Allergietest
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Allergietest dient dem Aufspüren von Allergenen, die ein Lebewesen krank machen können. Ein Allergietest kommt immer dann zum Einsatz, wenn Verdacht auf eine Allergie besteht. Meist kann ein Allergietest beim Hausarzt durchgeführt werden.
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Was ist ein Allergietest?
Von einer Allergie ist dann die Rede, wenn ein Körper in besonderem Maße auf in der Regel ungefährliche Stoffe (Tierhaare, Blütenpollen) mit Augenjucken, Schnupfen, Atemnot oder gar Kreislaufzusammenbruch reagiert.
Laut Schätzungen leben in Deutschland etwa 25 Millionen Allergiker - Tendenz steigend. Deshalb gehört zu den Grundausstattungen bei Hautärzten, Pneumologen und Allergologen immer auch ein Allergietest dazu. Mit einem Allergietest werden schnell und sicher die Reaktionen des Körpers bestimmt.
Sind bereits Symptome einer Allergie vorhanden, sichert der Allergietest die Diagnose ab. Fehlen (noch) die Symptome, wird geklärt: Reagiert der Betreffende bereits auf ein oder mehrere bestimmte Allergene sensibel?
Geschichte & Entwicklung
Die Entdeckung und Entwicklung von Allergietests geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als das Verständnis von Allergien als immunologische Reaktion begann. Der Begriff "Allergie" wurde 1906 vom österreichischen Kinderarzt Clemens von Pirquet geprägt, der erkannte, dass der Körper auf bestimmte Stoffe überempfindlich reagiert. Dies legte den Grundstein für die Erforschung von Allergien und deren Diagnose.
Der erste praktische Hauttest zur Diagnose von Allergien wurde Ende der 1920er Jahre von den britischen Ärzten Charles Blackley und Noon entwickelt. Sie führten den Prick-Test ein, bei dem kleine Mengen eines Allergens auf die Haut aufgetragen und dann mit einer Nadel leicht eingestochen werden. Dieser Test zeigte auf, ob der Körper lokal auf das Allergen reagierte, indem Quaddeln oder Rötungen auftraten.
In den 1960er Jahren wurden Allergietests weiter verfeinert, insbesondere durch die Entdeckung von Immunglobulin E (IgE) durch Kimishige und Teruko Ishizaka. Die Identifizierung von IgE, das bei allergischen Reaktionen eine Schlüsselrolle spielt, führte zur Entwicklung von Bluttests, die IgE-Antikörper im Blut messen. Dies ermöglichte eine genauere Diagnose von Allergien, insbesondere für Menschen, bei denen Hauttests nicht durchführbar waren.
Heute gibt es verschiedene Methoden zur Allergietestung, darunter Patch-Tests und RAST (Radio-Allergo-Sorbent-Test), die alle auf den Erkenntnissen der frühen Allergieforschung basieren.
Einsatz & Indikation
Ein Allergietest wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine allergische Reaktion besteht und die genaue Ursache ermittelt werden soll. Typische Symptome, die auf eine Allergie hindeuten, sind Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, laufende Nase, Husten, Atembeschwerden oder Schwellungen. Diese Symptome können durch verschiedene Auslöser wie Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Nahrungsmittel oder Medikamente verursacht werden. Ein Allergietest ist notwendig, um herauszufinden, welches spezifische Allergen die Reaktion auslöst, damit gezielte Maßnahmen zur Vermeidung und Behandlung ergriffen werden können.
Allergietests sind auch dann sinnvoll, wenn eine Person wiederkehrende, aber unklare Beschwerden hat, die möglicherweise durch Allergien verursacht werden. Dies gilt insbesondere bei chronischen Beschwerden, wie etwa bei Heuschnupfen, Asthma oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis.
Zusätzlich werden Allergietests durchgeführt, bevor eine Desensibilisierungstherapie (Hyposensibilisierung) begonnen wird. Dabei wird der Patient schrittweise an das Allergen gewöhnt, um die Reaktionsbereitschaft des Immunsystems zu verringern.
Ein Allergietest ist auch notwendig, wenn eine Person auf bestimmte Lebensmittel oder Medikamente überempfindlich reagiert und eine genaue Diagnose erforderlich ist, um lebensbedrohliche allergische Reaktionen wie Anaphylaxie zu verhindern. In solchen Fällen kann ein schneller und genauer Test helfen, die auslösende Substanz zu identifizieren.
Vorteile & Nutzen
Ein Allergietest bietet eine gezielte und präzise Diagnose, um herauszufinden, welche spezifischen Allergene eine allergische Reaktion auslösen. Im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden, die oft auf allgemeine Symptome abzielen, ermöglicht ein Allergietest eine individuelle Anpassung der Behandlung. Dies führt dazu, dass Patienten spezifische Auslöser vermeiden können, was die Lebensqualität erheblich verbessert.
Ein weiterer Vorteil ist die Vermeidung unnötiger Medikamente. Anstatt Symptome mit unspezifischen Medikamenten zu behandeln, kann ein Allergietest genau bestimmen, welche Substanzen gemieden werden sollten. Dies reduziert den Bedarf an Antihistaminika oder Kortikosteroiden und senkt das Risiko von Nebenwirkungen.
Ein Allergietest ermöglicht auch eine fundierte Grundlage für eine Desensibilisierungstherapie (Hyposensibilisierung), bei der der Patient gezielt an das Allergen gewöhnt wird. Ohne die genaue Identifikation des Auslösers wäre diese Form der Behandlung nicht möglich.
Zudem bietet der Test eine klare Abgrenzung zwischen allergischen und nicht-allergischen Reaktionen, was in vielen Fällen wichtig ist, um andere Ursachen von Symptomen wie Infektionen oder Hautkrankheiten auszuschließen. Durch die Bestätigung einer Allergie können unnötige weitere diagnostische Verfahren vermieden werden.
Funktion, Wirkung, Anwendung & Ziel
Einen Allergietest können nur erfahrene Spezialisten korrekt durchführen und auswerten. Aus diesem Grunde sollte der Besuch zum Facharzt Pflicht sein, wenn jemand glaubt, an einer Allergie zu leiden. Es gibt verschiedene Arten, einen Allergietest durchzuführen. Am häufigsten kommt der Pricktest zur Anwendung. Mit diesem Allergietest lässt sich innerhalb weniger Minuten ablesen, ob der Untersuchte an einer Allergie leidet.
Zuerst wird die Haut am Unterarm minimal eingeritzt. Danach wird die allergene Substanz auf die Haut getropft. Liegt eine Allergie vor, bildet sich auf der Haut innerhalb weniger Minuten eine juckende Quaddel. Bei einem anderen Allergietest wird die allergene Substanz unter die Haut gespritzt. Dieser Allergietest birgt jedoch die Gefahr einer schweren allergischen Reaktion in sich und wird nur noch selten eingesetzt.
Möglich ist auch ein inhalativer Allergietest. Hierbei wird die unter Verdacht stehende Substanz unter ärztlicher Aufsicht eingeatmet. Möglich ist auch ein Allergietest über die Nase. Manche Allergietests ermitteln über eine Blutprobe auch die Entzündungswerte bzw. Antikörper im Blut. Das Risiko für Nebenwirkungen ist hier gleich Null. Weiterhin gilt dieses Testverfahren auch als das aussagekräftigste, wenn es um das Bestimmen oder Ausschließen einer Allergie geht. Allerdings kann der Bluttest nicht immer den Allergietest unmittelbar am Körper des Patienten ausschließen.
Dies scheint sich auch um eine Kostenfrage zu handeln. Der früher häufig am Rücken verwendete Epicutantest ist inzwischen weniger gebräuchlich. Er führte oft zu falsch positiven Reaktionen. Fällt ein Allergietest negativ aus, leidet die untersuchte Person höchstwahrscheinlich unter keiner Allergie. Ist der Allergietest positiv, wird zusammen mit dem Arzt über das weitere Vorgehen (Medikamentengabe, Hyposensibilisierung) entschieden. Ein rechtzeitig durchgeführter Allergietest kann also helfen, die Therapie so früh wie möglich zu beginnen.
Oftmals kann dadurch Schlimmeres (z.B. Asthma) verhindert werden. Manchmal muss ein Allergietest auch wiederholt werden, wenn das Ergebnis nicht eindeutig ist. Vor einem Allergietest ist es sehr wichtig, dass eine Woche lang keine Antihistaminika eingenommen wurden. Diese Medikamente würden eine etwaige allergische Reaktion drosseln. Der Allergietest wäre dann nutzlos.
Durchführung & Ablauf
Ein Allergietest beginnt in der Regel mit einem Gespräch zwischen dem Patienten und dem Arzt, um die Symptome und potenziellen Auslöser zu besprechen. Darauf basierend wird der Arzt entscheiden, welcher Testtyp am besten geeignet ist. Es gibt mehrere Arten von Allergietests, darunter Hauttests, Bluttests und Provokationstests.
Der Hauttest (Prick-Test) ist die häufigste Methode. Hierbei werden kleine Tropfen verschiedener potenzieller Allergene auf die Haut, meist am Unterarm, aufgetragen. Anschließend wird die Haut mit einer feinen Nadel leicht angeritzt, damit das Allergen in die Haut eindringen kann. Nach 15 bis 20 Minuten wird die Haut auf Reaktionen untersucht. Bilden sich Rötungen oder Quaddeln, ist dies ein Hinweis auf eine Allergie gegen das jeweilige Allergen.
Bei einem Bluttest wird eine Blutprobe entnommen, um den Gehalt an Immunglobulin E (IgE)-Antikörpern zu messen. Ein erhöhter IgE-Spiegel kann auf eine allergische Reaktion hinweisen. Dieser Test ist besonders nützlich, wenn ein Hauttest nicht durchgeführt werden kann, zum Beispiel bei Hauterkrankungen.
Der Provokationstest wird angewendet, wenn die Diagnose noch unsicher ist. Dabei wird das Allergen direkt auf die Schleimhäute, z. B. in die Nase oder auf die Bronchien, aufgetragen, um eine Reaktion auszulösen. Dieser Test wird nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, da das Risiko einer schweren Reaktion besteht.
Gefahren & Risiken
Die Durchführung eines Allergietestes gilt als sicher. In der Regel birgt ein Allergietest keine Gefahren in sich. In der Umgebung eines Arztes durchgeführt, steht bei einem Allergietest auch stets eine Notfall-Ausrüstung parat. Dennoch besteht die geringe Wahrscheinlichkeit, dass der Betroffene einen lebensbedrohlichen Schock erleidet. Hier muss sofort gehandelt und der Notarzt gerufen werden.
Gefährlich wird es auch, wenn über einen Allergietest eine Nahrungsmittelallergie diagnostiziert werden soll. Das allergene Nahrungsmittel kann verspätete Reaktionen auslösen. Zu diesem Zeitpunkt kann sich der Patient jedoch bereits wieder außerhalb der Praxis befinden. Aus diesem Grunde werden Nahrungsmittel-Provokationen möglichst in der Klinik durchgeführt.
Ein Fall für die Klinik ist auch ein Allergietest, der eine Medikamentenunverträglichkeit herausfiltern soll. Eine sehr häufige Nebenwirkung bei einem Allergietest ist der Kreislaufkollaps. Schuld daran ist jedoch nicht die allergieauslösende Substanz. Anspannung und psychischer Stress sind meist die Auslöser.
Ferner steht der Pricktest als Allergietest im Verruf, durch das Einritzen der Haut eine Allergie überhaupt erst zu provozieren. Die Wissenschaftler jedoch widersprechen und meinen: Ein Allergietest soll schließlich die Krankheit aufspüren und nicht selbst krank machen.
Alternativen
Wenn ein klassischer Allergietest nicht möglich ist, etwa aufgrund von Hauterkrankungen oder Medikamenteneinnahme, die das Testergebnis verfälschen könnten, gibt es alternative Verfahren zur Diagnostik von Allergien. Eine gängige Alternative zum Hauttest ist der Bluttest, bei dem das Blut auf Immunglobulin E (IgE)-Antikörper untersucht wird. Der Vorteil eines Bluttests ist, dass er unabhängig vom Hautzustand durchgeführt werden kann und keine direkte Allergenexposition erforderlich ist. Dies macht ihn besonders geeignet für Menschen mit schweren Hautproblemen oder Patienten, die Antihistaminika einnehmen.
Ein weiteres Verfahren ist der Patch-Test (Epikutantest), der häufig bei Kontaktallergien angewendet wird. Dabei werden Pflaster mit verschiedenen Allergenen auf den Rücken aufgeklebt, die 48 Stunden lang auf der Haut verbleiben. Anschließend wird die Reaktion auf der Haut überprüft, was Hinweise auf eine allergische Reaktion durch Hautkontakt gibt.
Eine zusätzliche Möglichkeit sind Provokationstests, bei denen das Allergen in geringen Dosen direkt auf Schleimhäute oder in den Bronchien aufgetragen wird. Dies wird meist bei Verdacht auf Atemwegs- oder Nahrungsmittelallergien gemacht, jedoch nur unter strenger ärztlicher Aufsicht, da das Risiko einer schweren allergischen Reaktion besteht.
In manchen Fällen wird eine eliminationsbasierte Diagnose genutzt, insbesondere bei Nahrungsmittelallergien. Dabei werden potenziell allergieauslösende Lebensmittel schrittweise aus der Ernährung entfernt, um zu beobachten, ob sich die Symptome verbessern.
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Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2012
- Qiu, J., et al.: Complementary and Alternative Treatment for Allergic Conditions. Primary Care, Vol. 43, Iss. 3, pp. 519-26 (September 2016)
- Trautmann, A., et al.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013