Östrogen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Östrogene (medizinisch: Estrogene) sind eine Gruppe von Sexualhormonen, welche für die Fortpflanzungsfähigkeit und den Gesamtstoffwechsel von Frauen eine entscheidende Rolle spielen. Bei erhöhten oder erniedrigten Östrogenwerten kann daher eine Vielzahl an Beschwerden auftreten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Östrogen?

Liegt der Östrogenspiegel nicht im Rahmen der als physiologisch zu betrachtenden Werte, können verschiedenste Probleme eintreten. Viele Beschwerden während der Wechseljahre kommen durch einen Mangel an Östrogenen zustande.
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Ebenso wie das Gelbkörperhormon Progesteron zählen Östrogene zu den wichtigsten weiblichen Geschlechtshormonen. Östrogene gehören zur Klasse der Steroidhormone, das bedeutet, dass sich ihre chemische Grundstruktur von der Steroid-Struktur von Cholesterin ableitet.

Zu den wichtigsten Vertretern der Gruppe der Östrogene gehören Östradiol, Östriol und Östron. Östradiol ist das effektivste und wichtigste Sexualhormon bei Frauen. Die Bildung von Östradiol wird durch das follikelstimulierende Hormon (FSH) in bestimmten Zellen des Eierstockes, den Thekazellen, angeregt. Östriol, ein weiteres zur Gruppe der Östrogene gehörendes Hormon, wird im Mutterkuchen während der Schwangerschaft gebildet.

Östron ist ein weniger stark wirksames Hormon, welches in den Eierstöcken, den Nebennieren sowie dem Unterhautfettgewebe gebildet wird. Auch bei Männern werden geringe Mengen an Östrogen im Hoden produziert und in das Blut abgegeben. Darüber hinaus wird im Fettgewebe von Männern ein bestimmter Anteil des vorhandenen Testosterons in Östrogen umgewandelt. Auch bei Frauen entstehen Östrogene durch die chemische Umwandlung von Testosteron und anderen männlichen Sexualhormonen.

Östrogen messen & untersuchen (gesunde Werte)

Es gibt eine Reihe von Indikationen, welche eine Bestimmung des Östrogenspiegels rechtfertigen. Zu den Indikationen gehören etwa Menstruationsbeschwerden, Kontrollen nach der Menopause oder während Hormontherapien, die im Rahmen von Sterilitätstherapien bei unerfülltem Kinderwunsch durchgeführt werden.

Der Östrogenspiegel kann auch bestimmt werden, wenn der Zeitpunkt des Eisprungs ermittelt werden soll; dies ist möglich weil kurz vor dem Eisprung der Östrogenspiegel stark ansteigt. Einen ganz bestimmten Normbereich in dem die Östrogenkonzentration im Blut liegen sollte, gibt es eigentlich nicht, da der Östrogenspiegel während des weiblichen Zyklus stark schwankt.

Bei vorpubertären Mädchen sowie bei Frauen in und nach den Wechseljahren ist der Östrogenspiegel niedriger als bei Frauen im gebärfähigen Alter. Der Östrogenspiegel wird anhand eines Bluttests bestimmt. Der Normwert von Östradiol liegt bei Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 30 und 600ng/l.

Der Östriolwert kann nur während der Schwangerschaft bestimmt werden und liegt zwischen 0,6 und 40 ng/ml, der genaue Wert ist abhängig von der Schwangerschaftswoche. Der Östronspiegel liegt bei gebärfähigen Frauen zwischen 37 und 230 ng/l und ist von der jeweiligen Zyklusphase abhängig.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Östrogene sind vordergründlich für die Fortpflanzungsfähigkeit verantwortlich. Sie werden vermehrt in der ersten Hälfte des Menstruationszyklus gebildet und spielen auch während der Schwangerschaft eine entscheidende Rolle.

Während der Pubertät sorgt die vermehrte Ausschüttung von Östrogenen für die Ausbildung der typischen Geschlechtsmerkmale von Frauen, wie etwa der Brüste. Östrogene stimulieren den Eisprung sowie die Vorbereitung der Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft. Weiters sorgen Östrogene im Laufe der Entwicklung für den Epiphysenschluss, welcher das Ende des Längenwachstums darstellt.

Darüber hinaus sorgt ein physiologischer Östrogenspiegel für eine Verminderung des Risikos an Osteoporose zu erkranken. Östrogene haben ein erstaunlich breites Wirkungsspektrum, so wirken sie etwa stimulierend auf die körpereigene Immunabwehr und sogar auf das Gehirn, wo sie für das Merken von Sprache und anderen Geräuschen, wichtig sind. Auch im Körperstoffwechsel spielen Östrogene eine wichtige Rolle, sie sorgen etwa für eine Senkung des Cholesterinspiegels oder für eine Auflockerung des Bindegewebes.


Krankheiten

Liegt der Östrogenspiegel nicht im Rahmen der als physiologisch zu betrachtenden Werte, können verschiedenste Probleme eintreten. Viele Beschwerden während der Wechseljahre kommen durch einen Mangel an Östrogenen zustande.

Während der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel stark ab, was zu einer Vielzahl an Symptomen führen kann. Die häufigsten Beschwerden, die mit einem Östrogenmangel in Zusammenhang stehen, sind Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, vaginale Infektionen, Schlafstörungen, Hitzewallungen und ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Auch bei jüngeren Frauen kann es zu einem Östrogenmangel kommen. Ursache dafür ist eine Fehlfunktion der Eierstöcke, welche etwa durch körperliche Überanstrengung oder Essstörungen ausgelöst werden kann.

Typische Symptome sind Zyklusprobleme wie etwa Zwischenblutungen oder auch das Ausbleiben der Monatsblutung. Ein erhöhter Östrogenspiegel kann eine Krebserkrankung zur Ursache haben, weil manche Tumore in den Eierstöcken zusätzlich Östrogen freisetzen. Erwünscht ist ein erhöhter Östrogenspiegel bei Frauen, die eine Sterilitätstherapie durchlaufen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009

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