Muttermilch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Muttermilch stellt die natürliche Form der Säuglingsernährung dar. Es handelt sich dabei um eine Körperflüssigkeit, die nach der Geburt eines Kindes in der Brust der Mutter entsteht und, sofern keine gesundheitliche Störung vorliegt, so lange gebildet wird, wie das Kind gestillt wird. Entsprechend dessen Bedürfnissen verändert sich mit zunehmendem Alter des Kindes die Zusammensetzung der Muttermilch.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Muttermilch?

Muttermilch stellt die natürliche Form der Säuglingsernährung dar. Es handelt sich dabei um eine Körperflüssigkeit, die nach der Geburt eines Kindes in der Brust der Mutter entsteht.

Die menschliche Muttermilch entspricht im Wesentlichen der Milch, die von allen Säugetierarten produziert wird. Sie wird im Drüsengewebe der weiblichen Brust gebildet, sobald eine Frau ein Kind geboren hat.

Neben Wasser enthält sie Kohlehydrate, Fett und Eiweiß, aber auch Vitamine sowie verschiedene Enzyme und Antikörper zur Abwehr möglicher Krankheitserreger. Besonders reich an diesen Stoffen ist das Kolostrum, die in den ersten Tagen nach der Geburt gebildete, vergleichsweise dickflüssige Muttermilch.

Funktionen & Aufgaben

Die Bildung der Muttermilch wird bereits in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft eingeleitet. In dieser Zeit schüttet die Plazenta die Hormone Progesteron und Prolaktin aus, die u.a. das Wachstum des Drüsengewebes in der Brust stimulieren und dieses auf die Produktion von Milch vorbereiten.

Deshalb kann es auch bereits gegen Ende der Schwangerschaft vorkommen, dass die Brüste eine milchähnliche Flüssigkeit absondern. Die Bildung der eigentlichen Muttermilch setzt allerdings erst ein bis zwei Tage nach der Geburt des Kindes ein. Dabei kann der Einschuss der Muttermilch in die Brüste als sehr schmerzhaft empfunden werden. Zunächst wir das auch Vormilch genannte gelbliche und eher dickflüssige Kolostrum abgegeben, das besonders viele Stoffe zur Immunabwehr enthält und dessen Bildung im Wesentlichen hormonell gesteuert wird.

Die Milchbildung kann aber angeregt werden, indem der Säugling häufig an die Brust angelegt wird. Nach einigen Tagen verändert sich die Zusammensetzung der abgegebenen Flüssigkeit deutlich, bis sie nach etwa acht bis zehn Tagen zur reifen Muttermilch geworden ist. Sie enthält nun weniger Eiweißstoffe und Antikörper als das Kolostrum, ist dafür aber reicher an Fetten und Milchzucker sowie anderen Kohlehydraten.

Außerdem sind in ihr auch zahlreiche Vitamine und Mineralien sowie wachstums- und verdauungsfördernde Enzyme enthalten. Das jeweilige Mischungsverhältnis passt sich dabei den jeweiligen Bedürfnissen des Kindes an. Auch während des Stillvorgangs selbst verändert sich die Muttermilch. Während sie direkt nach dem Anlegen sehr flüssig ist, um zunächst den Durst zu stillen, wird sie nach wenigen Minuten gehaltvoller und sättigender.

Durch das Saugen des Kindes wird die Bildung des Hormons Oxytozin angeregt, das nicht nur die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt, sondern auch die Bildung von Muttermilch anregt. Deshalb wird auch von den Brustdrüsen so lange, wie ein Kind regelmäßig gestillt wird, Muttermilch zur Verfügung gestellt.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Obwohl Muttermilch die beste Ernährungsform für Säuglinge ist, gibt es Umstände, unter denen vom Stillen abzuraten ist. So gibt es einige Infektionskrankheiten, die durch die Muttermilch von der Mutter auf ihr Kind übertragen werden kann.

Insbesondere bei HIV- und Hepatitis C-Infektionen besteht das Risiko, dass während des Stillens die entsprechenden Viren auf den Säugling übertragen werden könnten. Bei einer vorangegangenen Zytomegalie-Erkrankung der Mutter besteht nur bei Frühgeborenen eine gesundheitliche Gefahr. Auch bei der Einnahme verschiedener Medikamente ist es möglich, dass die Wirkstoffe auf die Muttermilch übergehen. Deshalb sollte in solchen Fällen nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt gestillt werden.

Andere Stoffe wie beispielsweise Alkohol und Nikotin, aber auch verschiedenen Umweltgifte gelangen ebenfalls vom Körper der Frau in die Muttermilch und sollten aus diesem Grund während der Stillzeit vermieden werden. Falls im Zusammenhang mit dem Stillen eine Entzündung der Milchdrüsen, einen sogenannte Mastitis, auftritt, stellt dies keinen Grund dar auf das Stillen zu verzichten, da für das Kind keine Infektionsgefahr besteht. Nur bei einem sehr schweren Verlauf muss zeitweise darauf zurückgegriffen werden die Muttermilch mechanisch abzupumpen. Falls ein Säugling an Phenylketonurie oder an einer anderen Stoffwechselstörung erkrankt ist, wird meist von der Ernährung mit Muttermilch abgeraten.


10 Dinge, die Sie über die Muttermilch wissen sollten

1. Was sind die Hauptbestandteile der Muttermilch?

Muttermilch enthält eine ausgewogene Mischung aus Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen. Außerdem enthält sie Enzyme, lebende Zellen, Immunfaktoren und Hormone, die das Wachstum und die Gesundheit des Säuglings fördern.

2. Wie unterstützt Muttermilch das Immunsystem eines Neugeborenen?

Muttermilch enthält Antikörper, insbesondere Immunglobulin A (IgA), die das Immunsystem des Säuglings stärken und vor Infektionen schützen. Diese Antikörper helfen, Krankheitserreger im Darm zu neutralisieren und Entzündungen zu reduzieren.

3. Warum ist Kolostrum so wichtig?

Kolostrum, die erste Milch, die nach der Geburt produziert wird, ist besonders reich an Proteinen, Antikörpern und niedrigeren Mengen an Fett und Zucker. Es wirkt wie ein natürliches Abführmittel und hilft, den ersten Stuhl (Mekonium) des Babys auszuscheiden und die Darmflora zu etablieren.

4. Welche Vorteile hat Stillen für die Mutter?

Stillen fördert die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt und reduziert das Risiko von postpartalen Blutungen. Langfristig kann Stillen das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.

5. Wie beeinflusst die Ernährung der Mutter die Muttermilch?

Die Ernährung der Mutter kann die Zusammensetzung der Muttermilch beeinflussen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalorien, Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig, um die Nährstoffqualität der Muttermilch zu gewährleisten.

6. Kann Muttermilch allergische Reaktionen beim Baby verhindern?

Stillen kann das Risiko für die Entwicklung von Allergien, Asthma und Ekzemen bei Babys verringern, insbesondere wenn in der Familie eine Allergiegeschichte besteht. Die Einführung von allergenen Lebensmitteln sollte jedoch mit dem Kinderarzt besprochen werden.

7. Welche Rolle spielt Muttermilch bei der Gehirnentwicklung?

Muttermilch enthält DHA (Docosahexaensäure), eine Omega-3-Fettsäure, die für die Entwicklung des Gehirns und der Augen des Säuglings entscheidend ist. Studien zeigen, dass gestillte Kinder tendenziell höhere IQ-Werte und bessere kognitive Fähigkeiten haben.

8. Ist es sicher, abgepumpte Muttermilch zu verwenden?

Ja, abgepumpte Muttermilch ist eine sichere und praktische Alternative, wenn direktes Stillen nicht möglich ist. Sie sollte jedoch unter hygienischen Bedingungen abgepumpt, richtig gelagert und erhitzt werden, um die Nährstoffqualität zu erhalten.

9. Wie lange sollte ein Baby gestillt werden?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen und das Stillen bis zum Alter von zwei Jahren oder länger, zusammen mit geeigneter Beikost, fortzusetzen.

10. Kann Muttermilch auch zur Behandlung von Krankheiten verwendet werden?

Ja, Muttermilch wird manchmal zur Behandlung von kleinen Verletzungen, Hautausschlägen oder Augeninfektionen verwendet, da sie natürliche antimikrobielle Eigenschaften besitzt. Allerdings sollte dies nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.

Zusammenfassung

Muttermilch ist ein wahres Wundermittel der Natur, das nicht nur das optimale Wachstum und die Entwicklung eines Säuglings fördert, sondern auch seine Immunabwehr stärkt. Sie bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile sowohl für das Baby als auch für die Mutter. Eine gesunde Ernährung und die richtige Handhabung der Muttermilch sind entscheidend, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Stillen ist eine wichtige und natürliche Möglichkeit, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind zu fördern.

Vorteile von Muttermilch für Frühgeborene

Frühgeborene, auch als Frühchen bezeichnet, sind Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Diese Säuglinge haben besondere gesundheitliche Bedürfnisse und sind anfälliger für Komplikationen aufgrund ihrer Unreife. Muttermilch spielt eine entscheidende Rolle in der Versorgung und Genesung von Frühgeborenen und bietet zahlreiche Vorteile, die sowohl kurz- als auch langfristig ihre Gesundheit und Entwicklung unterstützen.

Optimale Nährstoffversorgung

Muttermilch enthält alle notwendigen Nährstoffe in einer Form, die leicht verdaulich und optimal für das Wachstum eines Frühgeborenen ist. Sie ist reich an Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen, die speziell auf die Bedürfnisse eines unreifen Verdauungssystems abgestimmt sind. Diese Nährstoffe unterstützen die Entwicklung von Organen und Geweben, die bei Frühgeborenen noch nicht vollständig ausgereift sind.

Immunologische Vorteile

Frühgeborene haben ein schwächeres Immunsystem und sind anfälliger für Infektionen. Muttermilch ist reich an Antikörpern, Immunzellen und anderen bioaktiven Komponenten, die das Immunsystem stärken und vor Infektionen schützen. Insbesondere das Kolostrum, die erste Milch, die nach der Geburt produziert wird, ist sehr reich an Immunglobulinen, die eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern spielen.

Schutz vor nekrotisierender Enterokolitis (NEK)

Nekrotisierende Enterokolitis (NEK) ist eine schwerwiegende Darmerkrankung, die häufig bei Frühgeborenen auftritt. Studien haben gezeigt, dass Muttermilch das Risiko für die Entwicklung von NEK erheblich reduziert. Die spezifischen Wachstumsfaktoren und immunologischen Komponenten in der Muttermilch fördern das Wachstum und die Reifung der Darmflora und bieten Schutz vor Entzündungen und Infektionen.

Förderung der neurologischen Entwicklung

Muttermilch enthält essentielle Fettsäuren wie DHA (Docosahexaensäure) und ARA (Arachidonsäure), die für die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems entscheidend sind. Frühgeborene, die mit Muttermilch gefüttert werden, zeigen häufig bessere neurologische Entwicklungswerte, einschließlich höherer IQ-Werte und besserer kognitiver Fähigkeiten, im Vergleich zu denen, die mit Säuglingsnahrung gefüttert werden.

Unterstützung der Mutter-Kind-Bindung

Das Stillen fördert die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind, was besonders für Frühgeborene wichtig ist, die möglicherweise längere Zeit im Krankenhaus verbringen müssen. Hautkontakt und Stillen helfen, Stress und Angst bei beiden zu reduzieren und fördern das Wohlbefinden des Babys.

Herausforderungen und Lösungen

Das Stillen von Frühgeborenen kann herausfordernd sein, da diese Babys oft zu schwach sind, um effektiv zu saugen. In solchen Fällen kann das Abpumpen und die Verabreichung der Muttermilch über eine Sonde oder Flasche eine effektive Lösung sein. Unterstützung durch Laktationsberater und medizinisches Fachpersonal kann Müttern helfen, diese Herausforderungen zu meistern und ihre Frühgeborenen bestmöglich zu versorgen.

Fazit

Muttermilch bietet Frühgeborenen zahlreiche gesundheitliche Vorteile, die von der optimalen Nährstoffversorgung bis hin zur Stärkung des Immunsystems reichen. Ihre einzigartige Zusammensetzung und die immensen gesundheitlichen Vorteile machen sie zur besten Wahl für die Ernährung und Pflege von Frühgeborenen. Durch die Förderung des Stillens und die Unterstützung der Mütter kann die Gesundheit und Entwicklung dieser besonders schutzbedürftigen Babys erheblich verbessert werden.

Muttermilch und Langzeitgesundheit des Kindes

Muttermilch ist nicht nur für die unmittelbare Entwicklung und das Wachstum eines Säuglings von Bedeutung, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit eines Kindes. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass gestillte Kinder im Vergleich zu nicht gestillten Kindern verschiedene gesundheitliche Vorteile genießen, die bis ins Erwachsenenalter reichen können.

Reduziertes Risiko für Übergewicht und Adipositas

Ein bemerkenswerter Langzeitvorteil des Stillens ist das geringere Risiko für Übergewicht und Adipositas. Gestillte Kinder haben in der Regel eine bessere Regulation ihres Appetits und eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden. Dies wird auf die spezifischen Hormone und Enzyme in der Muttermilch zurückgeführt, die das Sättigungsgefühl fördern und den Stoffwechsel positiv beeinflussen.

Schutz vor chronischen Erkrankungen

Gestillte Kinder haben ein geringeres Risiko, später im Leben an chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck zu erkranken. Die im frühen Leben durch Muttermilch geförderte gesunde Stoffwechselregulation und Immunabwehr scheinen eine schützende Wirkung gegen diese Krankheiten zu haben.

Verbesserte kognitive Entwicklung

Langfristige Studien haben gezeigt, dass gestillte Kinder oft höhere IQ-Werte und bessere schulische Leistungen aufweisen. Die in der Muttermilch enthaltenen essentiellen Fettsäuren, insbesondere DHA (Docosahexaensäure), sind für die Gehirnentwicklung entscheidend. Diese Nährstoffe unterstützen die neuronale Entwicklung und die Bildung von Synapsen, was zu verbesserten kognitiven Fähigkeiten führt.

Stärkung des Immunsystems'

Die immunologischen Vorteile der Muttermilch sind nicht auf die Säuglingszeit beschränkt. Gestillte Kinder haben im Allgemeinen ein stärkeres Immunsystem und sind weniger anfällig für Infektionen und Krankheiten. Dies kann auf die Übertragung von Immunzellen und Antikörpern durch die Muttermilch zurückgeführt werden, die das Immunsystem des Kindes langfristig stärken.

Geringeres Risiko für Allergien und Asthma

Muttermilch kann das Risiko für die Entwicklung von Allergien, Asthma und anderen atopischen Erkrankungen reduzieren. Die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper und bioaktiven Moleküle helfen, das Immunsystem des Kindes zu modulieren und eine übermäßige Immunantwort auf harmlose Substanzen zu verhindern.

Einfluss auf die Darmgesundheit

Die Darmflora spielt eine entscheidende Rolle für die allgemeine Gesundheit, und die Muttermilch fördert das Wachstum einer gesunden Darmmikrobiota. Die Präbiotika in der Muttermilch unterstützen das Wachstum nützlicher Bakterien, die die Verdauung verbessern, das Immunsystem stärken und Entzündungen reduzieren. Eine gesunde Darmflora im frühen Leben kann das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen und andere Verdauungsprobleme im späteren Leben verringern.

Fazit

Muttermilch bietet weitreichende gesundheitliche Vorteile, die über die Säuglingszeit hinausgehen und die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden eines Kindes fördern. Von der Prävention chronischer Erkrankungen über die Unterstützung der kognitiven Entwicklung bis hin zur Stärkung des Immunsystems - die positiven Auswirkungen des Stillens sind vielfältig und tiefgreifend. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung des Stillens und die Notwendigkeit, Mütter dabei zu unterstützen, ihren Kindern diesen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Sohn, C. et al.: Ultraschall in Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2012

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