Androgene

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Laborwerte Androgene

Den männlichen Geschlechtsmerkmalen wird nicht selten ein besonders hohes Maß an Bedeutung beigemessen. Eine Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale wäre jedoch ohne die Hilfe von speziellen Hormonen nicht möglich. Daher erweisen sich die Androgene in Bezug auf die menschliche Entwicklung als äußerst wertvoll. Zu den bekanntesten Androgenen gehört das Hormon Testosteron.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Androgene?

Für den menschlichen Körper stellen die Androgene einen wichtigen Bestandteil dar. So sind die Androgene in erster Linie an der Entwicklung von männlichen Geschlechtsmerkmalen beteiligt.
© designua – stock.adobe.com

In der modernen Medizin beinhaltet die Gruppe der Androgene sowohl die synthetischen Hormone als auch die natürlichen Hormone. Die Gruppe der Androgene ist grundsätzlich an der Entwicklung von männlichen Geschlechtsmerkmalen beteiligt.

Einer aktuellen Studie zufolge verfügen jedoch nicht nur Männer über die männlichen Sexualhormone. So lassen sich diverse Androgene immer häufiger im Blut von weiblichen Personen nachweisen. Für den weiblichen Organismus stellen die Androgene eine Vorstufe der weiblichen Geschlechtshormone dar. Bei Männern werden die Androgene sowohl in der Nebennierenrinde als auch im Hodensack produziert.

Im weiblichen Körper wird die Produktion der männlichen Sexualhormone im Bereich der Nebennierenrinde sowie im Eierstock absolviert. Damit die Androgene ihre Wirkung vollständig entfalten können, ist eine regelmäßige Überprüfung des Androgenspiegels von wesentlicher Bedeutung.

Wofür braucht der Körper Androgene?

Androgene, zu denen Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) gehören, sind Hormone, die eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Funktion des menschlichen Körpers spielen, insbesondere bei Männern, aber auch bei Frauen. Sie sind entscheidend für die sexuelle Differenzierung und steuern die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale, wie das Wachstum der Genitalien, die Vertiefung der Stimme und den Bartwuchs während der Pubertät.

Androgene beeinflussen das Muskelwachstum und den Knochenaufbau, indem sie die Proteinsynthese fördern und die Knochendichte erhöhen. Dadurch tragen sie zur allgemeinen Körperkraft und Stabilität bei. Auch bei Frauen spielen Androgene eine Rolle im Aufbau und Erhalt der Muskelmasse und der Knochengesundheit.

Ein weiteres wichtiges Feld, in dem Androgene wirken, ist die Regulierung des Stoffwechsels. Sie beeinflussen die Verteilung von Fettgewebe und fördern den Abbau von Fett, was sich positiv auf das Körpergewicht und die Energieversorgung auswirken kann.

Androgene sind zudem entscheidend für die Fortpflanzungsfunktion. Sie fördern die Spermienproduktion und unterstützen die Libido bei Männern. Auch bei Frauen sind sie für die Aufrechterhaltung der Libido und das allgemeine sexuelle Wohlbefinden wichtig.

Schließlich wirken Androgene auf das zentrale Nervensystem und können das psychische Wohlbefinden beeinflussen, indem sie das Energieniveau, die Stimmung und das Selbstbewusstsein steigern.

Wie hoch sind normale Referenzwerte

Die Referenzwerte für Androgene, insbesondere für das wichtigste männliche Hormon Testosteron, variieren je nach Alter, Geschlecht und spezifischem Androgen. Bei Männern sind die Werte im Allgemeinen höher als bei Frauen.

Für Gesamttestosteron liegen die normalen Werte bei Männern im reproduktiven Alter (18–50 Jahre) typischerweise zwischen 300 und 1.000 ng/dL (Nanogramm pro Deziliter). Diese Werte können je nach Labor leicht schwanken, aber sie geben einen Anhaltspunkt für normale Testosteronspiegel. Bei Männern über 50 sinkt der Wert oft, bleibt aber in der Regel über 200 ng/dL.

Bei Frauen sind die Gesamttestosteronspiegel deutlich niedriger, typischerweise im Bereich von 15 bis 70 ng/dL. Auch hier kann es je nach Lebensphase, wie z.B. in der Menopause, zu Schwankungen kommen.

Ein weiteres wichtiges Androgen ist freies Testosteron, das nur einen kleinen Teil des Gesamttestosterons ausmacht, aber biologisch aktiv ist. Der Normalwert für freies Testosteron bei Männern liegt bei 5–15 ng/dL und bei Frauen typischerweise unter 1 ng/dL.

Dihydrotestosteron (DHT), ein stärkeres Androgen, liegt bei Männern zwischen 30 und 85 ng/dL, während Frauen Werte unter 10 ng/dL aufweisen.

Die Referenzwerte können individuell abweichen und werden oft im Zusammenhang mit Symptomen und anderen Laborwerten bewertet.

Androgene messen & untersuchen (gesunde Werte)

Die Androgene können sowohl im Blut als auch im Speichel einer Person nachgewiesen werden. Da jedoch der Konsum von bestimmten Nahrungsmitteln den Androgenspiegel verfälschen kann, wird eine Durchführung der entsprechenden Untersuchungen in der Regel früh am Morgen (auf nüchternen Magen, vor dem Frühstück) in Angriff genommen.

Sofern eine Blutabnahme in Erwägung gezogen wird, werden bis zu drei verschiedene Blutproben angefertigt. Nur so kann der Androgenspiegel einer Person zuverlässig bestimmt werden. Grundsätzlich stehen die ermittelten Werte in einer starken Abhängigkeit zum Geschlecht sowie zum Alter der jeweiligen Person. Für erwachsene Männer wird ein Wert zwischen 3,5 und 8,6 Mikrogramm pro Milliliter als normal angesehen.

Vor dem eigentlichen Beginn der Pubertät sollte im männlichen Blut lediglich eine Konzentration von bis zu 1,2 Mikrogramm pro Milliliter vorhanden sein. Geschlechtsreife Frauen sollten gemäß den medizinischen Empfehlungen einen Wert von 0,6 Mikrogramm pro Milliliter nicht überschreiten. Für Frauen in den Wechseljahren wird ein maximaler Wert von 0,8 Mikrogramm pro Milliliter als normal angesehen. Die möglichen Auswirkungen der Androgene wurden im Rahmen einer langjährigen Studie näher untersucht.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Für den menschlichen Körper stellen die Androgene einen wichtigen Bestandteil dar. So sind die Androgene in erster Linie an der Entwicklung von männlichen Geschlechtsmerkmalen beteiligt. Darüber hinaus kann es durch einen niedrigen Androgenspiegel vor allem bei Männern zu einer Unfruchtbarkeit kommen.

Eine relativ hohe Konzentration der männlichen Sexualhormone wirkt sich hemmend auf die Speicherung von Fetten in den Fettzellen aus. Aus diesem Grund haben vor allem Männer ein weniger stark ausgeprägtes Fettgewebe als Frauen. Gleichzeitig wirkt sich eine hohe Konzentration der Sexualhormone anabol auf das Wachstum von Muskeln aus. Die Androgene sind jedoch nicht nur an der Entwicklung des menschlichen Körpers beteiligt. Aktuellen Studien zufolge wirkt sich der Androgenspiegel einer Person maßgeblich auf dessen Persönlichkeit aus.

Vor allem ein hoher Steroidanteil kann nicht selten zu einem aggressiven Verhalten beitragen. In der modernen Medizin werden die Androgene im Bereich der Brustkrebsbehandlung eingesetzt. In erster Linie soll die Wirkung des weiblichen Hormons Östrogen unterdrückt werden. Das Hormon zeichnet sich maßgeblich für ein rasantes Wachstum von Tumoren im Bereich der Brüste verantwortlich.


Können zu viele Androgene schaden?

Ein Überschuss an Androgenen kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen gesundheitliche Probleme verursachen. Bei Männern kann ein zu hoher Testosteronspiegel, sei es durch natürliche Überproduktion oder durch die Einnahme von Steroiden, verschiedene negative Auswirkungen haben. Zu den häufigsten gehören Akne, Hautausschläge und ein erhöhter Haarwuchs an untypischen Stellen. Zudem kann ein hoher Androgenspiegel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, da er die Blutfettwerte negativ beeinflussen und die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen kann. Auch Bluthochdruck und andere Gefäßerkrankungen sind möglich. Ein weiterer Effekt ist die Hemmung der körpereigenen Testosteronproduktion, was langfristig zu Hodenatrophie und Unfruchtbarkeit führen kann.

Bei Frauen kann ein Überschuss an Androgenen zu einem Zustand führen, der als Hyperandrogenismus bezeichnet wird. Typische Symptome sind Hirsutismus (verstärkter Haarwuchs im Gesicht oder am Körper), Akne, Haarausfall (androgenetische Alopezie) und Menstruationsstörungen. Eine der häufigsten Ursachen für einen Androgenüberschuss bei Frauen ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), das zu Unfruchtbarkeit führen kann.

In beiden Geschlechtern können zu viele Androgene das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen, indem sie zu Aggression, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen führen.

Können zu wenige Androgene schaden?

Ein Mangel an Androgenen, insbesondere an Testosteron, kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen gesundheitliche Probleme verursachen. Bei Männern führt ein niedriger Testosteronspiegel, auch bekannt als Hypogonadismus, zu einer Reihe von Symptomen. Dazu gehören Müdigkeit, Energielosigkeit, verminderte Libido und erektile Dysfunktion. Langfristig kann ein Androgenmangel auch zu einem Verlust an Muskelmasse und Knochendichte führen, was das Risiko für Osteoporose und Frakturen erhöht. Männer mit niedrigen Androgenspiegeln können auch Stimmungsschwankungen, Depressionen und Konzentrationsprobleme erleben.

Bei Frauen sind Androgene, obwohl sie in geringeren Mengen vorkommen, ebenfalls wichtig. Ein Mangel an Androgenen kann bei Frauen zu verringerter Libido, Müdigkeit und verminderter Muskelkraft führen. Auch bei Frauen spielt Testosteron eine Rolle bei der Erhaltung der Knochengesundheit und des Wohlbefindens. Ein Androgenmangel kann zudem das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen, indem er zu Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit führt.

In beiden Geschlechtern kann ein Mangel an Androgenen langfristig auch den Stoffwechsel beeinträchtigen, was zu einer Zunahme des Körperfetts, insbesondere im Bauchbereich, führt. Dies erhöht das Risiko für metabolische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Krankheiten

Da die Androgene in der Regel einen hohen Einfluss auf die Entwicklung einer Person nehmen, kommt es nicht selten zu gravierenden Nebenwirkungen.

Besonders häufig wird im Rahmen einer umfangreichen Untersuchung eine Resistenz gegenüber den männlichen Sexualhormonen diagnostiziert. Im Rahmen einer Resistenz sprechen die betroffenen Patienten nicht auf die Androgene im Körper an. Hieraus resultierend kann es beispielsweise zu einer Unfruchtbarkeit oder zu einem ausgeprägten Zustand der Intersexualität kommen.

Sofern eine Therapie mit den männlichen Sexualhormonen in Erwägung gezogen wird, kann es zu mitunter gefährlichen Komplikationen kommen. Aus diesem Grund sollten die Androgene auch im sportlichen Bereich nicht als Dopingmittel eingesetzt werden.

Typische & häufige Testosteronerkrankungen

Tipps für eine optimale Versorgung mit Androgenen

Ausreichend Schlaf: Eine der einfachsten und effektivsten Möglichkeiten, den Testosteronspiegel zu unterstützen, ist ein guter Schlaf. Studien zeigen, dass Menschen, die weniger als 5 Stunden pro Nacht schlafen, oft einen deutlich niedrigeren Testosteronspiegel haben. Optimal sind 7-9 Stunden Schlaf pro Nacht, um die Hormonproduktion zu fördern.

Regelmäßige körperliche Aktivität: Vor allem Krafttraining und intensives Intervalltraining (HIIT) haben sich als förderlich für die Testosteronproduktion erwiesen. Übungen, die große Muskelgruppen ansprechen, wie Kniebeugen oder Kreuzheben, stimulieren die Androgenproduktion am besten.

Gesunde Fette in der Ernährung: Eine Ernährung, die reich an gesunden Fetten wie Omega-3-Fettsäuren (aus Fisch, Leinsamen oder Walnüssen) und gesättigten Fetten (aus Eiern oder Kokosöl) ist, unterstützt die Testosteronproduktion. Fett ist wichtig für die Synthese von Steroidhormonen, zu denen Testosteron gehört.

Stressreduktion: Chronischer Stress erhöht das Hormon Cortisol, das die Testosteronproduktion unterdrücken kann. Techniken wie Meditation, Yoga oder einfach entspannende Aktivitäten können helfen, Stress zu reduzieren und den Hormonhaushalt auszugleichen.

Ausreichende Zufuhr von Vitamin D: Vitamin D ist entscheidend für die Testosteronproduktion. Ein Mangel an diesem Vitamin kann zu niedrigen Androgenspiegeln führen. Regelmäßiger Aufenthalt in der Sonne oder die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten kann helfen, den Bedarf zu decken.

Vermeidung von Übergewicht: Übergewicht, insbesondere in Form von Bauchfett, kann den Testosteronspiegel senken, da Fettgewebe das Hormon Aromatase produziert, welches Testosteron in Östrogen umwandelt. Ein gesundes Körpergewicht unterstützt die natürliche Androgenproduktion.

Zinkreiche Ernährung: Zink spielt eine Schlüsselrolle in der Testosteronproduktion. Lebensmittel wie Austern, Fleisch, Hülsenfrüchte und Nüsse sind reich an Zink und sollten regelmäßig konsumiert werden. Bei Zinkmangel können Zinkpräparate helfen, den Testosteronspiegel zu normalisieren.

Moderater Alkoholkonsum: Hoher Alkoholkonsum kann die Testosteronproduktion hemmen und den Hormonspiegel negativ beeinflussen. Alkohol sollte in Maßen konsumiert werden, um die Androgensynthese nicht zu beeinträchtigen.

Regelmäßiger Sex: Sexuelle Aktivität und eine gesunde Libido tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Testosteronspiegels bei. Studien zeigen, dass regelmäßige sexuelle Aktivität den Testosteronspiegel positiv beeinflussen kann.

Vermeidung von Umweltgiften: Bestimmte Chemikalien wie Bisphenol A (BPA) und Phthalate, die in Plastikprodukten vorkommen, können als endokrine Disruptoren wirken und die Testosteronproduktion stören. Der Verzicht auf Plastikprodukte und die Nutzung von Glas oder Edelstahlbehältern kann helfen, diese Belastung zu minimieren.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Koslowski, H., Fiehring, C., Zöllner, H.: Labordiagnostik von Stoffwechselerkrankungen. Books On Demand Verlag, Norderstedt 2003
  • Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004

Das könnte Sie auch interessieren