Motopädie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Motopädie bezeichnet die Motopädagogik und die Mototherapie, die im Oberbegriff Motopädie zusammengefasst ist. Im Mittelpunkt der Motopädie steht die Bewegung. Eingesetzt wird Motopädie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, um die Entwicklung zu fördern.
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Was ist die Motopädie
Grundsätzlich ist in der Motopädie das Konzept der Psychomotorik verankert. Der Geist (Psycho) und die Bewegung (Motorik) vereinen sich zu einem Ganzen. Die Motopädie ist eine Methode, die auf bewegungspädagogischen und therapeutischen Methoden basiert. Das Ziel der Motopäden ist es, den Körper als eine Einheit zu trainieren, wobei der Zusammenhang mit Bewegung und der Psyche des Menschen bedeutend ist.
Die äußeren Einflüsse der Umwelt spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das motorische Verhalten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen soll durch eine sensomotorische und psychomotorische Förderung verbessert werden. Das heißt, dass die Wechselwirkung zwischen dem menschlichen Körper bei der Bewegung und der menschlichen Psyche aufeinander wirken. Dazu zählen Bewegungsabläufe wie das Sprechen oder das Gehen.
Je nach Persönlichkeit des behandelnden Menschen wird zwischen einer pädagogisch-präventiven oder therapeutisch-rehabilitierenden Methode unterschieden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Das Training des Gleichgewichtsinnes spielt eine wesentliche Rolle. Eine besonders große Bedeutung hat die Psychomotorik bei Therapien mit Kindern. Das pädagogische Konzept kann die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes durch eine Kombination von Bewegung und Spiel fördern. Die Bewegung steht bei der Therapie im Mittelpunkt und soll dem Kind somit das Lernen erleichtern. Gefördert wird nicht nur die allgemeine Entwicklung, sondern auch die soziale Verantwortlichkeit. Bei der Motopädie stehen die Stärken des Patienten im Vordergrund und an diesen Stärken orientieren sich die Therapiemethoden. Bei Kindern, die Auffälligkeiten wie häufiges Stolpern, Orientierungslosigkeit oder Unruhe zeigen, kann Motopädie die richtige Therapieform sein.
Bei Konzentrationsstörungen und Angst vor Körperkontakt und fremden Materialien, kann eine spielerische Form der Motopädie eine deutliche Besserung herbeiführen. Kinder werden durch Experimente an neue Materialien gewöhnt. Wichtig ist, dass sie dabei nicht unter Druck stehen und die Dinge alleine erforschen können. So wird die Angst nach und nach genommen. Bei Kindern, die die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) erhalten haben, oder Kinder, die eine verzögerte, nicht ihrem Alter entsprechende, Entwicklung vorweisen, rät der Arzt zu einer Therapie durch Motopäden. Die Motopädagogik ist die „Erziehung durch Bewegung“ und fördert so das Kind auf individuelle Weise.
Bei der sensorischen Integrationsstörung (SI) ist es dem Kind nicht möglich sinnliche Eindrücke zu verarbeiten. Es kann keine entsprechende Gefühlsreaktion im Gehirn ausgelöst werden. Fallen Symptome, wie zum Beispiel eine verzögerte Sprachentwicklung oder Hyperaktivität auf, so wird auf den individuellen Entwicklungsstand des Kindes eine Therapie entwickelt. Das Kind soll in einer spielerischen Atmosphäre lernen, sich selbst wahrzunehmen und aktiv zu handeln. Nach und nach findet das Kind Vertrauen zu sich selbst und dem eigenen Körper. Die Gefühle werden dementsprechend wahrgenommen. Das Kind entwickelt Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und trainiert die Selbstständigkeit.
Der Kinderarzt erkennt meist bei der Früherkennungsuntersuchung, ob es notwendig ist, das Kind zu therapieren.Aber nicht nur für Kinder ist Motopädie eine geeignete Therapiemethode. Für an Demenz erkrankte Menschen wird durch die Bewegung die Leistungsfähigkeit des Gehirns angeregt. Die Durchblutung wird verbessert und die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn erhöht sich. Durch die Demenz werden die psychischen Funktionen beeinträchtigt und auf längere Zeit leiden das Denkvermögen und die Konzentration darunter.
Die Symptome der Erkrankung breiten sich aus und Orientierungsstörungen und Persönlichkeitsveränderungen treten in einem späteren Stadium der Demenz auf. Durch die eingesetzte Bewegung werden alle Bereiche des geistigen Leistungsvermögens beansprucht. Der therapierte Mensch muss sich konzentrieren und aktiv reagieren und sich bei den Bewegungen richtig koordinieren können. Das Bewegungsangebot für Menschen mit oder ohne Demenz wird unter dem Begriff Motogeragogik zusammengefasst.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Bei der Behandlung soll kein Druck ausgeübt, sondern Freude vermittelt werden. Um genau diese Ziele umsetzten zu können, wird nach der ersten Kennenlernphase von Motopäde und Patient ein individueller Therapieplan erstellt. Generell wird die Therapie als Einzeltherapie in Anspruch genommen. Maximal werden zur selben Zeit bis zu vier Menschen therapiert.
Durchgeführt wird die Therapie von durch staatlich anerkannte Motopädagogen, die nach einem Abschluss der Fachschulausbildung den Beruf ausüben dürfen. Durch die Ausbildung ist das Arbeiten in allen Tätigkeitsbereichen und mit allen Zielgruppen möglich. Die Möglichkeit zu einer Förderung besteht in Einrichtungen von Bewegungskindergärten, in Form einer Frühförderung in einer Kindertagesstätte oder in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. In Senioreneinrichtungen und in ambulanten Diensten zählen die Motopädagogen zu unverzichtbaren Fachkräften. Viele ausgebildete Motopädagogen arbeiten in einer selbstständigen Praxis oder in Kooperation einer medizinischen oder pädagogischen Fachkraft.
Quellen
- Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physiotherapie in der Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2015
- Rost, R.: Sport- und Bewegungstherapie bei Inneren Krankheiten. Deutscher Ärzteverlag, Köln 2005
- Spring, H. et al.: Theorie und Praxis der Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2008