Nierenstau in der Schwangerschaft

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kann der Urin nicht mehr von der Niere in die Blase fließen, staut sich dieser in den Nieren. In weiterer Folge schwellen die Nieren an. Der Mediziner spricht von einem Nierenstau beziehungsweise der Hydroneophrose. Ein Nierenstau in der Schwangerschaft kann mitunter gefährliche Folgen für das ungeborene Kind haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Nierenstau?

Klagt die Schwangere über sehr starke Flankenschmerzen oder auch Bauchschmerzen beziehungsweise treten Fieber, Übelkeit und Erbrechen auf oder ist auch Blut im Urin vorhanden, sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden.
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Klagt die Schwangere unter sehr starken Unterleibsschmerzen, die vor allem auf der rechten Seite lokalisiert wurden, handelt es sich oftmals um einen sogenannten Nierenstau. Im Rahmen der Schwangerschaft kann immer wieder ein leichter Harnstau auftreten, der sich vor allen in den Harnwegen sowie Nieren niederschlägt. Jener ist im Regelfall unbedenklich.

Jedoch erhöht sich dadurch die Gefahr einer Harnwegsinfektion. Wird der Harnabfluss zur Gänze gehemmt, kommt es zu einem nicht ungefährlichen Nierenstau. Einem Nierenstau in der Schwangerschaft ist eine ernstzunehmende Angelegenheit.

Die Symptome sind unterschiedlich. So klagen Schwangere mitunter nur über ein leichtes Ziehen, wobei auch starke Schmerzen, Übelkeit, Fieber oder Erbrechen möglich sind. Selbst das Wasserlassen kann unter Umständen starke Schmerzen verursachen.

Ursachen für einen Nierenstau in der Schwangerschaft

Die Ursachen sind vielfältig. Auf Grund der Tatsache, dass sich der weibliche Organismus stark verändert, ist auch das Harnsystem von der Schwangerschaft betroffen. Die Wassermenge im Körper steigt um 40 Prozent. Aus diesem Grund haben die Nieren, die als klassische Filterstation agieren, deutlich mehr Arbeit.

Die Körperflüssigkeit wird im Bereich des äußeren Nierengewebes (der Nierenrinde) gefiltert und in weiterer Folge - durch ein sogenanntes Sammelrohr - in die Niere transportiert. Im Nierenkelch wird der Urin weiter an das Nierenbecken gegeben; von dort wird der ableitende Harn zur Harnblase transferiert. Danach wird der Harn in Urin umgewandelt und gelangt - aus der Blase über die Harnröhre - aus dem Körper der Frau.

Da die deutlich erhöhte Flüssigkeitsmenge aber bewältigt werden kann, müssen sich - schon ab der 10. Schwangerschaftswoche - die Nierenkelche, die Nierenbecken und auch die ableitenden Harnwege dehnen. Des Weiteren wird die Peristaltik der Harnwege deutlich träger, sodass die Muskelbewegung zum Harnabtransport „eingeschränkt“ wird beziehungsweise „erschlafft“.

All jene Faktoren sorgen im Zusammenspiel für einen deutlich langsameren Harn. Bereits dieser Aspekt wird als „leichter Nierenstau“ beschrieben. 90 Prozent aller Schwangeren sind davon betroffen. Jedoch handelt es sich bei dieser Art um eine unbedenkliche Form, die zudem auch frei von Beschwerden ist.

Handelt es sich bereits um eine fortgeschrittene Schwangerschaft, benötigt das heranwachsende Kind mehr Platz, sodass auch die Gebärmutter wächst. Die Harnleiter werden in weiterer Folge stark abgedrückt. Je stärker der Harnabfluss dadurch gehemmt oder beeinträchtigt wird, desto stärker fällt auch der Nierenstau aus. Drei Prozent aller Schwangeren sind von dieser Form des Nierenstaus betroffen.

Zu beachten ist, dass beide Nieren betroffen sein können. Statistisch gesehen verursacht jedoch nur die rechte Niere häufiger Beschwerde. Dies deshalb, da die linke Niere beziehungsweise der linke Harnweg vom Darm geschützt wird und die Gebärmutter vorwiegend auf die rechte Seite drückt.

Fließt in weiterer Folge der Urin nur langsam ab, verringert sich auch die sogenannte Spülwirkung, welche einen reinigenden Aspekt aufweist. Auf Grund der verringerten Spülwirkung, werden Infektionen in der Harnröhre begünstigt. Hinzu kommt, dass auch die sogenannten glomerulären Filtrationsraten deutlich erhöht sind, sodass deutlich mehr Glukose (Blutzucker) an den Urin abgegeben wird. Ein weiterer Grund, warum Infektionen - Glukose ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien - möglich sind.

Wichtig ist, dass die Harnwegsinfekte behandelt werden. Mitunter können unbehandelte Infektionen direkt in die Nieren aufsteigen und in weiterer Folge eine chronische Nierenbeckenentzündung hervorrufen. Mitunter sind Bakterien im Urin auch dahingehend verantwortlich, dass eine Präeklampsie ausgelöst werden kann.

Auch ein geringes Geburtsgewicht des Kindes oder eine vorzeitige Entbindung können ausgelöst werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass schon beim kleinsten Verdacht einer Harnwegsinfektion, die Schwangere einen Arzt aufsucht. Andere Ursachen sind mitunter Harnblasensteine, Nierensteine oder auch Gebärmutterhalskrebs, Dickdarmkrebs, Blasenkrebs oder Harnwegskrebs.

Ab wann ist ein Arztbesuch fällig?

Klagt die Schwangere über sehr starke Flankenschmerzen oder auch Bauchschmerzen beziehungsweise treten Fieber, Übelkeit und Erbrechen auf oder ist auch Blut im Urin vorhanden, sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden. All jene Symptome schließen auf einen Nierenstau.

Besteht auch nur der Verdacht, sollte - um sicher zu sein - ebenfalls ein Arzt kontaktiert werden, der die Schwangere dahingehend untersucht, ob ein Nierenstau vorliegt oder mitunter eine andere Erkrankung für die Beschwerden verantwortlich ist.

Hat die Schwangere das Gefühl, eine nie zur Gänze geleerte Blase zu haben, kann bereits das erste Anzeichen eines Nierenstaus gegeben sein. Mitunter kann auch ein geringer Druck beim Wasserlassen oder nur wenig Urin, aber auch häufig nächtlicher Harndrang, auf einen Nierenstau hinweisen.


Vorbeugung von Nierenstau in der Schwangerschaft

Schwangere sollten sich jedoch nicht ständig Sorgen machen, demnächst einen Nierenstau zu erleiden; auch dann nicht, wenn vielleicht erste Anzeichen (nächtlicher Harndrang, das Gefühl der nie ganz entleerten Blase) aufgetaucht sind.

Da sich schwangere Frauen immer wieder in Kontrolluntersuchungen beim Arzt begeben und jener darauf achtet, dass alles im Normalbereich ist, kann man davon ausgehen, dass etwaige Frühanzeichen sofort behandelt werden und es nicht zu einem akuten oder einer starken Form des Nierenstaus kommen kann. In vielen Fällen bemerken schwangere Frauen auch nicht, einen leichten Nierenstau zu haben.

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