Ohrläppchen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Komplexität des menschlichen Körpers ist faszinierend und einzigartig. Selbst die kleinsten Teile haben ihre Bedeutung und Berechtigung. Folgend wird das Ohrläppchen bezüglich des Aufbaus, der Funktion und möglicher Probleme genauer beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Ohrläppchen?

Zum aktuellen Zeitpunkt sind sich die Wissenschaftler nicht einig darüber, ob das Ohrläppchen eine eigene Funktion am Ohr übernimmt. Das Ohr gehört auch heute noch zu den am wenigsten erforschten Teilen des Körpers.
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Das menschliche Ohr besteht aus Innenohr, Mittelohr und Außenohr. Zum Innenohr gehört die Schnecke, das eigentliche Hörorgan, die drei Bogengänge und das Gleichgewichtsorgan.

Das Mittelohr besteht aus dem Trommelfell, den drei Gehörknöchelchen Hammer, Steigbügel und Amboss und der eustachischen Höhle. Das Außenohr ist aufgebaut aus der Ohrmuschel, dem Gehörgang und dem Ohrläppchen. Das Wort "Ohrläppchen" leitet sich vom lateinischen Wort "lobulus auriculae" ab.

Es hängt an der Ohrmuschel an, kann aber in besonderen Fällen auch ganz fehlen oder angewachsen sein. Dies ist abhängig von der dominanten oder rezessiven Vererbung. Freie Ohrläppchen werden dominant vererbt, angewachsene rezessiv. Die Hautlappen sind ähnlich der menschlichen Fingerabdrücke in ihrer Ausprägung äußerst individuell ausgeprägt.

Anatomie & Aufbau

Das Ohrläppchen ist im Gegensatz zum Rest des Ohres, das weitgehend aus Knorpel besteht, kein Knorpel. Es ist aus Haut, viel Fett und Bindegewebe. Im Ohrläppchen befindet sich ein feines Netz aus Kapillaren.

Kapillaren sind feinste, kleine Gefäße. Dadurch ist das Ohrläppchen im Vergleich zum Rest des Ohres äußerst stark durchblutet. Eine weitere Besonderheit ist die geringe Schmerzempfindlichkeit des Ohrläppchens. Diese beiden Eigenschaften führen dazu, dass Ärzte bei der Abnahme von Blutstropfen gerne und häufiger auf das Ohrläppchen und weniger auf die schmerzempfindlichere Fingerkuppe zurückgreifen. So wird mit Hilfe des Kapillarblutes am Ohrläppchen oftmals der für Sportler wichtige Laktatwert oder auch der Blutzuckerwert bestimmt.

Die Mediziner unterscheiden in unterschiedliche Typen von Ohrläppchen. So bezeichnet die Ohrläppchenhypoplasie kleine, angewachsene Ohrläppchen und Ohrläppchenhyperplasie sind zur große Hautläppchen. Außerdem kann es sein, dass ein Baby mit Ohrläppchendeformitäten geboren wird. Alle drei Varianten können, müssen aber nicht operativ verändert werden.

Funktion & Aufgaben

Zum aktuellen Zeitpunkt sind sich die Wissenschaftler nicht einig darüber, ob das Ohrläppchen eine eigene Funktion am Ohr übernimmt. Das Ohr gehört auch heute noch zu den am wenigsten erforschten Teilen des Körpers. Aus diesem Grund sind die Forscher geteilter Meinung, ob der Hautlappen am Außenohr wirklich die Funktion eines Resonanzkörpers übernimmt. Aus physikalischer Sicht gesehen, bringt er nicht die Eigenschaften mit, die ein solcher Körper haben sollte. Weiterhin ist bisher nicht bewiesen, dass Menschen ohne Ohrläppchen schlechter hören als welche mit.

Im Gegensatz dazu gilt es als Tatsache, dass das Ohrläppchen bei vielen Menschen eine erogene Zone ist. Damit hängen auch die in der westlichen Welt und weiteren Kulturen bekannte Arten des Ohrschmucks zusammen - egal ob Ohrlöcher, Piercings oder ausgefallenere Varianten. Fakt ist, dass das Ohrläppchen gerne als Schmuckträger für Ohrringe und Ohrstecker genutzt wird.

In der Alternativmedizin gelten die Ohrläppchen als Reflexzonen. Sie können sowohl massiert als auch akupunktiert werden. Der "Lobulus auriculae" gilt als Punkt, der für den Kopfe steht. Wird dieser massiert, kann sich ein Mensch entspannen, er wird konzentrierter, wacher und nach Ansicht der Naturheilkunde können anschließend die Energien im Körper wieder fließen. Viele Menschen massieren sich in Stresssituationen oder wenn sie unter Anspannung stehen, unbewusst die Ohrläppchen.


Krankheiten & Beschwerden

Wie bei vielen Teilen des Körpers kann auch der Hautlappen am Außenohr Probleme und Schmerzen bereiten. Hierbei gilt es verschiedene Bereiche zu unterscheiden: Schmerzen, die aufgrund von Ohrlöchern oder Piercings entstehen und solche, die eine genetische Ursache haben.

Häufige Ursache für Schmerzen am weichen Lappen des Ohrs sind verschmutze Ohrstecker und Piercings. Durch mangelnde Hygiene kommt es zu Entzündungen. Hier sollte der Schmuck unverzüglich entnommen und gründlich gereinigt werden. Die entzündete Stelle kann mit einer entzündungshemmenden Salbe eingerieben werden. Es kann auch sein, dass eine grundsätzliche Allergie gegen Nickel, aus denen Ohrstecker häufig gefertigt werden, besteht. Hierbei ist es am Besten, auf nickelfreie Stecker umzusteigen um Entzündungen und Reizungen zu vermeiden.

Einen genetischen Grund für Probleme am Ohrläppchen haben die so genannten Atherome. Dies sind gutartige Weichteiltumore, die sich unter der Haut bilden können. Sie werden umgangssprachlich auch als "Grützbeutel" bezeichnet. Sie entstehen aus abgestorbenen Hautzellen, die in der Umgebung einer Talgdrüse bleiben und sich dort langsam zu einer Art Sack entwickeln.

Sie verkapseln in sich totes Gewebe. Sollte sich eine solche Zyste bilden, darf sie nicht ausgedrückt oder geöffnet werden. Dies führt zu schwerwiegenden Entzündungen. Es sollte ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden, der das Atherom vollständig chirurgisch entfernen kann. Nur durch die sauberer Entfernung kann eine Neubildung verhindert werden.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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