Nierenstau
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Nierenstau ist eine Erkrankung, bei der der Abfluss des Urins aus der Niere teilweise oder vollständig blockiert ist. Dadurch staut sich der Urin in der Niere und den Harnwegen, was zu einer Schwellung der Niere führt. Dies kann die Nierenfunktion beeinträchtigen und Schmerzen verursachen. Nierenstau kann ein- oder beidseitig auftreten und benötigt je nach Schweregrad eine medizinische Behandlung. Zu unterscheiden ist ein Nierenstau von einer Hydronephrose.
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Was ist ein Nierenstau?
Bei einem Nierenstau handelt es sich um keine eigenständige Krankheit. Nierenstau ist vielmehr ein Symptom mit verschiedenen Ursachen. Wenn der Harn nicht mehr richtig zur Blase abfließen kann, staut er sich hoch bis zu den Nieren.
Fieberschübe, Rücken- und Flankenschmerzen, Müdigkeit und wiederkehrende Infektionen der Harnwege sind die Alarmzeichen. In der Folge vergrößert sich die Niere. Manchmal sind auch kleine Schwellungen im Ultraschall erkennbar. Die Ausscheidung des Urins verringert sich auffällig.
Nicht selten sinkt die tägliche Menge auf unter 500 Milliliter. Ein Nierenstau wird unterteilt in Blutstauungsniere und in Harnstauungsniere. Für beide Arten des Nierenstaus existieren unterschiedliche Ursachen.
Ursachen
In der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind auf eine oder beide Nieren drücken und einen Nierenstau auslösen. Sind die ableitenden Harnwege bereits von Geburt an fehlgebildet, kommt es beim Säugling zu einer verspäteten Entwicklung. Häufig gesellen sich Erbrechen und Durchfall hinzu. Diese Symptome führt dazu, dass die Fehlbildung leider erst spät erkannt wird.
Manchmal hat sich dann bereits ein Nierenstau entwickelt. Die Ursachen für eine Blutstauungsniere sind eine Nierenvenenthrombose oder eine Herzschwäche. Oftmals sind weitere Organe geschädigt. Für den Patienten besteht Lebensgefahr.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das tückische an einem Nierenstau ist, dass dieser über einen langen Zeitraum keine eindeutigen Symptome verursacht. Treten Anzeichen auf, die auf einen Nierenstau hinweisen können, ist dieser oft schon weit fortgeschritten. Die Funktion der Niere kann dann schon eingeschränkt sein. Bei Beschwerden, die durch einen Nierenstau verursacht sein können, ist deswegen der zeitnahe Gang zu einem Facharzt angeraten, um Schäden der empfindlichen Niere zu vermeiden.
Staut sich der Urin ist der Niere, kann sich dies durch eine geringere Produktion Urin als gewöhnlich bemerkbar machen. Zudem können dumpfe Schmerzen im Bereich der Niere auftreten, die auch gelegentlich in den Rücken ziehen. Rückenschmerzen unklarer Genese, die über einen längeren Zeitraum grob im Bereich der Nierenlager anhalten, sollten immer als Hinweis auf eine Funktionsstörung der Niere hin untersucht werden.
Zu einem schweren Harnstau kann es kommen, wenn beispielsweise ein Stein sich im Harnleiter verklemmt. In diesem Fall kann es zu einem kompletten Verschluss des Harnleiters kommen, es fließt dann gar kein Urin mehr ab. Zudem treten dann gehäuft kolikartige Schmerzen auf. Diese werden meist als sehr schmerzintensiv erlebt und bedürfen einer sofortigen medizinischen Abklärung.
Diagnose & Verlauf
Fallen unklare Rücken- und Flankenschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit und Infektionen der Harnwege zusammen, sollte unbedingt ein (Not-) Arzt aufgesucht werden.
Eine frühe Diagnose ist sehr wichtig. Hat der Nierenstau erst einmal das Gewebe geschädigt, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Ein Ultraschall kann einen Nierenstau zweifelsfrei nachweisen. Außerdem werden neben der Abfrage der Symptome die Werte vom Blut und Urin kontrolliert. Auch eine Biopsie kann zum Einsatz kommen. Bleibt ein Nierenstau unbehandelt, können die nicht ausgeschiedenen Harnstoffe den Körper schädigen.
Wenn dann noch Bakterien in den gestauten Urin gelangen, kann dies zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung führen. Liegen keine angeborenen Fehlbildungen vor und wird ein Nierenstau rechtzeitig behandelt, kann er jedoch folgenlos ausheilen.
Komplikationen
Auch Fieber tritt bei einem Nierenstau nicht selten auf und wird von einem allgemeinen Krankheitsgefühl und einer Abgeschlagenheit des Patienten begleitet. Die Betroffenen leiden an starken Schmerzen in den Flanken und im Rücken. Weiterhin kann es aufgrund des Nierenstaus zu einer Entzündung der Harnwege kommen. Sollte auch diese nicht behandelt werden, so kommt es in der Regel zu einer Blutvergiftung und im weiteren Verlauf zum Tode des Betroffenen.
Allgemein kann ein Nierenstau relativ gut mit Hilfe eines operativen Eingriffes behandelt werden. Dabei treten keine Komplikationen auf. Nach der Behandlung ist der Betroffene auch auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen. In schwerwiegenden Fällen muss die betroffene Niere allerdings vollständig entfernt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Verdacht auf einen Nierenstau sollte der Hausarzt oder ein Nephrologe aufgesucht werden. Wenn typische Symptome wie Rückenschmerzen im Bereich der Nieren sowie Fieberschübe und wiederholte Harnwegsinfektionen auftreten, deutet dies auf eine Erkrankung der Nieren hin, die zu behandeln ist. Das deutlichste Warnzeichen ist ein Rückgang der Urinausscheidung.
Spätestens, wenn Magen-Darm-Beschwerden oder sogar Herz-Rhythmus-Störungen hinzukommen, muss mit den Beschwerden ein Arzt konsultiert werden. Besonders gefährdet sind Menschen, die an Nierensteinen, Tumoren oder einem Megaureter (Fehlbildung des Harnleiters) leiden. Auch schwangere Frauen sowie Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen gehören zu den Risikogruppen und sprechen am besten sofort mit einem Allgemeinarzt, wenn die beschrieben Krankheitszeichen auftreten.
Kinder sollten beim Verdacht auf einen Nierenstau zum Kinderarzt gebracht werden. Weitere Anlaufstellen sind der Hausarzt und Gynäkologe bzw. Urologe sowie der Nephrologe und weitere Internisten. Bei fortgeschrittenen Beschwerden muss der Erkrankte stationär behandelt werden. Da eine operative Öffnung des verengten Harnleiters mit Komplikationen einhergehen kann, ist in den Tagen und Wochen nach dem Eingriff eine engmaschige ärztliche Kontrolle notwendig.
Behandlung & Therapie
Hat der Arzt einen Nierenstau diagnostiziert, richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Ursache. Sind Fehlbildungen schuld am Nierenstau, kommt der Patient an einer Operation kaum vorbei. Häufig werden Mittel zur Krampflösung gegeben, um die angespannte Körperhaltung zu beruhigen.
Tritt in einer Schwangerschaft ein Nierenstau auf, genügt bereits das Liegen und Schlafen auf der gesunden Seite. Ausreichendes Trinken ist bei einem Nierenstau sehr wichtig. Manchmal kommt die Gabe eines Antibiotikums hinzu, falls die Gefahr einer Infektion durch Bakterien besteht. In der Regel ist der Nierenstau mit dem Ende der Schwangerschaft auch vorbei.
Sind die Beeinträchtigungen durch den Nierenstau jedoch zu stark, wird eine Harnschiene gelegt. Hierbei wird der Urin für eine bestimmte Zeit über einen Katheder nach außen geleitet. Falls eine Harnvergiftung droht, muss die betroffene Niere entfernt werden.
Geschieht dies nicht, droht Lebensgefahr. Gelingt der verbleibenden Niere die Arbeit nicht mehr allein, kann nur ein Transplantat oder die Dialyse das Leben verlängern.
Aussicht & Prognose
Da es sich bei einem Nierenstau um keine eigenständige Erkrankung handelt, kann an dieser Stelle keine Prognosestellung erfolgen. Es ist eine individuelle Betrachtung der Situation notwendig, um den weiteren Krankheitsverlauf und die Folgen eines Nierenstaus zu bewerten. Darüber hinaus treten bei den meisten Betroffenen erst in einem fortgeschrittenen Stadium wahrnehmbare Beschwerden und Unregelmäßigkeiten auf. Dadurch ist die Funktionstätigkeit der Niere häufig eingeschränkt und es kann zu irreparablen Schäden gekommen sein.
Je eher der Betroffene bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen die Zusammenarbeit mit einem Arzt sucht und eine Diagnosestellung stattfinden kann, desto besser gestaltet sich der weitere Krankheitsverlauf. Wurde der Nierenstau durch eine Einnahme einer ungünstigen Körperhaltung oder eine Virusinfektion mit Fieber ausgelöst, ist meist eine schnelle Genesung möglich. Die eingeleiteten Therapie löst in diesen Fällen binnen weniger Wochen eine Heilung aus. Bei schwangeren Frauen kann der Nachwuchs auf die inneren Organe drücken und dadurch zu Beschwerden führen. Mit der Geburt des Kindes ist daher eine Spontanheilung denkbar.
Hat der Nierenstau Organschäden zur Folge, kann eine Langzeittherapie notwendig werden. Neben einer dauerhaften medikamentösen Behandlung sind eine Dialyse oder die Notwendigkeit eines Spenderorgans mögliche Behandlungsstrategien. In schweren Fällen droht andernfalls ein lebensgefährlicher Zustand und damit kann es zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommen.
Vorbeugung
Nierenstau kann man nicht immer vorbeugen. Gerade werdende Mütter sind durch das wachsende Baby gefährdet, einen Nierenstau zu erleiden. Dennoch ist es sinnvoll, viel zu trinken.
Forscher gehen davon aus, dass ein Zuviel an Oxalsäure die Bildung von Nierensteinen begünstigt. Aus diesem Grunde sollten Spinat, Rhabarber und Mangold nur in Maßen gegessen werden. Auch ein Bewegungsmangel kann ursächlich sein. Häufige Erkrankungen der Harnwege sollten von einem Arzt untersucht werden.
Da rund fünf Prozent der Menschen über Nierensteine verfügen, ist es wichtig, bei oben genannten Symptomen schnell zu handeln, um einen Nierenstau rechtzeitig zu entdecken.
Das können Sie selbst tun
Bei einem Nierenstau ist viel Bewegung sehr förderlich. Tägliche Aktivitäten wie Laufen, Seilspringen oder Schwimmen regen die Nierentätigkeit an und können zu einer Linderung der Beschwerden beitragen. Gleichzeitig sind jedoch körperliche Überanstrengungen sowie Zustände der Überlastung zu vermeiden.
Die gewohnte Flüssigkeitszufuhr sollte erhöht werden. Im Normalfall wird der Konsum von zwei Liter pro Tag empfohlen. Natürliche Säfte oder kohlensäurefreies Mineralwasser können getrunken werden. Heilend und wohltuend sind ebenfalls Kamille- sowie Nieren- und Blasentees. Beim Wasserlassen ist darauf zu achten, dass die Blase vollständig geleert wird, damit sich kein Rückstau bildet. Zur Kontrolle kann der Urin aufgefangen werden, damit der Abgang von Fremdkörpern wahrgenommen wird und beim nächsten Arztbesuch zur Analysezwecken mitgenommen werden kann. Kommt es zu einem Abtransport von steinartigen Gebilden, ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt erforderlich, damit der Behandlungsplan angepasst und optimiert werden kann.
Zur Vermeidung einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes sollte auf den Konsum von Schadstoffen wie Alkohol und Nikotin verzichtet werden. Für die mentale Stabilisierung und zum Abbau von Stress können Entspannungstechniken angewandt werden. Als besonders angenehm haben Patienten Yoga, autogenes Training oder Meditationen empfohlen. Ein geregelter Tagesablauf und eine Konfliktvermeidung fördern zusätzliche die Psyche und steigern das allgemeine Wohlbefinden des Betroffenen.
Video: Nierenstau
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004