Pavor nocturnus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Pavor nocturnus ist die medizinische Fachbezeichnung für eine Schlafstörung. Sie zeigt sich besonders bei Kindern und ist auch als Nachtschreck bekannt.
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Was ist Pavor nocturnus?
Der Begriff Pavor nocturnus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „nächtliche Angst“. Die Schlafstörung wird auch als Nachtschreck oder Nachtangst bezeichnet. Pavor nocturnus zählt zu den Parasomnien (Auffälligkeiten während des Schlafens) und kommt in erster Linie bei Kleinkindern oder Schulkindern vor.
In manchen Fällen leiden aber auch erwachsene Menschen ihr Leben lang unter diesem Schlafproblem. Nicht selten ist der Nachtschreck mit Schlafwandeln oder Sprechen im Schlaf verbunden, gilt jedoch prinzipiell als harmlos. Unter Pavor nocturnus leiden zwischen ein und sechs Prozent aller Kinder. Meist ist die Schlafstörung familiär gehäuft zu verzeichnen.
Am häufigsten zeigt sich der Nachtschreck zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr. Im Anschluss an die Pubertät kommt es nur noch selten zu Pavor nocturnus. Bei Jungen tritt die Erkrankung häufiger auf als beim weiblichen Geschlecht. Allerdings leiden nicht mehr als ein Prozent aller betroffenen Kinder mehr als einmal in der Woche unter dem Nachtschreck. Nur äußerst selten sind Babys von der Schlafstörung betroffen.
Ursachen
Die betroffenen Kinder wachen aus dem Schlaf auf, wenn eine Störung des Wechsels aus Tiefschlaf und Traumschlaf besteht. Dabei liegt gewissermaßen eine Übererregung des Nervensystems vor. Auch spezielle Reifeprozesse innerhalb des zentralen Nervensystems gelten als mögliche Auslöser des Nachtschrecks. In den meisten Fällen geht der Pavor nocturnus bei Kindern im Laufe der Zeit von selbst wieder zurück.
Bei erwachsenen Personen, bei denen sich der Nachtschreck zeigt, kommt es zu ungewöhnlich vielen Tiefschlafphasen. Mediziner werten dies als Hinweis auf eine familiäre Veranlagung. Es gibt auch einige Risikofaktoren, die sich begünstigend auf das Auftreten des Pavor nocturnus auswirken.
Abgesehen von familiären Einflüssen sind dies psychischer und physischer Stress wie Schlafmangel, starke Belastungen, die Einnahme von bestimmten Medikamenten, besondere Erlebnisse, das Schlafen in einer ungewohnten Umgebung oder Fieber. Findet ein Kind eine Nacht lang keinen Schlaf, ist es möglich, dass bei ihm in der nächsten Nacht ausgeprägter Tiefschlaf einsetzt, wodurch sich das Risiko erhöht, einen Nachtschreck zu erleiden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Als typisches Symptom des Pavor nocturnus gilt ein lauter Aufschrei, den das Kind zwei bis drei Stunden nach dem Einschlafen von sich gibt. Außerdem treten Begleiterscheinungen wie Schnellatmung, Herzrasen und kalter Schweiß auf. Obwohl das betroffene Kind einen ängstlichen Eindruck macht, lässt es sich weder ansprechen noch aufwecken.
Manchmal sind die Augen des Kindes auch weit aufgerissen oder es richtet sich sogar auf, doch es wird trotzdem nicht wach. In Extremfällen springt das Kind aus dem Bett und rennt davon, ohne auf seine Umgebung zu achten, wodurch es mitunter zu Verletzungen kommt.
Etwa 15 Minuten nach diesem Vorgang setzt in der Regel wieder ein normaler Schlaf ein. Am nächsten Morgen haben die Kinder keine Erinnerung mehr an den Nachtschreck. Obwohl die meisten Eltern sehr besorgt auf den Pavor nocturnus reagieren, gilt die Schlafstörung nicht als gefährlich für die Gesundheit des Kindes. Da die Erinnerung an den Vorgang meist fehlt, stellen sich auch keine psychischen Störungen ein.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Tritt der Pavor nocturnus nur gelegentlich auf, besteht kein Grund zur Sorge. Zeigt sich der Nachtschreck im Alter zwischen 6 und 7 Jahren jedoch häufiger als einmal in der Woche, wird empfohlen, sich an einen Arzt zu wenden. Bei der Diagnose muss der Mediziner auf eine Unterscheidung zwischen Pavor nocturnus und anderen Schlafstörungen achten.
Dabei kann es sich vor allem um Albträume handeln, die sich ähnlich wie der Nachtschreck auswirken. Als effektiv gilt eine Untersuchung in einem Schlaflabor. Zur Diagnose des Pavor nocturnus erkundigt sich der Arzt danach, wie sich das Kind in der Nacht verhält, zu welcher Uhrzeit der Nachtschreck auftritt, ob Erinnerungen an das Ereignis bestehen und wie oft es vorkommt.
Von Interesse sind außerdem eventuelle Vorerkrankungen wie eine Epilepsie. Dabei bezieht der Arzt seine Informationen von den Eltern oder außenstehenden Personen. In den meisten Fällen ist der Verlauf des Pavor nocturnus positiv, weil er im Laufe der Zeit von selbst wieder verschwindet. In manchen Fällen kann auch eine medizinische Behandlung erforderlich sein. Bei einigen Menschen hält der Nachtschreck bis ins Erwachsenenalter an.
Komplikationen
Auch eine schnelle Atmung kann dabei auftreten. In den meisten Fällen schreien die Kinder in ihrem Schlaf auf und leiden an Verwirrung und an Angstzuständen. Tagsüber sind die Kinder meistens müde, da sie zu wenig Schlaf erhalten haben. Dadurch kommt es zu Konzentrationsstörungen. Ebenso kann sich das Kind bei dieser Krankheit in der Nacht verletzen. Die Kinder selbst erinnern sich an den Aufschrei im Schlaf nicht mehr.
Allerdings leiden vor allem die Angehörigen und die Eltern an den psychischen Beschwerden des Pavor nocturnus. Eine direkte und kausale Behandlung des Pavor nocturnus ist in der Regel nicht möglich. Das Vermeiden von Stress kann die Beschwerden reduzieren. Möglicherweise ist das Kind auch auf eine psychologische Behandlung angewiesen. Ob es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, kann nicht vorausgesagt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wer immer wieder aus dem Schlaf aufschreckt und dabei Angst sowie körperliche Symptome wie kalten Schweiß oder einen schnellen Puls bemerkt, sollte den Arzt konsultieren. Eltern, die entsprechende Schlafstörungen bei ihrem Kind bemerken, sprechen am besten mit dem Kinderarzt. Der Pavor Nocturnus ist grundsätzlich harmlos, sollte aber diagnostiziert werden, damit dem Betroffenen die Angst genommen werden kann.
Bei Kindern empfiehlt sich ein Besuch in einem Schlaflabor, wo die Patienten die Ursachen für die Nachtangst erfahren und diese dadurch oftmals reduzieren können. Sollten die Schlafprobleme in Verbindung mit Schlafwandeln und anderen Störungen auftreten, ist mitunter auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll. Durch die Gabe von leichten Beruhigungsmitteln und anderen Präparaten können der Pavor nocturnus und etwaige Begleiterscheinungen reduziert werden.
Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit für Panikattacken, Unfälle und andere Komplikationen. Der Nachtschreck wird von einem Neurologen oder einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie diagnostiziert und behandelt. Betroffene können zunächst mit dem Hausarzt sprechen, der anhand der Anamnese oftmals eine Verdachtsdiagnose stellen und dem Patienten dadurch eine Orientierung für weitere Maßnahmen geben kann.
Behandlung & Therapie
Eine Therapie des Pavor nocturnus ist im Kindesalter nur selten erforderlich. Zumeist erfolgen dann psychotherapeutische Maßnahmen zum Abbau von Stress, weil die nächtlichen Anfälle durch diesen begünstigt werden. Wichtig ist, dass sich das Kind entspannt, regelmäßige Schlafenszeiten einhält und über eine sichere Schlafumgebung verfügt.
Besonders belastend ist der Nachtschreck im Erwachsenenalter. In diesem Fall sind Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training sinnvoll. Als hilfreich gilt zudem eine Verhaltenstherapie zu einem gelassenen Umgang mit der Schlafstörung. Medikamente werden nur vereinzelt zur Behandlung des Pavor nocturnus verschrieben.
Aussicht & Prognose
Die Schlafstörung tritt in den meisten Fällen bei Kleinkindern oder Schulkindern auf. Fast immer ist die Prognose bei diesen Patienten günstig. Es liegt eine vorübergehende Unregelmäßigkeit des Schlafs vor, die vorrangig in einem Alter von fünf bis sieben Jahren auftritt und in einer spontanen Genesung endet. Wenige Monate oder Jahre halten die Störungen an und verschwinden im Verlauf des Entwicklungsprozesses ebenso plötzlich wie sie aufgetreten sind. Es kann vorkommen, dass bis zum Erwachsenenalter immer wieder Rückfälle auftreten. Diese sind kurzzeitig und stellen im Normalfall keinen Grund zur Besorgnis dar.
Die Prognose verschlechtert sich bei Betroffenen, die langfristig unter den Schlafstörungen leiden. Insbesondere bei Erwachsenen kann es zu erheblichen Beeinträchtigungen der täglichen Bewältigung von Verpflichtungen führen. Sobald Unterbrechungen des Schlafes von anhaltender Dauer und Intensität sind, ist mit weiteren gesundheitlichen Problemen zu rechnen. Folgestörungen aufgrund der seelischen Belastung treten ein, sodass eine intensive medizinische Betreuung notwendig ist, um eine Linderung der Beschwerden zu erreichen.
Meist wird eine psychische Begleitung benötigt, damit Verbesserungen dokumentiert werden können. Viele Betroffene wählen den Weg der medikamentösen Unterstützung, ohne eine ausreichende ärztliche Rücksprache. Damit entsteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Zusätzlich ist mit einer Zunahme von weiteren gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten zu rechnen.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen gegen den Pavor nocturnus sind nicht bekannt. So ließen sich die genauen Ursachen der Schlafstörung bislang nicht finden.
Nachsorge
Durch den Pavor nocturnus leiden die Betroffenen an verschiedenen Schlafstörungen. Diese treten vor allem bei Kindern auf und können zu schweren psychischen Beschwerden oder auch zu Depressionen führen. Weiterhin kann dadurch auch die Entwicklung des Kindes deutlich gestört und verzögert sein. Die Betroffenen leiden in der Nacht an Herzrasen und an kaltem Schweiß.
Auch eine schnelle Atmung kann auftreten. In den meisten Fällen schreien die Kinder in ihrem Schlaf auf und leiden an Verwirrung und an Angstzuständen. Tagsüber sind die Kinder durch den Pavor nocturnus meistens müde, da sie zu wenig Schlaf erhalten haben. Dadurch kommt es zu Konzentrationsstörungen. Ebenso kann sich das Kind bei dieser Krankheit in der Nacht verletzen.
Allerdings leiden vor allem die Angehörigen und die Eltern an den psychischen Beschwerden des Pavor nocturnus. Eine direkte und kausale Behandlung des Pavor nocturnus ist in der Regel nicht möglich. Durch das Vermeiden von Stress können die Beschwerden reduziert werden. Möglicherweise ist das Kind auch auf eine psychologische Behandlung angewiesen. Ob es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, kann nicht vorausgesagt werden.
Das können Sie selbst tun
Betroffene, die unter Schlafstörungen leiden, sollten ihre Schlafhygiene kontrollieren und optimieren. Die Auswahl der Matratze sowie der Schlafutensilien ist den Bedürfnissen des Körpers anzupassen. Die Umgebungstemperatur während des Nachtschlafs sollte weder zu kalt noch zu warm sein. Eine ausreichende Sauerstoffzufuhr ist wichtig und Umgebungsgeräusche sind zu minimieren.
Einige Stunde vor der Nachtruhe sollten keine Mahlzeiten, zuckerhaltige Lebensmittel oder koffeinhaltige Produkte mehr konsumiert werden. Die Zufuhr von Flüssigkeiten ist ebenfalls mit dem Tagesende langsam zu minimieren, damit das Erwachen aufgrund eines Toilettengangs ausgeschlossen werden kann. Hilfreich ist eine Regelmäßigkeit im Schlaf-Wach-Rhythmus sowie ausreichender Schlaf. Der Organismus arbeitet in bestimmten Rhythmen, die für eine optimale Regeneration des Körpers möglichst eingehalten werden sollten. Bei einem Schlafmangel treten gesundheitliche Beeinträchtigungen ein, die über Schlafprobleme hinausgehen. Ein Aufenthalt in einem Schlaflabor kann hilfreich sein und neue Erkenntnisse bringen.
Da unter dem Pavor nocturnus hauptsächlich Kinder leiden, sollten diese in der Nacht nicht unbeaufsichtigt gelassen werden. Das Schlafen in einem eigenen Bett mit einem schnellen Zugang zu dem elterlichen Schlafzimmer ist zu empfehlen. Erwacht das Kind in der Nacht sind beruhigende Worte hilfreich. Stress, Hektik oder Kritik sollten unterlassen werden. Um möglichst schnell den Nachtschlaf weiterführen zu können, helfen dem Kind Fürsorglichkeit und Verständnis.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Köhler, T.: Medizin für Psychologen und Psychotherapeuten. Schattauer, Stuttgart 2014
- Steinhausen, H.-C. (Hrsg.): Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Urban & Fischer, München 2010