Ovarialfollikel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Ovarialfollikel bezeichnet die Gynäkologie eine Einheit aus weiblichen Eizellen, epithalen Granulosazellen und den beiden umliegenden Bindegewebssäumen Theca interna und Theca externa, die im fortgeschrittenen Stadium der Follikelreifung an der ovarialen Rinde lokalisiert sind.

Das Ovarialfollikel und insbesondere seine anatomischen Hilfszellen übernehmen selbst wichtige Aufgaben in der Follikelreifung und der Sexualität, sind zugleich aber auch Prozessen der Reifung unterworfen, die unter hormoneller Steuerung im späten Stadium den Eisprung auslösen und die Eizelle in Form des Ovarialfollikels in den Eileitertrichter spülen. Eine der wichtigsten Beschwerden in Zusammenhang mit dem Ovarialfollikel sind gutartige Follikelzysten, die sich in jeden Stadium der Follikelreifung bilden können und den Follikel auf eine Follikelgröße von mehr als vier Zentimetern heranwachsen lassen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Ovarialfollikel?

Ovarialfollikel bestehen aus der Eizelle, sogenannten Granulosazellen oder auch Follikelepithelzellen sowie den beiden Bindegewebsschichten Theca interna und Theca externa.
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Die Eizelle bildet im Eierstock des weiblichen Körpers während der Follikelreifung eine Einheit mit Hilfszellen, also den umliegenden Follikelepithelzellen, und den beiden umgebenden Bindegewebsschichten. Diese Einheit kennt der Mediziner unter dem Namen Overialfollikel, das manchmal auch als Eibläschen bezeichnet wird.

Die Follikel machen unter hormoneller Steuerung einen Reifungsprozess durch, während dem sich die beiden Bindegewebsschichten und die Hilfszellen des Ovarialfollikels erst ausbilden. Die so entstehenden Ovarialfollikel lösen nach der vollständigen Ausreifung die Ovulation aus. Alle Follikelstadien des Eierstocks sind so anatomisch-funktionale Strukturen, die insbesondere östrogenproduzierende Zellen enthalten. Erst diese Zellen ermöglichen wiederum die Reifung und Entwicklung der Eizellen.

Anatomie & Aufbau

Ovarialfollikel bestehen aus der Eizelle, sogenannten Granulosazellen oder auch Follikelepithelzellen sowie den beiden Bindegewebsschichten Theca interna und Theca externa. Die Granulosazellen liegen in der mehrschichten Körnerschicht der Ovarialfollikel und entwickeln sich im Laufe der Follikelreifung aus Epithelzellen des ersten Reifestadiums, des sogenannten Primärfollikels.

Die Theca interna ist dagegen ein differenzierter Saum aus Bindegewebe, der an der ovariellen Rinde liegt, wo er die innere Zellschicht des Ovarialfollikels bildet. Diese Bindegewebsschicht entwickelt sich während der Reifung des Primärfollikels zum Sekundärfollikel. Auch die Theca externa ist ein differenzierter Saum aus Bindegewebe, der sich während der fortschreitenden Reifung des Follikels entwickelt und schließlich an der ovariellen Rinde des Ovarialfollikels liegt.

Funktion & Aufgaben

Die Ovarialfollikel sind einem Reifungsprozess unterworfen und lösen selbst Reifungsprozesse aus. Schon vor der Geburt ist die Frau mit der Anlage für Primordialfollikel ausgestattet, die neben der Eizelle ein einschichtiges Follikelepithel umfassen. Diese Primordialfollikel nahmen später kontinuierlich an Größe zu und entwickeln sich im Zuge dieses Wachstums zu Primärfollikeln. Die Primärfollikel entstehen so sozusagen im ersten Reifestadium des Follikels und sind mit einschichtig prismatischen Follikelepitheln ausgestattet.

Aus diesen Primärfollikeln entwickeln sich im Folgestadium schließlich Sekundärfollikel. In den Sekundärfollikeln hüllt sich die Eizelle in Glykoproteine. Das Follikelepithel entwickelt sich dabei zu mehreren Schichten und richtet sich in Strahlenform aus. Die darauf folgende Stufe der Follikelreifung ist die des Tertiärfollikels. Bei dieser Stufe tritt eine Follikelhöhle auf, in der sich Liquor folliculare sammelt. Diese Flüssigkeit wird während der Reifung von den Granulosazellen des Ovarialfollikels produziert, die sich während der bisherigen Reifung aus den Epithelzellen des Primärfollikels entwickelt haben. Sobald die Eizelle in einen Zellhaufen, also in den sogenannten Eihügel und damit eine Andockstelle übergetreten ist, entwickelt sich das Bindegewebe um die Zelle herum zu den beiden Gewebsschichten Theca interna und Theca externa. Das Follikel nimmt unterdes weiter an Größe zu und wird zum sogenannten Graafschen Follikel, das bereits sprungreif ist.

Diese Wachstumsprozesse werden durch das Hormon FSH gesteuert, das follikelstimulierend wirkt und der Hypophyse entstammt. Sobald das Hormon FSH und das luteinisierende Hormon LH in einer spezifischen Konzentration vorliegen, kommt es zum Eisprung. Unter Mitwirkung von kontraktilen Zellen der Theca externa spült es die Eizelle daraufhin in den Eileitertrichter. Ein Großteil der Granulosazellen legt sich dabei in einer schützenden Schicht um die Eizelle. Die gefäß- und zellreiche Bindegewebsschicht der Theca interna produziert während dessen Androgene.

Diese Androgene erreichen durch Diffusionsprozesse die hilfszellhaltige Schicht der Ovarialfollikel und werden dort in Aromatisierungsprozessen zu Östrogenen umgewandelt. Nach jeder Ovulation bildet ein zurückgelassener Teil von Granulosazellen aus eingelagerten Lipiden den sogenannten Gelbkörper aus, der für die Produktion des Hormons Progesteron verantwortlich ist und den Sexualzyklus steuert. Somit sind die Ovarialfollikel an mehreren Prozessen der Hormonproduktion beteiligt und übernehmen so Steuerungsfunktionen im Bereich der Fortpflanzung und der Sexualität.


Krankheiten

Eine der bekanntesten Follikelerkrankungen sind Follikelzysten. Sie können aus den Strukturen aller Follikelstadien im Eierstock entstehen, das heißt aus jeder Form der Ovarialfollikel im Sinne der reifenden Eizelle mitsamt ihrer Hülle. Sobald das Follikel eines beliebigen Reifestadiums eine Größe von vier Zentimetern überschreitet, spricht der Gynäkologe bereits von einer Follikelzyste.

Falls dieser Prozess erst nach dem Eisprung auftritt, wird die blutgefüllte, zystische Weitung des gerade entstehenden Gelbkörpers auch Gelbkörperzyste genannt. Zystische Prozesse sind gutartige Tumore, die sich im Zuge einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt meist schon durch bloßes Abtasten erahnen lassen. Oft bleiben Follikelzysten weitestgehend symptomlos. Dasselbe gilt auch für gutartige Tumore der Eierstockhülle, die sich aus oberflächlichen Zellen entwickeln und oft große Raumforderungen stellen.

Quellen

  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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