Schimmelpilzallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Schimmelpilzallergie ist eine allergische Reaktion auf Sporen der Schimmelpilze. Zumeist treten diese Schimmelpilze in feuchten Wohnungen oder Häusern auf, sie können aber auch in alten Lebensmitteln oder Textilien (z.B. Gardinen) vorhanden sein. Eine erfolgreiche Behandlung gegen diese Form der Allergie ist nur möglich, wenn der Wohnraum komplett saniert und vom Schimmelpilz befreit wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schimmelpilzallergie?

Der Pricktest ist ein Allergietest, um z.B. allergische Reaktion gegenüber Pollen oder Tierhaaren zu prüfen. Hierbei werden mögliche allergische Substanzen auf die Haut aufgetropft und diese anschließend mit einer Lanzette leicht angestochen. Nach 20 Minuten werden die Hautrötung und die Quaddelgröße beurteilt.

Die Schimmelpilzallergie gehört zum Wirkungskreis der Hausstauballergie und kann einer ihrer Auslöser sein. Es liegt eine allergische Reaktion des Menschen auf die Sporen von Schimmelpilzen vor, die es nahezu in jedem Haushalt in geringer Menge gibt.

Die Schimmelpilzallergie kommt allerdings nur dann zustande, wenn in der Wohnung ausreichend Schimmel vorhanden ist und das Immunsystem des Menschen darauf sensibilisiert ist.

Ursachen

Eine Schimmelpilzallergie setzt voraus, dass der Patient über längere Zeit Schimmelpilzen ausgesetzt ist. Die häufigsten Arten sind Aspergillus, Alternaria und Cladosporium. Feuchte Wohnungen mit schlechter Isolierung oder längerfristigen Schimmelproblemen sind besonders gefährlich. Wenn der Patient den Schimmelpilzsporen für längere Zeit ausgesetzt ist, kann sich eine Sensibilisierung des Immunsystems gegen die Sporen ergeben und es treten typische allergene Symptome aus.

Laufende Nasen und häufiges Niesen sowie gerötete Schleimhäute gehören zu den häufigsten Symptomen, in besonders schweren Fällen treten sogar asthmatische Anfälle auf, die zur Einweisung ins Krankenhaus führen. Die Schimmelpilzallergie kann allerdings auch schon von Geburt an vorhanden sein und sich zeigen, sobald sich in einem Gebäude ernsthafte Probleme durch Schimmel zeigen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Viele Menschen leiden durch unerkannte Schimmelbelastungen an den Symptomen einer Schimmelpilzallergie. Da es sich um relativ häufig vorkommende und unspezifische Symptome wie tränende, brennende oder juckende oder brennende Augen, häufigen Niesreiz, eine verstopfte Nase, chronischen Fließschnupfen und Hustenreiz handeln kann, werden diese Symptome oft nicht richtig gedeutet. Das kann auf Dauer weitere Beschwerden wie asthmaähnliches Pfeifen beim Husten oder verstopfte Nebenhöhlen nach sich ziehen.

Das Auftreten der Symptome ist von der Schimmelart abhängig, auf die die Betroffenen reagieren. Sind erst einmal Schimmelquellen in den Wohnräumen zu finden, ist es schwer, diese vollständig zu entfernen. Bei allergischen Reaktionen auf die Schimmelsporen haben die Betroffenen meist saisonal oder ganzjährig bedingte Beschwerden - vor allem in der kalten Jahreszeit, in der der Schimmel sich unbemerkt verbreitet. Die allergische Reaktion wird durch in der Luft befindliche Schimmelsporen verursacht.

Neben Symptomen am Atemtrakt und im Gesicht können bei einer Schimmelallergie auch schimmelbedingte Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auftreten. Diese werden durch mit Schimmelpilzen belastete oder fermentierte Lebensmittel ausgelöst. Schimmelallergiker müssen Lebensmittel meiden, die mit Starterkulturen und Veredlern hergestellt wurden oder mithilfe von Stoffwechselprodukten des Schimmelpilzes produziert wurden.

Bei schweren Fällen einer Schimmelallergie kann es zu Nesselfieber, allergischem Asthma, Migräne-Anfällen oder im Extremfall zu einem anaphylaktischen Schock kommen.

Krankheitsverlauf

Bei einer Schimmelpilzallergie kommt es bereits kurz nach dem Kontakt mit Schimmelpilzsporen zu ersten Symptomen, die gleichbleibend sind und sich höchstens noch dadurch verschlechtern können, dass der Patient mit weiteren Sporen in Berührung kommt. Die Symptome der Krankheit zeigen sich innerhalb der ersten Sekunden oder Minuten nach dem Kontakt dort, wo er stattgefunden hat. Da die Pilzsporen in der Regel durch die Luft getragen werden, macht sich die Schimmelpilzallergie unmittelbar bemerkbar durch Fließschnupfen, Niesen, Atemnot oder asthmatische Anfälle.

Die Abfolge dieser Symptome kann sich steigern: Zunächst zeigen sich nur die leichtesten Anzeichen, doch je länger der Kontakt andauert, desto schwerer werden sie. Die Heftigkeit der Symptome hängt einerseits von der Menge an Sporen ab, denen der Patient ausgesetzt ist, andererseits aber auch der Zeitspanne, über die sich die Kontaminierung des Wohnraums mit gefährlichen Schimmelpilzen bereits erstreckt.

Bei einigen Patienten zeigen sich auch Rötungen der Haut, die jucken oder schmerzen können, wenn die Haut mit den Schimmelpilzsporen in Berührung kommt. Die Schimmelpilzallergie ist nicht die einzige Erkrankung, die sich durch Schimmelpilzen ergeben kann - mit der Zeit können aus Symptomen chronische Zustände entstehen.

Komplikationen

Eine Schimmelpilzallergie birgt ein erhebliches Risiko für verschiedene Komplikationen. Dies gilt besonders dann, wenn die Allergenbelastung von Dauer ist und keine frühzeitige Therapie erfolgt. So ist es möglich, dass es zu einem sogenannten Etagenwechsel kommt und sich die Beschwerden von den oberen zu den unteren Atemwegen verlagern. Die Folge davon ist allergisches Asthma.

Vor allem das Atemsystem der betroffenen Personen leidet häufig unter einer Schimmelpilzallergie. Dabei drohen durch die Erkrankung Folgeerscheinungen wie allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis), Asthma bronchiale (Typ-I-Allergie), eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) sowie eine zeitgleiche Entzündung von Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlenschleimhaut, die Mediziner als Rhinosinusitis bezeichnen.

Ebenfalls möglich ist eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA), die von Schimmelpilzen verursacht wird, die der Schlauchpilz-Gattung Aspergillus entstammen. Ferner können die Atemwege durch eine Tracheitis allergica in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei handelt es sich um eine Luftröhrenentzündung, in deren Rahmen es zu starken Hustenanfällen kommt.

Folgeerkrankungen durch eine Schimmelpilzallergie sind zudem an Haut und Unterhaut möglich. Dazu gehören Nesselfieber (Urtikaria), das mit ödematosen Effloreszenzen einhergeht, sowie ein allergisches Ekzem, bei dem sich die Haut entzündlich verändert.

Weitere denkbare Komplikationen einer Schimmelpilzallergie sind eine allergische Gastroenteritis, die sich an einem Blähbauch (Meteorismus) und Durchfall bemerkbar macht, sowie einer anaphylaktische Reaktion. Als besonders gefährdet für Schimmelpilz-Folgeerkrankungen gelten Menschen, die unter einer Immunschwäche wie AIDS leiden oder Immunsuppressiva einnehmen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, deren häuslicher oder beruflicher Bereich von Schimmel befallen ist, sollten ihre Gesundheit bei einem Arzt kontrollieren lassen. Bei einer starken Schimmelbildung ist grundsätzlich eine Abklärung der Gesundheit anzuraten, damit sich keine Langzeitfolgen oder Beeinträchtigungen entwickeln. Bei einem Niesreiz, einer verstopfen Nase oder Unregelmäßigkeiten der Atmung, wird eine Ursachenforschung der Beschwerden benötigt. Kommt es zu einer Zunahme der Beschwerden oder halten sie über mehrere Wochen unvermindert an, besteht Handlungsbedarf.

Geräusche während der Atemtätigkeit, Kopfschmerzen oder Migräne sind weitere Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Ein Arztbesuch ist anzuraten, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird. Rötungen der Augen, Juckreiz oder ein allgemeines Krankheitsgefühl sind untersuchen und behandeln zu lassen. In besonders schweren Fällen wird ein Rettungsdienst benötigt.

Kommt es zu einem anaphylaktischen Schock, sind ein Notarzt zu alarmieren und Maßnahmen der Ersten Hilfe anzuwenden. Bei einigen Patienten kann sich innerhalb kurzer Zeit eine starke Zunahme der Beschwerden entwickeln. Dies ist als Warnsignal des Organismus zu verstehen und erfordert ein sofortiges Handeln. Starke Schwellungen, Atemnot oder Störungen des Bewusstseins müssen schnellstmöglich ärztlich versorgt werden.

Betroffene, die an einer schleichenden Zunahme der Beschwerden leiden, sollten einen Arzt konsultieren, sobald sie eine Abnahme ihrer Leistungsfähigkeit erleben. Schlafstörungen oder ein allgemeines Unwohlsein sind ebenfalls einem Arzt vorzustellen.

Behandlung & Therapie

Die einzig richtige und sinnvolle Behandlung der Schimmelpilzallergie besteht darin, den Wohnraum des Patienten schimmelfrei zu halten. Vorher muss allerdings noch diagnostiziert werden, ob es sich tatsächlich um eine Schimmelpilzallergie handelt - dies geschieht durch einen Allergietest, der beim Hausarzt durchgeführt werden kann. Anschließend muss im Wohnraum die Schimmelquelle lokalisiert und entfernt werden.

Gelegentlich sind es feuchte Wände oder Fensterfugen, manchmal geht die Allergie auch mit dem Lebensstil des Patienten einher. Zimmerpflanzen sind beispielsweise für eine Schimmelpilzallergie nicht förderlich, da die Erde gelegentlich anschimmeln kann. Küchenabfälle sollten von Patienten mit Schimmelpilzallergie niemals liegen gelassen werden, denn auch das begünstigt das Auftreten allergener Symptome.

Um dem Auftreten der Allergie auch künftig entgegenzuwirken, muss die Behandlung und Vorbeugung vor allem in der sachgemäßen Reinigung des Kühlschranks und aller anderen Teile der Einrichtung bestehen, in denen sich Schimmel entwickeln kann.

Nachsorge

Die Schimmelpilzallergie ist eine Erkrankung, bei der Nachsorge und Vorbeugung Hand in Hand verlaufen. Die Nachsorge kann mit dem Allergologen, aber auch mit dem Hausarzt abgesprochen werden. Wichtig ist, die Konfrontation mit dem Allergen bewusst zu vermeiden. Hierfür gibt es unterschiedliche Maßnahmen.

In Wohnung kann Schimmelbildung durch konsequentes Lüften häufig vorgebeugt werden. Dies ist vor allem für Feuchträume wie das Badezimmer, aber auch für das Schlafzimmer im Hinblick auf einen entspannten und gesunden Schlaf bedeutsam.

Doch auch Nahrungsmittel mit Schimmel sind von Allergikern unbedingt zu vermeiden. Hier ist darauf zu achten, dass Obst mit hohem Feuchtigkeitsgehalt (zum Beispiel Weintrauben) besonders zur Schimmelbildung neigt und dieser nicht immer gleich offensichtlich erkannt werden kann. Lebensmittel sollten daher trocken gelagert und vor Verzehr sorgfältig gewaschen werden.

Schimmelpilzallergiker brauchen frische Luft, damit sich die gestresste Lunge und die Bronchien wieder nachhaltig regenerieren können. Spaziergänge sind hier besonders hilfreich. Der Aufenthalt im Hochgebirge oder an der See im Urlaub kann die Regeneration in diesem Zuammenhang besonders unterstützen.

In die Nachsorge kann auch ein Kuraufenthalt speziell für Bedürfnisse von Allergikern eingebaut werden. Atemübungen können die Nachsorge ergänzen. Diese werden in der Krankengymnastik erlernt und zu Hause im Alltag weitergeübt. Pranayama, die Atemübungen aus dem Yoga, dienen der Erholung ebenfalls.


Das können Sie selbst tun

Die Schimmelpilzallergie bietet gleich zwei Ansatzpunkte im Hinblick auf die Selbsthilfe im Alltag: zum einen im Bereich der gezielten Vorbeugung, zum anderem auf dem Gebiet des akuten Erkrankungsbildes. Beides wird im Folgenden angesprochen.

Die Vorbeugung besteht darin, dem Schimmel möglichst wenig Ausbreitungsmöglichkeit zu geben. Dazu gehört das Lüften der Wohnung, das unbedingt regelmäßig erfolgen soll. Dies ist insbesondere dann sehr wichtig, wenn es sich um sehr feuchte Räume handelt. Zudem ist stehendes Wasser, zum Beispiel auf Fliesen im Badezimmer oder auf Fensterbänken zu vermeiden. Schimmelverdacht in der Wohnung ist vom Experten möglichst frühzeitig zu erkennen beziehungsweise auszuschließen.

Im akuten Anfall verhält es sich wie bei vielen anderen Allergien auch. Juckende Augen können mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Für den oftmals einsetzenden Fließschnupfen ist der Gang an die frische Luft und damit das Meiden der Allergene oft hilfreich. Dies gilt auch für asthmatischen Husten, der auf dem Boden einer Allergie gegen Schimmelpilze entstehen kann. In Rücksprache mit dem behandelnden Arzt können auch homöopathische Medikamente eingesetzt werden. Globuli oder Schüsslersalze bieten sich hier an. Ausreichendes Trinken ist zudem wichtig, damit das Sekret, das der Körper gegen die Allergie bildet, rasch abfließen kann. Mit Schimmelpilz verunreinigte Textilien sind bei hohen Temperaturen zu waschen.

Quellen

  • Reichl, F.-X.: Taschenatlas der Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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