Nahrungsergänzungsmittel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nahrungsergänzungsmittel sind Nährstoffkonzentrate, die in dosierter Form - etwa als Tablette, Kapsel oder Pulver - zusätzlich zur allgemeinen Ernährung eingenommen werden können. Sie dienen dazu, den Stoffwechsel optimal mit Nähr- und Wirkstoffen wie Vitaminen oder Mineral- und Ballaststoffen zu versorgen, dürfen jedoch keinen therapeutischen Nutzen erfüllen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel dienen dazu, den Stoffwechsel optimal mit Nähr- und Wirkstoffen wie Vitaminen oder Mineral- und Ballaststoffen zu versorgen, sie dürfen jedoch keinen therapeutischen Nutzen erfüllen.

Rechtlich sind die Nahrungsergänzungsmittel den Lebensmitteln zugeordnet und fallen damit in Deutschland unter die Regelungen des Lebensmittel- und Futtergesetzbuchs (LFGB); die erlaubten Mineralstoffe und Vitamine sind in der Nahrungsergänzungsmittelverordnung aufgeführt.

Aufgrund ihrer ernährungsphysiologischen Wirkung haben bestimmte Nahrungsergänzungsmittel allerdings auch Eigenschaften von Arzneimitteln. Laut Nahrungsergänzungsmittelverordnung dürfen die Inhaltsstoffe jedoch ausschließlich über lebensmittelspezifische Rohstoffe gemäß LFGB verfügen.

Trotzdem versuchen viele Hersteller, Produkte als Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen, die rechtlich eigentlich Arzneimitteln zugeordnet werden müssen.

Geschichte und Entwicklung

Die Geschichte der Nahrungsergänzungsmittel reicht weit zurück und ist eng mit der Entdeckung von Vitaminen und Mineralstoffen im frühen 20. Jahrhundert verknüpft. Zunächst entstand das Interesse an Nahrungsergänzungsmitteln durch das Bedürfnis, Nährstoffmängel zu beheben, die zu verschiedenen Krankheiten führten.

Die systematische Erforschung und Isolation einzelner Vitamine begann Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Erkenntnis, dass bestimmte Krankheiten wie Skorbut, Rachitis und Beriberi durch Nährstoffmängel verursacht wurden, führte zur Entwicklung der ersten vitaminreichen Ergänzungsmittel. 1912 prägte Casimir Funk den Begriff "Vitamine", als er das Konzept der lebensnotwendigen Amine formulierte.

In den 1930er Jahren begann die kommerzielle Produktion von Vitaminergänzungsmitteln, insbesondere nachdem die chemischen Strukturen von Vitaminen wie C und D aufgeklärt wurden und man sie synthetisch herstellen konnte. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Vitaminergänzungsmittel intensiv genutzt, um die Ernährung von Soldaten und Zivilisten zu verbessern.

Nach dem Krieg und mit dem Aufkommen des Wohlstandes in den 1950er und 1960er Jahren erweiterte sich die Branche der Nahrungsergänzungsmittel schnell. Die Entwicklung ging von einfachen Vitamin- und Mineralstoffpräparaten zu einer breiten Palette von Produkten, einschließlich pflanzlicher Ergänzungsmittel und solcher, die spezielle Nährstoffe wie Aminosäuren und Fettsäuren enthalten.

Heute sind Nahrungsergänzungsmittel ein integraler Bestandteil des Gesundheitsbewusstseins vieler Menschen weltweit. Sie werden verwendet, um die allgemeine Gesundheit zu fördern, das Wohlbefinden zu steigern und als präventive Maßnahme gegen verschiedene Gesundheitsprobleme. Die Branche bleibt jedoch auch wegen potenzieller Überdosierung und fragwürdiger Wirksamkeitsansprüche in der Kritik.

Medizinische & gesundheitliche Anwendung

Die Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln können einen wichtigen Nutzen für den menschlichen Stoffwechsel erfüllen; konkrete Aussagen zur Wirksamkeit sind jedoch kaum zu treffen, da die Substanzen individuell unterschiedlich wirken. Für bestimmte Personengruppen, die einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, können Nahrungsergänzungsmittel sicherlich sinnvoll sein, wenn die allgemeine Ernährung nicht ausreichend Nährstoffe liefert und daher die Energieversorgung unterstützt werden muss.

Eine Unterversorgung mit Nährstoffen und Vitaminen führt zu einer verminderten Aktivität von Hormonen und Enzymen, die Folge sind dann etwa Müdigkeit, Erschöpfung und Energielosigkeit und daraus resultierende Leistungsminderung. Dies trifft vor allem auf Schwangere, Kinder und Jugendliche, Senioren, chronisch Kranke oder Leistungssportler zu. Abhängig von der Lebensphase oder der körperlichen Belastung und des damit zusammenhängenden Energieverbrauchs benötigen sie mehr Vitamine und Nährstoffe; dies kann zum Teil sogar das Doppelte des normalen Bedarfs sein.

Trotz ausgewogener Ernährung kann es in der alltäglichen Praxis oft schwierig sein, diesen erhöhten Bedarf zu decken, so dass in diesem Fall Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll eingesetzt werden können. Bei Senioren kommt hinzu, dass die generelle Nährstoffaufnahme durch den Gebrauch von Medikamenten oftmals eingeschränkt ist und Nahrungsergänzungsmittel daher zusätzlich zur allgemeinen Ernährung eingenommen werden sollten.

Pflanzliche, natürliche & chemische Nahrungsergänzungsmittel

In Nahrungsergänzungsmitteln lassen sich verschiedenste Substanzen finden, die für den Organismus unverzichtbar sind. Neben Vitaminen sind dies etwa Ballaststoffe, Mineralien, Spurenelemente oder auch Fett- und Aminosäuren.

In der Regel sind sie in konzentrierter Form als Tablette oder Kapsel, manchmal auch als Pulver einzunehmen. In diesen werden entweder einzelne Wirkstoffe als Monopräparat, oftmals aber auch verschiedene in einem Kombinationspräparat angeboten, so dass eine kombinierte Einnahme ohne eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte möglich ist.

Da sie den Lebensmitteln zugeordnet werden, sind sie frei im Handel erhältlich, müssen dabei aber mit einer Angabe über die empfohlene tägliche Verzehrmenge versehen sein. Für die Entfaltung der Wirkung sind Nahrungsergänzungsmittel meist über einen längeren Zeitraum einzunehmen; bei einer konstanten Unterversorgung mit Nährstoffen sollten sie dauerhaft eingenommen werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sind jedoch auch Risiken und Nebenwirkungen zu bedenken. Wenn eine ausgewogene Ernährung den Bedarf an Nähstoffen bereits abdeckt, führt eine zusätzliche Einnahme von ergänzenden Mitteln zu einer Überdosierung, die nachteilige Wirkungen für die Gesundheit haben kann.

Eine Überschreitung der empfohlenen Höchstmenge an bestimmten Wirkstoffen führt etwa zu Nierensteinen und Blutdruckabfall (Calcium), Herzschlagverlangsamung und Einschränkung der Nierenfunktion (Magnesium), Knochenentkalkung (Vitamin D). Die Gefahr bei einer Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln ist somit nicht zu unterschätzen, daher sollten sie nicht unbedacht eingenommen werden.

Alternativen

Nahrungsergänzungsmittel sind dafür gedacht, die tägliche Ernährung zu ergänzen und bestimmte Nährstoffe in konzentrierter Form zu liefern. Doch es gibt alternative Methoden und Therapien, die ähnliche gesundheitliche Vorteile bieten können, ohne auf diese Ergänzungen angewiesen zu sein.

1. Ausgewogene Ernährung: Die einfachste und oft effektivste Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln ist eine gut ausbalancierte Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, mageren Proteinen und gesunden Fetten ist. Diese natürliche Nahrungszufuhr bietet nicht nur die erforderlichen Vitamine und Mineralien, sondern auch eine Vielzahl anderer gesundheitsfördernder Substanzen wie Ballaststoffe und Phytochemikalien, die in Ergänzungsmitteln nicht zu finden sind.

2. Angereicherte Lebensmittel: Viele Grundnahrungsmittel werden mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Beispiele hierfür sind Vitamin-D-angereicherte Milch, mit B-Vitaminen angereichertes Brot oder mit Omega-3-Fettsäuren angereicherte Eier. Diese können eine gute Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln darstellen, insbesondere für Menschen, die spezifische Ernährungsbedürfnisse haben oder in Regionen mit begrenztem Zugang zu frischen Lebensmitteln leben.

3. Funktionelle Lebensmittel: Manche Lebensmittel und Getränke werden speziell dafür entwickelt, gesundheitliche Vorteile zu bieten, die über die einfache Ernährung hinausgehen. Beispiele sind probiotischer Joghurt, der die Darmgesundheit unterstützen kann, oder grüner Tee, der aufgrund seiner Antioxidantien als gesundheitsfördernd gilt. Diese funktionellen Lebensmittel bieten eine Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln, insbesondere für diejenigen, die ihre Ernährung auf natürliche Weise optimieren möchten.

4. Kräutertherapien und traditionelle Medizin: In vielen Kulturen werden spezifische Kräuter und traditionelle Medizinpraktiken genutzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Solche Praktiken können eine alternative oder ergänzende Rolle zu Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen, wobei sie oft auf einer ganzheitlichen Behandlung basieren.

Jede dieser Alternativen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und kann je nach individuellen Gesundheitsbedürfnissen und Lebensumständen passender sein. Es ist jedoch wichtig, jede Änderung der Ernährungs- oder Gesundheitsstrategie mit einem qualifizierten Gesundheitsdienstleister zu besprechen, um sicherzustellen, dass die gewählte Methode sicher und effektiv ist.

Forschung & Zukunft

Die Forschung zu Nahrungsergänzungsmitteln entwickelt sich stetig weiter, wobei Wissenschaftler daran arbeiten, ihre Wirksamkeit, Sicherheit und Personalisierung zu verbessern. Aktuelle Trends in dieser Forschung umfassen:

1. Personalisierte Nahrungsergänzungsmittel: Einer der führenden Trends ist die Personalisierung von Nahrungsergänzungsmitteln basierend auf individuellen Gesundheitsbedürfnissen, genetischen Profilen und Lebensstilen. Die Idee ist, dass maßgeschneiderte Ergänzungen effektiver bei der Unterstützung der Gesundheit und Vorbeugung von Krankheiten sein können. Unternehmen nutzen zunehmend DNA-Tests, um personalisierte Supplementpläne zu erstellen.

2. Verbesserung der Bioverfügbarkeit: Forscher arbeiten daran, die Formulierung von Nahrungsergänzungsmitteln zu optimieren, um die Aufnahme und Nutzung der Nährstoffe im Körper zu verbessern. Neue Technologien, wie Nanotechnologie und Mikroverkapselung, werden eingesetzt, um die Löslichkeit zu erhöhen und die Freisetzung von Nährstoffen zu steuern.

3. Natürliche und pflanzliche Ergänzungsmittel: Es gibt ein wachsendes Interesse an natürlichen und pflanzlichen Inhaltsstoffen. Forscher untersuchen intensiv die gesundheitlichen Vorteile von traditionell verwendeten Kräutern und Pflanzenextrakten, um ihre potenzielle Rolle bei der Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen zu verstehen.

4. Synergistische Kombinationen: Die Kombination verschiedener Nährstoffe und Pflanzenstoffe in synergistischen Formulierungen kann ihre gesundheitlichen Vorteile verstärken. Forscher sind bestrebt, solche Kombinationen zu identifizieren, die synergistisch wirken, um die Gesundheit optimal zu fördern.

5. Transparenz und Sicherheit: Angesichts der Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Qualität von Nahrungsergänzungsmitteln setzen sich Forschung und Industrie für strengere Regulierungen und Transparenz ein. Dies umfasst die Überprüfung der Quellen der Inhaltsstoffe, die Herstellungspraktiken und die genaue Kennzeichnung der Produkte.

Diese Trends zeigen, dass die Nahrungsergänzungsmittelindustrie zunehmend darauf abzielt, wissenschaftlich fundierte Produkte zu entwickeln, die sicher, effektiv und auf die individuellen Gesundheitsbedürfnisse der Menschen zugeschnitten sind.

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