Schamhaar

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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An Schamhaar denken die meisten seit ein paar Jahrzehnten nur noch in Zusammenhang damit, wie sich dieses am wirkungsvollsten entfernen lässt. Inzwischen gibt es Tendenzen, die eine Umkehr dieses Trends andeuten. Aber unabhängig von Modeerscheinungen stellt sich die Frage, welche Funktion die Schambehaarung ursprünglich hat? Wann entsteht sie und welche Besonderheiten sind beachtenswert?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schamhaar?

Was die Funktion des Schamhaares angeht, gehen die Meinungen auseinander. Einen wirklichen Schutz vor Hitze und Kälte stellen die Schamhaare an dieser Stelle wahrscheinlich schon lange nicht mehr dar.
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Unter Schamhaar versteht man die Behaarung der primären Geschlechtsorgane bei Mann und Frau. Das Wachstum der Schamhaare beginnt bei Mädchen meist circa zwei Jahre früher als bei Jungen, etwa zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr. Zunächst setzt ein spärliches Wachstum weniger gerader Haare ein. Mit der Zeit verstärkt sich der Bewuchs und das Haar beginnt sich meist zu wellen.

Mit zunehmender Reife breiten sich die Haare über den Venushügel bis hin zum Bauchnabel aus. Auch im Bereich des Afters und seitlich an den Oberschenkeln kann Schamhaar wachsen. Bei den Frauen erinnert die Wuchsform meist an ein umgekehrtes Dreieck. Bei den heranwachsenden Männern wächst das Schamhaar eher trapezförmig in Richtung Bauchnabel. Sowohl die Peniswurzel, als auch der Hodensack sind bewachsen.

Ebenso ist, je nach genetischer Veranlagung, das Hautareal rund um den After mehr oder weniger stark bewachsen. Der After selbst besteht aus Schleimhaut, auf der keine Haare wachsen. Neben individuellen Unterschieden lassen sich auch gewisse ethnische Gemeinsamkeiten feststellen. Während das Schamhaar in Großteilen der europäischen Bevölkerung meist lockig oder leicht gekraust wächst, ist es bei den Afrikaner oft sehr stark gekraust. Bei Asiaten und den amerikanischen Ureinwohnern hingegen sind die Schamhaare meist glatt und dichter anliegend.

Anatomie & Aufbau

Schamhaar wird, wie die übrige Körperbehaarung (Achselhaare, Barthaare, Brusthaare, Arm- und Beinhaare), als Terminalhaar bezeichnet. Im Unterschied zum Vellushaar, das flaumartig unseren gesamten Körper bedeckt, beginnt sich das Terminalhaar erst mit Fortschreiten der Pubertät umzuwandeln. Es wird markhaltiger und erhält somit eine kräftigere, bisweilen sogar drahtige Struktur.

Auch die Pigmentierung verändert sich. Häufig sind Schamhaar und die übrige Körperbehaarung dunkler, als Kopfhaar. Bei sehr hellblonden, rötlich- oder schwarzhaarigen Menschen kann es aber durchaus sein, dass das Schamhaar dieselbe Farbe aufweist. Jedes einzelne Schamhaar hat eine relativ begrenzte Lebensdauer und fällt nach ungefähr sechs Monaten aus. Bei einem Längenwachstum von circa 1 cm pro Monat bleibt die Haarpracht, auch ohne Eingriff von außen, recht überschaubar.

Bei den Haaren im Afterbereich spricht man zur genaueren Unterscheidung auch von perianaler Behaarung. Diese, den After umgebende Behaarung (peri = umgebende), kann ein hygienisches Problem darstellen. Wenn sie sehr stark ausgeprägt ist, kann es schwierig werden, diesen Bereich nach dem Stuhlgang hygienisch sauber zu halten.

Funktion & Aufgaben

Was die Funktion des Schamhaares angeht, gehen die Meinungen auseinander. Einen wirklichen Schutz vor Hitze und Kälte stellen die Schamhaare an dieser Stelle wahrscheinlich schon lange nicht mehr dar. Wobei dies bei unseren unbekleideten Vorfahren durchaus anders gewesen sein mag, aber diese hatten insgesamt deutlich mehr Körperbehaarung.

Auch eine Art Pufferfunktion, die beim Geschlechtsverkehr von Nutzen sein soll, ist eher fragwürdig. Plausibler scheint es, dass die Haare im Intimbereich dazu dienen, die Sexualduftstoffe, zu verstärken. Selbst wenn wir viel dafür tun, möglichst wenig Körpergeruch auszuströmen, scheint diesen Pheromonen eine nicht unerhebliche Bedeutung bei der Partnerwahl zu zukommen.

Die Tatsache, dass es über die Haare zu einer verstärkten Berührungssensibilität der Haut kommt, lassen Schamhaar im Bereich der Sexualorgane als sehr sinnvoll erscheinen. Die durch den Haarwuchs erhöhte Empfindsamkeit kann auch einen Schutz vor Parasiten, wie Läusen, oder Zecken darstellen, deren Eindringen dadurch leichter bemerkt wird. Ganz sicher ist aber, dass Schamhaare ein eindeutiges Erkennungsmerkmal für die Geschlechtsreife und Fortpflanzungsfähigkeit darstellen.


Krankheiten & Beschwerden

Wie an allen Stellen des Körpers, an denen Haare wachsen, besteht auch im Bereich des Schamhaares die Gefahr einer Haarbalg beziehungsweise Haarwurzelentzündung oder der Entstehung von Furunkeln. Auslöser für diese Entzündungen ist meist das Bakterium Staphylococcus aureus, das Bestandteil der gesunden Hautflora ist.

Probleme verursacht daher weniger das Bakterium selbst, als vielmehr dessen toxische Stoffwechselprodukte. Doch auch andere Bakterien können diese Entzündungen auslösen. Durch kleine Verletzungen, die bei der Rasur entstehen können, gelingt es den Bakterien in die Haut einzudringen und dort für Irritationen zu sorgen. Neben diesen winzigen Unruhestiftern, kann es aber auch zum gefürchteten Befall mit deutlich größeren Parasiten kommen. Für Filzläuse ist Schamhaar der ideale Lebensraum und deshalb legen sie an den Haaren auch ihre Eier ab.

Doch auch, wenn man sich von den Schamhaaren trennt, kann es Komplikationen geben. Die harmloseste ist dabei eine gereizte Haut nach der Anwendung von Enthaarungscreme, nach dem Rasieren, Epilieren oder Wachsen. Dieses Problem löst sich meist von alleine, oder nach dem Auftragen einer hautberuhigenden Lotion. Etwas unangenehmer sind eingewachsene Haare, die sich auch schnell schmerzhaft entzünden können.

Auch die Schamhaare selbst können Schwierigkeiten machen. Wenn die Haarstruktur sehr drahtig ist, kann die empfindliche Haut im Schambereich entsprechend beeinträchtigt werden. Ein anderes gelagertes Problem kann der Verlust der Schamhaare darstellen. Dieser partielle Haarausfall kann mit dem Einsetzten der Wechseljahre einhergehen. Mit dem Älterwerden verliert Schamhaar zudem seine natürliche Pigmentierung und wird grau oder weiß.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Raab, W.: Haarerkrankungen in der dermatologischen Praxis. Springer, Heidelberg 2012

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