfe von Medikamenten und durch Therapien durchgeführt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. In der Regel können die meisten Beschwerden und Schmerzen eingeschränkt werden, wobei die Patienten allerdings auf eine lebenslange Behandlung angewiesen sind. Die Lebenserwartung wird durch Morbus Forestier allerdings nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei der Skeletterkrankung Morbus Forestier lösen die ersten Schmerzen und Versteifungen am unteren Rücken meistens den Arztbesuch aus. Die Anlage zu dieser Erkrankung ist oft genetisch bedingt. Morbus Forestier kann aber auch anders ausgelöst werden. Die Betroffenen erleben bereits in relativ jungen Jahren Beschwerden, die Mediziner normalerweise mit einem hohen Alter in Verbindung bringen.

Je eher der erste Arztbesuch bei Morbus Forestier erfolgt, desto besser kann die Therapie greifen. Ist die Anlage zu dieser Krankheit bereits familiär bekannt, können sogar gewisse Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Es ist damit aber nicht gesagt, dass dadurch ein Ausbruch des Morbus Forestier sicher verhindert werden kann. Hat die Versteifung der Wirbelsäule bereits begonnen, können die behandelnden Ärzte nur die Beschwerden durch Wärmebehandlungen, Bewegungstherapie, schmerzlindernde Medikamente oder gegebenenfalls einen operativen Eingriff in lindern und eingrenzen.

Von Morbus Forestier betroffene Menschen müssen damit rechnen, über viele Jahre eine Behandlung und regelmäßige Nachuntersuchungen zu erleben. Der frühe Arztbesuch ist auch deshalb angeraten, weil bei Morbus Forestier oft Begleiterkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechsel-Erkrankungen oder Durchblutungsstörungen vorliegen. Zudem könnten die auftretenden Beschwerden - wie in die Beine ausstrahlende Rückenschmerzen oder Schluckbeschwerden - auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Um diese auszuschließen, ist der möglichst frühzeitige Gang zum Arzt angeraten.

Behandlung & Therapie

Morbus Forestier lässt sich bislang nicht ursächlich behandeln. Die Therapie konzentriert sich deshalb auf die symptomatische Behandlung mit Hilfe von Schmerzmitteln – bei Morbus Forestier werden hauptsächlich starke Analgetika verabreicht -, Entzündungshemmern und anderweitigen Medikamenten.

Überdies können Wärmeanwendungen und Massagen durchgeführt werden, um Muskelverspannungen zu lösen und die Muskeln und Gelenke flexibler zu machen. Auch Krankengymnastik dient diesem Zweck und hilft dabei, Funktionsbeeinträchtigungen zu vermeiden. Je nach Ausprägung der Erkrankung können erwähnte Maßnahmen auch eingesetzt werden, um eingeschränkte Körperfunktionen wieder zu stärken.

Generell handelt es sich bei der Behandlung von Morbus Forestier um eine Langzeittherapie, die nie vollständig abgeschlossen ist. Betroffene sind meist bis zu ihrem Lebensende in Behandlung und müssen trotz umfassender Therapie-Maßnahmen mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität rechnen.


Aussicht & Prognose

Die Morbus Forestier erlaubt eine durchwachsene Prognose. Problematisch erscheint, dass die eigentliche Ursache nicht behandelt werden kann. Die Therapie zielt auf die Erhaltung der Beweglichkeit. Meist wird Krankengymnastik verordnet, um eine Versteifung der Wirbelsäule zu verhindern. Auch der Aufbau von Muskeln scheint Erfolg zu versprechen. Der Erfolg einer solchen Therapie ist stark von der Eigenmotivation des Betroffenen abhängig. Letztendlich ist aber nicht auszuschließen, dass die Lebensqualität leidet. Eine Verkürzung der Lebenszeit ist grundsätzlich durch die Morbus Forestier nicht zu erwarten.

Die Erkrankung tritt bei fünf aus einhundert Patienten in Europa auf; so belegen es Studien. Besonders die Gruppe der Seniorinnen und Senioren ist betroffen. Grundsätzlich steigt das Risiko für eine Erkrankung an der Morbus Forestier mit zunehmendem Alter. Im Vergleich beider Geschlechter leiden auffällig oft Männer an den typischen Symptomen. Weitere Grunderkrankungen wie Diabetes und eine Fettstoffwechselstörung erhöhen das Risiko für die Morbus Forestier.

Ohne Behandlung vermehren sich die Beschwerden. Die Erkrankung kann dann eine erhebliche Unbeweglichkeit der Wirbelsäule hervorrufen, die die Erledigung alltäglicher Alltagsaktionen nicht mehr zulässt. Selbst Schluckbeschwerden werden durch sie hervorgerufen.

Vorbeugung

Die Vorbeugung von Morbus Forestier beschränkt sich auf erwähnte Übungen zum Muskelaufbau. Die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson ist ebenso wirksam wie autogenes Training und kann dabei helfen, der Erkrankung vorzubeugen. Daneben sollte ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer gesunden Ernährung gepflegt werden.

Damit können Grundleiden wie Diabetes oder Gicht, die ein Ausbrechen der Erkrankung beschleunigen können, vermieden werden. Bei Einnahme bestimmter Medikamente, die erwähnte Stoffe enthalten, ist besondere Vorsicht geboten. Zuletzt sollten Risikogruppen sich regelmäßig untersuchen lassen und bereits bei ersten Symptomen eine umfassende Diagnose stellen lassen.

Nachsorge

Menschen mit der Diagnose Morbus Forestier müssen unbedingt auf ausreichende Wärmezufuhr des Skelett- und Muskelsystems achten, um ihren Organismus insgesamt zu stabilisieren. Jegliche Kälteeinwirkungen sollten daher vermieden werden. Das Tragen angemessener Kleidung und wärmende Bäder können dabei helfen, Beschwerden zu lindern. Der gesamte Bewegungsapparat muss dauerhaft trainiert werden.

Entsprechende Übungen lassen sich in begleitender Physiotherapie erlernen und eigenständig umsetzen. Das allgemeine Wohlbefinden des Erkrankten muss verbessert und gestärkt werden. Dazu sind regelmäßige Trainingseinheiten unerlässlich. Ein gesunder Lebenswandel mit ausreichend Schlaf und ausgewogener Ernährung sollte selbstverständlich sein. Um die allgemeine Vitalität zu erhalten, sind Schadstoffe wie Alkohol und Nikotin unbedingt zu meiden.

Morbus Forestier ist bislang ursächlich nicht zu heilen. Die Folge für den Betroffenen ist eine Langzeittherapie bis zu seinem Lebensende. Die mentale Verfassung des Patienten spielt bei dieser Erkrankung eine wichtige Rolle. Mit einer stabilen Psyche lässt sich der Alltag mit Morbus Forestier besser meistern.

Für mentale Stärkung sorgen Entspannungstechniken, die Stress abbauen helfen und somit das innere Gleichgewicht des Patienten aufbauen. In Selbsthilfegruppen und speziellen Internetforen können sich Erkrankte mit anderen Betroffenen austauschen. Dort erhalten sie gezielte Hilfestellung und individuelle Tipps für den Umgang mit dieser Krankheit im Alltag.

Das können Sie selbst tun

Erkrankte des Morbus Forestier können ihren Organismus stärken und stabilisieren, indem sie selbst auf eine ausreichende Wärmezufuhr des Skelett- und Muskelsystems achten. Zugluft und Kälteeinwirkungen sind zu vermeiden. Wärmende Bäder sowie das Tragen einer angemessenen Kleidung sind hilfreich, um vorhandene Beschwerden zu lindern.

Zudem sollte der Bewegungsapparat trotz aller Widrigkeiten täglich trainiert werden. Spezielle Übungen zur Unterstützung des Körpers können in einer Physiotherapie erlernt und anschließend eigenverantwortlich umgesetzt werden. Zur Verbesserung des Wohlbefindens und zum Abbau vorhandener Beschwerden sind regelmäßige Trainingseinheiten notwendig.

Die Vitalität ist durch einen gesunden Lebenswandel und eine ausgewogene Ernährung zu fördern. Der Konsum von Schadstoffen wie Nikotin oder Alkohol sollte vermieden werden. Da die Diagnose Morbus Forestier eine Langzeittherapie bis zum Lebensende zur Folge hat, ist die mentale Kraft zu stärken. Der Umgang mit der Erkrankung im Alltag gelingt besser, wenn die Psyche stabil und gesund ist. Unterschiedliche Entspannungstechniken helfen beim Abbau vorhandener Stressoren und dem Aufbau des inneren Gleichgewichts.

Darüber hinaus können therapeutische Behandlungen in Anspruch genommen werden, damit die Entwicklungen und der Krankheitsverlauf gut verarbeitet werden. In einem Austausch mit anderen Erkrankten kann in Selbsthilfegruppen oder speziellen Internetforen eine Kommunikation aufgebaut werden. Dadurch werden Hilfestellungen gegeben und individuelle Tipps für den Alltag vermittelt.

Quellen

  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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