Radioimmuntherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Radioimmuntherapie ist eine relativ neue Behandlungsmethode von Krebspatienten. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Behandlungsmethoden wie der Chemotherapie oder der herkömmlichen Strahlentherapie liegt in der hohen Selektivität des Verfahrens. Ziel der Therapie ist es, in der Umgebung der Tumorzellen eine hohe Dosis radioaktiver Strahlung zu erzeugen, welche die Tumorzellen abtötet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Radioimmuntherapie?

Die Radioimmuntherapie ist eine relativ neue Behandlungsmethode von Krebspatienten. Ziel ist es, in der Umgebung der Tumorzellen eine hohe Dosis radioaktiver Strahlung zu erzeugen, welche die Tumorzellen abtötet.

Man verwendet sogenannte konjugierte Radiopharmaka. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus einem Trägermolekül und einem Radioisotop. Bei den Trägermolekülen handelt es sich in der Regel um Antigene oder Peptide.

Diese docken spezifisch an Oberflächenstrukturen der Tumorzellen an, woraufhin das Radioisotop, meist ein Beta-Strahler kurzer Reichweite, die Tumorzelle zerstört.

Der Antikörper muss so strukturiert sein, dass er ausschließlich an Tumorzellen bindet und gesundes Gewebe verschont. Die Kopplung der beiden Komponenten erfolgt über ein Zwischenmolekül.

Funktion, Wirkung & Ziele

Im Falle einer Chemotherapie werden alle sich schnell teilenden Zellen des Körpers angegriffen. Dazu zählen neben den Tumorzellen auch die Schleimhautzellen von Mund, Magen und Darm sowie Zellen der Haarwurzeln. Es kommt somit fast immer zu starken Nebenwirkungen wie Durchfall, Haarausfall, Schleimhauterkrankungen und Blutbildveränderungen.

Eine Bestrahlung des Tumors von außen mittels Röntgenstrahlung, Elektronen- oder Protonenstrahlung schädigt meist auch Teile des umliegenden, gesunden Gewebes. Außerdem ertragen bestimmte Organe jeweils nur eine gewissen Toleranzdosis, die nicht überschritten werde darf. Man verwendet in der Strahlentherapie mittlerweile oftmals mehrere schwache Strahlen, die sich im zu behandelnden Tumor kreuzen und addieren. Doch die Belastung für gesundes Gewebe bleibt in vielen Fällen signifikant.

Im Fall der Radioimmuntherapie spüren die in den Blutkreislauf injizierten Antikörper gezielt die Tumorzellen im gesamten Körper auf. So können die konjugierten Radiopharmaka auch zuvor durch Bildgebung und klinische Untersuchungen unentdeckte Krebsherde im Körper des Patienten ausfindig machen, da über den Blutkreislauf der gesamte Körper abgesucht wird. Die Tumorzellen werden im Körperinneren aus unmittelbarer Nähe bestrahlt und sind folglich einer besonders hohen Strahlendosis ausgesetzt, während gesundes Gewebe verschont bleibt. Da die Radioisotope sich direkt an den Tumorzellen anlagern, braucht man insgesamt eine niedrigere Strahlungsintensität wegen des geringeren Abstandes zur Strahlungsquelle.

Darüber hinaus werden auch Tumorzellen in den benachbarten Lymphknoten, die über Antigene nicht zu erreichen sind, von der Strahlung erreicht. Man bezeichnet dies als „Kreuzfeuereffekt“. Die verwendete radioaktive Substanz zerstrahlt mit einer Halbwertszeit von typischerweise Stunden oder Tagen und wird zu einem großen Teil über die Nieren im Urin ausgeschieden.

In manchen Fällen werden zusätzliche Medikamente und Flüssigkeit verabreicht, um die Nieren zu schützen.

Damit eine Radioimmuntherapie möglich ist, muss zunächst eine Oberflächenstruktur der Tumorzelle ausfindig gemacht werden, die ausschließlich dort vorkommt. Daraufhin muss ein Antigen produziert werden, welches nur an diese Art von Oberflächenstruktur bindet. Das Auffinden solcher spezifischer Oberflächenstrukturen an den jeweiligen Tumorzellen und die Produktion geeigneter Antigene sind die Hauptschwierigkeiten bei der Entwicklung dieser Therapie.

Dies ist für einige Tumorarten, wie das Non-Hodgkin-Lymphom beispielsweise, gelungen. Die Oberflächenstruktur ist in diesem Fall die CD-20 Struktur und bei dem verwendeten Betastrahler handelt es sich um Yttrium. Die Behandlung kann in diesem Fall sogar ambulant erfolgen.

Es gibt vielversprechende Ansätze, die Radioimmuntherapie mit einer Chemotherapie zu kombinieren. Es sind bisher nur sehr wenige Krebsarten bekannt, bei denen eine Radioimmuntherapie erfolgreich Anwendung fand. Die erste und lange Zeit einzige war das Non-Hodgkin-Lymphom. Die Radioimmuntherapie ist eine recht neue Therapie, die erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts regelmäßig zur Krebsbehandlung eingesetzt wird. In vielen vorklinischen und neuerdings auch einigen klinischen Studien hat sie sich, verglichen mit einer Chemotherapie, als effizienter herausgestellt.

Sie ist ein vielversprechendes Konzept für die Zukunft der Tumorbehandlung und weltweit Gegenstand intensiver Forschung. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Erforschung neuer Möglichkeiten bei der Herstellung der Trägermoleküle.


Risiken & Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung ist Übelkeit. Insgesamt sind die zu erwartenden Nebenwirkungen im Vergleich zu Chemotherapie und Bestrahlung für gewöhnlich weniger gravierend.

Quellen

  • Bücheler, E., et al.: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Thieme, Stuttgart 2006
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009
  • Zink, C.: Schering Lexikon Radiologie. AWB Wissenschaftsverlag, Berlin 2005

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