Rainfarn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Heilpflanzen Rainfarn

Er wird heute nur noch in der Homöopathie verwendet, hatte aber in der traditionellen Volksmedizin seinen festen Platz und galt sogar als Mittel zur Abwehr von Dämonen. Der Rainfarn ziert im Spätsommer mit seinen knopfartigen, dunkelgelben Blüten Wegränder, Flussufer, Auen und Geröllhalden.

Vorkommen & Anbau des Rainfarn

Tanacetum vulgare gehört zu den sogenannten Kompasspflanzen, die sich an der Wärmestrahlung der Sonne orientieren und ihre Blätter nach Süden ausrichten.

Der Rainfarn (lat. Tanacetum vulgare) gehört zur Familie der Korbblütler. Die stark wuchernde, krautige Pflanze, die zwischen 60 und 130 cm hoch wird, ist sehr robust und bleibt auch im Winter grün. Ihre dunkelgrünen, gefiederten Blätter und die von Juni bis September kräftig gelb leuchtenden Blütenkörbchen sind unverwechselbar. Ätherische Öle wie Campher, Thujon und Borneol verleihen der Pflanze ihren typischen Duft.

Tanacetum vulgare gehört zu den sogenannten Kompasspflanzen, die sich an der Wärmestrahlung der Sonne orientieren und ihre Blätter nach Süden ausrichten. Sie liebt nährstoffreiche, schwach basische, humose Böden und ist in ganz Eurasien verbreitet. Rainfarn ist potentiell giftig (je nach Art mehr oder weniger) und sollte daher nur mit Bedacht angewendet werden. Die volkstümliche Bezeichnung „Wurmkraut“ zeugt von seiner Bedeutung in der traditionellen Volksmedizin als Mittel gegen Wurmbefall.

Wirkung & Anwendung

Ein Tee aus den Blättern und Blüten des Rainfarns galt noch vor gut 100 Jahren als bewährtes Hausmittel nicht nur gegen Spul- und Madenwürmer. Auch bei Rheumatismus und Blasenleiden, bei Magenkrämpfen und Koliken kam er zum Einsatz. Die Heilige Hildegard erwähnt ihn als Heilmittel gegen Menstruationsbeschwerden und bei Nasenkatarrh. Paracelsus nutzte die Samen der Pflanze als Badezusatz zur Befreiung von Nierengrieß.

Äußerlich als Breiumschlag angewendet, leistete das Kraut gute Dienste bei Gelenkschmerzen, bei stumpfen Verletzungen, Quetschungen, Rheuma und Krampfadern. Bei starken Zahnschmerzen soll ein Mundwasser aus Rainfarn Linderung bringen. Selbst bei Laus- und Flohbefall kochte man früher einen Sud aus Rainfarn und wusch sich damit mehrmals gründlich den Kopf. Zweifel an der Zuverlässigkeit der Wirkung sind in diesem Fall jedoch angebracht. Wegen seines intensiv würzigen Aromas diente der Rainfarn im Mittelalter sogar als Gewürz für Fleischgerichte, Eier- und Süßspeisen. Nach einem germanischen Brauch verzehrte die Jugend zu Ostern Heilbrote, die mit Rainfarn gebacken waren. Sie sollten die Abwehrkräfte stärken. Haupt-Inhaltsstoffe der Pflanze sind ihre ätherischen Öle sowie Bitterstoffe, Inulin und Harze. Den mit bis zu 70 Prozent höchsten Anteil an ätherischen Ölen bildet das hochgiftige Thujon.

Es kann heftige Krämpfe und Zustände bis hin zum Koma verursachen und löst bei Tieren Raserei, verstärkten Speichelfluss und manchmal sogar Epilepsie aus. In größeren Mengen verabreicht, soll Rainfarn Übelkeit, Durchfall und Erbrechen, ja sogar tödliche Vergiftungen bewirken können. Wie viele thujonhaltige Pflanzen, so wurde auch er oft zur gezielten Herbeiführung eines Schwangerschaftsabbruchs benutzt.

Auf der Haut kann Rainfarn Kontaktallergien hervorrufen. Neben dem Hauptwirkstoff Parthenolid zeichnen noch eine ganze Reihe weiterer Inhaltsstoffe hierfür verantwortlich. Für Blumenzüchter und Floristen kann der Umgang mit der Pflanze so zum Problem werden. Wegen ihrer Giftigkeit sollte sie - trotz ihrer vielen positiven Eigenschaften - grundsätzlich nur stark verdünnt, äußerlich oder in Fertigpräparaten angewendet werden.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

In der Homöopathie hat das Mittel Tanacetum vulgare auch heute noch seinen festen Platz. Das Arzneimittelbild beschreibt Symptome wie Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit, Nervosität, Schwindel, Tinnitus, Übelkeit, motorische Unruhezustände und allgemeine Verstimmung. Tanacetum vulgare wirkt günstig bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Selbst bei schweren Entzündungen der Verdauungsorgane und blutigem Durchfall wird es erfolgreich eingesetzt.

Esoterik und alternative Heilmethoden nutzen die psychoaktive, berauschende Wirkung des im Rainfarn enthaltenen ätherischen Öls Thujon für Räucherungen. Das Kraut entwickelt beim Räuchern einen leicht bitteren, erdigen Duft und soll den Geist in höhere Sphären entrücken. Es soll das Selbstbewusstsein stärken, ebenso auch Nerven und Immunsystem. Bei Elektrosmog und Strahlenbelastung aller Art soll es Erleichterung bringen und bei Gewitter die Aufladung der Atmosphäre mildern (es trägt daher auch die Beinamen Donnerkraut beziehungsweise Blitzkraut). Im Mittelalter wurden kleine Kinder in solchen Rainfarn-Rauch gehalten, damit sie sich gesund, lebhaft und kräftig entwickeln. Aber Achtung: Schwangere Frauen sollten von einer Rainfarn-Räucherung unbedingt Abstand nehmen!

Bereits im antiken Ägypten wusste man um die besonderen Wirkungen der Pflanze. Sie wurde zur Einbalsamierung von Mumien benutzt, denn die enthaltenen Gerbsäuren schützen den Körper bis zu einem gewissen Grad vor dem Verwesungs-Prozess. Auch im kolonialen Amerika wurde aus diesem Grund noch Rainfarn in Särge gelegt.

Insekten scheinen den Geruch der Pflanze gar nicht zu mögen - sie halten sich von ihr fern. So pflanzte man früher gezielt Rainfarn in die Äcker, um Kartoffelkäfer zu vertreiben. Eine Studie belegt, dass sich der Käferbefall dadurch tatsächlich um 60 bis 100 Prozent reduzieren ließ. Im Mittelalter hängte man das Kraut an Fenster und Türen, um sich vor Fliegen und Motten zu schützen. Neben ihrer Bedeutung in Medizin und Mythologie findet die Pflanze noch eine sehr praktische Anwendung als Färbemittel: Zusammen mit Alaun als Beizmittel ergeben die Blütenköpfchen des Rainfarns ein kräftiges Dunkelgelb. Für 100 Gramm Wolle benötigt man etwa 400 Gramm frische Blüten.


Das könnte Sie auch interessieren