Prolaktin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Prolaktin (PRL) ist ein Hormon, welches in den laktotropen Zellen im Hypophysenvorderlappen hergestellt wird. Wichtig ist es vor allem im Zeitraum der Schwangerschaft und während des Stillens. Verschiedene Krankheiten können mit Prolaktin zusammenhängen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Prolaktin?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des endokrinen Systems (Hormonsystem). Klicken, um zu vergrößern.

Als Prolaktin oder auch laktotropes Hormon bezeichnet man ein Hormon, welche im Hypophysenvorderlappen gebildet wird und unterschiedlichste Zwecke erfüllt. Es besteht aus 199 Aminosäuren und ist bei allen Säugetieren zu finden.

Je nachdem, um welche Art es sich handelt, kann die Zahl der Aminosäuren abweichen. Gehemmt wird Prolaktin durch körpereigene Substanzen wie etwa Gamma-Aminobuttersäure und Somatostatin. Auch ein Mangel an Östrogenen beeinträchtigt die Prolaktin-Produktion.

Produktion, Bildung & Herstellung

Die Produktion von Prolaktin ist durch den Hypothalamus genau geregelt. Es wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und von dort aus in die Brustdrüse und andere Areale weitergeleitet. Dort ermöglicht es verschiedene physische Veränderungen und regt die Produktion von Muttermilch an.

Die genaue Entstehung des Hormons ist ein komplexer Vorgang. So stellt der Hypophysenvorderlappen sechs verschiedene Hormone her, welche Stresssituationen, das Wachstum und zuletzt auch die Produktion von Muttermilch ermöglicht. Allerdings findet die Herstellung von Prolaktin nicht direkt in der Hypophyse statt. Viel mehr werden die zwei Hormone Vasopressin und Oxytocin ausgeschüttet, welche für die entsprechenden Vorgänge verantwortlich sind.

Oxytozin ist dafür zuständig, die Ausgabe von Muttermilch zu erlauben. Es entsteht aus dem Präkursor-Protein Oxytocin-Neurphysin durch Trennung von Peptidbindungen. Die Proprotein-Convertase 1 veranlasst diesen Prozess.

Auch die Menge der produzierten Hormone ist vom Organismus genau geregelt. Sie steigt mit Beginn der Schwangerschaft, kann allerdings bereits durch einen starken Kinderwunsch beeinflusst werden. Auch gutartige Prolaktinome können autonom als Zellverbund Prolaktin erzeugen. Bei Prolaktinomen handelt es sich um Zysten oder anderweitig verändertes Gewebe, welches die Produktion von Hormonen nachahmt. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht und es kommt zur Überproduktion.

Funktion, Wirkung & Eigenschaften

Prolaktin ist unter anderem dafür verantwortlich, das Wachstum der Brustdrüse während der Schwangerschaft zu stimulieren. Zudem ermöglicht es die Milchproduktion im Verlauf der Stillzeit und unterdrückt den Eisprung.

Dies geschieht, indem die Ausschüttung der notwendigen Sexualhormone gehemmt wird. Prolaktin verhindert also die Schwangerschaft während des Stillens, wobei dies nicht die einzige Funktion des Hormons ist. Im Zusammenhang mit der Geburt des Kindes wird etwa das so genannte Brutpflegeverhalten ausgelöst. Darunter versteht man umgangssprachlich die Fürsorge der Eltern für ihre Nachkommen. Allerdings steigt der Prolaktin-Spiegel zu diesem Zweck nicht nur bei der Mutter an. Auch der Lebensgefährte hat im Normalfall einen höhere Prolaktin-Spiegel.

Prolaktin hat also nicht nur physische Wirkungen. Auch psychisch bringt eine erhöhte Produktion einige Veränderungen mit sich. Dementsprechend kann ein starker Überschuss zu weitreichenden Beschwerden führen. Wird während der Stillzeit zu wenig Prolaktin produziert, stellt das ebenso einen Risikofaktor dar.


Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Prolaktin kann diverse Beschwerden auslösen, wenn eine Über- oder Unterproduktion vorliegt. So kommt es bei der Frau zum Aussetzen der Regelblutung und zu sexueller Unlust. Auch ein unkontrolliertes Herausfließen der Milch aus der Brustdrüse kann die Folge einer Überproduktion sein.

Grund dafür ist die gesteigerte Milchproduktion durch einen Überschuss an Prolaktin. Männer leiden an Potenzschwächen, sind ebenfalls von sexueller Unlust betroffen und können psychische Probleme davontragen. Der Grund für die Überproduktion ist meist ein Tumor. Dieser ahmt das Hormongewebe nach und produziert Prolaktin sowie andere Hormone. Geschieht dies, spricht man von einem Adenom. Die Überproduktion lässt sich durch eine operative Entfernung des Tumors oder eine Behandlung mit Medikamenten unterbinden. Als besonders wirksam haben sich Präparate wie Dostinex® erwiesen. Dabei handelt es sich um Dopaminagonisten, welche Tumore und Zysten zersetzen können.

Bei einer Unterproduktion können ebenso verschiedenste Störungen auftreten. Am häufigsten kommt es zu Störungen im Stoffwechsel und ein verringertes Fürsorgebedürfnis für den Säugling. Auch die Produktion von Milch kann eingeschränkt sein, wobei dies auch diverse andere Ursachen haben kann. Zudem verspüren Betroffene bei einem Mangel an Prolaktin sexuelle Unlust und leiden unter Haarausfall.

Auch Kinder können von einem Mangel an Prolaktin betroffen sein. Sie zeigen jedoch keine Symptome, da die Produktion noch keine große Rolle spielt. Lediglich das Brustwachstum kann in manchen Fällen vorzeitig auftreten. Ebenso wird die Pubertät verschleppt, was jedoch nur selten zu Problemen führt. Von größeren Beschwerden sind vor allem Frauen betroffen. Diese können bei einem Prolaktin-Mangel unter Fruchtbarkeitsstörungen leiden.

Prolaktinmangel ist sehr selten und lässt sich durch die Zuführung benötigter Stoffe behandeln. Liegt der Mangel aufgrund einer Beschädigung der Hypophyse vor, muss unter Umständen operativ eingegriffen werden. Ein solcher Eingriff ist allerdings riskant.


Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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